Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 177 - 202 (1. August 1903 - 31. August 1903)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11499#0353
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
^uhe i. B., Kriegstratze 77. Auskünfte ohne Recherchen werden
uen Abonnenten dieser Zeitung kostenfrei erteilt. Die Ziffern
°or der Nummer bezeichnen die Klasse. Patentanmel-
^Ungen: 21. e. L. 16 745. Elcktrolytischcr Elcktrizitätszäh-
i Fricdrich Lux, Hcidelbcrg, Bergstratze 1. 3. Mai 1902.

e. G. 17 560. Hefter. Wilhelm Gladitz, Oos, Badcn. 1.

Aovember 1902. Patenterteilungen: 10. b. 144 819.
^erfahrcn zur Erzcugung wetterbeständigcr Briketts. Dr.
Arnst Trainer, Offenburg, Baden. 17. April 1902. Ge -
^rauchsmuster - Eintragungeu: 64. c. 206 226.
^ahnstcigrestaurationswagen mit in seinem untercn Teile a»-
öoordnctcm, festlcgbarem und auswechsclbarcm Bierfaß. Leo-
pold Walz, Karlsruhe i. B., Sofienstraße 3. 14. Juli 1903.

6. 205 401. Farbkastenhalteeinrichtung zum Strichziehen
u» Dcckcn und Wänden, bcstchend aus cinem rcißschienenarti-
E.n Wcrkzcug, defsen Schiene gespaltcn zur Aufnahme und
nUhrung des Farbkastcns dicnt. Franz Hchle, Pforzheim,
Untere Au 39. 20. Juli 1903.

. Aus Baden. Wie die „Volksstimme" mitteilt, ist der So-
slaldemokrat Benz mit 170 gegen 93 Stimmen der verelmg-
>en Gcgncr zum Bürgcrmeister von Ispringen Le> Pforz-
i>eini gewählt worden.

Doflma und Wissenschaft.

. Welche Besorgnisse die Lehren Galileis bei deu Hütern
Dogmas im 17. Jahrhuudert erregtcn, »nd welcher Mittel
bch diese bedienten, um die Ausbreitung dieser Lehren zu
?orhindcrn, bcwcist cin Bricf, den der Jesuitcnpater Cazrec,
Aektor des Collegs von Dijon, an den berühmtcn französischen
Mhsiker, Mathematiker und Philosophen Petrus Gassendi rich-
^ie. Gasscndi, dcr den Lehrstuhl dcr Thcologic zu Aix aufge-
°ebcn hatte, um sich als Kanonikus in Dijon dem Studium
oer altcn Philosophie und dcn cxakten Wissenschaftcn zu wid-
^en, bckannte sich als Anhänger der Galilcischcn Thcorie von
Bewegung der Erde. Darob schrieb ihm Cazrse (vergl.
lfBssendis Werkc, herausgcgeben von Avcrrani, Florenz,
^28): Man soll nic vergessen, daß wir uicht allcin Philoso-
-hen, sondern auch Christen sind und unscre Philosophie sich
christlichen Glauben weder entfernen kann noch darf.
^eninach erwäge, nicht was du sclbst etwa für richtig hältst,
lvndcrn was die mcisten übrigen Mcnschcn dcnkcn, die durch
/stne Autorität odcr deine Beweise zu dcr Ueberzcugung kom-
wcrdcn, daß die Erdc sich mittcn untcr dcn Plancten be-
^gt. Zuuächst wcrden sie dcn Schluß ziehcn, daß auch die
mbe eincr dicser Planetcn ist. Da fcrncr die Erdc ihre Bc-
?vhncr hat, wird lcicht der Glaube entstehcn, daß es amh auf
vn übrigcn Planetcn solche gibt, ja, selbst auf den Fixstcrnen,
und daß diese Bcwohner uns überlegen sind, wcil dic übrigen
^fstirne die Erde an Größc und Vollkommcnhcit überragcu.
g-'w Folgc wird sein, daß man Zweifcl in die Gcnesis setzt,
^erin sic sagt, daß dic Erde vor den übrigcn Himmelskörpcrn
«eniacht wurde und diesc erst arn vierten Tage erschaffcn wur-
um die Erde zu erlcuchtcn und dic Zeitcn und die Jahre
NZugeben. Dic ganze Zweckmäßigkeit des fleischgewordcnen
Zstrtes und die Wahrhcit der Evangelicn wcrden dadurch ver-
Nchtjgt; ja, noch mchr, der ganze christliche Glaubc kommt in
?^age, dcnn cr sctzt voraus und lehrt, daß alle Himmclskörper
»jjrch dcn göttlichcn Schöpfcr erzeugt worden sind, nicht um
^vnschcn odcr andcrn Krcaturcn als Wohnort zu dieneii, sun-
ausschließlich um die Erde mit ihrem Licht zu erbellcn
fruchtbar zu machen. Du siehst also, wic gefährlich cs ist,
dicse Dinge im Publikum vcrbrcitet wcrden, zumal wenn
'vs non Männern gcschieht, dic vermöge ihrcr Autorirät daS,
sie ausgcbcn, auch zu glaubcn schcincn, uud du Lcgrcifst,
niit vollem Rccht die Kirche schon seit der Zeit des Ko-
^snikus sich dicsem Jrrtum widcrsctzt, das Obcrhaupt der
nssche — nicht, wie du sagst, einige Kardinäle — ihn kürz-
hch noch durch päpstlichcn Erlaß in der Persou Galileis vcr-
r^Nimt und seine Lehre durch Wort oder Schrift hochheilig vcr-
°ten hat.

