Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 77 - 100 (1. April 1919 - 30. April 1919)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0591
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
r/ernwrecyer r-.

uns 18.

^selte c»

onflikt

»-'N «'ii..»"'", 3t-ch

^ andauo? ^ i?

^talieu

- Perseveran^" D«lA
eiirskn Nn) U)lrd

^stenBül^w^

oer amerir.2-^ ^

b^l>S''itrul>Ven >>-
"uckgezoge- ^°>sik»-

ri- wu d° mi.
r» 3»i»mwr„h^ ««q,

s<lM«i-crii-ch°„
aus bm, P

Aufforb«ru„,

k^«st°Nd,N„ j„ P„„7^«t
' se in keimni cr.,7.

^ne stünde

Zustände in Ri„

r in-Nnland eim«-tr°is^e.

" Verkmltnisse in Ni?^
dcm Einrückcm der^?
bcrrscht dort ein s°^
h durch die jetzt eingetrqg!^
^igcrthat. Die Achi^

ctma 16 000 bczissert ^

cn murden tägl ch etwa
vollzosen. Von d:n Lch'-
Deutsche und DeuMü^/s-
r Rch Juden unL Persom'^^
itäteir. Einig: StMdicii«, sr
kuiert und di« Bowobn« ws ^
nrholm interniert Mrdon.TosL
r tn Ri«a ist tot. Alle
Sensmitteln und Klell>»chb
nLcn bis aus die NübMschM v-
wt. Weim der jetzw« Zustini! v
andauert, ist die Zukunst Ri»isc
irichtet.

e Streibewegung

chlesien wurde die LKM m!
:r.zow w i eder aufgenomn
' Zabrrze wmde ohne BlMrW

etrt. Damit ift der in ObenÄ^

eralstreit SegeustLndsl».'
ie Bergarbeiter rm Ruhrzrt
angefahren. ausgeno« , ^

Aiann ftinn. Der Aussi-'

t anzuseheu. EbenfoM^!

Arbeit im Laufe des MM.,

mieder aufgenommen Mle- b
„ J^a

^»».-^inwen oer'vr'U

!«cr. l00

Heloel.erger Zeuung

lu-virllvoa), oen

Die Wahlen der Bezirksräte
und Kreisadgsordneten

Gleichzeitig mit dcn Genicindcwahlen, also
oorausslchtlich am Sonntag. den 18. Mni. finden
die Wahlen der Bezirlsräle und Kreisabgeordne-
ten Ilait. MasMbend hierfür ist das Gejcts vom
2d. '.marz/1. April 1919, das Badische Berwaltlings-
gcscl; Letr., und dic Berordnung des Miiil,teriumi.-
des Znnern vom 5. April 1919, beide verosfe,illm)t
rn Ar. 27 des „Badischen Gesetzes- und Berordn.
Blaite-." vom 24. April 1919. Hierdurch sind zwar
dte Aufgaben der beiden Körperschaften, Bezirls-
rat und Kreisverjammlung. gegenüber dem bis-
herigen Necht nicht verändert. dagegen ihre Zu-
sammeilsetzung und Wahl. entsprechend den allge-
meinen pvtitijchen Veränderungen demokratisiert
wordeil.

I. Aufgaben der Vezirksräte.

Zur ertlichen Durchführung staatlicher Verwal-
tungsausgaben ist die Republik Baden in 53 Be-
zirte eingeteilt. iiinerhalb deren die Bezirksämter
die unter,ien staatlichen Bermaltungsstellen bilden.

Den Bezirksämtern stehen Vezirksräte zur
Seite. Diese sind Staatsorgane. Sie treten rn
der Regel mouatlich 1 Atal zusammen.

1. Dre Bezirksräte sind in erster Linie erstin-
stanzliche Verwaltungsgerichte.

2. Daneben haben sie das Bezirksamt bei der
sonstigen slaatlichen Verwaltung zu unterstützen.
und zwari a) beschliefzend in Angelegenheiten der
Staatsaufsicht über die Eemeinden, z. B. hinsicht-
lich dcs Voranschlags des Gemeindehaushaltes,
der Beschwerden gegen die Dienstfiihrunq der Ge
meindebeamten: ferner über die angesochtene Eül-
ligkeit von Wahlen; über Gesuche uiid Anträge
auf Wirtschafts- und andere Gewerbskoezessionen.
über Beschwerden in Baupolizeisachen usw.,' b)
beratend, wenn sie vom Bezirksamt zur Förderu ig
der Wohlfahrt und zu Eutachten für die Regierung
herangezogen werden. Bezirkspolizeiliche Vor-
schriften, welche eine fortdauernd geltende Anord
nung enthalten, lann der Bezirksbeaele nur unter
Zustimmung des Bezirksrats gültig erlassen.

