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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 126 - 148 (2. Juni 1919 - 30. Juni 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0878
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ft>e!se ungofiichr wie folgt formuliert werden,
Doutschlrrnd ist beveit zur Unterzeichnung. wenn
1. die deutschen Kriegsgefangenen sosort zuriick
vegeben' werdtti,

^ 2. der interalliierte Gerichtsdof und danrit die
Schuldfrage fallen gelassen wird,

3. das SelbMestimmungsrccht Deutsch-Oester,
reichs nnerkannt wird,

! f. die deutschen Ostgrenzen nach dem deutschea
Vr rschlag festgcseüt werden.

! 3. die in der Praxis als una-usfüb'.Oar sich erge-
bcnd n Bvdingnngen späteren entsprechenden Aen-
derungon vorbehalten blcibcn.

! Mit diesor bedington BrreitwiMgkeit wärc
tweierlei erreicht: Es würde die gröbte Last def-
sen, was wir als ein nationales Schandnral emp-
finden, von uns genvmmen.

Zum zwsiten aiber wilrdr das französische und
ltnglische Bolk damit vor die Fraae gestellt, cb es
nach Annahme des gamen Komplexcs der Wost-
fraaen bereit wäre, sich militäri'ch noch einmal für
Dinge cmsuis-etzen, die für beide kefnen direkten
praktischen Vorteil haben, Lenn sowochl die uns
Moralisch besonders bedrückenden Vüdingungen roie
^ic Ostifragen sind für bordo keine Leibensfragen.

Oü dieser taktischo Eedanks, der es unferen Geg-
nerir schwer machsn würde, ihre Heere noch efn-
mal ins Ungowisie incrrschieren zu lasien, überhanwr
erwogen werden wivd, steht bei der sattsam üe-
wiesenen Jdeenarmut unserer Rogiersnden dcchin.

Wenn inan aber diese odex eine Lor Hauvtsache
Nach dieser ähnlichs bedingte Forin unberücksichtigt
'läbt, dann steht die einsangs erwähnte Entschei-
jdung in ihrer vollon Nacktheit vor uns.

' Der Mangvl einer bowutzt nationalen Erziohung
in dor Dergangenheit, der kleinliche nraterialistische
Uasien- und Parteigeist dsr Vergangenheit wre
Hegenwcvrt, sowie die in durchaus falschsn Bcrhnen
verlaufonde Aufklärung des Volkes durch d'.e
Presie, sie sind d-ann die Ursachon dasür. datz unfer
!Volk höute vatlos vor einer Entscheidung stsht, die
.'nicht nur unferen inateriellen, sondern in nvch viel
jböherem Matze den moralrschen Veistand unseres
Volk s in der Zukunst bssiegelt.

! Disse Eirtw'ccklung hat es dahin gobracht. datz wir
ün ZukuM, ob wir imterschreiben oder nicht, arm
scin werden wie die ^irchenmäuse, viel ävmer aber,
,ia umlsäglich avnr sind wir schon heute an idsellen
und nwralischen NZerten, und wir werdon restlos
vorarinen, wenn wrr uns nicht dasu aufschwingen
.wexden, zu sagen, wie der bis auf den Gruich sefner
i^Seele doutsche Luther:
l Hier stehe ich, ich kann nicht andersf
! Vio-le Volksgenosien wird es hcrrt ankonrmen, sich
Zu der Erkenntnrs durchzurinigen, dab di<e Stcllung-
nabme die richtige ist. Jhnen ftf das Dichterwort
fln Lvinnerung gebracht:

Nrchtswürdfg rst die Nation,

Die nfcht ihr AMs freudig setzt an ihre Ehrel

Vaden und die AnterzeLchnung

Wrr erhalten folgende Mtteilung:

Die badische A rb e i ter s ch a ft E mit wei-
<en Krersen des badischen Volkes der
tAustasiung, datz aus zwingenden autzer- und in-
nervolitrischen, Eründen eine Unterzeichnung dss
jFriedensvertrages nunmehr notwendig gewor-
den ist. Jn die-sem Srnne haben sich die soz.-dem.
Mrhrheitspartei, die soz.-dem. Landtagsfraktion,
die Landeszentrale der bad. Gewerkschastskartelle
und dre Landeszentrale dor Arbeiter--, Bauern- und
iVolksräte Vadens telegrcwhi'ch an die soz^dem.
Uraktion der -sutschen Natioual-Bersammluirg in
Weimar gewandt.

Auch die amtliche Karlsruher Zeitkng gibt der,
Meinung Ausdruck, dab die Mehrheit der Ladischen
^D-svölkerung für die Unterzcichnung des Frieden^-
vertrages ist.

