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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 51 - 76 (1. März 1919 - 31. März 1919)
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Kr. 64

Heidclberger Zeitung

Mittwoch. den 5. März 1919

Feriliprecher Nr. und 132

Seite 3

HsWche AÄlzs'KglVerfamMSyW

Karlsruhe, 4. Marz.

Präsident Kops eröffnet um 4.15 Ulir die
Eitzung mit der BekanntgaLe einiger geschchtlicher
Mitteilungen.

Es liegen zahlreiche Eingaben und Petitionen
vor. Für den sozialdcmokratischen Abg. Nedakteur
Geiler. der von Baden verzogen ist, ist dsr nächste
auf der sozialdemokratischen Vorschlagslrste sic-
hende Abgeordnete. Gewerkschaftssekcetär Adolf
Kt'rsllch-Lörrach, eingetreten.

Eine Neihe cingegangener Protestresolution'n
aegen die Zurückhaltung der deutschen Kriegsge-
fangenen wird verlesen und für erledigt erklürt.

Die kurze Anfrage der Abgg. Richter (Soz.)
und Massa (Dem.) über den Lahrer Gym-
nasiumbau liegt in schriftlicher Beantwortung
vor, in der mitgeteilt wird, datz nach den zwischen
der Regierung und der Stadtverwaltung Lahr
gepflogenen Berhandlungen die Aussicht besteht,
an Stelle eines Umbaues des dortigen Gymna-
siums ein Nealprogymnasium verbunden mit Ober-
realschule zu erstellen.

Dre kurze Anfrage der Abgg. Niederbühl
lDem.) und Gen. über die Z w an g s v o list r e k-
kung beantwortete Justizminister Marum da-
hin, daß eine Verlängerung der bestehenden Be-
^timmungen vorläufig nichts ins Auge gefatzt ist.
Sollte aber eine Verlängerung notwendtg werden.
fo würde die Regiechung Lei der betreffenden
Reichsstelle einen entsprechenden Antrag stellen.

Abg. Odenwald (Dem.) bertchtet über den Ge-
setzentwurf betr. die Aufwandeentschädi-
gung der Abgeordneten der Nationalversamm-
lung. Der Entwurf wird mit allen gegen 2 Stim-
men angenommen.

Namens des Haushaltausschusses berichtet Abg.
Göhring (Dem.) über die Wünsche um Bewilligung
neuer Teuerungszulagen und in Verbindung da-
mit über die Entschliehung einer Eisen-
bahnerversammlung in Mannheim sowie
über die Eingaben der Vereinigung der
oberen Beamten in Heidelberg und Mann-
heim. Ferner berichtete Abg. Göhring über den
Eesetzentwurf betr. die Steuererhöhung für 1919
(Erhöhung. der Einkommen- und Vermvgenssteuer
nach den schon veröffentlichten Sätzen) und über
den zweiten Nachtrag zum Staatsvoranschlag für
1918/19, der eine Darstellung über die Teuerungs-
zulage an staatliche Veamte und Arbeiter ent-
hält. Durch Kriegsteuerungszulagen wurde bis-
her dem Staate eine Ausgabe von etwas über
121^. Millionen Mark verursacht. Der Bericht-
erstatter stellte den Antrag. dte Petitionen der
Eisenbahner und Beamten für erledigt zu erklären.
Nachdem der Ausschutz den Teuerungszulagen zu-
gestimmt hatte, beantragte er, auch den neuen
Steüererhöhungen zustimmen zu wollen.

Finanzminister Wirtlj dankt für das Wohlwol-
len, welches die Vorlage im Haushaltungsaus-
schutz gefunden habe. Jch habe im Lande eine
Aeutzerung gehört. datz fllr die Beamtenschaft
nichts tzeschehe. Werde dte Aeutzerung fetzt, nach-
dem wir eben 121 Milltonen für die Beamten aus-
gepeben. aufrechterhalten. so mutz ich das als eine
grotze Ungerechtigkeit gegenüber den Tatsachen be-
zeichnen. Jn einigen Kreisen des Landes ist starke
Kritik geübt worden, datz die neue Teuerungszu-
lage der Nattonalversammlung zur Beratung und
Beschlutzfassung unterbreitet worden ist. Die
Leute, die diese Kritik aussprechen, haben in der
neuen Zeit nichts gelernt. Wir konnten solche be-
deutenden Forderungen nicht auf die eigenen
Schultern nehmen. Es entsprach nur dem Geiste
der neuen Zeit, wenn wir uns mit'der zuständigen
Volksvertretung ins Benehmen setzten. Hätten
die Arbeiter in Mannheim das Ultimatum nicht
gestellt, so wäre die Vorlage weit sozialer
ausgefallen. Aber durch das Ultimatum ist die
Vorlage weit übereilt worden und tn einigen
Punkten unsozial. An den Schattenseiten der
Vorlagen sind einzig und allein diejenigen schuld,
die das Ultimatum gestellt haben.

