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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 126 - 148 (2. Juni 1919 - 30. Juni 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0862
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Falkenhayn und Hoetzendorff

Dieser Tage hat der Feldmarschall Lonrad
v. Hoetzendorfs durch den Kriegsberichterstatter
Nowak in einer Schrrfr „DerWeg zur
Katastrophe" schwere Anklagen ge-
gen den General v. Falkenhayn erho-
ben, die diesen zu einer Antwort zwingen wer-
den. Falkenhayn war der bcsondere Ver-
trauensmann Kaiscr Wilhelms ll. Er war,
was in der grotzen Oeffentlichkeit bisher noch
wenig bekannt ist, von Anbeginn des Krieges
der cigentliche Oberste Feldherr und blieb in
dieser besonderen Stellung bis zu dem Augen-
blick, wo nach der rumänischen Kriegserklä-.ung
5)indenburg mit Ludendorff die Führung der
gesamten deutschen Heeresmacht übernahm.
Der Chef des deutschen Eeneralstabs v. Moltke
war bei Kriegsbeginn ein krankcr Mann. Lr
war so leidend. daß ihn seine Frau ins Haupt-
quartier begleiten mutzte. Er konnte auch für
die entscheidende deutsche Niederlage an der
Marne nicht verantwortlich gemacht werden.
Falkenhayn war es, der in der kriti-
schen Stunde den Ausschlag gab. Jhm
fallt die Schuld an dcr Katastrophe zu, von der
sein intimer Eegner im österreichischen Lager,
Feldmarschall Eonrad, jetzt durch die Feder des
Herrn Nowak einige sehr wesentliche Punkte
der Oeffentlichkeit unterbreiten lätzt.

Die Nivalitüt zwischen Falkenhayn und
Conrad war, mie aus dieser Schrift hervor-
geht, in den Maitagen des Iahres 1916 zu:
Konfliktshöbe gediehen. Sie wurde
nach der Veschuldigung des österreichischen
Heerführers für den Ausgang seiner damal'at'n
Offensive gegen Italien ium Vei hängnis.'De:
Krieg hatte mit dem Abbruch der österreichi-
schcn Offe"sive und mit dem Beginn der rusii-
schen Offcnsive Vrusiilows jene Mendung ge-
nommen, die schließlich zur Katastrophe führen
mnßte. Auch Hindenburgs und Ludendorffs
Genie konnte das Verhängnis nicht mehr ab°
wenden. Zu spät waren sie in die Lage ver-
setzt worden, Falkenhayns unfähigen Händen
die höchste Leitung abzunehmen. Falkenhay is
Mnzes Bestreben ging dahin, sich die Gunst des
Kaisers und des Kronprinzen zu erhalten, so-
dasi er für alle Ratschläge Hindenburgs. Lu-
dendorffs und Conrads ein taubes Ohr hatte.

Als Hindenburgs Stern mit jedem neuen
Sieg immer höher stieg, war es Falkenhayn,
der, was heute ja kein Geheimnis mehr ist,
in den Augen des Kaisers die Erfolge
Hindenburgs immer wieder zu
verkleinern suchte. Als dann die Ka-
tastrophe an der Marne eintrat, schob Falken-
hayn die VeranLwortung auf cinige Unterfüb-
rer ab, die er nach und nach in den Ruhestand
versetzen ließ. Heute weiß jeder auf Erund un-
ansechtbarer Mitteilungen erster Gene^äle, die
im Hauptquartier tätig waren, daß der am 4.
September stark nervös gewordene Eenerar
Falkenhayn den Kaiser zu überreden wußte,
die mit so verblüffendem Erfolg begonnene
Osfensive vorzeitig abzubrechen und das Zei-
chen zum RLckzug zu geben, um. wie der Kai-
ser zu seiner ihm von Falkenhayn suggerierten
Rechtfertigung erklärte, Ostpreußen zu,retten,
obwohl in jenen Septembertagen das Ret-
tungswerk von Hindenburg bereits getan war
und eine Eefahr fur die Neichshauptstadt nichr
mehr vorlag.

