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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 125-149 (2. Juni 1902 - 30. Juni 1902)
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b'vftes Blatt.

44. JBrgang

146

Mncrstiig, 26. Jnni 1902.

Erscheinttäglich Sonntags ansgenommen. Preis mit Familienblättcrn monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstcllen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-

zogcn vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

Anzeigcnprcis: L0 Pfg. für die Ispaltige Pctitzeilc oder deren Raum. Neklamezeile 40 Pfg. Für hicsige Geschüfts- und Privatanzeigen ermötzigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bcstimmt
vorgeschriebenen Tagen wird kcinc Vcrantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnscratc aus den Plakottafcln der Heidelberger Zeitung und den städt. Anfchlagstellen. Fcrnsprech-Anschlnß Nr. 82

Iie vertagte Krönungsfcier in <London.

London, 25. Iuni. Es wird jeyt offenbar, datz
der K önig in der Besorgnio, seinen Unterthanen keine
Enttäuschnng zu bereiten, dcn Entschtutz, das Urönungs-
Programm durchzusühren, erst ansgegeben hat, alo die
physischc Unniöglichkeit dazu sich herauostellte. Er hatte
sich vorher bestimmt geweigert, zuzugeben, datz er irgend-
wie ei-nstlichi unwohl sei. Er trug, die «chnierzen, die
er ertragen haben mutz, init lächelndcr Bliene. Ain Mon-
tag Nbend nahm der König nicht an dem ofsiziellen Diner
im Palaste teil.

Eine heute Nacht uin 1 Uhr 15 Minulen aus dein
Buckingham-Palaste telephonisch mitgeteilte hlachricht be-
sagt, der K önig besinde sich so wohl, wie man erwarten
könne und alles verlaufe höchst befriedigend. Tiese Mit-
teilung und mchr noch dao Bulletin von 11 Uhr 35 Min.
gestern Abend schaffen dic Thatsache nicht aus der Welt,
datz der König immer noch in Lebensgesah r ist.
Die Anschaunng hcrrscht auch im Volke, daß der König
sich nicht hättc vor der Krönnng operieren lassen, wenn
nicht von der sosortigcn Opcration sein Leben abgehangen
hälte. Der „Times" zufolge machten sich die .Krankheits-
symptome am Plontag Abend slark bemerkbar, aber dem
Könige war es sebr darum zu thun, daß die Operation
bis nach der Krönung verschoben wiirde. Diensrag Mor-
gen wurde es iedoch klar, das; dies nicht anging, denn eine
Plötzliche Häufung von Symptomen zeigte, datz ein Ab-
szetz von crheblickier Grötze vorhanden sein müsse, der,
wenn er aufbreche, das Leben des Königs in die größte
Gesahr gebracht hätte. Es heitzt, daß ein Einschnitt in
der Leistengegend gemacht nnd daß vier Zoll weit auf-
wärts nnt einer Biegung nach autzen zu operiert worden
isl. Ein grotzer Mszetz wurde aufgeschnitten nnd viel
Materie daraus entfernt. Ob noch andere gefährliche
Bildungen entsernt sind, weiß man nicht. Die Aerztc
Pflegen oft erst die Ursache einer immittelbaren Gesahr
zu beseitigen und eine radikalcre Knr aus eine späters
Zeit zu verschieben. Nach eincr solchen Operation kann
dcr König sich während der nächsten drei Monate keinen
beionderen Anstrengnngen unterziehen. Er hat, der
„Central News" zusolge, eine gute Nacht gehabt. Jni
Buckingham-Palaste war nachts alles rnhig und es sind
in der Nacht keine Telegramme an auswärtige regierende
Hänser geschickt lvorden.