3. Die einzelnen Bezirksräte sind in besonderen
Geschäftsbezirken, u. a. berufen, bei 5»andf'''b,",s,
dcr Landespolizei und bei der Aussicht auf die
Ortspolizei mitzuwirken. sowie 'in Verwaltunas-
streitsachen oder Verwaltungsangelegenhciten gül-
lich zu vermitteln oder die Vorbereitung zur Gnk-
scheidung zu übernehmen. In dieser Eigenschaft
haben die einzelnen Bezirksräte amtlichen Charak-
ter. Sie sind denientsprechend einer allnemeinen
Disziplinargewalt unterstellt.

II. Ausgaben der Kreisaügeordneten.

Bekanntlich ist Baden in 11 Kreise eingeteilt
und gchörcn zum Kreis Heidelberg die Amtsbezirke
Eppingen, Heidclberg, Sinsheim und Wiesloch.

Die Kreise sind Selbstverwaltungskörner mit
der Berechtigung zum Vermögenserwerb und dei
Besteuerung.

Die persönliche Erundlage des Kreisoerband?
bilden die Kreisangehörigen. Jhre Vertretuna ist
die Kreisversammlung, die mindestens 1 Mal jähr-
Uch zu berufen ist.

Die Kreisversammlung ist berechtigt, im Jnter-
esse des Kreises und seiner Bewohner gemeinnützige
Anstalten: Krankenhäuser. Waisenhäuser. Sparkas-
sen usiv. zu gründen und zur Förderung der Wokil-
fahrt die Gemeinden zu unterstützen. Jnsbesondere
ist ihre Aufgabe die Besorgunxf des Landarmen-
wesens und des Kreisstraßenwesens. Sie beschliestt
über diese Auigaben, über Einnahmen und Aus-
gaben, über Anleihen usw. und bestimmt die Um-
lage auf die Eemeinden des Kreises.

III. Zusammensetzung vnd Wabl der Bezirksräte
und Kreisabgeordneten.

Bisher wuvden die Vezirksräte aus einer Vor-
schlagsliste der Kreisversammlung vom Ministeri-
um des Inwern ernannt. Die Kreisversammlung
setzte sich zusammen aus indirekt gewählten Abge-
ordneten der Kreisangehörigen. aus Abgeordneten
der Eemeinden. Vertrelern der Etädte. Mitglie-
dern des Kr-eisausschusses und den grökten Grund-
besitzern des Kreises.

Nach dem neuen Eesetz werden alle Mitglieder
bekder Körperschaften labgosehen vo>n den Mitglie-
dern des Kreisausschusses. die von der Kreisver-
sammlung gewählt weLden und Sitz und Stimme

in dieser haben! uumittelbar gcwächlt. Jhre Zahl
beträgt fiir deu Bezirksrat Heidolberg 14.
für dte Kreisversammlung ides Kreises Heidelberg
36. näinlich 7 aus dem Bezirksamt Eppingen.

1 5 aus dem Bezirksamt Heidelberg. 7 aus
dem Vezirksamt Sinsheim und 7 aus dem
Bezirkvamt Wiesloch. Die Amtsdauer rst 4
Jahre; die nächste Walil findet im NovenOer
oder Dezember 1922 statt.

Wahiberechti-gung. Wählbarkeüt und Wachl-
system sind wie für die GemeindeiwLhlen bestimmt,
al>so — unter Mcg-assung der bokannten Ein-
schräiikungen — kein Unterschiod des Geichlechts.
Wahlalter vo„ mindestens 20 Jahren, MMbar-
keit vom 25. Jahre ab, Bewobner des Amts-
bezirks. u-nmittelbarL und geheime Strmmwbgabe
nach den Grundsätzen ber Verhältniswahl, Lebun-
dene, aber nicht streng gebundene LWen. keme
Liistewoevbindung. Wahlbczirke sind die Amtsbe-
zirke. d. h- die Vorschla-gslisten der Parteien gel-
ten tn allen Gemeinden ldes Amtsbezirks (wäh-
rend iratürlich für die Gemeindewahl in jäder Ge-
meinds eina besondere L'-ste aüsgestellt werdeir
must).