Am verhängnisvollsten aber wirkte der
ELnstling des Kaisers mit seiner Schlacht
vor Verdun. Ein Untergeneral — sein
Name tut nichts zur Sache — hatte Falken-

yayn oen -pran zu oieier'sairakyrge geven. «ver
dabei zur ausdrücklichen Bedingung gemacht,
daß die Schlacht nur dann fortgesetzt werden
dürfe, wenn der Ileberraschungsangriff schon
mit dem zweiten Kampftage den Haupterfolg
erbracht haben würde. Falkenhayn wußte den
Kaiser für den großen Schlag mit dem Hin-
weis zu interesiieren, daß etwas für das
Prestige der Dynastie wegen der Ee-
fahr einer Verdunkelung des Hchenzollernan-
sehens vor Hindenburgs leuchtendem Stern ge-
schehen müsie. Derselbe Untergeneral, der zur
Schlacht geraten hatte, trat am zweiten Taa
vor Falkenhayn hin mit dem Vemerken, daß
abgebrochen werden müsie. da die Voraussetz-
nng für das Weitcrkämpfen nicht eingetreten
wäre. Falkenhayn abcr war anderer Mei-
nung. Er ließ den Einwand nicht geltcn, daß
es in den nächsten Tagen den Franzosen gelin-
genwürde, auf schnellstem Wege einige Hun-
derttausend frischer Kämpfer an den bedrohb n
Frontabschnitt zu merfen, und daß damit ein
nutzloses Masienmorden ohne gleichen wochen-
und monatelang hcrbeigcführt werden würde.
Es wurde die berüchtigte Kronprinzenschlacht.
die uns 300 000 Kämpser kostete. Eegenüb''r
allen Warnungen blieb Falkenhayn taub. Er
hatte das Ohr des Kaisers und das genügte
dem ehrgeizigen Streber.

Lonrad v. Hoetzendorsf war, wie er jetzt mit-
teilen läßt, von Falkenhayns Vorgehen g gon
Verdun in keiner Weise informiert geweseN.
In dem österreichischen Hauptquartier galt
Falkenhayn als der Vater aller Widerstände
für die österreichischen Feldzugspläne im Osten
wie im Süden. Pariser Dlätter, so der „Fi-
garo" in einem Artikcl von Hanotaux, gaben,
während die Schlacht um Verdun schon an die
6 Mochew tobte, das Stichmort ihrer Regierung
aus: Die Hohenzollern haben sich vor Verdvn
ihr Erab gegraben? und brnchten gesch'chtliche
Erinnerungen, die — vor tausend Iahren —
an diese für das Deutschtum so fatal wirkende
Unglücksstätte anknüpften. Falkenhayns
Eigensinn triumphierte.

Im österreich'schen Haup'quartier war man
nach dem deutfchen Mißcrfolg nerrös gewor-
den und sagte sich mit vollem Recht, daß etwas
gegen Italien unt-'rnommen werDen müsie, be-
vor Rußland zum drohenden Schlage ausbes
Conrad teilte Falkenbayn den Ofsensivplan ge-
gcn Cadorna mit. Kurz darauf konnte die
„Times" von Disf- renzen zwischen Conra^ und
Falkenhayn ziemlich ausführlich berichten und
hielt seine Leser den ganzen Mai üb r über das
Thema Conrad—Falkenhayn auf dem laufen-
den, ein Zeichen, wie treftlich das Londo '-"
Meltblatt über alle Vorgänge bei uns infor-
miert war. Dem Wisienden war es ja bekannt,
daß englisch gesinnte Herren und Damen in
unserm Eroßen Hauptquartier sich ungeniert
bewegen konnten. Auberdem war das Spio-
nagebüro des V-'rtrauensmanns Wilsons
Mister Eerard, in Verlin in ungehemmter Tä-
tigkeit. Conrad brauchte zur Dvrchführung s-'i-
ner klug angelegten Of'ensive und zur Fort-
setzung seines Einbruchs in die venetianische
Ebene wenig mehr als 200 000 Mann deutschcr
Truppen. Allen dringenden Vorstellungen von
seiner Seite zum Trotz wurde die Hilfe von
Falkenhayn verweigert. Conrad mubte sein-
Ofsensive nach großartigen Erfolgen mit pein-
lichsten Empfindung-'n abbrechen, Falkenhayn
mußte endlich einsehen, daß er seine Sch^acht
vor Verdun verloren hatte, Vrullilow brach im
Osten vor, und von da ab war die Katastroph
nicht mehr aufzuhalten.