Eine- der Hauptforderungen ist die Beschaf -
fung von Z a h l u n g s m i t t e l n. um die nöti?'
gen Lebensmitel hereinzubringen. Deshalb gibt
es für uns nichts Wichtigeres als die Lage unserer
Finanzen ins Auge zu fassen. Bricht unse-r Fi-
nanzgebäude zusammen und kommen wir auf disse
fchiefe Ebene, dann chekommen wir auch koine

Lebensmittel. Baden sei Lereit. mit dem Reiche
die Opfer des unglücklichen Krieges zu tragen und
grotze Opfer zu bringen. Die Lage ist im Reick
unübersehhar und nur wenn es gelingt, im Reich
Ordnung zu jchaffen. kann das Reich vor dem
Zusammenbruch gerettet werden. Die einiger-
matzen günstlge Lage in Baden ist lediglich der
bisherigen Finanzgebahrung und den Männern
zu danken, die vor mir an diesem Posten standen.
Dic E i n k o mm e nst e u e r an das Reich abzu-
geben, wäre für uns autzerordentlich schwer, denn
die Einkommensteuer lst unser Rückgrat. Wir
müssen unsere bundessteuerlichen Interessen mit
allem Nachdruck vertreten, soweit sie eben mit dem
zReichsinteresse vertretbar sind. Für die Er-
^wervslosenfürsorge benötigen wir im
ersten Halbjahr 1919 'nach unserer Schätzung 10
Millionen. Beim Reich haben wir beantragt, dah
die Kosten der Volkswehr, die zum Schutze
der neutralen Zone aufgestellt ist, vom Reich ge-
tragen werdcn und datz uns die dafür gezahlten
Beträge zurückerstattet werden. Bis jetzt haben
wir aber keine Antwort auf unser Ersuchen er-
haltea. Der gesamte ungedeckte Aufwand wird
sich im Jahre 1919 auf über 92 Millionen Mark
belaufen. Jn seinem Schluhwort betonte der Fi-
nanzminister, es müsse alles getan werden, um
der Schwierigkeiten Herr zu werden.

Berkehrsminister RUckert gab ein Bild der Fi-
nanzlage der Eisenbahnen, das sich in seinen
Grundzügen mit den schon aus der Sitzung des
badischen Eisenbahnrates veröffentlichten Darle-
gungen des Generaldirektors Schulz deckt. Der
Verkehrsminister teilte dabei u. a. mit. datz die
Regierung beabstchtige. kiinftighin jeweils bei
Tarifänderungen zuerst die Ansicht der National-
versammlung zu hören.

Nächste Sitzung Mittwoch. 5. März, 9 Uhr vor-
mittags. Tagesordnung: Fortsetzung der Bera-
tung, Gesetzentwürfe.

Eine Jnterpettation

Abg. Seubert und Gen. (Ztr.) hat boi der
Badüschsir NatvcmakverscvmnMnig is>al«e<nde Inter-
pella>'iÄ>n eingiebracht: „Mas bat die Regievumg
untern-o-minen mnd gedenkt sie noch zu tun. nm
ondlich die Freiheit für Bremnorsi und H a m
del mit Branntwein hsrbsizi'iführsn. nack-
dem dio KriegfüHrung keinen Alkohol mchr er-
fordert?

Dis Schnlfrage im Verfaffungsattsfchutz

Karlsruhe, 5. März. Der Verfassungscmsschutz
maindts sich in s-einer ge-stri-gen Beratung noch-
injals dem Schu-lp-araigvaPhen (8 19 der VersWung)
zu. Cs lagen Anträge von vecschiedsnen Ssiten
vor. Während van sozialdeWokratischer Seits in
einsm Antvaig die gämz-liche Streichung des Pas-
sluis „Reltslo nsu nterr icht ist Pflicht-
fach vm Schüliunterricht" beantvagt wird. wollen
die andersn Frattionon unbsdmgt disse Maierve W
der Vsrfassung rogeln.

