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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 51 - 76 (1. März 1919 - 31. März 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0319
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Nr. 67

Heidelterg Zeilung

Samstag, den 8. März 1919

Fernsprecher scr. und ivi-:

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pflege aus. Den Kricaerraiimlien und KriEr-
wi-wen iollte ein Mietvarrecht iir -den Mi'te
hergerichteten Kiaoernon ge.wäbrt werden. D.-o
Ncdnerin tritt fiir B.-'chaiffuna billiger Möbcl c-in
irin d>c Wohirunacn L-chaglich oinrichtcn ru konuen'

Nbg. Holdcrmann lDcm.) erört>ert bic Wab-
mingc-nöt at-.if dcm Sande mit starker Jnidustricvli-
siermig Trojtlos ift die L.aae i,n Texittgebict
des badiicheu Ooerlaindes. Der St.aat imin felbst
baucn. nicht nur fn der EvoUtadt sondern seraide
«uf dem Lände und in ben kleinen Stäbtem.
Aber alle Alas;im,l»nM niiben nichts wcnn nick>t
oin sozialer Geist sich in allcn Kreison mehr
.Mlbar macht. Es mü„e ein nobrle ofsrcimim de*
höheren Kreise -sein. hier nvit gntem Borsviel vor-
anzugeben.

Abg. Hcurich (Zentr ): Die WobmmgsLmter
babc-n vermigt. In La.den baben wir 7-5000 bis
80 000 Wobmmgön ober 20 000 Härrser nötia. Man
k'Ilte billrges Holz für dan Wobn>un,gsbiru be-
schaffen.

Abg Hörl.er (Soz.) -befatzt sich mit dcr ailsbal-
dioen MbetrieÄseiiUna der Ziegeleien. Der
Redner erörtert noch eimse Hra-gen de§ Vau-
arbetterschubes.

Minister Martrlos'f: Die Taige der vorläu-
figen Regierung s'nd gezählt mvd wir
allc sind frob. 'tmseve A";.l. er in crudere Häi de s.e-
bcn zil könnren. Dre neu-,; Riesier-ung wird die
Fv-vge des Wcihmlngsw-Asens besonders sorMltig
bchai-odeln müssen-, sie lvird ein Woibnu.ngsa.int
scbcrsfcn und Ortswo-Hnämrter errichten müssen. Re-
gievungsvcrt Dr. Kcrmpfsmeuor hat nicht nur eins
tt oretische. sQNsdwn auch erne vraiktische Tä iiskeit
ausseübt: abcr cruch ibmr wcvren -die Wügel be-
schnitten. denn er batte nmr eine bevatende Stelle.
Aus diesem Evuind schon -muh ein Wohmmsscvnit
gchhcvffen werden.

Nächste Srhung: Miitwoch. den 12. März. nach-
iiti-ttags 4 Uhr. Tcrgesvrdnung: Gchehentwurs
über diie Aondevung der Gemeinde- innd Städte-
ordnnng.

« » »

'I-n-dcr gckstti-sen Sihung wmde von der sbMl-
dcnrokratffchc-n Fraktion eme Interpellattvn
über don Schuh der Bmuhandwerker -ein-Mbracht.

^buif Anregnng des Kumst- und Kulbu-rvms für
Bcrden wird das none badische Verfasssumgs-
ges-eh nach seinex Anncvhm-e durch die N-atwnal-
versLNvm-ffmg amch durch ldie Kunst geweiht wer-
den. Im La.ndest!beicrter w':-rd eine Feier statt-
finlden, zu der Psrlaiment und Volk geladen svnd.
Die Feier wivd entsprechnde Dichtungen mnd
S ücke aus Beetho'venlschcin und Mozcrrtscheil Wer-
kin enthalten.

Badische Polttik

Die neue Fassung deS Schulparagrapheu

Wle schon, beviDet, hcrt der Versassungscru^chuh
der bcrdcschen Süationalveisammluns ven 8 19 m.t
11 gegen 8 Sttmmon bei 2 Stimme.lthaltungen crn-
genonrmsn. Ju der neuen F-assung hat mrn der
SchulpcrvasrnpH folg-eirden Wortlaut:

1: Die-Schale untersteht idem G-esetzen
uud der Aufsicht des Stantes.