irrannretlys vcyanvmat

Unerhörte Behandlung unserer Gefangenen

Jm Nachstehenden geben wir den Vericht
einer neutralen Persönlichkeit wie-
der, die das ehemalige Kriegsgebiet durchwan-
dert hat, und schildert, was sie von der Vehand-
lung der deutschen Kriegsgesangenen dort m i r
eigenen Augen mitangesehen hat. Der
Vericht, der den Berliner amtlichen Stellen zur
Vcrfügung gestellt worden ist, ist von diesen
einige Zeit zurückgehalten worden, weil man
die Mitteilungen für übertrieben hielt. Die
nach allen Seiten hin angestellten Nachfor-
schungen haben aber leider ergeben, daß die
von dem Neutralen gemachtcn M tte<lungu»
inallen Teilen der Wahrheltent-
sprechen. Wir geben hier dem Berichter-
statter das Mort:

Jch durchMN-derle teils zu Fu.ß. teils ciuf b r
Nahn und t -ls im Mttomobil vom 17. Ianuar bis
zum 11. Aoril 1919 Nordirankreich. Mem
weg fuhrte m'ch oon Bvü.s-'l aus nach Pons. Von
dort kam ich mrch Comviegn-', w iter nach Reims.
dmm nachSts Mihiel. Ich k hrto nach Rcims
rück unld befuchte danm Vavaume un!d P e .
ronne. Ainiens uny Arras. Bon Arres
kain ich nach Valenciennes ur.L> nach Sr.
Ouentin. Von St. Quent.n aus v-'rlicß 'ch
Frank.e ch w eider und bemrb mich Lbsx B üsi l
nach Holl..rnd. In dcm von m'r be.st'ch'en Enhinc
Ncvdfvankrechs fand ich umäblige deutschc
Kriegsgefangene. Jnsbüsonidere t ms lch ß-
in Truvvs von 19—20 Mknn auf den St cch n.
Dort arbeiteten sie, um dis in d"r Erde ve st ckien.
nicht entzünd tcn Eranat n und alles zu b so t gen
rras in don Kamvshandl-ngen in die Erde h-rem-
gcvaten war. Dio Kriegsg->fangänen waren in de,l
alten Schützengräben untergebracht.
Diö e Eräb n standen vielsach unterWaf-
s e r. Als Lcvger diente ihnen Stroh und altv
Lumiven, be^.ldes durch die Näsie fcr".lig und stinFie.
Es horvschte cin unglarbl ch r EOank in d es n
.LLohnräuwön". Das aklls habe 'ch seMt g sch n.
Als Nahrung wnrde de-m ein-eluen E-.fangenen
moveens c»in- Stückch'n Nrot ger-'lch^, das näch met
ner Schätz'-ug 60—70 Er. betrug; nehen d^m Broi
gab es n-ur noch eine Suvve ni einer kleinen Kon.
sevve und nachen'ttags dünnen Kafftze. der in
Mr-brheit cv"s Zicho"'en bftza'd, und aM Nachm-i--
tag ein kle-ines Sti-ckchm B"ot w'e morsens. Da-
rrn böstan-d die gösamte Tag sration.

Do Folge d-'Ps-'r Unterernäbrung ist einc
entsetzlicho. Die L ute strd b's rum Sk'l-'tt abg -
ma«ert. Bli Reims herr chte inr Fcibruar 1019
untor den deuM) n Eefangencn der H- n-ge tyvh"s.
Die Klei-dung der Gefangenen war un.
Loschreibllch. Die nr"1sten war>en obn-e Schuti-
zeiug; viele rm'bten barf"tz g-chen, we-'l >hnan ftlthst
die von ard-eren so, st benutzten Lu-mven zur U.m-
wrcklu'Ng ibrer Fübe fsblten. Die Boinkl 'der wa,
ren -orlu-mvt. D're gröbte Teil ba'te keine Hem--
den. Sie tvugen übw der cvlt -n Soldcrteubose n- r
ihren altön, -erlumvten Rock auf d<nn blotzen Kör-
per. Dn die Röck' nrefst ke'ne Knövis b -ßrtzen, w~
ren ste um die Hüften hcr- m mit öipem Lumven
band zusammengehalten. das gleichs.it g
die Ha'e mithiclt.

