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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Seite 2

Heidelberger Zeitung

Samstag, den r». -.^ember 1918

Fernsprecher Nr. 82 und 182

Nr. 215

Die Friedensliebe des Kaisers
Die Mricker Moraenzeituna erfährt von be-son-
Lerer Seite ans dem Haag:
Größtes Aufsehen ruft eine Londoner Meldung
in hiesigen neutralen Kreisen hervor, in der in
einwandfreier Werse von englischer diplomatischer
Seite, allerdings unbeabsichtigt, ein Beweis
Mr die Friedensliebe des Deutschen
Kaisers und gegen die berühmten Schlagworte
von deutscher Eroberungssucht, Imperialismus usw.
erbracht wird. Aus der Depesche seht hervor, daß
schon im September 1916 Kaiser Wil-
helm dem Blutvergießen ein Endebereiten
wollte, da« aber dieser Friedenswille an der
Haltung des ermordeten Zaren und seiner Bun-
desgenossen scheiterte.
HHerfür tritt jetzt ein sicherlich der Freundschaft
der Mittelmächte unverdächtiger Zeuge auf. näm-
lich Sir Buchanan, der frühere englische Bot-
schafter am Za-renbofe der vor einigen Tagen ibei
einem Mittagsmahl im britisch-russischen Klub in
Loudon erklärte: Der letzte Zar war immer ein
treuer freund und loyaler Alliierter von England.
Ich wein als eine Tatsache, daß. als im Som-
mer 1916 oft: Versuch durch den Deutschen Kaiser
geweckt wurde, ikn durch Araumente, die auf die
wechselseitigen dynastischen Interessen Lasierten zu
einein Frieden ..zu verführen". Zar Niko-
laus kategorisch das Ansuchen -ablebnte.
Das Züricher Blatt bemerkt hierzu, es wäre nun
interessant, von Sir Buchanan etwas Genaueres
über diele Argumente zu erfahret. »Der Zar blieb
1916 ..standhaft" und deshalb stehen wir jetzt. Ende
1918. noch mitten im blutigsten Kriegselend.
Höchstleistungen der Luftstreitkräfte
im August
Uebsr 23 060 Zentner Sprengstoff
Der Monat August brachte unseren Luftftrckt-
kväften in erbitterten: Ringen mit einem zahlen-
mäßig stärkeren Gegner Erfolge von nieerreich-
1er Größe. Am 8. August erlitt der Gegner in
einer Groß schlacht in der Luft mit einem Ver-
lust von 61 Flugzeugen die bisher schwerste
Niederlage rm Luftkriege.
Unsere Bombengeschwader griffen feind-
liche Ziele mit der bisher größten A-b-
wurfmenae von 1157957 Kilogramm Svrena-
ltoff an uind verursachten neben vielen anderen ein-
wandfrei erkannten Bränden und Zerstörungen 14
besonders starke Feuersbrünste in Flughäfen und
Lagern und neun heftige Explosionen in Mu-ni-
tisnsdevots. o
Nach den letzten Feststellungen büßten unsere
Gegner durch unsere WMenwirkuna im «anzen
nicht bloß die im Heeresbericht angeführte Zahl
von 565. sondern die noch nie erreichte Zahl von
592 Flugzeugen ein. Hiervon sind 251 in unserem
Besitz. Unser Gesamtverlust beträgt nur 147 Flug-
zeuge. von denen 79 in Feindesh and fielen. Bär
Angriffen auf das Heimataebiet wurden im
ganzen 28 feindliche Flugzeuge verrücktet, davon
24 aus unserem Gebiet. Unsere Flugabwehr»eschütze
brachten insgesamt 62 Flugzeuge »um Absturz und
zwangen 18 schwerbeschädigt jenseits zur Landung.
General Maurice warnt vor über-
triebenem Optimismus
Msneralmaior Maurice, der frühere englische
Generalstabschei. schreibt im „Daily Lbronicle":
möchte nicht den Eindruck Hervorrufen, daß
die deutschen Armeen im Westen vor absehbarem
Zusammenbruch stehen. Der Feind hat seine Klasse
1920 noch nicht eingestellt und wenn sie an der
Front erscheint, so wird sie viel mehr Aus-
bildung erhalten Laben, als unsere eigenen
Funsen dies Fahr erhielten. Muck die militärische
Landkarte steht noch sehr zugunsten des Feindes
aus: unsere und die französischen Truppen haben
ein schweres Fahr gehabt, während die ameri-
kanischen Streitkräfte weit davon
entkernt sind, voll ausgebildet su sein.