Die Parteien haben gesvndierte Vor-
schlaaslisten für die BezirksrLte und ^Kreisabg-e-
ordne.en in eincr noch näher zu bestimmendcn
Friist bsim Wwhlkommistar. d. h. dem Amtsvor-
stand einzureichen. Die Listen müssen von 6 im
Wah.kreis wahlberechtigten Personen unterzeich-
net sein und nicht mehr Nainen enthalten. als
Bezirksräte oder Kreisabgcordnete zu wählen sind
aber auch nicht weniger als die Zabl ber Unter-
zeichner der Vorschlagsliste Leträgt, d. h. im Am s-
'bezirk Heibelbera 6—14 rmd 6—15 Namen. Ge-
naue Bezeichnung der Voraaschla.genen, erkonnbare
Reihenfolge wie bei der GLine'mdvwahl.

Die Wahl der Bezirksräte uird KreisabgeoLd-
neten iindet in Vcrbindung mit den Gememde-
lüahl-en und zwar mittels zw-eier Stimm-
zettel statt. D-er eine Stimmzeitel enthält die
zu Gemeinde- (Stadt-) Verordneten (Gemeindcrä-
ten) vorgssch.agenen Personen; der andere Stimm-
zettel für die Vezirksmts- und die Kreiswbgeord-
netenwahl stnd die VorgeschlLgenen in zwei Ab-
t-eilungcn mit den Aufschrsften „Bezirksräte" und
„Kreisabgeordnete" M verzeichnen. Veide Seiten
des Stimmzettels könn-cn hierz-u benutzt werden.
Die Uebergabe der beiden Stimmzettel hat in ei-
nem Wahluntschl-ag verein-igt zu erfo.gen. —

Das neue Wahlgesetz w-iird eine starke Na-
d i k a l if ier u n a der Bezirksrüte und Kreis-
versammlungen zur Folge haben. Die ge^childer-
ten AufgaLen der beiden Körperschaften sind be-
däutend; insbesondere gilt das vom Bezirks-
rat. dem möü.icherrveise lauch noch die Ge-
schä-fte der K o m m u na l ve rba ndsa u s-
schüsse übertragen werden. Es ist Pflrcht des
Bürgertums dafür zu sorgen. dast möglichst viele
Abgeordneten gewäh t werden. die sich, wie es in
dem Verwaltungsgcetz vcm- 1863 h -est „durch
Konntniste. Tüchtigkeit und Gemeinfinn"
zeichnen.

Deutjches Rsich

* Die neue wllrttembergische Unifsrm. Nach
einer Verfugung des Wurltv.liioergi,cyen srriegsmi
nisteriums eryacten vom 1. AprU ab die Truppen
der im Lande ciufgestellten Reichswehrbrigaden die
bisher fllr die wurttembergischen' Geblrg->rruppe.
eingeführte Unijorm.. Das curundtuch bleibt grau,
der <»u,a.-uitt gceichl der Bluje Mlt mehreren Ta-
schen) an der oberen Aermelnaht befindet sich oer
Gewehrwulst cius griiner Farbe. Die Mutze ist dis
Kappe mit Schild, wie sie nach österreichischem
Vorbild schon wahrend des Welttrieges von oen
Gedirgstruppen getragen wurde: an ihr befindet
sich das Nationale — eine vergrößerte Kokarde
in den schwarz-roten Landesfarben. Als Zierrat
öefinden sich am Kragen grune Spiegel. an denen
die Eradabzeichen angebracht sind. Als solche gcl-
ten fllr Gruppenfllhrer ein kleiner silberner Stern,
ani Aermel ein grllnes IV2 Zentimeter breites
Band, darüber in gleicher Farbe die Kompagnte
nummer. Zugfllhrer: ein goldener Stern am
Kragen: am Aermel zwei 2Vr Zentimeter breite
grllne Bänder, getrennt durch eine goldene Schnur.
KompagniefUhrec: zwet goldene Sterne über-
einander, drei grüne Bänder am Aermel. getrennt
durch zwei goldeue Schnllre. Bataillonsfllhrer:
drei goldene Sterne, vier Vänder und drei goldene
Schnure am Acrmel. Regimentsfllhrer: 4 Zenti-
meter breite goldene Tresse auf dem Spiegel ohiie

aus-

Aprrc

Stern, am Aermel ein 2 Zentimeter breite Gold

tresse, eingefatzt durch zwei griine, je i;L Zenti-
ineter breite Bänder. Brigadekommandeur: Wie
Regimentsführer, mit einem silbernen Stern, am
Aermel 4 Zentiineter breite Eoldtreste. elngefasst
durch zwei grüne Bänder.