Kleine ZeiLrmg.

n Hochschulnnchrichtcn. Aus B o n n wird geschr'icbcu:
A^sn Zwcck der Errichtung einer Klinit und Poliklinik für
Ohrcn- und Nasenkranke hat dcr Fiskus in dcr Nähe
klinischen Anstalten zwei Häuser angekauft. — Aus Ie -
n mird der „Vossischcn Ztg." berichtct: Bci den Fericnkurscn
Z der hiesigcn Universität waren ^bisher die zur österreichisch-
o"8arischen Monarchie gehörigen Studenten immer unter der
^Ucinsamcn Bezcichnuug „Oestcrrcich-Ungarn" in die Liste
Tcilnchmcr eingezcichnet wordcn; dicscs Jahr habcn die
. „Königrcich Ungarn" angchörigen Hörer das Vcrlangcn
>, acllt, gctrennl von den Oestcrrcicheru als besondcre Äor-
g.iation in das Hörerverzeichnis eingetragen zu werden. Dem
mUche ist Rcchnung getragen wordcn.

— Bcrlin, 18. August. Im Ellguther Forst bei Oels
5?>veit der Försterei wird sich Kronprinz Wil-
^ I m nach eiuer Lokalanzeiger-Meldung ein neues
^agdschloß bauen lassen, um daselbst alljährlich im
^rbst Jagd-Aufenthalt zu nohnlcn. Die Grundstein-
^Sung zu dem Bau sindet ini Beisein des Kronprinzen
chd 24. August statt. Der Entwurf stammt zum Teil von
Hand des Thronfolgers, ebenso die Grundidce zu dem
Schloß einschließenden grotzen Park.
d — Loricnt, 18. August. J.m hiesigen Stadtgarten
^ ichoß sich ein 46jähriger, reicher Russe Namens Peter
sboIjpgnow. Man fand bei ihm eine sshr erhebliche
^oldsunune und ein Schreiben, in deni er erklärt, daß
nach Sibirien verbannt, Gelegenheit zum Entkoinmen
^tte. Nach Lorient habe er sich gewandt, weil er einen
wohnhaften französischen Deputierten und einen
^ofessor kenne.