Der Feind ist noch furchtbar, und wir be-
sitzen noch nicht die Ueberlegenheit an Stärke, um
ibn »u zermalnMi.

Die stärkste Karte des Feindes in der Verteidi-
gung ist die. daß er es in keiner Macht bat. auf
eine immer kürzer werdende Front
zur ückzua eben. Wenn er auf die Hindenburg»
linie zurückgebt, wird er einige vierzig Di-
visionen ersparen, die für ibn von großer
Bedeutung sein werden. Daher müssen wir mit
unseren Erwartungen geduldig -und mäßig sein,
denn es ist sehr unwahrscheinlich, daß der Feind sich
schneller zurückzieben wird, als er gezwungen ist.
Unsere Uoberlenenböit ist Lis jetzt weit davon
entfernt überwältigend su sein."

Für eine Koalitionsregierung
In einer stark besuchten gemeinsamen Mitglie-
derversammlung der naticnrll'cbcralen und iort-
schrttt 'fön Vereine sei cs Reichstagswabltreises
Ge stimiünde Lat der ALgeoouer - Frhr v. Rich t-
bofen lnationalliberali eins Rede gehal-
ten. aus der wir folgende Stellen Mitteilen:
Noch dem Auslands hck-r wir gewiß nicht zu
ftcmep, wohl aber danach, was unsere eigenen In-
i»r-sfcn gebieten. Und W kämm wir an der Tat-
sache nicht vorbei, daß eins auf der Volksver-
tretung aufgebaute deutsche Reichs-
regierung allerdings in der Lase -sein wird,
unfern Feinden gegenüber ein«: andern und für
unser Volk vorteilhafteren Standpunkt einzuneh-
men, als dies einer Obri gkeit sregi er u ng
möglich ist. Nur einer fest im Parlament des
deutschen Reiches wurzelnden Regierung wird es
möglich fein, unsere Politik fo einheitlich und
geschloffen zu führen, wie dies zur Stärkung
-unserer Stellung gegenüber unfern Feinden wäh-
rend des Krieges ebenfo notwendig ist, wie zur
Vorbereitung des Friedens selbst. Bei dem Ge-
waltigen, das für uns auf dem Spiel steht, kann
es sich aber um Personen nicht handeln. In die-
sen: Kriege geht es, das wissen jetzt wohl alle in
unserem Vaterlande, um die Existenz des Reiches,
mit -der unsere Monarchie und damit das Hohen-
zollernhaus steht und sällt. Gelingt es dem deut-
sche:: Volke bald, an feine Spitze eine Regie-
rung zu bekommen, die, größtenteils
aus dem Parlament hervorgegangen,
erkennbar vor aller Welt dieTrase-
rin des Willens der Nation ist, daun
wird das deutsche Volk, das so unendlich viel Tap-
ferkeit und StanÄLaftiskeit bewiesen bat, trotz der
Ueberzahl der Feinds unüberwindlich sein."
Damit M nun mit größerer Deutlichkeit als an
den bisherigen Krisenmeldunaen deren Sinn aus-
aeüvroÄsp und begründet. Es soll, gleichwie dies
sckon zu Anfang des Krieges in Frankreich uckd
später in England geschoben, ein KsalitionsminMe-
rium KÄüldet werden, in dem alle Barteten des
Reichstags vertreten si"d. die sick nicht selbst aus-
schließen. so daß unzweideutig und keinem Argwohn
erreichbar die Ilebereinstimmung mbiLchen Volk und
Negierung nach innen und außen gesickert und ver-
bürgt erscheint. Nicht um Treibereien allo bandelt
es sich und um ehrgeizige Personalvolitik einiger
Parlamentarier. sondern um einen aus ernster
Sorge um die Abkürzung des Krieses
und um unseres Volkes Zukunft bervorge-
bsnden Versuch. die Einigung im Innern und
damü auch eine Stärkuna nach außen zu erzielen
duVch dis Her-ami-ebuna nll«r Parteien zur Verant-
wortung für unsere Gesch'cke. soweit sie nicht auf
den -Schlachtfeldern zu entscheiden sind. Man mag
diesen Versuch, wie de Konservativen es tun wer-
den. kür verfehlt halten und bekämpfen, aber Man
sollte rbnr nicht von vornherein eiaenftichtiae und
parteipolitische Beweggründe unterstellen
Keine Kanzlerkrise
Auf Grund v-on Erkundigungen an maßgebender
Stelle bestreitet die „Kölnische Polkszeituna"
das Bestehen einer Kanzlerkrise. Der Kanz-
ler s-ebe auch keinerlei Grund ein für einen Rück-
tritt Maa sein, daß gewisse Persönlichkeiten Leim
jetzigen -Kanzler nicht auf ihre Rechnung gekom-
men sind und daß sie deshalb das Bedürfnis füh-
len. von fick reden zu machen. Das Zentrum dürfte

Ist ein deutscher Luftangriff
auf New-Pork möglich?