In d'ieser entetzl'chen Lage b^f'nden sich d-l'-
KrmgsaefangLnen ohue Untevsch'ed der Cha-sen
Die Offiziere werd n geuau so zum Arb iten
hcDangesogcn u>rd behandelt wi" dieEe-
meinen. Ich selbst habe gerade -bei e-inem Ob-e:-
lcutnant in Peronne alle d-'ckse Festst ll 'ngeu
gleichfalls niachen könn-en und ba'be ihm noch e,i-
Paar Schuhe gösch nkt.

Veaufslchtfgi werden die Kriegsgefangenen von
sransösischen Kolonialsoldaten. Die Miick»-
icr bohandieln die Eefangenen autzerordentl
lich roh. Si« prügcln sie mit einenr Eummi^
rohr von öinec halben Avmlänge. Ich h<libe s M
bei Nc-rms mitange ehen. wie mitt'n auf ^
Lan.de ein solchor Wächt-er einen deutzchen Eefang^
nen mit einem Knüvvel totschlug.
sah, wde der Ataun zunächst rusaminenbraü) unv
stellte sväter selbst fest, daß das Herz ausgcsttzt
batte z.u schlcvgen. Ich konnte solche gencruen Fest'
stellungen ungohindort machen wie ick) mich cruch
ungohindert m t vielc-n Eefangsnen hab.- untenl>.^,
ten könncm. Tvnn alle Ec-fangenen bewegen sich
u«nn auch bewacht, mitten unter der avbeitendeil
Veoölkerung mvf den FeOern. Jch hcrbe auch he-
obachtet, dab die Zlvillhevölkerun« die Eefangenen
benlitleid.t und versucht, ihnen su h rp-n. ind.m sie
Ro.i.ruidgsmi,ttel odex Kleidung ihnen zus-ustLckm sich
beniüht. Sobald das aber von einem ALichter be-
merkt ivird, evfolgt eine Anzeige. und die Leute
werden, wie sie mir glcrubhcrft ersählt n. mit Ee°
fängnis bestraft. '

Die E fanson^n erscihlten mir übereinft mmend
datz sie feit Aüonaten keine Ncch icht von d-r Hef,'
mat erbalten bash'n. Si-e stnd völl g se likch wie
körvorüich zulsammengdrochen. Marche von ihnen
sind geistia darartig adgestumpft, dab sie eln
deutsch geführtes Gesvräch nicht be.
greifen können. Ihre Leiber find vvr Un.
geziefer zerfvcfsen. Ich habe dÄfen Z' stand
'elbft nach Entblöhu-wg von ObecckÜrvcrn mir von
Gefangenen zo?sen laffen. Die H«rut war riffig ven
Kaatzwun'd'n. Ein Schwede, der m-ich auf ernm
Toile moines Weges begleitete, hat zwet Abbi r-
dungen solcheo zerkratzter L-iber aufgev. om -
me n Ex hat auch den Leichnam ernes deur-
schen Kriegsgefangenen vhotogrcrvhiert. der 'n
einem d.mrleil Era-b.m balb ciullcidet lag u.io
mit bl'.itbgelv Strieiwn am Rücken vers.hen war,
die offonbar von M-ihharMullsen durch dve Wäch
ter herrührt-en. Der Schweds will oersuchcn^ mii
diesen PhotogrcWhien die Oeffentlichkeit tn Skan-
dinav-ien aufzuklären.

Die Behcmdlung, die Frankreich unseren
wehrlosen Eefangenen, allen schleimrgen Ve-
teuerungen Clemenceaus zum Trotz angedeihen
läßt, soll ihm nie vergessen werden.

