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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 51 - 76 (1. März 1919 - 31. März 1919)
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Hcidelberger Zeitung

Mittwoch, den 6. März 1919

Fernspreaier 2Lr. 62 und 182

rourmunisüschen Mcinisest hat der Sozinlis.-nus

vertündet, dasz snit der Nermirklichung sozia
listischer Ideen und (vrundsätze oie Zeit des
Lriedens, der Cerechtigkeit und der Mückselig-
leit des Menfchengeschlecbts touunen würde.
Mas wir bis jetzt erlebt habsn, ist die Götter-
dämmerung dcs llnsriedens, der Angerechtigi-
keit und des Unglücks, die uns uon Tag zu
Tag dem Abgrund näher führt. Wo ist der
Arm, der Kraft und Stärkc hat, uns vor dem
letzten Sturz zu bewahren? «d >

Nc. 84

Die Lage im Reich

Belagcrungszustand in HaUe

Hoke, 4. Düiirz. Mit der Erstür m u n g des
Tkeaters, das den Haiwtsib LIeiLMonl.nll'!N.iisten
Lttdete, erwrchten Lio Känwte ihrcn HöbwUllkt unld
ihr Eude. Aäif die Erstürnrung eriolgte di-e Er-
klärung des Be l aa er u ngszu>standes.
Scttdenr hewr^cht in Hakle Mche. Arich cha-ben
Plünid'irrun gen in grotzem UmsangD
staitMsustliden. Zn den Miartosälen dos Bachnbche»
stild Mnzs Wiaxsnlager ausgoftuPe>lt ruiid z-lv-ar La-
gor voii solchen Miaren. dic mit der Ernächrung in
loiuem Zusonvmenchang stoben.

Die Stavt chat ücherhaiwt iürchterlich ge-
litten. In! d-oir groszeir Eoschästsstrosten stnd
sä'mtliche Gefchäste vollkommon Lrns-
gevliindort. Ga nze Mavonchäuser sind bis un-
ter dcrs Dach nusgcraucht. Bergo van Elassvlit-
t-erii, Beuvackungsmoterial. Zlaschcn.scherbrn und
Wa-venrÄsten tregsir in den Strasten. Noch in der
SLacht zum Mantag waren Lie Plüriiderer esfr.ig
choi der Avbeit. Di« EeschäftsstraHen Di>eten oin
unibefchveWiches Bild. Zachlreichr Zivtlissten chalben.
wächrjend- der GreiMtsse Äas Lelbon verloren.

Die Zustätlde in Cefurt
find ger-adeM qnarchisch geivoudcn. Dcr alle LL-
veu, alle Biiros und Vechörden, >Lie dreLeibensmit-
jel-oevsürsung vegeln, geschlossen sinld, ist Hun-
gersnot ausgebrochen, die in W>eiu Fok-
igc-n schwsr auif der Bevölkermig lastet. Aerste,
auch Me in KMirkeiichLusern, bäben iden Di>en,st ein-
«cstellt, und auch die BechörLen veriueisern ihvo
Hil.se. Da Wasserleitung nicht suiÄtio-
niert, ist >die Be-oölkerung ssAwuntzen. aibgeLochtes
Muhavassev zu trinkon. Da anch Lias G>as, sorois
Las ElektüMtätsiverk.nicht arbeiten, tst >die Staidt
vom DumEelwevden an un b-el-euch t et. Jm
Schutze der Dunkelheit geschshen natürlich
br -echen aller Art. Namentlich reichneii stch
hiMbe>i svartcMstrsche Soldcrten aus. D'se Zunahme
sdeü SittbichkeitsverLrechen ist erschreckcmld. Weche
der Fvau odev «dsm MäLch-en, das sch nach DunkeT-
werden aus die Straße rvagt. Da auch Äie Toten-
Lrä'ber und- Leiche-wträger streibeii, srnL> die AnseM-
rigen geIWunKen, «mtroeder die Le-ichen thML Anss-
KövisM feM zu bestatten, oÄer -iin d'ie üiberfiüllte
Leichenihalle oinzulieffern. Und diese Zustänido herr-
schen seit Tagen.