Die Haltung der Einzelstaaten

Jm StaatEuSschutz fand eine Besprechrmg über
den neuen Friedensvertrag statt. Mbgestimmt wuvde
nicht, doch wird aus der Erörttzrung bekmnt, dab
sich Preutzei^für die Ablehnung ausgesprochen
hat. Baden und Mecklenburs-Schwer'lUl wa-ren
nur unter gewisien Bedinguirgen für die An-
nahme, Württemberg nahm eine suxück-
,haltende Stellung ein. ohne die Aniraihme di-
rekt zu emvfeblen. Bayern schwieg völlig.
'Tie cmdLren Staaten. die meist durch Sozialdemo-
kraten vertreten waren, sprachen sich für die An-
nahme des Verjrags aus.

Die Stellung der Unabhängigell

Die „Freiheist' steht den Rücktritt des Kabinetis
^cheidemcvnn und die Vildung eines neuen Koalk-
tionskabinetts voraus. Nachdem ste als möglichen
'Mlnistervräsidcnten autzcr Erzberger noch Hermann
Müllor und Noske genannt hat. sagt sie:

Wir können das Ergebnis dioses Kampfes mit
vn: so grötzerer Gelassenheit abwarten, als w'ir da-
von übexzeugt sind, dah das so oder so zusamm^nge-
schte Koalitionskabinett, das dle Ngchfolgerschaft
Schcidemanus übernimmt, noch kur^lebiger sein
wlvd, als sein Vorgäpger. Jm AugoMlick ist <s
iuiis nur darum zu tun. dah der Frieden unterschrie-
ben wird, und zwar sofort. Darauf haben wir von
dem Augeirbsiljs air hingearbeitet, als der erste Ent-
wurf bekannt wuvde, und wir bedauern die mit
überflüsiigem Gercde oertanen Wochcn. Die Jdeen
der Nevolution zü vollzielien, ist keine voü ihnen
in der Lage. Von dauerndem Bestand ist d'r
Mills dör Masien sum Sozialisinus. und dem wird
zu gegsbe-ner Zeit eine rein sosialistisch
Negierung Ersüllung bringen."

, Die Uuabhängigen habcn beschlosicn. jeds Tcil-
^rahme an einer Kabinetisbildung abzulohnen, an

' der bürgcrlichc Vertreicr sich beteiligen. Ferner
babcn sie dic Nogicrung wisscn lasien, dah ein K a-
binett Noske für sie den „Kriegsfall" be-
deuten würde.

Man crsieht daraus, daß die unabbängige Par-
te'.leilung ihre Aeit für noch nicht gekom-men er^
achtet, sich absr wohl für die Ucbcrnabmo der Re«
gierung allmählich vorbereitet.

Freiherr v. Richthofen

Der dcmokr. Abg. Frhr. v. RichthofeN hat
seinen A-ustritt aus dem Friedcnsausschutz dsr N.^
V erklärt. Seine Stelle nimmt Abg.H a a s--Ka.rls-
ruho eiu. Der Mgeordncte Richthofen hat zur Er-
kiärung dieses Schritt's folgenden Brief a>n den
Mlnistorprästdenten Scheidemann gerichtet:

„Hochzuvere'hrnder Herr Ministerprästdentl De>r
Vorsihende der doutsch-dem. Fraktion, Hevx v. Payor,
hatte die Froundlichkeit, mich davon in Kenntnis su
setzon, Sic hätten gestern ge?utzert, ich beschäftigte
mich anschcinend mit der Bildung eines neuen
Reichsministcriums. — Jch logo Worj auf dio Fost-
stellung. datz os' sich hier nur run eine völlig falsche
Jnformation handoln kann, da niomals und mit
niomand Vorhandlungon, auf die eine solche An-
nahnre zutreffon könnto, stattgofundcn habon. Mr
erschoint das ganze Eerücht um so eigenartiger, du
ich mir nicht vorstcllen kann, datz der Eintr'itt in
ein Minrsterimn in jetziger Zeit siir irgond einen
Politikor etwas Erstrebenswertcs sein könnte:
vermag Lahor nur klarWlcgen, daß die Jhnon hin-
torbrachte Nachricht ausschlistzlich auf d'o vielleicht
weiteven K-veisen bckannte Tatsacho zurückzufüihroil
ist, dah meiner festen Ueberzeugung nach die
grundsatzliche Annahme des Vorfchllrses
der Entente eine tragischo, aber im gloichei.
Maße internationale Notwendigkeit ist, und
dah ich alloMngs davon durchdrumgen b'in, dah
biorwus sämtliche im Interesie einer rukünftigen
deutschen auswärtigen Politik liegenden Konsequen.
zen gezogen werdon müsien."