Boi der Abstinrmiung murd« die Fassung ^er
orston Äesung (Rel-igion ist Pflichtfack) mit 12 ge-
gen neun Stimmen abgelobnt. Ueber den Reli-
gionsunterricht noird allo tn dor VerfiLsslung nichts
Wsagt.

Zu Abs. 2 des 8 19, der dis Gsw isssnsfreibeit
dsr Lehrer u-nd Schüler aavantiert. iniiingt das
Zentrum einen Antrag ein. manack die* GüMeind^
keinan Lohrer weiiter zu vevwenden bvaucht, der
kon-en Roligionsunterricht mobr -ertsilen w'll,
wsnn dcvdurch die Ertoilung des Religiansunter-
richts unmöglich wird. Die Vortroier der So.vial-
doinakvaten untz dor Denlokvateil spvachen sick da-
hin -wus. datz diese BesttmnPmgon in das Sckul-
gesetz gehören. Jn dresem Sinne ontschoidet auch
die Abstilmimung. Was die Böfreiung vom Vesucbs
dos RoLiisiomsunterrichts anbokangt. so wiird die
endgültige Abstimmung darübor nochmals vertagt.

Die Beratung der Gemeindeordnung

wurde im Ausschutz für Jnlstiz nnd Vevwaltuing
bogonnon. Die Beistümmungen des Art. 1 wuvden
tn der Fassung der Borlage angonommon. m-it der
Erweitorung. datz üicht nur für die Stadträte.
foudern auch für die Geimoinderäte eine Emschädi-
gung feftgefetzt wovdon foll. Die Bestimmumgen
übor die Hvnznzkehung von Frauen- zu den Kom-

missio,nen wurden boscitigt. nachdom die Frauen
zu allon Aomtern, auch zu doiifenicen dos Obor-
bürgermeistevs zugelaisen sind. Da ein Lell des
Art. 8 betr. die Gemenldeordnung schon i,n Zu-
dammonhana mit der Städtoordnung erledigt wur-
don. U Hoffnung. die noch rückständ'igen Toilo der
Vovlnge in e,dner Sitznng m orledigen. die für
houte anstehi. . Es evscheint zweifeihaft. ol> nö-
tig w>ird. eine zweite Les-ung des Gesetzes vorzm-
nehmen. Sie würde unter Umftänden vorhrn-
dorn. datz die Wahlen noch vor Palmsonntag statt-
finden können.

Aus Baden

Weinheim. 4. März. Die hior verbaftoten dvoi
Pe-rfcm-on haben jetzt eingestanden. don Mord an
dom Landwivrt Adam Helfrich in Lützel-
sachsen boggngen zu haben. Sie wuvden nach
Davmstadt in Untersuchungsbaft gobracht. Nach
dan fülvf amderon Verbrechern wird nock gofahn-
dot.

Manilheinr. 4. März. Die Kwijchen der Leitung
dev Firma Bopp u. Reuther unÄ den Dortre-
tcrn der Organisationen der Firina geVflogenen
Veühandlungen haben zu oiner bofriedigenden
Etnrgung übor die ForderungSn der Beamtenfchaft
uud dor Avbeitorschaft geführt. Der seit dem ToÄs
dos Kommersienrats Karl Reuther rulhond'e Be-
triüb wurde heute vormittag wieder aufge-
n o m men.

Karlsruhe. 3. März. Der bad. Landestag
für Körperpflege und Zugenderzie-
hung hatte auf Sonntag, den 2. März zur Erün-
dung seines Städteausschusses Karlsruhe etne
grotze Versammlung eiilberufen. Anwesend wa-
ren rund 150 Turn-, Spiel-, Sport und Wander-
vcreine, sowie andere Verbände mit ähnlichen
Bestrebungen (konfessionelle Jugendvereine, freie
Arbettervereine u. Frauenvereine). Die Stadt
Karlsruhe und das Unterrichtsmtni-
sterium, sowie alle Schulen waren ebenfalls
vertreten. Am Schlutz der Sitzung wurde ein
Städteausschutz aus Vertretern der verschie-
denen Richtungen gewählt. Jn einer angenom-
menen E n t sch l i e tz u n g wurde zum Ausdruck
gebvacht, datz die Berettstellung von Turn-, Spiel-
und Sportplätzen und Schwimmgelegenheiten als
die erste und wichtigste Grundlage zur Erreichung
der Ziele des Landestages ist.