Generttlstreik-Drohung in Bremeu

Berttn, 4. M-ärz. Jn etner gostern aibend im
Bremer Hanstrtheater stattgesunidenen Berjsammlung
->»r DortEonsleute der Bremox AribeiterischM
wurdo ngch idreMndiger DeLatt« fast «im>stimims
lder PeischluL gesatzt, an die vroDisovischa Rogierung
Memens noch im Lause Ler Nacht ein Ultima --
1 u m su rjchten auf sosortige Hevaussäbe der v o
litrischein Eesangenen. Das Ulti-matum ist
Läs Heute 12 Uhr Lesristet. Jm W.oiserunLssalls
oder hei einer ncht besrieidisenL.cin AnitiM«rt soll
heute mittas 2 UHr Ler Generalstrock verkündiet
vrerdon.

Ein „tüchtigeh;" Vollzngsrat

Der Vollzugsvat deS A.- u-n!d S.-Rat-es in Z esr-
hain üft ivegen Ueibevschreitung 'ssiner BLsusn'isss,
MkNMlhMer GeschüstMhrung unid unvechtmjätziscr^
Beveicheruns kmrch staalliche E«L>«r unjd Vo-lks-
^ eigerrtum a'bLesetzt unL vor Ger'tcht scstE
rvordM.

Spartakns nnv Generalstreik im Reiche

Berlin, 5. März. Zm Lause des gestrigen
.Abends besr^oh der Svartakusbuird. die EenLral-
streikvarole aus das ganze Reich ausz«d«hnen.

> J.n e-in«r Zuischrwft L-es Arboiiervates - von Gel-
ßevkirchen an Len Vormärts hclistt cs u. a.:

Aus.ein« Mnsstago «ines Mitslie>des Ler WoKr-
hoitLVarkei, wie stch dean Lie Svartaki^stemi Äi« Um-
rvMzums Leiikkir, «rklärto der Fühvex Ler S-var-ta!-
'kisten, Schuhnvacher: „Wix wsttcn, das, Lie Zu-
stäude schlimmer werdeu als in RunlanL: dio Bei-
triebe sollen Letriebsunsähig geniacht wevL«u.
Wem, dic Bvvölkerung halb verhungert ist, dann
wotten u>,r aus deu Trümmern neu au^bauen."

Ansrstchts soilcher Aussvrüche, beauerkt Ler „Voo-
»c-ürts hierzu. inutz man sich svaLsn, ob ivusr c,
mit W ah nsrnnigen oder mit Ber>brecheru
su tu.i„ hat.

Dcr rollcnde Rubel

Dem Bvrüvärts wirdi aus das. Bostimmteste vcr.
stchert, datz die Möslichkeit bcistebe. die' AushreituiiÄ
>von UnruLc-n in Brrlin zu vevhinde.rn. einKe!-.
men Z.äll<n lietz sich auch der Einilutz russi -
stchen Eeldes und russischer Agitatoren sest-
stelloit,.

* LiirksOernische Tommerjeit. Aus Auo-diMiig.
Ler snLE.ll'is.orten FclLsiseinbahnkr-m-misss-vn Mr Lie
'Meinlastde iu Trl-er wuiM'im bosetzley EÄbiet rn
.Ler Nachl zi'in 2. M ä rz di« So mm e r se 11«i n-
^.«sii h t t. Die Uhren wurden in Lieser Norh»
»on S mi's 4 Uhr vLrgcstelkt.