Deupche; ^eich

Was man nlcht vergessen solltek

Asvlätzlich der verschiedenen Str-eiks wegon V -ll-
streckiMg des standrechtl'lchcn Urteils an dam Kom-
munistenführer Levine macht die ,L>Äin°
chen-AugSburger Mendztg." (Nr. 219 vom 6. Iunl)
auf folgowde S-ätze aufmerksam, die Lsv-ine in Ler
Zc-it der MtercVicklik zu den verhetzten Mrsi-sn im
Hosbräu-Haus geiprochen hat:

,Mas tut's, wenn auch avff ein-ise Wochen we-
niger Milch nach Minchen kommt? Die MHlch
erhalt n ia doch nur zumeist die Kinder de:
Vourgeoisie, an ihrem Leben h Hen
wir kein Interesse. es schadet nichts,
wenn sie sterben, aus ihnen werden j a
doch nur Feinde des P r olej a r-i a t s!"
Im „VorwärL s" vom 6. IuM (Nr. 287) lich
man als Anmerkung ru der Tatsache. dcb un-
tcr der ri'Hmreichen doutschen Roichsflasse m h- els
einc Million Dentsch r in Eurova, Aisien und Nfr ka
in den Tod gvgangen find, folgendss:

,Mir döchten, dab gerade dieisev unter d-'m
schwarz-weitz-roten Vanner v übte Massen-
mordandeutschen Volksgenose" oe-
e'.Lnet scin sollte, di fes Schandmal deut'
schcr Geschichte so schn-ll wi-e mösl.ch »u
entfernen."


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Seben!

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ld Glückliche Mensch n bessern sich kaum; ste )!
^ gla,ben innner rechl zu haben, wenn das Gluck

sie in ihrem schlechten Vcrtialten bestärkt.

^ La Rochefoueauld

Oer Ooppelgänger
des kjerrn Emil Lchnepfe

Roman von Carl Schüler

Amerikaiiiiches Copyright by Nobert Lutz 1n
Stuttgart 1916
(42. Fortsetzmig)

DorivLil rauchte weiter und dachte nvch cm ei-
Nlge andere Dinge. An die fechl-en.de Lesit'irina-
tionskarte z. B. Die war nnd bli-e-b vevchwunÄen.

"Die Sache ist gaiiz klar." s-agte er sich 'chrrf-
stnniig. „M-e-in, nee, Herr Emil Schnewfe, benützt
mrtürRch lneine Legitimatzionslärte! als däs gc-
eägnete Mittell. uni ungefährbet aaf Reisen gshen
M können. WeNn er k.ug ist. schütt-ölt er den
Stauh Enropas von seinen Fükon. Ich gönne illM
vcm Her7.cn. daß er durchkamnrt. Aber neugierig
brn lch. l„ wslche Eeschichie das Feihlen dor Lesiti-
mMionMrrte mrch nu.n wiedex hinombvingt 1
14.

KonsM No'eiilberg rvar mit soiner Tochtcr
Mrrchans n>cht Miifr'.ed-en.

RE) haitte rhm Beri'cht erstattet.

Sre hatte ihm von der Mfälligen gcme-iipicmren
-FaHrt inr Auto erzählt. Schcm wäüwoird dex Fal)rt
«ls ste entderkt hatte. dasi der Herr neben chr dcr
berichmte Spitzbu-be war. war der EadanLe tn ihr
anfsestieigen. dicfom Mann den Auftrag zu göbn.
deu Br.os zu bssckiafftn. den Lcvbwein unterschlagen
hatt-e. lliud ste hatte dainn weiter erzäh-t. w « ste
fich er-kundigt hatte, ob er wuch Einbrüche >belslvrgen
könne nn-d daß er ihr das Verivrochsn sciLoben
-hlaibe, ihr dcn Brief W be chaiffen. Und ex hatts
sein Wort gehalte'n. Dreißiatau'iend Mark hatte
sve ihm geboten, cvber er hatte das Eeld nckrt an-
genommen.

Der KoinAel war fassungslos gewesen vo-r Er-
föaunen.

Er kcmnts es gcrr nicht verstohen. das, dies

SchrMbück. das ihm so grobe Sorgen gsmacht hatts
nun wieder in serne Hä-de gelangit war. Mit
Freuiden hcrtte er d.ni Kassier die Amveffmlig se-
goben. dem Usberbriiiger der Beiuchskarte soiner
Tockster die dveisiigtausend Akärk <rusZUMtl)lelr.

Absr M Mith hatte er. noch nachträslich v-an
Angst aepackt. gesagt:

»Wäre es nicht beffer gewefen. mlr vorher von
deinen P-änen Atitteilung zu machen? Dsine Be-
gegiMngen, so gnin allein. mit dem Menschen wa-
ren doch s-öhr gefährlich Dsil sckioinst dir darüber
sar nicht recht kmr geme'en -m sein?"