Inz-wi>schLN' ist Richthofon der Austritt aus
d-r demokratischen Partet nahHrolegt
worden. R. war stets ein Eigenbrödlor. Auch frü-
hex in der nationalliberalon Partei vertrat er
stets Lon Standvunkt dcs^NepubManers.

Die Gründe der Sachverständigen

Die Sachverständigen der Regierung sind, wie Le-
richtet, gegen die Annahme des Friedensvertrages.
Die von der Reichsregierung erannten Sachverstän-
digen habov am Äkittwoch in ihrer Vorbesprechung
über die wirtschaftlichen Folgen des Friedensver-
trages und die Frage seiner Unterzeichnung ein-
stimmig folgenden Beschlutz gefatzt:

„Das durch den Kriea finanziell und in seiner
Bevölkerungszahl sowie durck die Hungerblockade
in der Arbeitsfährgkeit geschwächte Deutschland soll
nach der Antwort der Entente ungezählte Mrlliar-
den zahlen. Das könnte es zur Not nur dann,
wenn es sich wirkschaftlich rübren. also produzieren
und exportieren könnte. Darrn ist es aber durch
die voir der Entente aufreckt erhaltenen Bestrm-
mungen gehindert. Deutsckland soll den Entente-
staaten dre mröesckränkte Meistbegünstigung nicht
nur hinsichtlich der Behandluna dev Waren, son-
dern auch der Staatsangehörigen gewährsn. Diese
Meistbegünstigung wird ibm selbst vvn den En-
tentestaaten auf mindestens b Iahre versagt.
Deutschland soll seinen Zoütarrf in wichtigen
Punkten auf die dem Friedensschlutz folgende
nächste Zeit bindcn. stebt aber dem Ausland gegen-
über völliff freien Zolltarifen gegenüber. Die ver-
lätzlichen Grundlaaen für seine Rechte' und den
rnternationalen wirtschaftlichsn Verkehr fehlen für
Deutschland so gut wie ganz. Nechte hat nur die
Entente gegenüber Deutschland. Bet dieser Sach-
lage ist dre Aufnabme von Handelsbeziehungen
gegenüber den Ententestaaten und der Export dort-
hin ausgeschlosien. denn iraend eine auf fester
Grundlage aufgebaute Korvoration ist kaum mög-
lich sodatz Deutschland seine bisheriaen Märkte
den Fremden übsrlasien nrutz, denn alle anderen
Staaten werden dre Deutschen aus dem Felde
schlagen können.

Hierdurch wird die deutscke Vroduktion und
die Valuta dauernd niederaebalten. Dies wird
verschü-mmert durch d'.e aloichfalls aufrecht erhal-
tene Liguidation des deutschen Eigentums im Aus-
lande und die Auslreferuna der deutschen Handels-
flott^ wodurch zwei Faktoren. die vor dem Kriege
dte deutsche Zahlungsbilanz aktiv machton wegqe-
fallen sind. Deutschland wiirde also selbst bei
terrttorialer Unversehrtheit nur schwer produktiv
arbeiten können. Durck die aleichfalls auch nach
der Antwort der Entente wreder geforderteir terri-
torialen Abtrennungen wird die deutsche Erzeu-
gung von Koblen. Erzen und landwirtschaftltchen
Produkten über allc Matzen beschränkt. Außer den
früber schon in grotzen Mengen aus dem Aus-
lanve bezogenen NoMoffön müsie Deutsckland arkch
die auf diess Weise verloren gegangenen Erzcug-
nisse importieren. Da ihm aber der Autzenhander
genommen ist, ist es autzerstande drese Erzeugnisie
zu bezahlen. Es' ergibt sich also dis wirtschastlicho
Unmöglichkeit. die neuen Ententebedinaungen zu
erfüllsn. Einen nicbterfüllbaren Vertrag zu un-
terschreiben. verbietet die Acktung vor der Ver-
tragstreue und vor sick selbst."

Die kolonialen Friedensbedingiingen

Dre koloniale Gruppe der von der ReichsrS -
6 i e r u n g berusenen Sachperständiiaon erklärto
etnstimmi'g die kolonialen Friedensbe-
dingungender Entente als unanne h mbar,
dr» dre Fernide in don deutschon Schutzgcbt'ctsn jeds
Svur deutscher Tätigkeit vernichten und die deutschcn
Startsrir-gehörigen aller Früchte ihrer jcchrelangen
mühovollen Arbeit durch dre Liquidatron ihres
gcfamten Privateigentums berarcht ^00-^ sollen.
Dles wurde als eine der unerhörtesten Bedingun-
gen des fdmdlichen Eirtwurfes anassehen.

Eine Fallc?