Das Waffenstilijtandsangebot

vom Oktober 19!8

"uer u, Leu Müilern veröfse.itlichten
Unleiuediina l-at Eeneral LiidenLorff sich
unch uber Lie Entstehun« d«s deutschen Was-
imn ^^ " s e-b o t s oom Ottober

!D18 geaustert. ^u dre'son Aeusterungeii isi- mnächst
vE allergroifteim Wert« das Ecständni/des G«!
n«rals. das, er ,el>l»»r voni Sommer 1917 alh mit
aller Kratt sur ecnen FriÄdensschlus, ointrat Damit
b"usener Seite seftgestellt. Las, d,e
Oberste He«rcslett,, n g selbst «s Mwe-
scn i,t. Lip d.e ZMtwtiive zu unse'rem letzlen Frie-
densickMtl ergrin. Was di« EEichte d«s Was-
feEillitwndes nn «uiffeliien betrifft, so stnd aus
ErunL ecuer LemnäM erscheänenden amtlichen
Denkichrift drei StaLien in ihr .ui uiiterscheide.i-
v Sevtember und in de„ ersten Taoen

Lcs Ottolber draimte Eenuwal LuLendorss aus so-
fortlge Herausgabe «incs Friedons-
angebotes. Man moge nicht crst bis zur Blil-
dung ei'irer neuen Regierung warteni. die stch ver-
^osern komie. Heute hielt die Tvuvvc noch wir
I«MN noch III einer würdige.n Laige. es könne uLer
leoen AugeiMick ldcr Durchbuuch erso.Igcu. (Fm
Au'.tvaig Lrrdeiiido-Ufss' ergansene Telegramme ^ier
Leüzablensräte ven Erunau und v-on Lerchlrer -aus
dem Haiuptq!Mrti.er m>m 1. Oktober ' Eeneral L-u-
dendorff -erllärte hier. Las, iuiüer 'Uiigcüot sofon
von Berl'in. ams nach WaWngtM weste-rgehLN
müff«. 48 Stamidsn könne die Arme« nickft noch
warten. Er Lat alles zu tun. Laniit das Ängebot
aiich aus die sicherste We-iss« durchiäine. >Telogvamm
dcs Legationsvats von Lerchner am gleicheu Tagc'.
Daramfhiia muvds Lekaicirtlich uuter denr innerrn
WiLersträbsn des PriiMn Mar das FrieLenL-
airgeüot im Verbindung mit de.m WafseusttNstunLs-
«nseibot evläffen.

2. Ani 17. Ottoiber kain Geinerack Ludendorsf in
eiuer Kablnettssttzung zu Berliu W solgendcni
Votnm: Die Leut.sck>e Front lMhe ä-ffer gchai-
ten als er vor 5we>i Wockre,, sedacht habe. Menn
'Mian rhni nveihr Aienschencrsatz m Aussicht stelke so
Sl-curb« er Leii Kvie-g sortfiihreir z.-u tö-nne-n. Er
vartraute Lalbei freilich mehr aluf ikiHncn Solda-
teEick. Eine EaMutie Lafür. Llas, wir Lei Fort-
fchunvg des Krieges militärtsch un>d volitisch beffcr
dasst-chen würLsn, könne er nicht gÄb-cm. Dbe pok-
tHM Reiichsleituu'g sM ivach r>'m-g.cihenLen Bera-
tmrgen in einer solchen Fortsschun.g Lcs Krieges
ein H «sarLs ps>ek. Der Memsch'mersatz, Lex in
AuLisicht ssstellt wsrden könnte. wäre auolitatip
rmL auantitatio amMrcich>n.L tvotz ei.-n,^lner tze-
roischer Leistu.nse»r. Mit ei-ner Feftig-ung der
deutschen Westfront sei -es der täLlich stei-
semde-n technischeii, nMwe-risch.n UeLMesenheit
des FernLes Eft ch rechnem. ficher wäre nur, daff
Tod. Glend und Zevstömm-g. niicht ujur über wei-
ters Teile Bslgiens und Siordfvm'Ereichs. sondern
später aiich in da§ eigeneLand h'mieinge-
tvagen werden würde. Dassvrr brach di.e politische
Reichsleituiiig das Eespräch nckt WaMngt-M nicht
aib. ssondern v-erhandelto weiter auf Ler
Grundlag« d«r Wilsonschen BeLin-
gungen. Auch in diessvm Stadium Ler Eut-
wickeLmg hat iüb-rtMNS General LuLeiidorfs nie-
mals rlipp uud xlair idM likbbruch Ler VerhlMd-
LiMÄSN verlcwat.