' — Ncndiedcnhvfcn, 18. Aug. Gestern Abend wurden

^f der Karl-Friedrichgrnbe Eutringem mehrere B e r g-
^ute verschiittet; die Leichen wurden geborgen.
^ -— Paris, 18. August. Jn M. Amand entdeckte die
^°Iizeibehörde gestern in einer abgelegenen Stallung
sbie dort seit Jahren e i n g e s ch I o s s e n e 8 0 jäh -
>sge Frau, welche sich in einem traurigen Zustande
"^iand. Me Schuldrgen wurden verhaftet.

— Paris, 18. August. Der „Eclair" meldet aus
^hamonix, daß sieben V e r g n ü g u n g s r e i-
^ude, die von Chamonix zur Besteigung dcs Mont
^anc aufgebrochen waren, verschwunden sind. Man
^aubt nicht, sie lebend aufzufinden.

^ — Wien, 18. August. Jm Schönbrunner Tiergarten
^brde heute der M e n a g e r i e w ä r t e r Völkl von
^dem Wildgewordenen Auerochsen getötet und zerstampft.

Tier ist ein Geschenk des Zaren an den Kaiser Franz
^d'PH. Zahlreiche Zuschauer waren entsetzt Zeugen des
^vrfalles.

> — Fünfzehntanscnd präparicrtc Vogclmagcn stellt
^ nordarnerikanische Staatssekretariat für Landwirt-

schaft auf der Weltausstellung in St. Louis 1904 aus,
um den Landwirten, welche die Ausstellung besuchen, Ge-
legenheit zu Studien über schädliche und nlltzliche Vögel
zu geben. Seit länger als eineni Jahre wird im Aus-
trage der Regierung Material 'für diese Spezialausstellung
gesammelt.

— Ucber cin hcitcrcs Stiickchcn, das einem zu einer
Uebung in Landau eingerückten überei'frigen Reser -
veleutnant passierte^, weiß die „Pfälz. Post" zu be-
richten. Als der Herr Leutnant den Posten, der sein
Hauptaugenmerk darauf zu richten hat, daß die in der
Nähe der Wagenremise der Zwölfni-orgenkaserne im
Freien stehenden Packwagen nicht gestohlen werden, nach-
sehen wollte, kam ihm, wie es schsint, der 'Gedanke, den
Posten erst einmal eine zeitlang zu beobachten. Schnell-
stens verschwand er in einem der Wagen, ließ aber die
Türen sperrangelweit offen. Der Posten, der die offenen
Türen bemerkte, kam herbei und schlug sie unter einem
kräftigem Fluche zu. Der Herr Leutnant saß nun in der
Mausefalle, verhielt sich aber vorerst ganz ruhig. Als es
aber anfing, ungemütlich zu werden, machte er sich durch
Klopfen bemerkbar. Dem Posten ging nun ein Seifen-
sieder auf. Es dämmerte ihm, daß in dem Wagen irgend
sin lebendiges Wesen Unterschlups gesucht hatte. Er trat
dem Wagen näher und fragte nach dem Begehr. Da er-
scholl aus dem freiwilligen Asyl mit Koininandostimine:
„Aufmachen, ich bin der Ofsizier vom Kasernen-Tages-
dienst!" Das ließ aber un'seren Soldaten kalt; er tröstete
den freiwillig Gefangenen mit der lakonischen Antwort:
Da könnte jeder kommen und sagen, er sei der Offizier vom
Tagesdienst; er solle nur warten, bis die Ablösung sich
einfinde, dann könne er heraus und mit ihm auf die Wache
kommen. Erst nach zweistündigein Verweilen kam der
Leutnant aus dem Wagen.