Psorzheinl. 4. März. Auf dom badischen Ran-
^bevbcrhnhaf ist gostern abend nach 7 Ubr der etwa
16 Iahve -alte Schlossovlehvl-Wa L-amprecht von
einom RMgKerzug üborfcchren wovden. Sö'm Kör-
per wuvde in zwei Teile zerrisson. Bevmuilich
bcrite der Ungrü-ckkiche. um Zeit zu spcrren, den
Weg über die Gleife genominen. wobei er dann
von seinem Geschick ereilt wuvde.

Pforzheim. 4. März. Zur Aufvechtevhaltiung
dex Ordnung sollte hisr eiue Bürgerwehr ge«
gründet werden. Damit waren nun die unialb-
hcmg-igen Sozialdemokraten nicht einvevstanden.
Deshalb hiielten die nnabhängigen Soziculdemo-
kvaten gestern nachmitlaig auf dem Turnplatze
eine Bersammlung ab, um gsgen diÄse Absicht Ein-
spruch zu erhebsn. Ein iunger Mann. der wähvend
einer- Rede Zwischenrufe machte. wurde mitzhan-
dolt und schltetzlich in die Em Äeworfem. Eiinem
Epschäftshajuse wuvden von den Demonstvanten die
Fensterscheibon c-ingefchlagon. Dwnn .zosen die
Buvschen vor die Wohnung des Oberbürgevmei-
sters Habermeh l nnd als mitgeteilt wurde.
datz dieser nicht anwesend i?oi. dvachon sie in den
Keller enn und stahlen dort eine Anzabl Fialschen
Wein und richteten verschiedene Beschädisunsen
an.

Vom Schwarzwald. 3. März. Zur Erinnerung
an den Weltkrieg werden in verschiedenen Gemein-
den des Schwarzwalds „Volkshäuser" errich-
tet werden. In St. Georgen wurden der
Stadtgemeinde zu dkesem Zweck 20 000 Mk. ge-
spendet.

Freiburg 3. März. Unter dem Vorsitze des
stud. math. Mertens fand hier die Gründung
einer s o z t a l i st i sch e n Eruppe der Freibur-
aer Studentenschaft statt. Hierzu wird der „Freib.
Zeitung" berichtet: Aeutzerlich ist von der Ver-
sammlung zu sagen, datz der Kopfsaal überfüllt
war, und datz von autzen eine Bombe hinein-
geworfen wurde, die tränenerregende Gase ent-
wickelte. ohne indes Schaden anzurichten.

Aus Stadr und UmgLgeno

* t^reiwillige vor! Die vorläuifige bad. Vokks«
regierung m»d der kommandberendc Gonoval de,
14. Armeekovvs v. Gontard crlassen emen Au>d
ruf. m dem zu Mcldungen für die ireu ru errichre!-.-.
den weiteren Freiiwitt-igen-Batcrillonen aufgesordort
wird. Allss Näheve ist aus dem Auzeigenieil er
sichtlich.

Ein Nationalbund deutscher Stuventen wuvde
M der Universitäl Fvantfurt cv. M. ssgründet.
Sein-e Hauv'taufgiabsn sind der Zusammenschlutz
sämtlicher Akadeqniker zur Fövderung des natio-
natlen Gedankens. ihre politische Schuluug durch
Diskuffionsadende und dig Vertretuns der In-
teresssn der Kriesst-e-ilnebmer. Er hofft alle tn-
korpovierten wie nicht inkorporiertsn Studenten
gleichgültig welcher Parteirichtunlg. wenn sie nur
auf dem Boden der Reichseinbott stlchen, zusam-
menM-schlietzen, um dadurch die droheudsn Spcvl-
tungen und ELgensätze in der deutschen Studenten-
schcrft zu übevbrücken. Auch mit den gleichgerichte-
ten Bestrebungen cmderer deutscher und deutsck>-
österreichischer Universitäte.n rüill der V-und ln
Bevbindung treten.