9. Das dritte StiMuim trat ein. «>ls Mavschal!
Fsch seiäe BeÄiiWUNgisn fiir dsn WasffMtillWnL
Merrckchte. Diese üssnerschritt-en Las erwrartete
Mäff um ö'cn Vielsiaches-, trotzdsm sialb im Ein-
vsrstäwdnis imt der politischen Rsichs'llsiAmL Ee-
nerossfsldinvavschall von Hin-Lenhurg s-e>i-ne
MÄiiftMig dMn. Last m uiiterzeichne.n s!ei, «uck
MSNN Abä-nLeruMgen nicht erräicht würde.11. Es ist
das Las vom Rchchsminisster Er.chsrger süngst in
dsr Natioualoersaimmilu.ivg vcLlcisene Schrsiben
vom 10. Novckmber). Die ErLeuntn.is der Nieder-
lia-se hätte inMvisschen Lite Z«rrMmug des Heeres
sM 17. OktoLer beemidet.

Zussammeiigesastt: Di-e AnforLerung des Waf-
senstiMamdes war schwer, nock schiverer war svins
ilnterze-ichnung- Le ildes tvnvde durch die Obe-rste
Heereslsitamg seilüer gefordert und se-
-billigt. Beides roar div possit.isch uotwÄliLng
Lewordene Konsequenz unsserer mi'l'iLärischen Dage.

Um den Friedsn

Erst Nnterwerfurrg, darrn LedenSmrttelj!

Dem.Aeletzr-aas" susolge crkläitc Ehu-rchill im
Unterhaus. datz die Zeit gekom>mea >sai>, um. Deutsch-
lan-d Liä Fricdensbcldrngttn gcn ajufzucr-
lcsen. Rachid-em- Licse V-üdi-nguugen, angsnomnien
seien, könnc m-it Ler V -crsorgung Deutsch -
kands begonncn werdcn.

Die Entschädignngsfrage

Hoüandsch SUeuws Vüro vieldet aus Paris:
Die „Newyork World" erfiihvt nus zuverlässiger
Ourffte, dsb der Bericht übcr die Kricgsent-
fchädigungeu nicht vor Eude diefer Wrche he-
kannt segeben wsrd. Der Korrefpondent des Temvs
kann atzer schvn jctzt feststellen, dai; dcr Bericht dic
Veftimmung enthaltcii wird, dafi Deutfchland
feine gefamten internen Staatsschuh
hen vorlättfig annulieren uiuk. Mije'r
wcrdeu alle GuLhahen, die Deutfchland im Tkuslanh
Losttzt, dcren Wert auf tt Milliarden Dollars ge-
fchätzt wird, zugunsten d«r Forderungen Lcr Slkliier-
ten Leschlam'ahmt werden.

Nach Leii ErkllnLigungen des BsrichterstqtL-'rs
der „Neuen ZUricher Zeitung" wcrden die Verbün-
Lctsn auf sinanzislkem EeLiet wahrfcheinlich den
Go! dbeftand des Reiches verlange,r. jc-
doch ohne Anfprüche ru erheben aus das Gold der
Privaten und Vanken, desgleichen fämtliche Eut-
haLe» TLutschlonds i,n Auslaud, auf Lie sich leicht
Hand legcn läht. Weiter wird Dcutfchland iu
G o! d, Kali und Holz zu fcstgesehten Prcife„
bczahlen miissen.

Doi. dieser Gelege-n-hert soi mit-geleilt. daü e-s in
Ler MelÄ-ung üiber L-ie EntschäLigung. DeutfchlanLs
'iafolge eine's Uckherin'ittelmigSfehlers nicht 00—vO
Iahre, sondcru 3—5 Zahre heihen m »>;.