— Eine Baltonfahrt, die zu den hervorragendsten ge-
zählt werden muß, die bishsr in Deutschland stattgefunden
haben, hat der Fabrikbesitzer Heinz Ziegler vom Augs -
b u r g e r V e r e i n für Luftschiffahrt vor eiuigen Tagen
unternommen, wenn man erwägt, daß der Ballon Augusta
von 1288 Kubikmeter Jnhalt und Leuchtgas-
f ü I lu n g in 20 Stunden 22 Minuten einen Weg von
1226 Wlometern in 'der Luftlinie zurückgelegt hat. Wie
der Reichsanzeiger berichtet, nahm der Ballon nach der
Auffahrt 'um 7 Uhr abends bei Augsburg sofort direkte
Richtung nach Osten und zeigte beim Ueberfliegen der
Waldungen zunächst energische Tendenz zu fallen. Durch
reiche Ballastausgabe hob sich der Ballon jedoch auf 1200
Meter und erreichtc bei nüttlerer Geschwindigkeit von 12
Kilometern in der Stunde um 12 Uhr nachts München.
Von dort aus setzte 'der Vallon die Tendenz zum Steigen
fort, erreichte um 7 Uhr morgens eine Meereshöhe von
3100 Meter unter gleichzeitiger Beschleunigung seiner
Geschwindigkeit auf 40,8 Kilometer in der Stunde. 14
Mnuten später wurde in Höhe von 3500 Meter und
weiterer Steigung der Geschwindigkeit auf 90 .Kilometer
in der Stunde die Tonan bei Klosterneubnrg überflogen.
Nach weiteren 14 Minuten steigerte sich die Geschwindig-
keit auf 135 Kilometer, die sich um 10 Uhr bei Tokay in
Höhe von 4060 Meter auf 142 Kilometer in der Stunde
erhöhte. Lopka vor 'den großen Karpathen wurde um
1 Uhr mittags erreicht bei einer Geschwindigkeit von 102
Kilometern in der Stunde. Die großen Karpathen wur-
den in gleicher Höhe in einec Stunde mit einer Höchstge-
schwindigkeit von 105 Kilometern überflogen. Der
Ballon erreichte um 2 Uhr 25 Minuten eine Maximal-
höhe von 4500 Meter bei einer Temperatur von -f-
Grad gegenüber der Absahrtstemperatur von -j- 18 Gr.
Celsius. Um 2 Uhr 40 Minuten begann der Ballon von
selbst zu sinken, und der Luftschiffer beschloß, da der
zum Landungsmanöver nötige Ballast gerade noch vor-
handen war, zu landen, ohne das Ventil zu zichm. Die
Landung erfolgte 60 Mnnten später mit einer Fallge-
schwindigkeit von 81 Meter- in der Minute auf 240 Meter
Meereshöhe, einen Kilometer von der b essarabischen
Grenze (Rutzland), dem Pruthfluß und 3 Kilometer
östlich von Stefanesti, Bezirk Botoschani (Rumänien), ent-
fernt. Vei der glatten Landung lei'stete als erster ein
rsitender Postbote Hilfe, auch die dortige Landbevölkerung
beteiligte stchl diensteisrig an ber Bergung 'des Ballons.
Ebenso fand der Luftschiffer bei den deutschsprechenden
Grundbesitzern der Nachbarschaft volle Unterstützung. Die
Rückreise erforderte mit Benutzung von Expreßzügen 43
Stunden Zeit. Von 12 ausgeworfenen Ballonposten sind
bis jetzt drei als angekommen gemeldet worden. Die
bisher bekannt gewordenen Fahrten von 24 Stunden
Dauer und mehr fanden, soweit bekannt ist, nur statt mit
Vallons mitWasserstoffgasfüllung.Dadurch sind dieBallons
gegenüber TemPeraturveränderungen fast unempfindlich,
haben somit erheblich geringeren Ballastverbrauch nötig
nnd sind so sür Danerfahrten besser geeignet. Eine Fahrt-
dauer von über 20 Stunden in einem Leuchtgasballon
ist bis jstzt von einer anderen Seite nicht bekannt ge-
worden.