Von der Nationalversammlung. Jn Weimar
sind gestern die Parlamentsarbeiten wieder auf-
genüiiimen worden .Am Vormittag trat der Haus-
haltausschusi zur Fortsetzung der Etatsberatung
zusammen. Nachmittags setzte der Verfassungsaus-
schuj; die erste Beratung des Verfastungswerkes
fort.

Badrsche Politik

Die öadische Volkswehr für die Negierung

Die Delegiertenversammlung der Badischen
Vvlkswehr, an der unter anderm der Staatspräsi-
dent Eeiß teilgenommen hat. am 15. April d. Js.
in Karlsruhe einmlltig folgende Kundgebung
an die Regierung beschlosten:

„Die Badische Volkswehr hat die Aufgabe,
den durch die Verfassung geschaffenen Freistaat
gegen jeden gewaltsamen Angriff, komme er
von welcher Seite er wolle, zu schiitzen.
Mitglied der Volkswehr kann daher nur sein,
wer sich verpflichtet, ungeachtet seiner politischen
Ueberzeugung, bedingungslos zur Aufrechterhal-
tung der Ruhe, Sicherheit und Ordnung und fllr
die Bekämpfung jeglicher Eowalt einzusetzen.
Nestlos steht die Volkswehr hinter dem
badischen Volk und fetner Re-
gierun g."

Warum wird diese erfreuliche Kundgebung erft
jetzt bekannt?

Landeskonserenz der sozialdemokr. Partei

Jn Karlsruhe fand ein-e Landc-skonfersnz dex
saz>kaldemokr. Partei Badens statt. Zur Beratung
stanld lt. ,/Bolksfreund" die Tätigkoit dcr sc-zialdemo-
kratiischen Fvaktion in dex baldiilfchen Ncrtionalver-
sammlung, die airerkannt wurde, der Boricht über
'oen zwoiten Borlincr Rätokongreh, woboi man zur
Ablshnuug °des Zweikarmneesystoms kam. der Zu-
sammenffchlutz Wllrttembergs und Badens, don Re-
ferent Oskar Geck beUrwortete. U. a. wuvden fol-
gende Entschliebungen oi-nsst'mrmig ange-
noinmon:

,7Die sozialldemokratrsche Landeskonfeventz erkkärt
ihr E i n v e r stä nd n i s mit der bishevigen Tä-
t -igkeit der sosialdcmokratkschen Fraktion dcr
bädischen Siationaloersanrmlung. Die Konferens
betvachtot die badische Vevfassung vom 21. März
1919, die Städte- und Gomeindoor!dnunig. s-owie dcis
Vevwaltungsgosetz als eine taugliche Grund-
lage fllr e'mcn demokratisch'n Ausbau der Rcvu-
blik Vadon. Dam'it diese Vepf-assuugsgeifotze Loben
bckommen. fft es unbedingt erforderl'ch, dah k«i-e
nerzovste Billrokratie des alten Obrigk itssta-ates auf
allon Gebietem der ösfentlichrn Verwaltung durch
Männer evsetzt wind. die von denrokratischom und so-
zve.lem Geilste erfllllt sind. Es wird wertsrAufgabe
der Jmaktion sein, gleichseitig mrt dom demokva-
tischrn Ausbau der Revublik dafllr besorgt ru setn,
dah auch in der Rcpubliik Badsn die Sozial -isie-
run-g der Zweige des Wirtschaftslsbens. die dafllr
reif sind, in die Wege geleitet wird, soweit dies tm
Rahmen dor badilscheu Republik möslich ist. D'e
Konferens ersucht fcrner driugeud, dah die Fraktion
allon rhren Cinfluh geltend macht, um eiue Bessi-
ligungder unerhörten Wohnungsuot
u-nd um einen Abbau derLebensmittel-
preise herbeizufUhren."