Abs. 2: Dre Ertettuns des Relrgionsun-
it -errtchts vichtet sich nach dan Bsstimimungien
kves Schulges-etzes. Ksin Lehrer dcrvf wilder seine
erklärte veligiche Ueberzeugung rur Erterlung dos
Religionsuartevrtchts oder zur DornwlMe kirchl ch:r
Verrichtungen. koin Schüler gegen" die rcligräse
Ueberseugung der Erziehungsüerochtigten zum Bs-
such dss Reltgionsunterrichts oder zur Teilnähme
crn kirchlichen Han>dlung-n sezwungen werden.

Abs. 3: Zum Bchuch der öffentlichen Volks-sch isse
sind crlbs Kinder verpslichtet. soweit fie nicht ocne
höhsve cffsentliche Bilduugsanstalt oder eine die
Lehrzbsls solchar Anstalten veufolgend-e Pr'iwatan-
stalt bcksuchen oiver wegen ge'isti-ger oder körporlicher
Leiden ok>?r wegon fittlicher Derfohlungen vom
SchuEbesuch auszuschll«hen sind. Neue Privat-
fchulen -ür Bokksschulunlerricht wsrden nich'
mehr zugelasse-n. Die jetzt Lestehend^n ba>
ben sich spätckstens bis zum 1. Ianuar 1925 auszm-
lösen oider in E-emeindeanstalten umzmvcrndeln

ÄLs. 4: Sowsit dex Besuch von Lebransbalten

durch die Vorischrist dcs vorigen Absatzes nicht aus-
geschlossen ist. küwwen phvsffche und iuristtschr P
sonen solche Anstalten mit staaisministcrieller Ge-
nclmrigung errichten. Die Gen-ehmi.gnng darff nicht
verswgt weriden. wenn die gcisetzlich biel'sür allge-
wei.n ausgostellteor B-edingungen -ersüllt stnd.

Ab!s. 5: Der Ilnterricht in der Vokks- und Fort-
b'lDiungs.schube ist unentgeltlich: für minderbeniiit-
telt-e Schüler hat dre Eemeinde die ovforderlichrn
Lehrmittel zu bchchaffen. Bei den öffcntl chen hö-
heren Lohvanstalten einischl. dcr Hochschulen und
der Fiachschulen fft der Unterricht sür diejenigen
unentgc-ltlich, ,di-o tüchtig unl) bckdüvftbg sind. —
Da-zu als Uebevgangsbestimmung: Der 8 137 des
Schulgdsetzes fft aufgehoben.

Ob dw N-ationalversammlung dem § 19 rn dieiser
Fassuimg zrGinrmen wrvd, läbt sich heute noch n-icht
sagen.

Die Aenderung der Eemeiudeordnung.

Karlsruhe. 8. Mirz. Zu den UiibergangÄbcistim
nrungen lag ain soz.-ihe.in. Antrag vor. auch die
sämtltchen Bürgermeister der Neu°
wahl zu untersiohen, soweit dre Eemeinden Nicht
der Städteordirung unterstehen. Der Antrag wuilde
mit 11 gegen 6 Stimmen abgelehnt. Fern-cr
wrirde einstiinmig boschlosftn, dah das Ecksetz hrn.
sichtlich der steuerlichen Bastimmimgien sch"
mit Wirkung vonr 1. Zan. 1919 m Krast trcten soll.

Jn einem gemeinsanren Antrag (rer im Ansschim
vertretenen Fraktro-nen wnrde bestrmmt. datz dic
Zahlder Stadtverordneten sich nach d'r
Erötze der Städt« richten- soll. De füns gwtzon,
Städts sollcn 96, die übrrgen Stätzteordnungsstädte
8t Stiadtverotdnete erlialton. ferner die Eemeinden
üver 10 000 Enrwobner 72, die Eenro'nden vo
4000 bis 10 000 Einwobner 60. die Eeme ndeni von
2000 bis 4000 Einwobnern 48 und diejcni-^en von
500 bis 2000 Einwobmrn sollen 36 Eemeindovew
treter erbalten.