Können deutsche Lenkluftfchiffe oder Flugzeuge
einen Bombenangriff auf Newsork oder eine an-
dere amerikanische Stadt ausführen? Diese
Frage scheint von den Amerikanern mit einer ge-
wissen Bangigkeit erwogen zu werden. Unlängst
sind in der amerikanischen »Review of Reviews"
zwei Studien über diese Frage erschienen,
deren Verfasser nach ihren Namen zu schließen —
sie heißen Waldemar Kä-mpffer und
Charles Dienstbach — Deutsch-Amerikaner
sind. Uebereinstimmend kommen sie zu dem Er-
gebnis, daß ein deutscher Luftangriff auf New-
port durchaus möslich, wenn auch nicht leicht
ausführbar ist.
Sollte etwa ein Lenkl-uftfchiff Newy-ork
angreifen wollen, so gäbe -es dafür zwei Möglich-
keiten: Einmal kann die Nor-dseeküste. das andere
Mal ein Mittelmeerhafen, etwa Po-la. als- Aus-
gang dienen, in Leiden Fällen aber könnte das
Luftschiff nicht ununterbrochen das Atlantische
Weltmeer überfliegen, sondern müßte sich eines
schwimmenden Stützpunktes, etwa in der Gestalt
eine-s Unterseebootes, bedienen, wo es sich mit
neuem Gas und mit Bomben versorgen kann. Ein
Zusammentreffen zwischen Unterseeboot ,nnd Luft-
schiff auf hoher See halten dis Amerikaner für
einigermaßen schwierig. Mit Recht Moen sie an.
daß dis Ortsbestimmung für das Unterseeboot
einfach, für das Luftschiff dagegen schwierig sei;
es ist dabei von den: deutschem Funkendienste ab-
hängig; könnte es -mit zwei deutschen Funkenstellen
in Verbindung stehen, so wäre -eine genaue Orts-
bestimmung möglich; nach dem- Urteile -der Ame-
rikaner aber kommt für so weite Entfernungen
nur Nauen in Frage. Diese Schwierigkeit wird
aber als verhältnismäßig leicht überwindbar- be-
trachtet : das deutsche Lenkliu-ftschiff braucht« nur
einen Stützpunkt zu haben, der nicht allzuweit
von seinem Angriffsziele entfernt isst. Dafür kam-
-men nach amerikanischer Auffassung zahlreich«
Stellen inmitten der Kleinen Antillen in Frage;
eben?« hält man es jenseits des Weltmeer eg für
nicht ausgeschlossen, daß Deutschland zu diesem

Zwecke irgendwo an der Küste Mexikos sich einen
Stützpunkt einrichten könne, denn die lange Küste
Mexikos ist schlecht zu überwachen.
Alles in allem halten die Amerikaner es für
durchaus möglich, daß di« Deutschen einen Luft-
angriff mit Lenkluftjchiffen auf amerikanische
Städte wagen; einen: Volke, das Handelsunteüsee-
bo-ote baut, die mehrmals die englische Blockade
durchbrechen, einem Volke, das durch den Bau von
Ferngeschützen, dis 120 Kilometer weit tragen,
seins technisch« Ueberlegenheit eben erst wieder ge-
zeigt hat, sei dieses Wagnis sehr wohl zuzutrauen.
Es handle sich, da die WittSrungsverhältnisse für
die Länss der Zeit, die das Unterne-Hmen in An-
spruch nähme, nicht voraus zuseh em seien, um eine
Art Glücksspiel, aber wer wagt, gewinnt ost.