London, 25. Juni. Ter „Preß Association" znfolge
wird morgens kein eigencr Krankheitsbericht vcröffentlicht.
König Ednard hatte eine gute Nacht: Verwicklnngen sind
nicht cingetrctcn. Dcrsclben Quelle wird iiber dic Operation
des Königs berichtet: Ein Einschnitt, der fast vicr Zoll
lang war, wnrde in der Lcistengegend gemacht und auf-
wärts in schräger Richtung nach außen. Nachdein ein
Teil, dcr dic Verstopsnng verursachte, h cr au s g es ch n itten
war, wurde das Röhrensystem angewcndet, um die Ein-
gewcidc dcr Lanzette zugänglich zn niachcn. Tie Operation
wurde ohne bcsondcrc Verwickelungen vollzogcn.

L o n d o n, 25. Juni. Ein B u l l e t i n, das heute
lOsü Uhr vormittags anSgegeben wurde, lautet: Der
K ö n i g war sehr nnruhig und schlaflos während deS >
ersten Teils der Nacht. Er hatte aber etwas Schlaf nach
1 Ubr morgens. Der König ist frei von Schmerz. Kein ^
iingünstiges Symptom ist ausgetreten, imd wenn alle

Umstände erwogen werden, kaun man sagen, datz der
Zusland des Königs Lefriedigende Fortschritte macht.

Lister. Treves. Smith. Laking. Barlow.

Londo n, 25. Iuni. Alle a u s w ä r t i g e n
G ä st e reisen heute ab. — Die Armenspeisungen und
sonstigen philauthropischen Veranstaltniigen finden statt,
anch werden Donnerstag nnd Freitag bürgerliche Feier-
tage bleiben, nachdem eS durch Parlameiitsakte so be-
stimmt ist. Die irischeu Parlaments-Abgeordneten be-
schlossen gestern sofort, die für den KrönnngStag in
Tüblin geplanten anti-englischen Temonstrationcn zu
uiiterlassen. - Die Plötzliche Vcreiteliing aller nüt der
Krönung Zusammenhängcnden Unternehmnngen wie
Vermietung vou Fcnsterii, Zimmeru, Tribüiieii-
sitzen nnd Festdincrs wird vicl Streit znr Folge haben
nnd die Anwältc nnd Gerichte beschästigen.

Deutsches Reich.

— Ueber die Entfe st i g u n g Köln s waren in
den letzten Wochen durch die Blätter vcrschiedene iNit-
teilnngen gegangen, welche in der „Köln. Ztg." solgen-
dermatzen berichtigt werden: An ein Aufgeben der
Festung Köln wird nicht gedaeht. Wohl aber beabsichtigt
der Militärsiskns den Verkaus der Enceinte mid die Aus-
hebung der Rayonbeschränkungen zwischen Alt-Köln und
den Vororten. Ter von der Stadt verlangte Betrag sür
das an sie abzntretende Gelände beläuft sich nicht an-
nähernd ans 98 NNillionen. Diese Summe wird auch
bei weitem nicht erreicht, wenn der Preis hinznkommt,
der sür die alten Kasernen am Neumarkt und an der
Richmondstratze zn zahlen wäre. Ucber die anderweite
Gestaltung dieses Stadtteils, bei der auch noch der Fort-
sall des WeiberarresthauseS eine Rotlc spielt, wird schon
seil längerer Zeit verhandelt: doch söllen aus diesem Ge-
lände auch neue staatliche Banten errichtet werden.

— Der „Tägl. Rundsch." zusolge nimmt Prinz
M a x von Sachsen auf Wunsch des Königs Georg dau-
ernden Aufenthalt am Dresdener Hof: er sei für das
apostolische Vikariat im Königreich Sachsen ansersehen.