,.Die Landeskonferenz cvklärt sich z u j e der Z e i r
bereit, zurEinigungdesProletariats
dieHandzubieten. Die Etnigungsbcströbun-
gen können aber nur dann von Erfolg boglsitet frin,
I wenn die Verhcmdlungen n'cht voii Ort zu Ort übcr

die 5vövfe der Führer hinweg, fondern von de«v
niahaeLendenParteive>rtretungen al-
lcr in Fr-agö kommenden Parteien gefllhrt weübon."

" Baden im Friedensvertrag. Mi'miister Diet-
a i ch uNd Stciatsrat Dr. H a -a s haben sich nach Bor-
lin beaeben, um die bwdischen Jnteresten boim M-
schlub des FrieLensvertrages, vor allcin die Qber-,
rhein>-Miasterkräfte, zu vertreten.

* Aüssetzung des Vollzugs der Verordnung übor
die Schulbeirät«. Die f o zd. Fraktion der Na-
tionalversammlung ist an das Unterrichtsministe-
rium init der Anregung hövangetreten, in ernouto
Erwägungen wegen der Verordnung über die Schul-
beiräte einzutreten. die unter dem Vo>vgängor des
jetzigon Minüsters erlassen wuvde. Da zu ovwart-en
rst, dah eine gcsetzliche Negolung der Standesvertre-
tungen dov Beamten und Lshrer staltf'mden wird,
wird sur Zeit daran gedacht, den Vollzug der ge-
nannten Verovdnung bis auf weiteres auszüsetzen.

Aus Baden

Neuordnung der Kommunalverbätrde

Das Ministerium des Fnnern will, wie in der
„Karlsruher Zeitung" mitgeteilt wird, die Org a-
nisation der Kommunalverbande neu re-
geln. Das Ministerium ist dabei der Meinung,
es sollten die Geschäfte der Kommunalverbands-
ausschüste dem Bezirksrat übertragen werden. Den
Sachoerständigenrat dex Interessenten. des Han-
deis, des Gewerbestandes, der Proouzenten und
Verbraucher sollen die Kommunalverbände in Un-
terausschussen entgegennehmen, die fü rdte einzel-
nen Zweigo der Zwangswirtschaft besonders zu
btlden wären. Das Ergebnis der Beratungen der
Unterausschüste wllrde dann dem Bezirksrat als
Unterlage sür die Entscheidungen im einzelnen
zu gelten habe. Eemäh diesem Vorschlag würden
dann dte städtischen Kommunalver-
bände gleich so zu verfahren haben. Für Be-
zirksräte, denen Vertreter aus Stadt und Land an-
g»hören, mühten die städtischen Vertreter durch
vom Land zu stellende Ersatzleute ergänzt werden.
Weiterhin tst eine schärfere Kontrolle der Kommu-
nalverbände durch die Regierung nötig, die erreicht
werden kann, wenn man die Landeskommistäre mit
der direkten Aufsicht der Kommunalverbände be-
traut.

Ludwigshafen, 29. April. Von einem Streit-
posten ermordet wurde dev 40 Iahre alte Bk-rg-
mann Hugo Spiegler aus Quetdersbach bci
Landstuhl. Der Ermordete wurde mtt bestialtschen
Verletzungen aufgefunden. Spiegler kam am Osier-
niontag auf der pfälzischen Erube Merlenbach, wo
er arbeitete an, um anzufahren, falls der Streik
beendet wäre. Auf dem Wege zur Arbeitsstatte
ist er allem Anschein von einem Streikposten an-
gehalten worden und mit diesem in Wortweckisel
geraten und durch Mesterstiche bis zur Unkenntlich-
keit verstümmelt worden.

Karlsruhe, 29. April. Frau Herm. Braune-
wald hat der Ortsgruppe Karlsruhe des Bad.
Heimatdankes den Betrag von 30000 Mr.
in deutscher Kriegsanleihe überwiesen.

Karlsruhe, 29. April. Der Verein mittlerer
badischer Verwaltungsbeamten bält am
4. Mai hier setne Hauptoersammlung ab.