Mie Möglichkeit, Flugzeuge insbesondere
Wasserflkeger, in eben der Weif« zum An-
griffe Ms amerikanische (Städte zu verwenden, wie
es für die Lenklu-ftfchiffe -erwogen worden ist. hal-
ten die Amerikaner für ser-inger. obwohl das
Flugzeug eine erheblich größere E-esschwindigLeit
hat uicd daher nicht so lange gutes Wetter braucht
Das Zusammentreffen mit einem sMoilmmendfen
Stützpunkt« auf See, einem Unterseeboote, wird
mit vollem Recht« für Las Flugzeug als schwierig
hingestellt. Mit Lsnkluftfchiffen oder Wasserflie-
gern ausgeführt, hat, ein Luftangriff auf Newport
nach amerikanischem Urteile eine Wahrscheinlich-
keit von 1:10 auf Erfolg und von 1:50 auf Erfolg
und glückliche Rückkehr des Angreifers. Wie diese
Zahlen gewonnen sind, erfährt man freilich nicht.
Außer diesen Leiden Möglichkeiten behandeln die
Amerikaner, auch dis, daß ein deutsches Untersee-
boot ein auseinandcr-gönommenes Flugzeug an
Bord hat, das in- dex Nähe der Küste zusammen-
gesetzt und ab-gestrndt wird. Auf diese Weise hal-
ten sie dem Angriff für sicherlich durchführbar; dem
angreifendcn Flieger dürfte es nach ihrer Mei-
nung freilich schwer sein, sein Unterseeboot wieder
zu erreichen. Daß ein solches Unternehmen, durch-
aus innerhalb des Bereiches -der Möglichkeit liegt,
wird schließlich durch einen Hinweis auf die
Fahrt des »Wolf" dargetan, der lange Zeit die
Meers.befahren hat und dabei einen Wasserflie-
ser an Bord hatte, der ihm das Aufssindsn der
Berste erleichterte. »Wenn der „Wolf" nicht den

nickt die Hand zum Sturz des Reickskanzlers bie-
ten. Es wird gut sein, wenn auck die Prelle drau-
ßen im Lande ruhige Nerven und klaren
Blick in diesen Dingen bewahrt. An einen Rück-
tritt des Kanzlers wäre bloß zu denken, wenn der
Gesundheitszustand oder das mangelnde Vertrauen
des Kaisers dem Reickskanzler es unmöglich macken
würde, die ick wer en Lasten weiter zu, tragen.
Hertling über Verständigungsfrieden
«nd Wahlreform
Beim Empfang der Gewerkschaftsführer (siehe
gestrige Nummer i erwiderte der Reickskamler auf
verschiedene voraevrackte Klagen und Wünscke:
„Die politische Reichsleitung sei mit der Ober-
sten Heeresleitung völlig einig in der Er st re-
bums des Verständigung sfr jeden s.
Der Krieg werde nicht eine Minute länger dauern,
als sm Verteidigung unbedingt nötig sei. Die bis-
herigen Friedensangebote Deutschlands -seien leider
hohnlachend zurückgswiessn worden. Noch vor kur-
zen: habe wüster Chauvinismus die ganze feindliche
Presse beherrscht, trotzdem Hoffs er zuversichtlich, Laß
wir dem Frieden näher seien als man allgemein
glaiibe. Jedenfalls seien Reüchsregierung und Hee-
resleitung einmütig gegen jede EroLe -
rung; darüber bestünden keines Meinungsver---
schieidenhciten und seien keine Befürchtungen nötig-.
Zum allgemeinen Wahlrecht könne er
nur wiederholen, daß er damit stehe und
falle. Er wundere sich, daß seine Worte beswÄ-
selt würden. Man müsse doch begreifen, daß d'
bisherigen maßgebenden Parteien durch die Mahl-
reform beunruhigt feien. Auch das Herrentaus
habe seine verfassungsmäßigen Rechts. Aber des-
wegen gehe er nicht einen Schritt vom gleichen
Wahlrecht ab und, sobald feststehe, daß keine Ver-
ständigung zu erzielen sei, sei er sofort zur Auf-
lös u n g entschlossen, _
Aus Baden
Mannheim. 13. Sept. Zum Zwecks der Beschleu-
nigung der Vostz-ustelluna an die Gimuokncrschasst
werden die Postämter an die Straßenbahn
ang es K lo sie n.