^ Die.Gemeinschaft. Am Mittwoch, den 5.
März. abends 8 Ühr eroffnet im Saal des Kauf-
männischen Vereins Mase. Hohenzollevn) Herx
Carlo Phtlips seine Arbettsgruppen über
die griechische T ra g ö d i e (Aeschylus). Sie
umfatzt 3 Abende (5., 12., 19. März. jewetls zur
gleichen Stunde an gleichem Ort). 1. Abend:
Lesung der Coephoren tn eigener Uebertragung.
2. Abend: Der Lebenskreis der Orestte. 3.
Abend: Die Erundsätze der künstleriscken Ueber-
ckragung. Nichtmttglieder der „Gemeinschaft" ha-
ben zu dieser Arbeitsgruppe gegen 1 Mk. für den
Abend Zutritt.

* Liebe im Spiegel von 7 Zahrhunderten. Wir
weisen nochmals auf das unter diesem Titel statt-
findende heutige Konzert im Neuen Kollegienhaus
hin.

* Klavierabend Hans Bruch. Wir macken auf
den am Donnerstag. den 6. März stattftn-
denden Klavterabend aufmerksam und ver-
weisen auf das besonders schöne Programm:
Bach, Jtal. Konzert, Beethoven. Appassio-
nata, und Brahms f-moll Sonate, op. 5.

* Der Mensch und die Kunst. Ueber diefes
Them>a spricht auf Eiuladuma des Th-eater-
ku>lt ur verba nd e s Dr. Pcml Ma-H'llbers,
Dozent bei der Hochschule für komnmlva.1e Vevw>a1°
tung in Düsseldovf. am Donnersias äbemd im Hör-
faal 13 der altein Universität. Es kommrt dem
Redner daboi nicht nur au,f eine äsihelifcho.
sanderm auch soziologische Betracht-umg attr.,

* Liederabend Dora Povven. Konzevtsängerm
Dora PoPlpen-Karlsvuhe. die in den letzten Iah-
ren mit bedeutendsm Erfolia i-n vielen Städtem
Mitteldeutfchlamds anfgetrete-iv isi. wird Wer
noch vom letzten Kirchenkanzert in der Hcmdschuds-
heimor Friedsnskirche im Erinnerung isin. Si«
gibt am Freitag. 7. März abonds 7 Uhr im gro-
tzen Saal des Neuiem KollegienhaufVs oinem Li«.
derabend mit Qiedevn von Schübevt, Bvalhkns.
Rsger Strautz. Hsrnvann Roth. Kurt v. Wolfmt
und Hevm. Poppen. -cmf dem auck <m dWer Stell»
hingewdefon sei.

* Von der Iugendabteiluna des K. F. D. Frau,
Dr. Emanuele Meyer sprach aestern im Saalß
des Vinzentiushauses. Untere Neckarstr 5. über
„die Bestimmung, Aufgabe uno Bedev-
tung der Frau." Mit einer seltmen Krasi
oes Wortes wtes ste aus der Elut ihrer tiefführ
lenden Fmuenseele heraus der deutschev Frau den
Meg. den diese gehen mutz. um zur inneren Neu-
erstarkung und Gesundung- unseres Volkslebens
betzutragen. Es sei hiermit auf die weiteren
Vorträge hingewtesen: Mittwoch, 5. März: „Frau
und Volksgesundheit"; Donnerstag, 6.
März: „Die Bedeutung der Abstinenz-
bewegung für die sittlicke Neufun-
dterung unseres Volkes. Ie abends
7N Uhr.

* Die städlische Svarkasje teilt nrit. datz ihrck
Kasienschalter vom Dienstag, dein 4. Märs an vqn>
Montag bis e'mschließlich Freitag -a-uch wiedor <m
den N achmittageiv von 2l^-4 Uhr geöfs-
not sind. Danrit ist oinem in der hiosisen Mivgsv«
schafft stark onWsundenen Uebolstand äbseckolfen.


Es ist lästig, bei selbstverständlichen Dingen ^
noch Beweise zu fordern. Dante ^

Oassels verhaftung

Humorist. Berliner Roman von Friedrich Hey.

(40. Fortsetzung.)