DaZ verelnfachte automatische
Wahlverfahren

berm Proporz für die Landtagsmahlen ist jetzt
auch in der 2. Lesung der neuen badischen Verfas-
sung von der 21gliedrigen Kommission — diesmal
einstimmig — angenommen worden. Darnach sol!
iede Partei auf je 10 000 für ihren Wahlvorschlag
abgegebene Stimmen je 1 Abgeordneten erhalten,
außerdem noch für einen Ueberschutz („Spitze")
von mehr als 5000 Stimmen einen Abgeordneten
weiter. Nachdem aber dte Negierungsvorlage in
§ 24 — entgegen dem zu Erunde liegenden Ent
wurs Dr. Dietz § 28 — das Land in 4 Wahlkreise
geteilt hatte und dieser Vorschlag in erster Lesung
angenommen worden war, ergab sich demgemäh
die Möglichkett der Vervierfachung der „Spitzcn"
mit unerwünschten Nebenfolgen für die Mandats-
erlangung, insbesondere bei mathematisch, d. h.
rein rechnerisch denkbaren, wcnn auch praktisch
kaum vorkommenden Zahlenkombtnationen. Diese
theoretischen denkbar unerwünschten Einzelkonse
quenzen hat die Kommtssion nun dadurch ein für
alle Mal ausgeschlossen, datz ste die Durchzäh -
lung der Spitzen durch oas ganze Land
beschloß und damlt in diesem wesentlichen Punkte
zu dem ursprünglichen Entwurf zurückkehrte.

Dozu schreibt uns Stadtrat Dr. Dietz (Soz.),
Mitglied des Versassungsausschusses, folgendes:
Es gehen auf diese Weise gar keine Reststimmen
in den einzelnen Wahlkretsen verloren. und es
erhalt jede Partei für jede weiteren, durch die
Zusammenzählung sich ergebenden 10 000 Stim-
men einen weiteren Abgeordneten, sodaß am
Schluß für alle Parteien nur je eine
Spitze übrig bleiben kann. fllr dte dann je nach
ibrer Höhe mteder ein Sitz zu gewähren ist. Ob
für dtese Nestspttze die Zahl von 5000 bleiben soll,
oder dafür rnelleicht 7500 genommen werden sol-
len, steht noch dahin. Jm Uebrigen werden die
auf dieie Weise binzukommenden Mandate in der
Neihenfolge den Kandidaturen der einzelnen Wahl

kreise eittnommen, wie sich dies mach der Eroße >
des Stimmrestes cn den einzelnen Wahlbezirken
ergibt. .

Durch diese Zusammenzählung aller -tunm-
zahlen unter 10 000 durch das ganze Land ist gleuh-
zeitig auch etne Möglichkeit gegeben, wie urjprüng-
lich im Entwurf vorgesehen, diejenigen PartciLN
gerecht zu beriicksichtigen, dte im ganzen Lande,
d. h. in allen 4 Wahlkreisen zusammen, wenigstens
10 000 Stimmen aufbringen, aber nicht in einem
einzelnen Wahlkreis diese Stimmenzahl aufbriiigen
können und deshalb durch die Wahlkreiseintettung
um ihre Vertretung gekomnien wären.

Des Weiteren ermöglicht diese Zusammenzah
lung der Spitzen durch das ganze Land, be' der
ohne Nücksicht auf die Zahl dec Wahlkreise, uitter
Ausschließung aller „Wahlkreisgeometrie, olle
Neststinimen zu ihrer Eeltung kommen. unter Um-
ständen den einen oder andern der gröheren Wahl
kreise, die aus Landesteilen mit verschiedener wirt--
schaftlicher und völkischer Struktur bestehen. zu
zerteilen und statt der 4 Wahlkreise in dem an die
Verfassung sich anschließenden Landtagswahlgesey
auch je nach dem 5, 6 oder 7 Kreiss vorzuziehen —
immer davon ausgehend, daß die Zusammensetzui'g
des ganzen Landes in einen Wahlkreis im Hmblick
auf oie dadurch notwendig werdende einheitliche
Aufstellung von etwa 100 Kandidaten auf einer
Lifte — von allen Parteien in ihrer überwrezen-
den Mehrheit nicht gewünscht worden iit.