Lörrack. 13. Sevt. Die Goldankaufsftelle
zu Lörrach ist jetzt n-ack zweijährigem Bestehen ge-
schlollen worden. Sie bat aus den Bezirken Säckin-
gen. Schovibeim. Kandern. Todtnau. Zell. Sckönau
und Wehr Mr 54 5M M. Goldsochen ania'ka'stt. ^m
Ganzen Laben 2602 Personen ihren Schmuck abge-
geben.
Ackern. 13. Sevt. Vor kurzem wm.de der Ovfer-
stock in der bicsioen katholischen Kircks erbrochen
aufgefunden. In der Kirche zu Sasback w"-rde
die Opferbüchse abeerffs-n und entwendet. Men
vermutet, daß der Kirck-nd-ceb ein fremder Mann
ist der Mitte der Wer Iabre steht, und daß er in
der letzten Zeit auck in den Kirchen zu Baden Ov-
stöcke teils erbrochen, teils abgerissen bat.
Billigheim m. Mosb.. 13. Sept. Durch Feuer,
das wiabrsscheinlick von spielenden Kind-em ange-
zündet worden war. wurden Lier zwei Schelmen
der Landwirte Zipf und Iobmann einacAckert.
Vackcharftattten
Ellerstadt b. Bad Dürkheim. 13. Sevt. Gestern
mittag trat der Feldcckütze Masin von Eller,ravt
in der Nabe der Haltsstelle der Elektrischen Bahn
einen Soldaten, welcher in einem Cckließkorh etwa
30 Mund Tvauben bei sich trug. Der Aufforderung
des Dckützen. zu erklären, wo er die Trauben ge-
frevelt hübe, kam er nickt nach weshalb beide in
einen Wortwechsel gerieten. Im Verlaufe dessel-
ben versuchte der Soldat dem Schützen sein Gewehr
abzunebmen und am ibn zu schießen. Der Schütze
wehrte sich jedock mit allen Kräften. P-lötzftch
krackten bei dem Hin- und Herreißen des Gewehres
zwei Schüsse, die dem Soldaten in die Beine, dran-
gen. Er wurde schwer verletzt in ein Reservelaza-
r-ett gebracht, wo er noch gestern abe-nd seinen Ver-
letzungen erlegen ist. Der Getötete, der Ze-
mentierer Peter Kurz aus Lrldwigsbafsn. z. Zf.
gencssend-er Landsturmmann aus Hammelburg. hin-
terläßt eine Frau und ein Kind.
Handel zu schädigen beabsichtigt hätte, sondern
Washington oder Newport aus der Luft hätte
bombardieren wollen, so wäre ihm dies sicherlich
ebenso gut geglückt," so sagen die Amerikaner
wörtlich.
Theater und Musik
Mannheimer Hof-Theater
„Die Menschenfreunde".
Drama in drei Akten von Richard Dehmel.
II.
Der Dichter mag die Neugierde des Publikums
zurückweisen; er wird sie gelte:: lasten müssen, wenn
er von einem Affolg feines Stückes sprechen will.
Denn u-m eines Seelendvwmas wellen, das nicht
auf di« Bühne gehört, weil es kein dramatisches
Gesetz achtet, dürften sich nicht allzu viele für dieses
Stück interessieren können, in dem es sich ja Lwhl
nur üm die Frass handelt, öb der Hold einen
Mord begangen hat «der nicht, und drehe Frage
ruft die Neugierde wach, dis allerdings unbefrie-
digt bleibt. Denn dem Dichter war es um jene
Frage nicht zu tun. Das ist sein Reckt als Dich-
ter. sein Fehler jedoch als Dramatiker. Er läßt
das einzige, was das Stück nicht bühnenwirksam
machen, sondern wirklich einen Einblick in die
Seele dieses Menschen gewähren könnte, verborgen
bleiben, die Gerichtsverhandlung, in der über
jene wichtige Frage entschieden wird. Wozu noch
zwei Akte, wenn sie nicht von Belang sind? Nur.