— „Das Mvtv-Mädchcn" nennt sich die neueste Num-
mer 'des Berliner Passage-Theaters. Anschei-
nend eine wirkliche Puppe, begibt sich die rot gekleidete
junge Dame von der Bühne hinab in den Zuschauerraum
und überläßt es jederinann, zu prüsen, ob er eine Ma-
schine oder einen wirklichen Menschen vor sich habe. Die
Puppe läßt sich berühren, zwicken, stechen, fällt kerzen-
gerade um, sobald sts den Schwerpunkt verliert, zwinkert
nicht mit den Augen und ist so leicht wie irgend eine große
Holzpuppe. Das Ganze ist ein neues Rätsel, bas die
Direktion 'den Berlinern zu lösen gibt. Da auch im Win-
tergarten ein „Moto-Mädchen" anftreten soll, wird sich
wohl ein Wettkampf dieser beiden seltsamen „Puppen"
entspinnen.

^.Literarisches.

—* „Kerlchcn nls Anstaiidsdnmc", so lautct dcr Titcl dcs
ncucstcu, socbcu crschiencncu 5. Bandes dcr atlscitig mit grötz-
tcm Bcifall aufgcnomiucncn huinoristischen Bibliothek: „Pro-
vinz-Müdcl" von Felicitas Rose. (Verlag von Rich. Bong,
Berlin IV. 57, Preis 1 Mark). Die Heldin, das tapfere kleine
„Kerlchen", die es versteht, vom Glück sclbst weuig begünstigt,
das Glück anderer in so reichem Maße zu bezründen und
Freude uud Sonnenschein selbst über die scheinbar trostloscste
Umgebung zu verbreiten, wird in diesem neuesten Bande in
einer Fülle der interessantesten, packendsten Situationen gc-
zeigt. Ein ungemein scharfer Blick für die verschiedenartigsten
Lcbensverhältuissc, ein Gestaltenreichtum und eine äußerst an-
ziehende, von echtem Humor durchtränkte Charakterisierungs-
kunst vereinigen sich hier zu einem durchschlagenden Erfolge.
Das wackere junge Mädchen, das sich durch eigene Tüchtigkeit,
durch echte Herzensgüte und kerngesunden Sinn niemals vom
Schicksale „unterkriegcn" läßt, ist eine so prächtige, licbens-
würdige Erschcinung, datz sie sich auch die Sympathicn dcr
Leserinncn und Leser im Sturm erobern muß. Namentlich
für die jetzizc Reisezeit, für dcn Badcaufcnthalt, aber auch für
stille, genußfrohe Stunden zu Hause sei das Buch: „Kerlchcn
als Anstcmdsdame" bestens empfohlen. Niemand wird den
Band unbefriedigt aus der Hand legen; und wer die frühereu
Bände noch nicht kennt, wird zweifellos nach der Lektüre dieses
soeben erschienenen neuesten Bandcs auch zu derjenigen der
früheren sich vcranlaßt sehen.