Rastatt. 29. April. Au der Erschiehung
des Rhoinbauwärters Rudolf Knöpfel in
Plittersdorf. die wir bereits gemeldet baben. tst
noch millzuteilen. dah Knöpfel am CiharsannstaL
abends 7 Uhr in einem Nachen. etwa 25 Meter
oberba'b der Murgmündu-nig über die Murg fuhr.
um Schiffe der Nhoinbauiwspektion auf der rechten-
Muraseite anzuschliehen. Als er dem Ufer nahe
war. krachton von elsässischer Seite her kurz nach-
einander zwei Schüsse. Knöpfel wuvde tn den
Leib und in den Arm getrofsen und fiel quer über
seinen Nachen. Sofort zeigte sich äuf der elsässt-
schen Rheinseite eiire sanze Schar Franzosen.
Knöpfel wurde sofort von soiner Frau und dom
ältosten Sohne ans Ufer gebracht. Der Vedstor.
bene war 38 Iahve ält und Vater von neun Kin-
dern. Es ist nachgewiesen. dah der fvaiyMsche
Posten gegen seine Jnstruktion gehandelt hat.

rich III. verkauft wurde. Von nun an gehörte
Fiume mit seiner Umgebung zum österreichischen
Kaiserhause und wurde bis zum Jahre 1776 von
kaiserlichen Eouverneur verwaltet. Kaiser
Karl VI. erllärte 1723 Ftume fllr einen Frei
hasen und verliel; dadurch der besonderen Wichtig
keit des Ortes Ausdruck. Die Kaiserin Maru
Theresia vercinigte 1776 Fiume mit Kroatien.
erllärte es aber bann 1779 als ein „corpus separa
tum" der ungarischen Krone. 1809 wurde Fiumc
von den französischen Truppen bcsetzt und 1813 von
den Engländern wiedererobert, die die Stadt im
folgenden Jahre an Oesterreich zurückgaben. Fium
wurde dann 1822 wieder zu Ungarn geschlagen
nach der Revolution von 1848 aber dem Kronlande
Kroatien zuerteilt, und unter kroatischer Verwal-
tung blieb der Ort die nächsten 20 Jahre. S-.it
August 1870 stand Fiume mit seiner Umgebung
als autonomer Körper direkt unter der ungarischen
Zentralregiorung.

Neues aus aller Welt

Aus den Geheimnisten eines englischen
Kriegsgesangcncnlagers: wie es einem Norwcger
in England erging. Die Quelle, aus der die nach-
folgenden MUteiluiigen stammen, durfte auch de-
nen. die Berichte von deutjcher Seite mit Mih
trauen ausnehmen, unverdächtig erscheinen: es i>t
nämlich das in der bekaiinteii norwegischen Hafen-
stadt HaugZund erscheinende Blatt „Haugesuads
Avts", und der unglllckselige und unfreiwlllige
Held des Berichtes ist ein Norweger, der Steward
Ernst Wilhelmsen Scharff. Dicser junge Mensch
ging am 15. Februar 1916 an Bord eines norwe-
gischen Schisfes, das nach England und Franlreich
fuhr. An Vorv wurde er krank und wurde in der
englischen Sladt Dcal an Land gesetzt. um dorl
einer Operation unterzogen zu werden. Nach
einem einmoiiatigen Ausenthalte im Krankenhaule
sollte er uber Ncwcastle heimreisen, als auf dem
dortigen Pahamte die erschreckliche Tatsache ans
Licht kam, dah der Unglllcksmensch in D e u t s ch-
land das Licht der Welt erblickt hatte. Scharsf
wurde nun einer p°inlichen Untersuchung unterwor-
fen und darauf ohne weiteres ins Eefängnis ver-
bracht, wo er wie ein gesährlicher Spion behandelt