Greuzfrageit

Dcm „Telegraai" wirL aus Paris gkm^lLet. dak
die Kommiffion sür volmische Angelegen
'he.iten bei der Feftssetzung Ler Wvstsrenze liir-
Poleg beWossen bah Poleu jei'ic Erenzen vou

1772 (ivo dre erfte Teilung Polens SLvM-.n Ruh-
laiid, Qcssterre>ich >unL Preuken ftattsands zurüclzu-
gebtzn u>nL cs aukorLem in Oberschlesien
schadlos zu halttzn.

Dor „Znlbcpeildence Beltzique"' w'i-rd- A-em „Tekc-
graaf" zussolgo aus Paris berichtet, dak Dic Kom-
mission, Lss« sich nisst Len üelaischen Forde-
rungen bcfakt, voraussichtlich dic Revisron
Les Vertrages von. 1889 (durch welchon dre NieLer-
lande Lie Sölbftänditzkert Les von ihm lcstzcriffe-
nen Bolgieiis aiicrLaniiteii') ücschlterien werde unD
dak Belgsseir Li« grökte Au s-s i ch t habe, seine
W ü n s ch« durchzusetze n

Der bayrische Wirrwarr

Aiünchcn, 5. März. Die MbgeorLnetcn S-:egitz,
EiiLres unL Siilsheimcr erklärten, dak si>e kei-
nem Kal>i.nette beitrcten könniten. Las nichr
aus Lem Bodeir der Demokratie nnL Les Sozialis-
mus ftclhc. Die ncue vrovisorische Ncgicrung isst
de-nsirfolLe noch nicht zustande tzekommen. Dcr
Nätekongres; w>i-vd heute wiedcr zusam-
m entret e>n , doch rst eine K lär uliü Le-r L wae noch
nicht zu eiriwärten.

Die Arib-eiter- imL Soldatenräte >haben in den
letztsn Tasen in OLerbayern eine grotze An--
scvhl ftädtMer unL staatlichc-r Behörden- aib-
ü e ss e tz t.

Jn Wcssmar tst Lie bestimmte Melduniis verlbrei-
tet, Lab Ler baycrische Landtag in d er ass-
lernächssteir Ze'rt in Bamberg -usammentrcten

wivd.

Die Nationalversammlung

Leendete gestern die erste Lesung der Ver-
sassungsoorlage. Nachdem der llnabh.
Henke wteder eine seiner berühmten Raddau-
reden gehalten hatte, lenkte der Abg. Dr. Strese-
m a n n (D. B.) dio Debatte wieder in das Fahr-
wasser staatsmännischer Eedanken, indem er für
die Ausrechterhaltuiig der Bundesstaaten eintrat
und sich schars gegen alle Loslösungen aussprach.
Auch sür die soziale Parlamentaristerung, als de-
ren Vorstuse er die Arbsiisgemeinschast zwischen
Erotzindustrie und Eewerlschaften ansteht, fand in
ihm einen warmen Vefiirworter. Reichsminister
Dr. David befafite sich mit den Aeutzerungen
verschiedener Debatteredner und legte im- Leson-
deren ein Bekenntnis zur wirtschaftlichen Demo-
kratie ab.

Die Verfassungsvorlage wurde an einen Aus-
schuh von 28 Mitgliedern verwiesen.

Eingegangen ift eine Jnterpellation
Arnstadt (DN.) und Een.: „Durch den Krieg
und dic Kriegswirtschaft ist ein hoher Prozentsatz
selbständiger Betriebe in Handel, Hand-
werk und Jndustrie zum Teil stillgelegt, zum
Teil so geschwächt, datz ihr Weiterbestehen ernst-
haft gefährdet ist. Wns gedentt die Reichsregie-
rung zu ihrem Wiederaufbau und threr wirtschaft-
licheu Erftarkung zu tun?"

Nächste Sttzung Mittwoch 3iä Uhr: Jnterpel-
lation Arnstabt u. Gen. betr. die Zustände in der
Provinz Posen.