damit Dehmel ein technisches Spielchen treiben
kann, das seine Wirkung verfehlt? In jedem Akt
treten auf die halbseitig fast haargleich aufg-e-
baute Bühne der Reihe nach immer dieselben
Menschen; fast alle von ihnen sprechen Ä.cch mit
denselben Worten in jedem Akt dasselbe. Wie ein
Faden so dünn bleibt dazwischen jenes Wichtige,
das wir im Drama Entwicklung nennen. Der
Held des Stückes, der bekannte umd ausgezeichnete
Menschenfreund Christian Wach, wird von zwei
Seiten gedrängt, zu gestehen, daß er seine Tante
ermordet habe, um früher in den Besitz ihres fa-
belhaften Vermögens zu gelangen, mit dem er
allerdings nur Wohltaten stiftet. Als Peiniger

Reden
Der „Kamps der Wagen und Gesänge", wie ma»
mit Schiller die Offensiven mit den Waffen uv» -
den Reden zur Zeit nennen könnte, hat offensickt-
lich ihren Höhepunkt überschritten. Zum minde-
sten. was Las Duell mit den Schwertern der Worte
angebt, darf man wobl sagen, daß bei uns mit Le» .
Roden des Kaisers und Payers das Ende des ar»
20. August mit Solf begonnenen Redescldzuacs er-
reicht woüden ist. Berücksichtigt man aus deuticket
Seite den Zweck aller dieser Reden, iso ergibt äck
als logische Folgerung, daß es müssiges Beginnet'
und billige Effektsvolemik wäre, wollte man a»
Einzelheiten der Reden, im besonderen der des
Kaisers und des Vizekanzlers. Kritik üben.
spielen Labei Weltanschauungen hinein über bis
sich.eben vom gegnerischen Standpunkt nickt reck-
ten läßt. Dieses gilt namentlich von der Rede des
Kaisers, die zweifellos an der Stelle und in der
Umgebung, wo sie gehalten wurde, einen tiefe»!
Eindruck verursacht Laben wird, wenn ibr auck
wenn sie gelesen wird, nickt die gleich« Wirkuna
beicki-eden sein dürfte, wie wenn man sie hört
Aber -abgesehen davon wird man dem. was de<
Kotier über die Innensront und über die Notwen-
digkeit. unseren Panzer unseickwäckt Su erbalte»-
gc-iagt bat -unbedingt beistimmen müssen, und dick
cs des Reiches Oberhaupt zu Arbeitern und ir»
Kreise von Arbeitern sagt, gibt der Red« eine be-
sonders Bedeutung, von der wir von ganzem Het-
zen hoffen wollen, daß sie im Herzen eines jede»
deutschen Mannes und jeder deutschen Frau Wi-
derhall finden möge.
Won diesem Gesichtspunkt aus betrachtet, ist die
Rede Payers eine und zwar hockbedeutsanE
Ergänzung der Rede des Kaisers. Hatte Liefet
das d-eutkcke Volk zum Zusammenhalten gemahnt-
Io wanbte sich der Vizekanzler zugleich -an die Welt,
wenn er sich -auch anfänglich mit deutschen VerLält-
niss-sn auseinanderfetzts. wobei ibm für die festen
Worte Mr die preutzilcke WablreLtssrage di« volle
Anerkennung gebührt. Seine Ausführungen übet
die Vorstand-iaungsmöglickkeiten. von der Zurück
gäbe Belgiens ohne Vorbehalt und dem V er zick >
aus Kriegsentschädigung sind aber, was ausdrück-
lich hervorgehoben werden muß. kein Fr-i-edsysan-'
gebot, sondern Payers Rede ist eine offene Ver-
kündigung der dentscken Mindeitsorücrnno«-». un»
das ist das Reue und auch Bedeutsame seine« Rede.
Sie bricht endgültig den von den Feinden befols-
ten Grundsatz, die Fried-ensbefprechAngen wie eins»
Kauibandel mit starken Aufschlägen aus die Forde-
rungen zu beginnen. Wer von unferen Feinde»
Obren- bat zu hören vermag aus der Rede DayerS
erkennen, daß hinter der Bekanntgabe unserer Be-
dingungen auch der unbeugsame Wille und die
Kraft stöben, sie durckzuietzen.