—* „Kerlchen als Sorgen- und Sektbrecher." Von Feli-
citas Rose. Band 6 der huinoristischen Bibliothek „Provinz-
mädel". Verlag von Rich. Bong, Berlin. Preis brosch. 1 Mk.,
elegant gebunden 1.50 Mk. Originell wie sein Titel ist der
Jnhalt dieses ncuesten Bandes der allseitig mit so grotzem Bei-
fall begrüßten humoristischen Sammlung „Provinzmädel".
Sorgen und Sekt! Welch scharfe Gegensätze, und wie gut ver-
steht doch das „Kerlchen" sie beide miteinander in Verbindung
zu bringen. Ein köstlicher Humor, der an Reuter und Raabe
erinnert, cin tiefer Ernst, verklärt durch unerschütterlichen
Lebensmut, durchziehen das gcmze Buch und machen seine Lek-
türe zu cincm imrklichen Gcnuß. Die tapferc klcinc Hcldin,
die unter dcn Schlägen des Schicksals eine immer höhere
Spanukraft des Geistes crlaugt und sich die Reinheit des Sin-
nes durch kcine trübe Welle des Lebens stören läßt —- diese
Felicitas mit dem blonden Lockenköpfchcn, den Händen, die so
fest zugreifen und so lindernd die Schmerzen von auderen
Schultern nehmen könneu, sie gewinnt im Fluge die vollsten
Sympathien dcr Leser, welche ihre früheren Schicksale noch nicht
kennen. Und dencn vollends, die Felicitas aus dem Eltern-
hause die dornige Laufbahn bisher begleitet haven, ist die lieb-
liche Gestalt, die immer erst an andere und an sich selbst zuletzt
denkt, ja längst ein Augen- und Herzenstrost, ein bcwährter,
guter Kamerad gewordcn. Die Frische und Natürlichkeit der
Schrcibweise, die scharfe Lebensbeobachtung, die doch nie zu
Bitterkeit und einseitiger Auffassung der Dinge führt, eine
Fülle der interessantesten Gestalten und Situationen, dic nir-
gends etwas Gemachtes an sich tragen — alles dies vereinigt
sich zu einem überaus wohltnenden Eindruck. Einzelne Szc-
nen sind wahrc Kabinettsstückchen der Darstellung, und der
hochdramatische Schluß besonders, in dcm das Kerlchen, das so
vielen nber Untiefen und in Stürmcn fortgeholfen hat, nun
selbst in den Hafen des Glückes steuern darf, wird memanden
unerschüttert und unbefriedigt lassen.

Verantwortlich für den redaktionellen Teil F. Montua, für
den Jnseratenteil Th. Berkenbnsch. beide in Heidelberg.

,1ul. UvLtMin

8j»exliil8086l>iM l'iii':

leckn Zureau-ZeZArftartike!,
Zleicknen, ?äUL- u. LickyAULpLpiere,
geLckastLbücker.

M. gui-ckftarclt, MSdrltadM

L»S. Uokllsk«r»ni,

kvlüslllt 8alon-, Vokn-, 8psise- u. 8ektLfrimm«f-
kiniivktungkn. — ?kantasl8- n. t.uxu«tvgoarUInö«.
VollstÄnlligs kinfsoks öül-gsrliod« ^Miodtungs».

loxrimstr. Itr. 1, vi»-L-vis ä«r Le»»it«>kiro^«.

>vrs ksplsrLörbe, 8ekreid«nz«-, Mir-n, 1-euelti.ör vt«. ri.
i>oimg Ilirseb- miä llei.xensitie smzwebit

^ » trod SvolLsr, üLuptsbrsssö 1SS.

geZckMrbücker » «

IkisäsrlLgs von Lösig L Ldsrlrsrilt, llannovsr.

Lnfgltigung von vpuoliSLolion. l „VeArstung von

siitliogisplilz unä Kunstäpuolc. I ^o^rmibkur^. 0°'

«1. Vott.

1L Llürrgkwss 1S.

6ksm. ksinigung u. Kllnsi-Msekerüi

Mr v»we»- «. llsrrsn-6»rä«rod«, Llöbsl- ll. 0ek»r»ttom»r«,kt,
jvcksr üat.

R»»ob« I-lekorllnx. — Llllixs krslss.

. ^QvrkLllllt tLäsIIosv LllstüdrallK. —-

^uk äom Oösiioto äsr LeZi8tra.tur emxköllls:

kür 8ystsm kisxlstrator LammsIwLppsn:

Qitr-vrSner »ack rrspiS-WLtrstur

obns Oocbung.

kür L^stom M12 R««« bl» »nsrksnnt unsrrsi eb
Sodllolibvttsr u. bsstsr LebnsIIbsktsr

6rsif8vbnsIIdssisr, sinkaebs Lonstrubtion ru 10 kkz.

ünuptstr. 61, k. llikffkNbaotlkl', Polbkon 400.

koxierksncklmlK niick Iliiiversiliitsdllekbillckerei.
 
Annotationen