* * » *

* Elne Vorlage übee Bcnnögensabgabe. Mie
in parlamentarischen Kreisen verlautet, wird
dcmnächst der Staatssekretär der Himnizen jn der
Nationalversammlung eine Norlage üker eine
Vermögensabgabe einbringen. Das im Jnlande
Lefindliche Vermögen feindlicher, sowie neu-
traler Ausländer wird von diesser Abgabe
nicht getrofsen werden.

Die NaLionalversammlung in Wort u. Bild.
Mährend stüher die gelehrten Beruse die grötzte
Zahl der Mitglieder zu den Parlamentcn stellten,
find jetzt sehr viele Männer in der Nattonalver-
sammlutty, die aus den einfachen Volkskreisen her-
vorgegangen sind. Wenn man jetzt z. B. in dem
eben orschienenen Büchlein „Die National-
versammlung inWort u nd Bild" (Stutt-
oart, Volksverlag stir Poltti! und Vsrkehr Mk.
1.20) die Lebensläufe der Abgeordneten liest, er-
ke-nnt mau so recht den Aufstieg des Volkes im
neuen Deutschland. Da gibt es eine Menae Ab-
geordneter. die als Arbeitcr oder Handwerker be-
gonnen haben und sich der gewerkschastlichen Or-
ganisation gewidmet haben. um dann in die poli-
tische Laujbahn einzutreten. Es ist sehr lehrreich,
diese kurzen Biographien zu lesen, deren Znteresse
noch dadurch erhöht wird, datz das Büchlein auch
die Vilder der Abgeordncten enthältz Autzer-
denr srndet man darin eine Staiistik der Wahlen
und alles Wichtige über die neue Reichsver-
saffuug.

Deutsches Reich

* Ketne Rätc in dee neutralen Zc-ne. Nach -M>it-
tei-lung tzer deutsschen MäsfensstiWanLskoniiM'sstpn
hycheir dS Alliierten cittärt, dab reine-rlei
Soldaten-r ä t c, Arb eit errät« oLer
V olksrät« in Ler n euir a loii, Zonc Mdul-

det würLen.

Die Einsührung eitter Ncichszollvcrwaltung
sordert in einer Denkschrist an die Deutsche Na-
tionalversaninllung der „ R e i ch s v e r ba n d
Deutscher ZoLlhcamten e. V", dem über
14 000 deutsche Zoll- und Steuerbeamte aus allen
deutschen Bundesstaatcii angehören. Die Aussüh-
ruiig der Zoll- und Reichssteuergcsetze liegt zurzeit
noch in der Hand der einzelnen Bundesstaaten.
Zur Ersparnis von Verwaltungsmitteln und Be-
anitenkräften, zur Stärlrmg dcr nationalen Ein-
heit und zu gerechten Ausgleichen der Verwal-
tuiigskostcn bei der Zoll- imd Sicnererhebimg
sordert der „Neichsverband'Deutscher Zoübeamten"
dle Vereiniguna aller hisherigen bun-
desstaatl ichen Z o l l v e r w a l t u n g e n in
crner Oleichszollverwaltung, dic uiinnttelbar deni
Reichssinnnzamt anzugliedern ist.

> Liebknecht-Luxcmbura. Auf DemiMssuug
des KriciLs.tzcrsschts der GaLde-Schützcn-KaoaAeriie-
Di-vsssiMi sin-L KMMänloiltuaut von R fku.sk-
Hartung. Hauptmckun von Pfl.usk-H.Hr-
tii.l!«. Oberl>eut>NÄ-i!>t Vogel und LeutWnt
Liepmaiin verhastet ivo-rden. Den vier
Ofstz>ier«tt n-irL vc.meworfe-n. dätz sie an der Er-
mordung vmr Kar>l Liebknecht uuL Rossa
L,-u r o m b u r g bLssMist seweien sjnd. odcr Ler
DMduu« di-esses V-mtz»hens sich jchuldis Mmocht
haK-'»