Die jetzige Fassung des betr. § lautet demgemaß
nunmehr: „Die Abgeordneten werden nach den
Grundsätzen der Verhältntswahl in mind-ffens 4
Wahlkreisen gewählt. Iede Partei oder Wabler.
gruppe erhält auf je 10 000 der für ihren Vor
schlag abgegebenen Stimmen cinen Abgeordneten.
Die hieriiach in den Wahlkreisen unberücksichtigt
gebliebenen Stimmen werden durch das ganze
Land zus-amengezählt und nach dem vorgehenden
Satze bewertet. Jeder alsdann noch verbleibende
St(mmrest»von mehr als 5000 (7500?) Stimmen
erhält einen weiteren Abgeordneten. Das Nähere
Lestimmt das Lantagswablgesetz."

Mit dteser Ausgestaltung ist das vereinfachte
automatische Wablsystew allen Beanstandungen
gegenüber nunmehr wobl endaültig -als das für
Landtaas- — und bei Zug'-pndelegung von etwa
70 000 Stimmen auch für N ichstags- — Wahlen
beauemste und praktisch brauchbarste
Svstem festgestellt und wird dnrck, seine nunmehr
aesicherte Aufnahme in dte badische Verfassung
biermit auch erstmals in Wirksamkeit treten
können.

Dr. D ie tz.

Stadtrat u. Mitglted dss Verfaffungs-Ausschusses.

Aus Baüen

Mannheim, 6. März. Der verantwortliche
Redakteur der Noten Fahne. der Spartakist Albert
Stolzenburg ist cius Mannheim verschwun-
den und soll sich angeblich nach Müncken, wo be-
kanntltch seine Freunde noch die Oberyand haben,
begeben haben.

Mannheim, 7. März. Bei den letzten Unruüen
in Mannheim sollen nach der ,Lüricher Post" der
schweizerische Nationalrat Platten und der
deutsche Deserteur Münzenberg verhaftet wor-
den sein.

Mannheim, 8. März. Der frühere Prediger
der hiesigen Freireligiösen Eemeinde,
der vor längerer Zeit wieder in die evangeli -
sche Kirche eingetreten ist, Dr. Mäx Mau-
renbrecher, kandidiert für dis Stelle des zwei-
ten Geistlichen an der reformierten Kirche in
Dresden. Er ist ein Sohn des bekannten Bonner
Historikers.

Karlsruhe, 5. März. Am 4. März ist der Se-
nior der Karlsruher Brauereibesitzer, Kommerz.-
Rat Karl Schrempp. nach längercm L'iden im
vollendeten 73. Lebensjahr auf seinem Eute Leis-
berg in Baden-Baden gestorben. Eeboren 1846 zu
Oberktrch als Sohn des Brauereibes. Schrempp,
übernahm er in den 70er Iahren die friibere
Brauerei Schuberg dahier, erwarb dazu die Braue-
rei Bischof u. erweiterte das Unternebmen bis zu
seiner beutigen Ausdehnung. Das Vraugewerbe,
deffen Bund er eine lange Reihe von Iahrep als
Prästdent vorstand, hat zum großen Teil ihi'i
sein Aufblühen zu verdanken. Die Landeshaupt-
stadt, die ihm zahlreiche Stiftungen sozia-
ler Fürsorge 'verdankt. hat dem Dahingeschie-
denon das Ehrenbürgerrecht verlrehen.

Schwarz-rot-gold?