»Ich habe keine AnM vor ibcn gckhabt," hatte
ste bete-uort. ..Er hat sich miir gcgoiMer sehr takt-
vall hsnominen. Taktvoll-er. als es wohl. manchcr
Herr aus der guten E-öseOIschast get-aii hätte Nein.
Äater. für mich war oie Sache n-icht giefächrlich.
nur für ihn!"

Der Vater hatts den Koipf göschüttellt.

So etwas war ihm noch nickst vorgle.ko-mnlen. Er
hntte schon v'el er ebt. duülhlen in Ämeriba» nnd
hver in De-utschland, aiber düfe Sachs hütte er für
nnmögilich gehalten, wenn sie i-hm nlcht vo>n seiner
Tochter Nuth. der klngen Rutb. erzäh-lt worden
wäre. In dsn ersten Ta-gen stirchtete er allerloi
MtanM-nehme Zwischenfälle Er war darcmf ge-
jcksit. dab dor Mensch. der im Wuistrng seiner Toch-
ter den Brief gsstoih en hutte, nicht niur d'e ihm
versprochrn-en dreispgtaurud Mark abchöben. son-
dern cruch noch Nachforderlin-geil stellen wütde. Er
bcitte stch ia auch gera die Sache noch etwäs methr
koften lasssn. Dor Besitz des Briefes war ihm das
Doppelte nnd mehr mert als dreitzigtausrnd Mark.
Aber — Wunder übcr ZMivder — bis^-er so-nder-
L-arsto -a-lle'r Spitzbulben kam nicht I Nicht cänmal
d.e ihm Mstehenben dreitzi.gtmilse>nd Märk holte er.
Er mubte wirklich ein nierkrvüvdiger Mensch sein.

„Wün'ch dir etwas. RuM Aber etwas Schö-
n-esl Es koinmt mir nicht davauf <rn I" hatte der
Vater zur Tochter g-esagt .

Und da war ein zwsites Mun-der MchÄhein.
Ruth hatte mit dem Ko-pf geschüttolr:

»Ich habe wirklich nichts nötig. lickber Vater".

Da hatte der Herr Koipul ein ebenso erstaiuntes
Eeficht gemacht. wie in d-em Augenblick. <rls er den
verwünschten Bvief. an deffen Besitz ihm so viel ge-
lsgen war, in der Hand der Tochter fcch. Ein
wetbliches Wesen. so iung oder alt. das keinen
Wunsch hatte. war ihm LmoerstcWlick», Abcw RutL

bli-eb dabei. Sie wünfchte sich gar nichts. Sie
freute sick) nur. daß sie Vem Vater emen Dieuft
hatte le'csten könne>n.

Eigentümlich I

Uwd der a te Herr machte sich allerlei Gebän-
ksN. Sckstietzlich sagte er siclr crber. datz die Anfre-
glmgen dioses tollen Stretchs das Mäde! natürl ch
awgegrifffen haben mutzten. SelbstoerWndlich I

Das war es I

Das Auto.mobil des Koichuls Ro'enberg, fuhr
vor der HaiUP-ttreppe der Villa vor Der Fal)rer
sah das Hupeni'ignal. Mt der Püinktlichtsit. die
ihm m allen Dingen eigen war. erfchien glsich dcir-
auf der Konsnl, begileitet vo-n ^vner Tochter Rutl).
Ruth hatte sich zur Mstfcchrt in die Stabt amg-e-
klei-det. Sie wolltc in der Stadt erntge Be'org-un-
gen er.edigen. Sie war in der letztsn Zeit wc^>vg
a-us dem Haus gekomm-en Auch ihr-e Spazberritte
vm Tiergarten hatte sie ei.n-geft>ellt.

„Sie ist ko.pfhäng-erich gewo-udon." hatte der
Konstil verwimdert gss-aat. „Ich vorlstshe dcks n'rcht"

Seiiwe Fra-u hatte keine Antwort zu gcibsn ver-
mochlt. Rluth tvu-g irgend etwas mst sich hervm, das
sie qiMte, ihr jede Frsude verdarb. sie evnst und
still werd-eii lietz. Und die Mitter hatt-e verMlbens
verfucht. ihr Zerstreuun« zu verschaff-em. Ruth
blreb eiwsilbig und in sich gekehrt.