Um so widerwärtiger ist angesichts der unmißver-
ständlichen Worte Payers die neue Hetz- und M
daurede Lloyd Georges. Man Lars Labe«
nickt außer Acht lassen. Laß sie zugleich eine Asb
tations- und Wahlrede ist. und daß die Rücksick»
auf die kommenden Kbakiwablen Lloyd Georae B
Ausdrücken- zwingt, die eben zu Propaganda'
zwecken mißbraucht werden. Es hieße leinen Aus-
führungen zuviel Ehre antun. wollte -man auck nvck
den Versuch macken, sie im einzelnen su beleuchte»
oder zu widerlegen. Soviel Worte, soviel Frech-
heit. Der Brester Frieden wird abgelehnt. aber
El'aß-Lotkringen soll abgetreten werden. Ein Völ-
kerbund soll entstehen-, aber unter englisch-amerika-
nischer Führung, wie denn überhaupt all die scho-
nen Grundsätze, die die Entente sonst verkündet,
nur für sie. nickt aber Mr Deutschland und sein«
Verbündeten gelten. Mit derartigen Männern, wc«
Lloyd Gorge oder Clemenceau Frieden »u schlie-
ßen. ja überhaupt a»ck nur einmal den Gedanke»
einer Verbabdlungsmöglichkert zu erwägen, ist aus-
geschlossen. Aber mit jenen Entente-Staatsmän-
nern. die die Lage ihrer Länder rubia und ver-
nünftig -ansehen, wird sich eine Verständigung er-
möglichen lallen, denn der Krieg ist überreif LlB>
Frieden. s
Rulla dies sine — oratione! Kein Tag obn«
Rede! Vergleicht man aber die Reden, die am
unserer und auf feindlicher Seite gehalten wurden
so wird das Urteil, das der englische Dichter Bw-
wer einst von dem deutschen Volke gesprochen ba>-
von neuem bestätigen, daß es aus „einer Masse oo»
Denkern und Kritikern besteht, die gründlich ii»
Urteil, ehrlich im Tadel und weiffobend in der
Anerkennung" sind. Daß es gerade ein EnglänU.
forscht der Kriminalkommissar in seiner Seele,
sein ewiges Heil bedacht, die Wirtschafterin Anne
Den Kommissar hält Wach Mm besten, ihn läßt
im Zweifel. Der alten Änne, der er die Walm
heft endlich sagen will, jagt er sie schließlich do: -
nicht; vielleicht vereitelt der Tod -dies« AbsicM- s
g-anz klar wird das nicht. Denn wenn Wach >
Laufe feines Lebens die angeblichen Mensche»
freunde auch als Heuchler erkannt.bat, denen
sein Geheimnis nicht preisgibt, so bat er do»
keine Ursache, sich auch dieser alten Person, die
so aufrichtig mit ihn: meint, nicht ganz anMvek
trauen. Woher aber und wozu überhaupt dies«
Geheimnis? Strindbcrgische Brutalität. Ibse»*
Starrsinn und Heinesche Bosheit sind reichlich n
diesem Drama zu finden; vom Dichter DöW^
vom Lyriker, nur wenig mehr als der kaum
lungenx Versuch, ein Bühnenstück zu schreib«»
Unh Las ist für mich vor allem maßgebend. A
neue Werk Dehmels nicht besonders Hoch zu
werten.
Trotz dem ausgezeichneten Spiel sämtlicher
teiligter, rührte sich nach dem ersten Akt kem
Hand. Mäuschenstill blieb es auch nach dem stve«
ten. Der Beifall nach dem letzten Akt war
wohl erzogen, um den glänzenden Leistungen
bührend danken zu können. Da applaudiert m»
anders. Müde, unbefriedigte TheaterbcsiE
können das aber nicht mehr. So sei von der M :
tik ganz besonders hervorgehoben, daß Hans G
deck eine Leistung bot. M Klöpfers hervorrasn
der Kunst in Kaisers „Koralle", mit dem
Dehmelschs Werk mitunter Ähnlichkeit
in nichts nachstand. Seinen Gegenspieler.
Kommissar, sprach Fritz Alberti von fesseln^ '
Gebärden begleitet. Auch Karl Neu-ma»,
Hoditz, Alexander Köksrt. Georg Köhl«,
und Adalbert Schlett ow hatten nur Sprc«
rollen, deren sie sich aufs Loste entlsdigtsn.
Garrison half Dehmels UnaeschicMcMit ».
seiner Roütine nach. Bekanntlich wird er Lao
oft schwer verständlich und nachlässig. Dis w.
Anne der Ereke Verger dagegen war .
ebenmäßige Leistung, besonders gehoben poch L»
d-e. wobl persönliche. Absicht, in das sron»
Stück etwas Wärme. Menschenliebe, fluten M i '
jen. Sehr gut sprach auch der Souffleur; uv

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