Aus dcin Leserkreis wird uns geschrieben:

^,ch warte schon tagelang. Schr-nbr keiner
eme Ehrenrettung der atten Fahne? Soll schwarz-
weig-rot wirklich ,o sang- und ltanglos verschwln-
den? Mit wenigen Worten ist ja iyr Tocenarä-
ber", Dr. Preuß. in der Weimarer Nätionalve^
sammlung druber weggegangen. Und doch sollten
unsere Besten das iliövrt ergreifen. gegen die
Schmach, die damit geschehen.

Ja eckne Schmach i,cs und nichts weiter! Die
Fahne, die wir als Kinder trugen, die unserer
Väter Stolz gewesen, die Farben, die tm jetzigen
Krieg geweht von Flanderiis Küste bis jchirr ms
Herz Ajiens, die Flagge, die am Bord unserer
Schrfse bis schier zum Südpol grflatlert, die
Fahne, die in Asrtta ern Lettow-Borbeck ehrenvoll
bis zum letztsn entfaltet, diese Fahne soll nichts
mehr geltcn? Wißt ihr denn, ihr Herren, was
ihr damit tut? Jhr schändet unser Volk und wißt
nicht wie! Zeigt mir ein anoer Nolk, das so
etwas täte, seiner Eröße ruhmreiches Denkmal
auszumerzeil und abzutun! Jhr suidet teines.
Was für ein Schwall von Worten fand Dr. Preuß,
um das Wort „Reich" zu begrunden, alle Gcfühls-
werte hierfür herbeizuholen, gab er sich redlich
Mühe. Eut Lind recht! Aber bleibts betm Wort
vom Reich, dann sollte des Neiiches Vanner
Schwarz-weiß-rot nicht fehlen!

Aber freilich: Vielleicht haben auch hier die
Hüter der „Errungenschaften der Revolution" das
Weiterbestehen der alten Fabne nicht erlaubt, wie
es ja heute so oft gina uno geht! Und tn der
Tat: Die, zu deren Loo einst oas Lied entstand:
„Jhr woll'n wir treu ergeben sein,
getreu bis in den Tod!

Ihr woll'n wir unser Leben wsihn,
der Flagge „Schwarz weiß-rot!"
die, zu deren Preis diese Worte mechr denn ekir-
mal gesungen, dte waren ja in jenen unheilvollen
Novembertragen die ersten, die ihren Treuschwur
brachen und die schwarz-weiß-rote FlaDe einzo-
gen und statt deffen „die rote Fahne" hlßten, de-
ren Wehen noch immer weiter reicht, als das neu-
eingefübrte Schwarz-rot-gold.

Täuschen wtr uns doch nicht! Mögen heute die
Verteidiger der neuen Farbe mit allerlei Stützen
ihr- Recht suchen, gar Bismarck anführen und sei-
nen Willen, fretlich seinen nicht erfüllten Willen,
der schwarz-rot-goldenen Fahne: Tatsache bleibt
es doch, Schwarz-weiß-rot ist die Fahne des
Bismarck'schen Deutschland geworden und geblie-
ben. so lange jenes bestand. Ach und die Oestex-
reicher hätten sich auch unter dteses Banner ge-
schart, derentwegen hätten wir dte Farbsn nicht
ändern brauchen!

Attein es hilft nichts mehr. Unter dem vtelsn
deutschen Edelgut, das da in Trümmern ging, liegt
auch die schwarz-weiß-rte Fahne. Ob für immer?
Ob sie niemals wiederkehren wird? Vom gleichen
Btsmarck stammt das Wort: „Man soll in der
Polttik niemals „niemals" sagen." Und so wird
dre alte Fahne vielleicht doch wieder einmal aus
den Trümmern des Reiches zü neuem Leben er-
wachen. Seis wie es sei! Wer es über das Herz
bringt, in der „neuen" Farbe zu flaggen, der tue
es in Gottes Namen. Noch abea wird es in deut-
schen Landen Männer und Frauen geben, denen
ist es heute und für lange hinaus überhaupt nicht
ums Flaggen zu tun. Wenn aber je wieder. dann
soll es die Welt sehon, daß die schwarz-weiß-roten
Fahnen noch nicht verstaubt sind unv noch nicht
vermodert und daß auch die alten Ideale noch
leben, die unter der schwarz-weiß-roten Fahne ent-
standen und gedie-hen sind! __