Frcmzösische Nechnung und
dsutsche Gegenrechnung

Aus dem Leserlreise wird uns folgende beacht-
l^che Zuschrisst gesandt:

Wir müffen immer Waffen und Kriegsschisse
nbliessern. solleii ElsajpLothrmgen und deütsche
Provinzen im Osten an Polen u. auch noch unjere
Kolonien oerliercn. in schmühlichster Knechtschast
leben und ungehenre Kriegscntschüdigungen noch
dazu zckhlen! Wcr entschädigt uns für die
rund 2 Millionon gejallenen Heldensöhnc des
Vaterlaiides, die durch dic feindliche Hungerblok-
kade in der Heimat an Unterernährung gestorbe-
nen 000 000 Kinder, Frauen und Ereise und die
2 Millionen Kriegsverletzte? Hat Ludwig XlV.
oon Frankreich, der Verwüster der Psalz, hat Na-
yolson I. je auch nur einen Pfennig Kriegsent-
schädrgung an Deutschland bezahtt? Ja, das ist
etwas anderes, du guter, dummer deutscher Mi-
chel, das waren ja Franzosen, die dursten mit uns
oon jeher machen, was sie wollten; nur wir sollen
uns ntcht wehren! Ludwig XIV. raubte Elsatz-
Lothringen. das 700 Jahre lang deutsch war und
in dcm 1914 noch 90 Prozent deutsch sprachen! Er
befahl, die Pfalz „in eine Müste zu verwandeln
und den Bewohnern nichts zu laffen als die
Augen, um ihr Elend zu bewemen". Diesen grau-
sanien Befcchl führten seine Mordbrennerscharen
unter Melac auch. buchstäblich aus. So wurde
Mannheim derart m einen Trümmerhaufen
verwandelt, datz man die Straßen nicht mehr uu-
terscheiden konnte, die Stadt Speyer am 31. Mai
1809 geplündert und pollständig verbrannt, die
Kaisergräber im Doni geschändet, die Gebeine der
Kaiser umhergestreut, das Heidelberger
Schlotz zerstört. am 21. Mai 1693 die ganze
Stadt geplündert und verbrannt, so datz nur der
..Ritter" rmd die Heiliggeistkirche stehen blieben.
Letztere war niit Menschen angefüllt; als das
brennende Dachwert ins Jnnere fiel, erhoben ste
ein entsetzliches Iammergeschrei. Die Türen wur-
den absr verschlossen gehalten, und nur auf die be-
weglichen Vitten des Pfarrer Schmidtmann beim
Marschall Mvns hin wurden die halbnackten Mitz-
handelten endlich herausgelaffen! Die blühenden
Städte und Ortschasten der Pfalz wurden, obwohl
die Bewohner die harten Kriegslaften bezcchlten,
geplllndert und zcrstört, wobei auch viel Vieh ver-
brannte, dre Frauen geschändet und die Bewoh-
ner, welche fich halbnackt in die Wälder flüchtete>r,
vielfach bestialisch niedergemacht. Die ganze Pfalz
war in eine Wllste verwandelt und zum Hohn für
diese Schandtaten. die kein Rhein mehr abwäscht.
liotz Ludwig XIV.. der „allerchristlichste König"
noch eine Denkmünze schlagen! Zm Jahre 1699
wurde durch Melac Durlach Lis auf 5 Häuser ver-
brannt. Der Schaden Durlachs betrug 2 316 000
Euldcn — 3 970 286 Mk. Auf Zinseszins hätte
sich dieses Kapital bis 1919 übcr 15 Mal immei
wiedcr verdoppclt, wäre also zu weit über 100
Milliarden angewachsen.