Houte hatte i'kire Mütter sie gckbeten. mit deiin
Bater wach der Stadt M stchven und Emkäuffe zu
machen. weil sie ho-sfte. datz die k eine Abwcchs-
l-mrg däs Mädchen ablenken würde.

R-uth sätz stiä im Austo. S-ie war ernfft mid
schllvoigsani uiid vergebens stlchte der Koilsuil das
ftühliche, üibermütise Lachen aus -i-hx zu locksn, dis
soust nie verstimwmt war, wön-n er mit Ractih nach
dem Büro gefcchren war.

Der Konsul. dessen Zeit von feinen Eechasten
fast voWäwdig in Aws-pvrich gewmmnen wurde. und
der gevade jetzt grotze P än-e zur Ausfühvuwa bri-u-
gen w-ollte, hätte bisher die Beräwderuing nicht
ernsthast genoiiivmen. die -mit Rutih m den letzten
Wochen vorsegaiwgeii war. Sie war seit längerer
Zeit nicht mehr mit chm Mr Städt seffcchren Das
hatte Api nicht weiter osrwu-ndert. Er hatte an--
gowomnven. datz es ihr liöber war. di-e schönen
MvWonstundsn zu Spa^ieraängen zu Lewutzen. als
sie in den dunklen Ko,irtvrräumen Mz-'bringen.
Run aber stsl auch chm das veräwderte Wlsen sei-
ner ToMer auff. Er betrnchteffe sie mit be-orgtem

Blick. Das Gesichtchrn wcrr schinäler geworden, u-m
die Augen hatte sich ein dunk er Schein geleigt, uwd
um dew Ätund lag siw eigener ftiller Aug.

Er ergrifff ihre Hawd.

„Kindckxen." sagte er. „Mama hat mir zwar
äluffTstvagen. djm bei Herpich wbgusetzen. ich nehme
dich aber erst mal nrit herauf M mir l"
„WeÄhalb. Dater?" sragte Rutb.

„Das roerde ich dir oben Lei mir sagew".

„Du nrachst iwich ncugierig. Hast dw eiwe Uever-
täsck?uilg für mich?" Ruth zwawg sich zu einem

^^Metn, im Eegenteill Ich fürchte. die Uel^n
vaschuwg wird mir vow deiner Seite werden. IÄ
will wämlich mal wissen. wcrs effgentlich mit dir
'-vs ist. Sck^on Otto m-achte mir. ebe er albreqte.
Awdeutuwgew. die daraiuf schl-ietzen lietzen. daß er
d-ch sthr verändert stmib Ich batte bisher nichk
dararff goachtet Ich habe andere Dinge stn riop..
äls den L>auwen kleiner Madchen wachqu> Mr-en.
A-ber jetzt nrerke ich s«. datz bei dir etwas mcht
in Ordnung ist., Ich will wnssen. wo es ssyl..
Komm nwr mit". . ..

„Bitte. lieber Vcrter. qwale wvich nicht nrn
Fragew Mir fehlt aar nichts. Lab mich zu Her-

„Nachier. Erft kmmnll du mit mir! entsch^
schr knrz der Konsul ie^e weitere Einrede g^l
ffeine An^dwung absckmeidewd Er gab dem^äh-
rer d-ie Wei'ung nach dem Buro in ^

tboensttatze zu fahren. nwd kurz dctt^ff HE on-

Auto vor dem Tor. übsr dem das KomsulatschuD
dor Nepl-lbstk Cosstalinda hing.. »s

Der Konsul fülirte sein Tochterchen iw sem

^^Eiwe^Nugevhlick. Nwth." ewtffchuidigte er sich.
„Ich mintz erst ncxh effn paar Worte nut Lever-
mamn sprechen" ^

Er eilte iw das Zmi-mer des Prokurifft-en.

Nutbh atte stch in einen der bscuEon Lcder-
ffestel gesetzt. die für die Beffucher des Konffwls aws
gostellt warew. ^

Nur flüchtig sah ste sich in dem Ü>r wob-v^
kawwten Rau-m -um. destem vubi-ge vornehme
söattuna ibr ols Kmd etnen fast beHonvmend ftner-
lichen Cittdntck gemacht hatte.

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