Warum

wir noch Krieqsschifse brauchen

Die Entente scheint wttlens ru forn. die Ablvffs-
vung auch des letzten Restes unstrer Krisg-»
flotte su vsrlangen. Die Alliiertem, ülbechcchen m
ihrein Bttmichtungswillen daboi, dcck d'no EMlluns
dieher Fordevung es Deutschl-crnd völll« unmüglüch
m-achen mühts, den SchutzWesteurovLs vor
sver.r Bolschewismus »u üLernechmen. der ichm
doch von den Alliierten g-üt-ig anvertrcvut wockven
wcrr. Man dcrrf sich nicht davüber täu/schen, dcvi;
eins russtfch e Gefah r uns cruch von der

Aeidelberg und Umgebung
in der Mannheimer Ausstellung
„Das badische Land im Bild"

Wer Heidoldergs landschaftliichen Nuhiii heute
noch verkimden M müffen g-a-ubt. kennt seine Stel-
Lun,g in der Geick-ichte der ÄLa-lerei un/d der graphi-
sckzen Kmist überchäupt nicht. Hoidelderg ist ge-
radezu -ausgemalt. ausgezcnchnel. durch und durch
gelsehen. Doch -ome der -wenigen Stätten. wo es
-öinen aus innerstenn rorncrntiichem Zwan« b«r-
aus verwerlen und zu tiefst in das Wunderwesen
der Landichaft hiner-nblicken läßt. ist Hsrdvlberg
sobllieiben. u-nd es überträgt dieison unwidsrffM-
lickron feffolndein Reiz anf 'llllies. was von rhm in
irgondeiner Form empfunldene Kunde Mt. Wie
aber nicht sanz bosonders auf Bttider. deLvn Schö-
pf-orn Hsi-delbern ecn Mnlstiierisches rmd vielleicht
auch.monschkiches Erlebnis bckdüutet«! Von Hei-
delbems U-msebung gttt daSsolib-e. wenn man gr-
wrllt ist. cruch langsames. kenießondes Uinher-
fchiendern rimter Berweilen zu verstehen

Also. muß es «Luch in der Ausstellung »Das Ba-
dtsche Lanid iim Bild" in der StüdttschLn Kunst-
halle jm Mannheim Näume gsbon. in denen mair
stch am llebsten für einon -ganzen Tcva einrichten
möche. -und das sind die dem Heidelberger-Kreis
vovbeh-al-tenen. Auf einen solchen TcvgLsausslug
nimmt nion gern ein gutes. handklches Buch mit.
Die Wahl ist nicht schwer -mid Lann nur cvuf d,n
cben erschienonen Fühver durch die Ausstellung
llen. dam außßer eineni sttmmungsvollen Ge.e t-
wort von Altmoister Hans Thoma und einsüh-
rsnldön Gedanken des heinMche.n Künstlers Her-
'Mann Efch eine kurz, aber wirklick lehrreich unter-
wstsende Würdigu-ng der bemerksnswerren Be-
st>andteile der Ausstelluna nachgerühmt wevden
kann. Di-sse stellenweise durch imtime Aniinerkum-
gon bereichcrte übersichtliche Darstellumg des Vor-
haitt-enen ist Herrn Dr. W. F. Storck in einer
Wei-se golun'gen. die nür vorbildUch s-ein kann.
Storcks Verdienste um die Netchba tlgkeit der Ab-
toilungen Heidelberg namentlich stnd überdicH so
vroß daß auch der vcraittmor mnasvollen -umd Lamm
wentger als mitschöpiec >chen Leistuna deses
Mannes isder emgedenk b'elbon muß. der die
Musftellmi-g ttvit starlen. schönen Eindrücken ver-
»aklt.

Die Fülle des Ma'erlals unter dsm sick aus
Sammlimsen aller Art biswsi.en unersetzb're
Schätze Lesmden. ermöelichte besorders in den Ab-
toilungen Herdolberg sine Ämovdnung der Bilder,
d'ie vcm zwvlerlsi Gesich svunkten aus sleich fes-
folnd und lehrvetch ist.