— Die Zolltariskommission setzte gestern die
Beratung der Positionen 438 bis 442 — Garn — sort.
Die Debatte betraf hauptsächlich die verschiedenen von Münch-
Ferber, Broemel und Müller-Fnlda eingebrachten Anträge,
welchc eine andere Nummerstasfel des Tarifs, bezw. niedrigere
Zollsätze verlangen. Die Kommission nahm Pos. 438 nach
dem Antrag Münch-Ferber mit dem Unterantrag Spahn
und Müller-Sagan in solgcnder Fassung an: Garne, ein-
drähtig roh bis Nr. 22 (englisch) 4 Mk., bis Nr. 32
10 Mk., bis Nr. 37 14 Mk., bis Nr. 63 20 Mk., bis
Nr. 83 24 Mk., bis Nr. 102 30 Mk., darüber 36 Mk.
Die Pos. 439 wnrde nach dcm Antrag Broemel — ein-
drähtige Garne, gebleicht, gesärbt, bedruckt 1 Mk. Zuschlag
zu den Zollsätzen dcr Pos. 438 —, Pos. 440 nach dem
Antrag Müller-Fnlda — zweidrähtigc nnd mehrdrähtige
Garne roh 3 Mk. Zollznschlag, gebleicht, gefärbt, bedruckt
9 Mk. Zollznschlag — angenommen. Pos. 441 fällt ans.
Pos. 442 wurde nach dem Antrag Broemcl — zwei- oder
mehrdrähtige Garne wiederholt gezwirnt roh 36 Mk., ge-
blcicht, gefärbt, bedrnckt 42 Mk. — angciioinmen. Sodann
wurdc Pos. 443 — bainnwolleiic Zwiinc aller Art in
Ausinachiingeii für den Einzelvcrkchr 70 Mk. — genehmigt.

DüsseI d ors, 24. Fuiii. Hente Abend fand die
Schlubsitzung des Fnternatiomilen Arbcitervers i-
ch e r u n g s k o n g r e s s e s unter Vositz des Staats-
rats Steiger-Bern statt. ll. a. wnrde die Erweiterung
dcS perinanenten .Komitees beschlossen, sowie die nächste
Tagung im Jahre 1905 in Wien abzuhalten.

K i e l, 25. Fnni. Die Kaiseryacht „tzohenzollcrn"
nüt dcm K a i s e r an Bord passierte i»n 8 Uhr die Hol-
tenauer Schleuse und machte dann nach ihrem Einlansen
in dem Hafen vor der Reventlowbrücke sest.

Kicl, 25. Funi. Die Kaiserin ist gegen
104st llhr hier eingetroffen. Zur Begrüßuilg waren am
Bahnhof erschienen: der Kaiser, Prinz Adalberi und
Prinzessin Henriekte von Schleswig-Holstein. Dic Herr-
schaften begaben sich aus dem Wasserwegc an Bord der
„Hohenzollern".

ZSadischer Landtag.

L.O. Karlsrube, 25. Juni. (112. S'tzung der
Zweiten Kammer.) Präsident Gönner eröffnet die Sitz-
ung um V»10 Uhr.

Eingegangen ist eine Bitte der Stadt Slngen um eincn
Staatsbeitrag zu cinem Schulhaus-Neubau.

Znr Beratung steht der Nachtrag zum Eisenbahn-
baubudget, über den Mg. Pfefferle (Natlib.) dcn
Kommissionsbericht erstattet. Die Budgetlommission stellt dcn
Antrag auf Genehmigung sämtlicher Anforderungen.

Mg. Edcr (Dcm.) danlt für dte Position dcr Bahn
Rheinau-Brühl, insbcsondere aber dem Berichterstatter-Pfef-
ferlc für seinen schönen Bericht (Bravol Heiterkeit). Die Rc--
gicrnng möge nun auch für Arbeiterwohmmgcn sorgen. (Hei-
terkcit.)

Abg. Wilckens (Natlib.) begrützt die Anforderimg für
den Nenbau des Heidclbcrger Bahnhofs und begründet dcrcn
Notwcndigkeit. Jn technischen Kreise sehe man die Lösung der
Hcidelberger Bahnhoffrage für eine glückliche an. Zu wün-
schcn wäre nur, daß auch die Anlage und dcr Betricb am
Karlsthor in günstigcrer Weise ausgestaltet wird.

Obcrbaudirektor Wasmcr erklärt, daß auch der Bahn-
hof Karlsthor geändert und der dortige Niveauübergang be-
seitigt wird.