wurde. Er muhte von Wasser und Brot leben
und durfte nicht mit dem norwegischon Konsul in
Verbindung treten. Erst am Grundonnerstag 1916
fano die erfre gerichtliche Verhandlung über Zhn
statt. Obgleich gegen Scharff nicht das Mindeste
vorlag, ausgenommen die Tatsache, dah er in
Deuijchland zur Welt getommen war, wurde er
trotzdcm wieder ins Ge)ängnis zu Newcastle ge-
worsen, wo er mit Verbrechern schlimmster Art
zusammen eingesperrt murde. Dort wurde er, ob-
root-l er anslrengende Arbeit zu verrichten hatle,
nur ganz ungenllgend verpflegt. Am Dienstag
nach Ostern erfolgte das Urteil. das' sehr ^-"-s
ausfiel: er wurde zu eincm Alonate Zwangsarbeit
verurteilt. Während diefer Zeit lebte er in einein
duntlen Kellerraume, wo er Postsäcke zu näheii
halte. Nach Verlauf dieses Monats wurde er von
neuem in Unt>.rsuchungsl>aft abgefllhrt untz hier
noch grausamer behandelt. Wollte er sich a"k sei-
ner Pritsche niedersetzen, so schüttete man Waster-
eimer ubcr ihn aus und an Stelle von Esten warf
man Steine und Eis-.nstücke auf ihn, wobei der
wohlwollende Gefängnisdiener ihm zurief: ..Da
hast Du was zu srZseii, Du verfluchter deutschcr
Vastard!" Dies Leiden dauerte vier Ta-"'
kam Scharff in das Kriegsgefangenenlager Stops
iii Schottland, wo er zunächst einmal infolge der
im Gcsangnisje erlittenen Beyandlung an Blutver-
giftung erlrankte. Von dort wurde er im Juni
1916 in das berllchtigte Gefangenenlager auf der
Jnsel Man übergefllhrt, wo er die Eeheimnisse
eines englischen Kriegsgefangcnenlagers grllndlich
kennen zu lernen Gelegenheit sand. Zu esten be-
kam er täglich ein Viertelpfund Vrot sowie etwas
Hering und Neis. Die Behandlung war rllcksichts-
los, oft nahezu r o h. Acirztliche Hilfe war nicht
vorhanden. Durch die Halzbaracken, in denen die
Eefaiigenen wohnten. drangen Negen und Wind
ein: als Betten dienten ihnen ein paar diiniic
Stofflaopen. die aus dem Boden ausgcbrcitet wur-
den. Scharsf kam zi'm S>-bl"sss so berunter. datz
er nur aufstehen koimte, weim er sich am
festhielt. Arbcit. um bie Oedigkeit des Lebens
zu erleichtern. gab es nicht Das Essen war so
s'^lcckit. dah die inngen Menschen schlirhlich zu
Schweinefuttcr griffcn. um Ua'cn Hunger zu stillen.
Die UnzuträgUchkeit der Zuftände trieb diele de/-

Kriegsgefangenen in Wahnsinn und zum Selbst-
morde. Durch Vermittelung des norwegischen
Konsulatcs gelang es Scharff schliehlich, dreser
Hölle zu entrinnen. Jm Jahre 1918 kam er erst tn
ein Arbeitslager und später in das Eefangenen-
lager im Alexadrapalaste in London, wo nur reiche
Eefangene waren. die sich sclbst beköstigen durften.
Mit 500 von diesen wurde er schliehlich nach Rot-
terdam verbracht, wv sich das deutsche Rote Kreuz
seiner annahm.

^ Für 10» 098 Mark Tcppiche erbcutet. Durch
Mietung etnes Ladens berciteten Einbrecher einen
Anschlag auf das Teppichhaus Lefevre vor. Unter
den Eeschaftsräumen Lefevres. die sich im erstcm
Stock beimoen, siaud im > "yog ci-i Laoen l«'er
Diesen mietete kllrzlich cin Mann unter dem Vor-
wande. dah er einen Obsthandel aufmachen wolle.
Jn Wirklichkeit' hatte er es darauf abgesehen, von
dem Laden aus in das Tepvichgesch-'it eiiizuN e
chen. Während der Osterfeiertage wurde der Plan
ausgefllhrt. Der Mieter drang miit mehreren an-
deren Männern in die Eeschäftsräume etn. Dle
Diebe erbeuteten für 100 000 Mark T'vp h" 6">or-
dinen usw., und entkamen unbemorkt mic ihre^
Bente

* Uebcr eine Million Kriegsanlcihe vergeblich
gestohlen. Der Arbeiter Anton Nauch d"'- Kauf-
mann Fritz Zlllchner und der Fleii'ber Hermaiin
Huster in Magdeburg wurden we"-"' i>iebstahls
und Hehlerei verhaftet. N. hat im Dezember 1918
als Postaiishelser auf der Eisenbahnfahrt von hier
nach Leipzig Kriegsanleihe-St'icke im Werte von
1 110 000 Mark gestohlen und sie jetzt dur-^ Z. und
H. zu verkaufen versucht. Dies gelang aber nicht.
da die Z i n s a b s ch n i t t e und Zinsscbein-
bogen nicht bei den Nlänteln gelegen hatten und
die Diebe ihre reiche Veute so nicht loswerden
konnten.