Eim-s Paüse roar eimsetreten. Der Poliseileur--
nant machte es fich in dem Klübsesiol sehr gemütlich.
Fvau Dasiel roch etwas nervös und aufgeregt an
dem Rchenstrauch herum, nur Hilde stand in unlbo-
woglöchor Haltumg hinter ihrem Sesscl. Auch Herr
Dasiel 'schwiog. Er ärgerte sich zwar genug über dio
Unoerfrorsnlhsit. mit der dieser Monsch da m sotn
Haus geschnait kam, über den Rosonistvaub, übcr die
StaiviM. wie or sich's bequem machte, so g mütlch
ünd familiär, als hätte er ihn eingeladon? Ader
da chn die Evzählung vom Schutzmann Iahuke «t-
rvas äbgelenkt hatte. so war etwas Vesonnenheit
übsr ihn gekommen. Er fllhlte sehr rrchtig, datz er
jeyt nicht auf einmal wegen der „Derlobung" los-
legen konnte.

Vor allem kam sr zu der woisen Einsicht, datz er
leinen Siog loichter erringen konnte, wenn er die
Neinde setrennt bekämpfte: wenn er die Tochter un-
ter vier Augen nioderdonnern und dcm Lcutnant
einen swL-item. dssto schärferm Brief schroibcn würde
rnit dem Retsnltat. seine Tochter zög das gcstern in
dsx Aufvsguing uüd Uebrreilumg gegobe e Iawort
Surück, und er bäte u.m Unterlassung allcr w!'itc"ren
Vofuchs in soinem Hanse: Hildc würe im Ailslande.
Ratürlich, wog mutz sie aus Berl n. d-as ist ietzt not-
rvondilg. Jch werdsl sie in ein Pcnsionat si ck-en m,t
Uusschlutz aller Ocffentl chkeit imd strengst.-r Bries-
ksntrolle.

Dasiel bsschlotz, dm Besuch wiedor ruhlg seinos
DAogos sioben zu lassen, als em Intcrm.zw iu dem

Drama, das er soglöich nachher su Ende bringen
wollte. Und er sagte: „Ich danke Jhnen söhr, Herr
Lrmitnamt, ich damEe Ihnon für Jhre Nachrichten.
Wir werden dos Weiteren abwartcn müsien, das
kann nichts hols-sn. Aber ich will Sie Mnftighin
auf keinen Fall weiter bcmühen. Jch weöde mir
daher alle -weiteren Mitteilungem von dem Poltzei-
präsidium selibst erbitten."

Das sast-e or mit o'mer so eigontümckchen Bista-
nung, dcktz jcd-er D'.-enstmamn dem Sinn und die
Absicht hätte mevkcn müsicn, nämlich: datz darin
eine zarte Vevalsichicdmng des Bchuches lag. Aiber
zu seiner grotzcn Bcrwunderung bNeb dcr Pokisel-
leutnant im Scsiel kloben und sagte gamz joatia:'.
„Ach Gott, Herr Dassel — Müho? Das macht mrr

gar koine Mühe. jedoch-ganz wic Sie wün--

schcn!"

Un-d mit einer Harmlosigkoit, die aeradezm enwö-
vci'd rp'.rken mutzte, waüdte cr sich in grötztcr Lie-
bi-mswürdisko.t üu Frau Dasio-l: „Hoffentl'ch. bcru-
higcn sich die Herrschaften bald ü'bov d:n unlicb-
samom Fall. Es ist immer noch n cht so schlrmm, als
wenn der Kerl bei Ibncm eingobrochen wäre und
Ihron Schmuck umd das ganze Silberzoug geholt
hätte."

Jrau Dasscl wutzte nichts zu sag.n und warf nur
einon schou-en Blick auf ihccn Gatten. Dieser hcrtte
sich jetzt -aiber in Positur gerückt unid erklärte:

„Ich danke Ihncn also noch vmmal fiir Ihre Nach
r'cht — aher Si-e müssen uns entsch'.rldigcn. wir hg-
ben uns vcrabvrdet, ich und me.ne Familie, mit
-eil''gen Freunden in d-r Stadt zu speifen-

Mit einom Nuck war Mar Ücrn-ge emporgchchuettt,
hattc Haltung ang-cno-mmen und bkickte mit der
grötzt-ein Bovblüffung Hrrrn Dassol au:

„Ich — ch — bitte s hr um Ent chuldigung, >Sie
gestört zu hcvben, wber hier mutz ein Mitzvevstänid-
nrs vorliegcn!"

„Aktltzm'rständnls? WiZo?"