Abg. R o h r h n r st (Natlib.) spricht dcr Regicrung nnd
dcn Technikern Ancrkennung für die glückliche Lösung der
Heidelbergcr Bahnhoffrage aus und unterstützt die AnZfüh-
rnngcn dcs Abgcordncten Wilckens.

Abg. Greiff (Natlib.) üefürwortet die Eingabe der
Gcmeinde Kirchhcim nm Erstellung elnes Steges an Stelle
des jctzigcn Nweauüberganges, deren Uebcrwöisung tzur
Keuntnisnahmc die Kommission beantragt.

Abg. Mampel nntcrstützt die Ausführungcn des Abg.
Grciff.

Der Kommissionsantrag wird angenommen.

Abg. Frühauf (Freis.) weist auf die Mißständc im
Brnchsaler Bahnhof hin.

Staatsministcr v. Brauer bestreitet, daß der Bruchsalcr
Bahnhof zu cng angelegt wurde und die Betriebssicherheit da-
selbst gcfährdet sci. Wenn technische Fehler vorgekommcn
sind, werden sie sofort verbessert. Klagen seien bis jetzt noch
nicht eingelaufen.

Abg. Kirsner (Natlib.) dankt für die Bahnhof-
bautcn in Donaneschingen nnd regt eine Verbesserung der
Gelcisanlagen an.

Sämtliche Anfordcriingen werdcn genehmigt.

Abg. Frühanf (Freis.) berichtet übcr die Anfordcrung
von 380 000 Mk. znr Verlegung des Hauptstciicramtes in
Pforzheim. Dic Kommission war einstimmig dcr Ansicht, datz

Kleine Zeitung.

— Zur Krefelder Husareufrage macht ein Leser der
»Freis. Ztg." einen heiteren Vorschlag zur Güte, der
sedenfalls den Vorzng der Wohlfeilheit hat. Er meint.
dnß, um das Bcdürfnis der Krcfelder Jungfrauen nach
16 Husarenleutnants zu befriedigen, es doch einfacher sein
würde, statt deshalb ein ganzes Husarenregiment von
Düsseldorf nach Krcfeld zu verlegen, die 16 Husaren-
llutnants von Düsscldorf zu jedem gecigneten Tanz-
vcrgnügen einzuladen, auf kommunale Kostcn nach Krefeld
Zu kommen. KrZeld ist ja von Düsseldorf nicht viel wciter
kntseim ols Potsdani von Berlin.

— Znm Ilntcrgang des Torpcdoboots 42. Der
v»s dem uiitergegaiigenen Torpcdoboot befindlich ge-
tvesene, glncklrcherweise gerettete Geheimrat BnLley,
virie unserer hervorragendsten Autoritäten anf dem Ge-
Gebiet des Schisfsbauwesens, hat einige interessante An-
ßaben über den verhängnisvollen Zusamwenstotz ge-
vrachk. Die Kollission des Kohlendampfers „Firsby"
^ir dem Torpedoboot 8 42, so erzählt er, ersolgte um
I2i„ )iyr nachts. Ter ausgehcnde Dampfer „Firsby"
vanntc direkt von Curhaven das Torpedoboot an der
Backbordserte an. Tas Torpcdo sank sofort. An Bord
vesanden sich 24 Mann Besatznng, vier englische Herren
^Nk eineni Diener und Geheimrat Busley, die von der
Dover-Helgoland-Regatta kamen. Gerettet wnrden neun
l^ann von deni Bremer Leichter „Merknr", dic nbrigen
v^rmochten sich an Bord des englischen Dampsers zu ret-
sen. Goheimrat Busley sprang mit dem Rettungsgürtel
^ns Wasser und wurde so schwimmend ausgenommen.