Bedenkt man noch den Schaden der gröheren
Städte wie Mannheim. Heidelberg, Speyer, Bruch-
sal uiid datz die Franzosen auf ihrem- Rückzug ins
Elsatz Lis Stxatzburg nach thren eigenen Angaben
über 1000 Orte einäscherten. so geht damus der
unermetzliche Schaden, den die Franzosen der Pfalz
imd somit Deutschland in unmenschlichster Weise
und rohem Uebermut zufügien, zahlenmätzig her-
vor. Auch unter Napoleon I. hatte Preutzen schwer
zu leiden. Der Schaden, den 1806—07 allein de"
Provinz Ostpreutzen zugefügt wurde, Letrug 46t.
Millionen Mark und Preutzen verlor ein Drittel
seines Nationalvermögens. Auch diese Veträge
wäreu bis heute auf Zinseszins zu Riesensummen
angewachsen! Die Franzosen wollen die 4 Mil-
liarden Kriegsentschädigung von 1871 wieder. Sie
sollen zuerst den uns zugefügten. unermetzlichen
Schaden crsetzen; daim wollen wir mit ihnen über
die 4 Milliarden verhandeln: denn sie haben 1970
den Krieg vom Zaun gebrochen. Was dem einen
recht ift, ist dem andern Lillig. Oder sind wir
Deutsche ein Volk von Sklaven, das fie von Zeit
zu Zeit auszurauben das Recht und Bedürfnis
haben. und sie die Herren? Die Eebote von Rechi
und Eerechtigkeit. Freiheit und Menschlichkeit,
für die unsere Feinde angeblich kämvssen, lauten
andersl —8-

Aus dem Parteileben

* Dcutsihe demekratisckiL Parter. Zn- der hckrti-
gmv NLitKlieLerpersiMinÄung im »Wiencr Hos"
lV28 Ilhr) wird Sf-a.dtrat Nuzinger sprcche»
über A-ufüaben der Gemeindev olit ik.
Da dicsse Mäterie 'gEnwärtssig im Bo-rdcrsriunL dcs
Fnleresses siel.l ist ^ bosst.n. Laff möMckfft vsi'le
Frcundo >der Lemvkrotischen Sacke crscheinen.

Bon der Augendgruppe der D. d. P. Der
iiächfte DiskuisionMbend der demokratischen
Iugend I(Gruppe des Deutjcheu Demokratischsn
Bcieins Heidelderg) sindet am kommenden Mvn-
tag. 10. März um » Uhr >m Gartensaal der „Hqr-
nionie" statt. Hauptlehrer Oslar Hosheinz
wird über Fragen der Schulresorm sprechen. —
Bei deii* Disluffionsabenden stnd Gäst« jeder po-
litischen Richtung immer willkommen. — ^m
Lause der iiächften 14 Tags wir-d die Grupve nut
cincm Vortrag von Prof. Dr. Alsred W e b er über
„Die Aussgaben der Lemokiatijch.sn Zugend" w'r
dic «citere Oessfentlichkeit trcten.


Landwirtschaft

Laudwirte sorgL für Spinat-Auöau. Aus die
Berwendung von S p i » a t als Mark-e^
pflanze bei Eelbrllbett-Anbau ist bercits stuy"

hingcwiesi-n wordem Die Beachtung des Aa

schlages ermöglicht eine befsere Ausnutzu'»
dcs'Ackers und hringi weitcre Mengen v
Rahrungsmitteln >n der kritMesten
Sowobl als Voi-i'ruchi. Zw'sckcnstucht w'e a'^
als Nachsrucht kaim dcr ichnellfertige Spniat
haut werden. Vor und Zwiichenbau
zurzeit von grötzter Bedeutung kur die Ernahru m.
deshalb ist Lesonders Eewicht au, d"de K,. u ^
arlen zu iegen und zur Aufnahme der Vorstuai
altgcdüngte oder auch brach liegcm
Aecker heranzuziehcn. Vübald der Booen u
nüacnd obgettoilnet 'ist wird der Spinat in ,
ftäiiden von 25—30 Zentinieter eirigedrrllt. .
grötzeren Flächen benutzc man Lle Geireio

Dri llnraschine. Wo irgeud cingängig, m ,

derhole nian die Aussaat von 8 zu 8 Tagen, do>
iiickt -u aroffe Flächen aus cinmal aeerntet wer




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