An dem Stadtansichten vom frühen 17. Iahr-
h-.mdert bis cvuf ustsere Tage bso.,achten wir die
glückl che Laune Heidelbergs. in allon seinen Tei-
lsn. drobsn am Schloß. drumten am NeckarstaLen
und drüben auf dem Heiligelirberg dle romcrntt-
fchvn Züge zu bewahren. dis es wsltberühmt und
dswkwürdcg genvacht haben. Oh Merian oder
Rieger, ob Graimberg oder olner der
Schweizer aus den zwanzlger Jahren de--, 16.
Zctt>rhimderis. ob Rottmann oder Verbas
ln St chen. Ü'thographien oder Rüiddcvungen von
Heideuberg schwärnren. oh wir vor den leb'a-sten
Aquarellsn Karl Fohrs odvr Schirmers
stehsn, fcider von ihnen umd den mmav.Mlton an-
derem hing nrit stünom trunkenen Küi stl-erhvrzen
g-n alnieni mrderem Stück Heidelbergs. jedem kmn
es M>f etwas Mi-deres an. aber sie alle «blivben
vom Zamlber der Landschaft bsstr-ickt. der sich tti den
Darstellungem Turners odor des Engländers
N. Eumingham geradezu lns Spukhaste.
Blsionäre steigert.

Damit tst -aber bereits ckm die zweite BetvaL-
tm'-gsno.iwendlgkoit hlngowielsn: init welchen
Mitteim und.aus welcher Nachrmpfindung des un-
zerstörbaren romantischen Stimmungsgehaltes her-
Mis habou dle Künstler von drsl Iahrhunderten
Hoddelber^ im Panovcrma odsr lm Detarl darge-
stellt. Ivde Art der Technik seiert hier ibren
Trrumph; den siollhastestou vlelleicht die Aquarell-
malersi Absr .amch Kallmor^ens Holzschnitt oi.-
ner Schloschelouchtimg stellt die giücklichv Lösung
ecnes dcr schwierigfton Problonie dar.

Und nun hinein ins Neckartcrll Ein paar
alte Ansich cn vam Stift Ne-uburg und den Bur-
gen weitor drtnnon im Tcrl und- da^ jeues ge.
mächl ckie genveßonde Durckwaudern winkliger
Neckarstädtchen. stiller Odeimoa.Lgrüiide: Goebel
vcrschwendet den N-eiichbum feiwer Palette. Wolf
bcoleitet mit seinLr Kohle nstb iinmer -äowissen-
haft, aber stets die chariakterlstisch n !Formsn walb-
vond. dle Gwbs-lmicn windsckiescr Häusck^n;
Aquarelle von Dillinger und Krause jubeln oinem
die Entdeckerfveude nur so ins Gestcht.

Zu Hocheckerüs Unngobung gehört auch das
ketzte Sckck der Bsrgstraste Um Welnheim mag
es sich ja mit Mannheim stvaiton. aber dle Stvah-
lenbuvg gibt es doch n-icht her. und Karl Fohr
haj sie -a-uf olnem entzückonden Aquavell fckstgcchal-
ton. Keines bekcr nteren. so idern eimes neusn Ra-
-mens möch's ich zu-m Schluß godsnkon. Dora
Brgndenburg-Polster hat aus Münchcn
foobsn u. a>. auch droi Zsichnunigen von der Borg-
stvaße gesandt, die nist dsr kräf igsten Verwendiuns
des Zetchonpccpisrs den Sch ee und dl» -fla-umlsr
Last dsr Bau.mb!üte tn ülbervai'ch mder Plastik
und WMche t davstellon. Öhne wcse Bi dsr würds
man sich zuni Prslse Hcndolb-rgs umd sslnsr Um-
gobuwg noch etwas h'nizu wü-nsschen: giber fohlt

höchstens noch der ei-ne odcr andove aus Hetdsliberg
imd Unirgsbung /u.nter den Besuchern 'dor AuSstol-
lung Nu-n. dann absr nur sch„ell!