* Heiteres aus ernster Ze'it. Mitten in den cruf-
regenden Vorgängen des Müncbener Rew-iiut'ons-
fnschings -und der Vra'inschweiger Sch'ieidcrkata-
strophe hat es doch auch einige ganz hiibscho humö-
risii-scke Zwischeii'piele gegobcn. iiber die iican der
„Deutschen Iaurnalpost" folgendes initteilt: „Fn
der N-acht zum Vraui schweiner Revo>"tionst,i-'o
-wur-de plötzlich gegen 3 Uhr friib die Biira.-rscbist
durch -Kanonenschüsse und cin fortwäbrondes Ad-
brennen von Haiidara-natcn uird Abfeuern von

Eewehrschüsten -höckstt unfanft aus dsm Schlofe ge-
weckt. Grund z>u diefem Alaran bot dte vevfrühte
Nachricht, dasi Generalmawr Ataerker nrit sein-en
Truppen bereits in dw Stadt Heinrichs dos LL-
wen eingezogen sei. Wenige Stuirden davauf
l-iieh der frllhere KunUtopfer und Mtntsterpräsi-
dent Aierges ein Ertvcrblatt dvucken. tn welchem
es hieh: „An der Streikbewegung -beteiltgen sich
bereits 36 Erohstädte. Auch Schöppenstedt hat sich
dem Generalftreik angeschwsten. Der Ak ions-
ausschuh erhielt fol-gendes Telegramm aus Schöp-
pen-stedt: Schöppenstedt. den 10. Avril. Nosolu-
twn. Die Schöppenstedt-er industvielle Avbeiter-
schast fchlieht sich dem Rufe des doutschen Pvole-
tartats an und legt mit dem heutigen Tage die
Avbc-it nieder. um geschlosten mit den Bahnbeam-
tcn die Forderungen durchzuld-rllcken ai-ivd sich von
der kapitalisti-schen Hsrvschaft zu bsfretien. Wsder
der Staatsprasident Merges. noch Detn Mjunkt,
der fcvmo.se friihere Berliner Polizeipräsident Eich-
korn. noch sein Minister des Jnnern. dex fvühero
Schnei-dergeselle Sepp Oerter. noch auch die klu-
gerweife 14 Tage vor der Nevolütion mi-eder M
i-hrer Scheuerbllrfte zurllckgekebrte Braimschweigi-
sche Kultusmiiiisterin und Klosettfr-aiu- Fahha>uer.
fcheinen eine Ahnnng von der Bedeustmg Schöv-
pensiedts fllr die doutsche hmnorisiische Literatur
gehabt zu baben.

* Der Flügeladjntant des Präsidcnten, Maior

Meier bm Kr>si'gsmi>>'!sterium wird unter Ver-
setzu-irg zu den Offizieren von der Armoe „dem
Hcrrn Reichspräsidenten zur besonderen Vevwen-
dung zugeteilt". Der neue Adiukant des Reichs-
präsidenton murde nach der Vossischen Zeitung
18W Offizier im Infanterieregiment Nr. 142,
1902 Obcriersi-nant und von 1902 bis 1006 zur
Kriogsakademie kommandiert. 1898 >als Haupt-
mann in das Infanterier-'gimcnt Nr. 97 verseüt
und int Fahre 1912 zur Dienstleisiiing bei der
Pensionsübteimng des Kriegsminisierii'ins kom--
mandiert.. in die er iin Inhrc 1913 vcrsetzi wurr^

unoicri.. ,,i ur v„i --

E n unorhörter Kinistfrevcl wurde ncrchikicher-
-'i sc cvin L r sz t - D c „ k iii -a l in Wei m a r
veriibt. Nachdcm crst r>or ei'ni-gcin eine

Deputatlon dcr h cr i-aaenden Del-ea. cr on - Ver-
sammlimg des ..Allacm-öineii Deutsch-en Mnsikcr-
Verbandcs" ein.on ..l,',r>-m Mtineister" gewidm-steir
L^orböerlranz niedergelegt. batte -man Äsreits am
-andcrcn Tase die scideire Schleife gostoh en. Tjoch
 
Annotationen