„Drrzeihung, Herr Dasiel", mü> die Hacken klapp-
ton sehc evrogt zusammen, „ich würde hsute ganz
gowdtz nicht zu Ihiren gekommen saim, wonn Sie
selbst mich nicht zum Mittagesien eingeladon
hättom!"

„Mas? Sie? Zum Mrttagesscm?" rief das Ehe-
vaar durcheincmder. Auch Frau Dasiel war empor-
gssathren. Usber Msix Langes Antlitz flog jähe
Röte.

„Jch hwbe dis Karts boi mir!" Hastig holte or
aus der Innontasche seiner Uniform ein schönes,
lithogvaphiertev Formular hervor, auf dom stamd:
Bankior Educnd Dasiel und Fvau gebm sich die
Chve — gcdrilckt und mit T.rnte war gdschrioben —:
Herrn Polizc'ileutnant Max Lauge moogen, Sonn-
tag. ein balib ein Uhr zum Mitiagcsien ergebenst
einzwladen.

Mährsnd Herr und Frau Dassel nicht wuhtsn,
welcho unho'vin-liche Urkundensälschung da wisder
vorlwg. zog Max Lange hastig seine Wildlederncm
über die Händo. Da klang es ruhig und bestimmt
aus Hildchens Muirde:

, Ich haibe das gcschrieben."

„Du? Du?"

Gine vurvurne Glut slammte übcr das Antlitz
des jungon Mannes bis hinauf unter d'.e -blonlden
Krächsllhaare.

„M-ein gnädiges Fräuloin —" Der Loutnant ver-
moc-te sich nur mühs-am zu bchereschen. und cin Zor-
ucsblick traf di.c arme Braut, dah sie hütte zu Bo-
don sinken könncn.

Mor Hildchon scmk nicht um, sondovn saste sohr
frel-.ndlich uckd iid. Ucgcn: „Vs.zoih', lieber Max,
wcun os unrccht war, was ich getan haLc. aber ich
hin zu dem Entschlusie gekomm-cn, damüt h ure
gleich alles klurg.stcllt und erlchigt wird."

Hcwr Dassel suchte mit d.n Händcn uach d.r
Stübllehne.

,.O du - du —"

Dor Poblzsileutnant batte Fvau Dasiel die HanU
gereicht und war stolzen Hauvtes nach der Tür gs-
schritten. Jm Nu hatten ihn die kleinen Arm«
Hildchsns umklammert: „Bleiib'. Miar! Du nnHt
blsib-m!"

Er vechuchte, sich ihr zu entwindsn, dliese Szeu«
beloidigte seinen Stolz aufs tieffte: ,/önädisss
Fräuloin, was Sie mir da augetan häben —"

„Meib', wsmr du mich wirklich lieb bast", u-nd
div wundevvollon Augen flebton tn innigster LieÄa
zu ihm emvor.

„Me'm gnädiges Fräuletn", riof er laut und oee-
nehmttch, „zu solcher Komodie bin ich nicht su ss-
brauchen!"

.,Max. Max!" rief tn unsoltger Berzweiflnng die,
klein.o Hilde. „Mnn du Mich von dir stötzt. dcmn
dann nehme tch nrir das Leben!"

Der Aibmarssch dcs Herrn Leutuant wäre Herrn
Dassel geradc recht gekommen. Er zergte lricht die
leisoste Höflichkeit dem ungebetonen Gcffte gegon-
über und triunlphierte schon im Stillen ü!bsr den.
Siss, den er von diosem drcrmatischon Zusaminenistotz!
evhoffte. Nr.n konnte er mit Hilde alloin ja um so
bcsier fertig wordeu. Aber das Schicksal wottte es
anders. Und.das Schicksal kam vo.n Frau Dasiel.

zossph keir Rhllv

Oexr. 1867. k-lofmöbslfsbrllc Telspd. 756
HriuptLtrssss 79. klsIclslbsrL Lelcs Liensastr.

VVoiinunZseinri cktunZen
in einlgcber bis keivstsr ^usklltzrunss.

* Der Niese Brsjakoff. der ams RusfisÄ-Pvlen
stammt und 2 30 Mcter grotz war. ist. 46 Iahre
alt. gcstorhcu Bsi 3LuL/hruck dos Krisacs wor

Strns;bu^ w° -r /'L-7AN3

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zugewisson.
 
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