Alfred -Maderno.

Theater und Musik

Medea

Gastspiel Jrma Strunz.

War an sich schon die Aufnahme des Erillpar-
erschen Trauerspiels tn den Spielplan etne er-
reuliche Unterbrechung, so gewann die Vorstellung
durch das Gastspiel von Irma Strunz als
„Medea" noch besonderen Wert. Frl. Strunz ar-
veitet mit großcn Mitteln, die um so mehr zur
Wirkung gelangen, als sie mit ihnen haushälterisch
umzugehen weiß. Deshalb erschten sie im ersten
Alt sast matt, doch bereits vom zweiten an ent-
faltete sie ständig wachsend thre reichen dramati-
sche-n Gaben. wobei sie Licht und Schatten auf die
wilde Seherin und die ltebende Mutter gleich-
mäßig verteilte. sodaß als ganzes. von Kleiuig-
keiten in der Aussprache abgeseyen, dte aber auf
Nechnung des Affelts zu setzen siiid, eino grandiose
Leistung zu Stcinde kam die der Gesamtausführung
ihren Stempel aufdrückte. Man darf daher mit
Necht auf ihr zwettes Eastspiel, bei dem sie in
einer modernen Nolle auftritt gespannt sein
Jm übrtgen bewegte sich dte Vvrstellung längs
der Grenze von gut und böse, manchmctt diessetts.
metstcns aber jcnseits. Mochte die Sptelleitung
Lorcnz Kirchners noch hingehen (warum die

alten Griechen durchaus als römische Logionäre^
frisiert herumliefen, ist allerdings unverstandlich)'
so reichte er leider als König nicht aus. So haus-
backen trocken und philisterhaft braucht denn trotz
der Revolutton kein König dargestellt zu werderck
Auch der Iarson Walter Horsts enttäuschte.
Im allgemetnen kantter nicht über den Deklama-
tionsstiel hinweg. Freilich bietet auch die Grill-
parzer ntcht völlig gelungene Charakterisierung
keinerlei Handhabe zu vielen eigenetz Gestaltungs-
mögltchkeiten. Dagegen erfreuten Jrmgard
Allien (Kreusa) und Clarissa Manhoff
(Eora). Der Herold Heinrich Lopatkas hätta
sich ein wenig mehr würdevoller gebärden können.
Die beiden mitsptelenden Kinder verdtenen durch
ihr verständtges Benehmen eine Sondererwäh-
nung. Der Beifall des dichtbesetzten Hausts war
stark und von berechtigter Dackkbarkett ottttert.

Lieder-Abend Aora Poppen

Am Flügel Dr. H. M. Poppen.

Auch bei den Konzerten schetnt es die „Duplizi-
tät dcr Fälle" zu geben. Wieder ein Alt Avend
nach kurzer Zeit, dieses Mal aber mit ganz ge-
mischter Liedfolge. „Den Lebenden" hieß in der
Hauptsache der Wahlspruch. Man ist so dankbar,
wcnn tn unserer ganz versumpfenden musikalischen
Schaffenswelt sich etwas Neues regt, eine Hoff-
nung auftaucht, ein kommender Mann. Und um
eine Enttäuschung reicher geht man in der Regel
von dannen. Neben wenig Gekanntem von Ne-
ger und Strauß setzte sich Frl. Poppen für
Kandidaten des Tagcs Hermann N o t h, K. von
Wolfurt und H. M. Poppen ein, der zu-
fällig ihr Bruder ist. Von letzterem. unserem
Vize-Bachvereinsleiter. hörte man in vier Proben
sehr anspreckend Tonmctterisches. in die Tiefe
Gehendes. Schado, d^aß das liebliche „Frühlings"
(Dtchtung von Frommel) so eiltg verklingt.

Reger, den mair, obgleich dahiii. noch tmmer
zu den Kommenden rechnen muß überragt in -- -

deutung dio bciden anderen Wegsuchenden trttr
in der gebietenden Feierltchtett fenl^-'

-l. m" d°ch
 
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