Busley erzäblt, datz er gerade im Begriff gewesen sei,
dem Steward ein Trinkgeld zn gebeu, als er mit einem-
mal vou einem Engländer erfatzt ward, der nach oben
zeigte. Da sah er den Bug des „Firsby" über sich. Der
Steward ist sosort zerguetscht wardeu. Umgetommen
sind: der Konimandant Rosenstock von Rhöneck, der mit
dem Torpedoboot imtergegangen ist, feruer dcr Ober-
maschinisteumaat, ein Maschinistenmaat, ein Heizer und
der vorerwähute Steward — also simf Personen. Von
den Geretteten sind drci verbrüht worden: sie sind sofort
ins Lazarett gekommeii, dic andereu besinden sich jetzt
nus dem Krenzer „Nymphe", der angenblicklich im Hasen
liegt. Der ertruntene Ptaschinistenmaat ist volltommen
verbrüht, weil die Mannlochdeckel abgerisscn wurden.
— Der crtrunkene Kapitänleutnant Rosenstock von Rhö-
neck ist am 4. April 1890 in die Marine eingetreten;
sein Patmt als Kapitänleutnant datiert vom 16. April
1902. Er hat eine Gesamt-Seedienstzeit von 8 Hahren
6 Monaten zu verzeichnen, er galt als tüchtiger Offizier.
Wie es seine Konimandvstellimg mitbrachte, nnterstand er
der Nordsee-Station.

— Harbnrg, 20. Znni. (D er s ü nsfa ch e H o -
senboden.) Ein etwa lOjähriger Schülrr der hie-
sigen Mittelschnle sollte eine Strasarbeit abliefern, hatte
dieselbe aber verschwitzt. Zn der Voranssetznng nim, datz
seiner eine empfindliche Strase des Lehrers harre, hatte
er vorsichtshalber mehrere Hosen angezogen. Jn der
Schule angekommen, mußte er seine schlane Jdee überall
erzählen, worauf einer diese Nenigteit deni Lehrer mit-
teilte. Die hieranf botgenommene Revision ergab denn
ein ganz überraschendcs Resnltat. Dcr Funge hatte nicht
weniger als 3 Ober- nnd 2 Unterhosen angezogen. Hie-

ranf wnrde ein Mitschüler beauftragt, die überflüssigen
Hosen zn den Eltern des Iungen zu bringen. Dort
berrselste sofort grotze Frende. dmn der Brnder hatte schon
überall seine Hose gesncht, dieselbe aber nirgends sinden
könncn. Nim tläiie sich mit einemmale die Sachc auf.
Der Schlanmeier hatte anßer den anderen anch die Hose
seines Brnders angezogm.

— Briinn, 25. Juni. Bet einem Gewitter in Fröl-
lersdorf in der Nähe von Znaim wurden drei Personen,
welche unter einem Baume Schutz gesucht hatten, vom Blitze
g e t ö t e t.

— Agamemnon Schliemanns Abcntcner in Amc-
rikn. Aus Newyort wird berichtet: Mit dein Dampfer
„Saboyen" kam ein jniiges Paar hier an, das sich als
Herr nnd Frau Agamemnon Schliemann in die Schiffs-
liste eingetragen hatte. Ersierer ist der >Lohn des be-
rühmten Erforschers bon Troja, letztere die Tochter des
Herrn v. Borgmann, wie es beitzt, eines reichen Pariser
Geschästsnmnnes. Gegen die Landnng des PaareS erhob
ein Vertreter der Firma Eondwet Brothers Einsprnch.
iind zlvar deshalb, werl Herr nnd Frau Schliemann ans
Paris sörmlich entflohen seien nnd weil sie, beide minder-
jährig, ohne Erlaubnis ihrer Eltern nicht heiratm dürf-
ten. Der snnge Herr Schliemami ertlärte, er sei cime-
ritaisischer Bürger. er und seine Gefährtin hättm i>r
Frankreich einc Zivilehe geschlossen imd seien, salls dies
notwendig, bcreit, sich auch tirchlich tranen zu lassm.
Nach einer Besprechnng zwischen dem Eimvanderimgs-
Konimissar und dem protesrierendm Herrn zog dieser
den Einsprnch gegen die Landnng zurllck. „Ich weitz
nicht," erklärte schlietzlich Herr Schliemann, „ob wir
 
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