Hinsichtlich der Ausirahme Deutschlands in
de, Völkerbund heitzt es in dör Entente-Ant-.
wort, datz sie zeitlich nicht begrenzt und von der
nicht nähcr gekennzoichneten ErfüllUng gcwisier De-
Lingungen abhängig genracht ist. Nnn schreibt

absx 'das^Skatut des Völker'siündes vor. datz di-
Aufnahme der Staaten, die nicht zu den Erün-
dungsstaaten des Bundss gcHören, mir dann «i-
folgen künne, wenn kein Mitglied Wider-
spruch erhebt. Als Eiijgland aiber stir die
Aufnahme Deutschlands in den Völkorbund eintrat,
erklärte die ofstziöse französrsche Presie, dann müsie
Franstreich seinen Austritt erklären.
Wird die französische Politik sich in absohbarcr Ze r
so wandeln, dab droser Standpunkt aufgegehen
rverden kann? Von der Beantwortung dieser
Fr-age hängt alles ab. Was die wirtschastliche-n
und finansielltzn Fragen bctrrstt, wären wir bei
dsr Unterzerchitung auf das Wohlwollen dor Groh-
mächte angowiesen. Auch das ist etwas Undef'.nier-
bares uNd Unsatzbares. D'rese Sachlage erschwert
die Entschlictzung. die die deutschs Regierung und
Nationalvepsammlung jotzt zu fasien haben werden.

Deutfche Rückfragen an Llemenceau

Gostern vormittag ist in Versailles eine Note
an Tlemenceau Werreicht worden, idie Bezrrg
nimmt auf die erwähn'ten V er sch i ed e n h e i -
t e n, die sich zaoischen der nsuen Denkschrist der En-
tente und denr korrigierten Urfriedensentwurs her-
arisaestellt haben. Diese Verschiedenheiten Lctref-
fen in der Haüptsachc-. Die Bedingungen über
den Handclsverkehr, die Abstrmmung in Oberschle-
srcm^ die Frage dcs Gebi'ets von Memel. den Schutz
der Aalagen von Helgoland, die deutschen Eisen-
babncn und Bergwerke in Schantung. die Liste der-
jerigen Doutschen. dereu Auslreferung gesordert
wird, die Forderung der Preisgabe von Fabrikge,
heimnisicn und dergl. an die Wledergutmachungs-
kommission. die Feststellung des Schadensersatzes,
die Lieferung von Lebsirsmrtteln und Rohstoffen
und die Zahlung in Gold.

Die Note fvagt an. inwieweit sich die Gegner auf
diese Punkte fe>stlegcn wollen und bittet um schrift-.
liche Bostätigung darüber, wieweit die Dcnkschrist
ein integrierender Bestandterl des Frredcns-
dokumentes sein soll. Auch in dem korrrgrerten
Eremplar dss Urentwurfs sind Aüweichungen
von der bisher bekannten Fasiung festg'stellt wor-
dar> urrd es wrrd rrm dre Msteilung ersucht, ob ez
stch dabei um beabstchtigte Korrekturen oder um
Druckfthler rn den Exemplcrren hairdelt. D're Note
betont die Mrchtigkeit e'iner grüirdlichen Klar -
ste lluirg dieser Fr>agcn.

Erne höchst beachtenswerte, vielleicht im fttzteu
Augenblick nrrtentscheidende Ergänzung dsr
Mantelivote brrngen dre Basler Nachrichten. Sce
findet sich als 8 8 ru der Mantelnote, und rvmds
bisher von keiner deutschen Agentur umd keirrer
deutschen Zeitung gemeldet. Dieser 8 8 lautet nach
dem erwäbnten Blatt folgendermaetzn:

„Dsr Bertrag schastt gleichzeitig das nöt'ige Or-
gan zur friedlichcn Regelung der iirternatioualcn
Problenre uird zur Austrndung der Mittel. um von
Zert zu Zert den Vertrag von 1S19 selbst
zn Lndern, indom man rhm neueTatsachen
und neue Bedingungen einfügteg, sobald sich
folche breten."

Es ist möglich, datz diese Klausel rn der Zukunsi
oirmal von Nutzen ftin kann. Inr Augeubltck hat
sie rmr relativen Mert.

Partei-Krisen

Während das Zentrum in gewohnter An-
pasiungsfähigkeit bereits wieder den Anschluö ge-
funden hat, krrselt es in den Lsiden anderen Par-
teien des brsherigen Kabinetts autzerordentlrch.
In der Sozi aldemokr at re als der rrgent-
lichen regierenden Partei klafft ein besonders tre-
fer Ritz dadurch. datz wre der „Vorwarts sagt,
,!bie Sozialdemokraten den Konflikt nrcht nur
yaben zwischen den beiden Teilen der Frak-
tion, sondern auf der andern Seite auch wreder
zwischen der Mehrhsit der Fraktron und ernem
Terl oer im Kabinett befintzlrchen Genüssen . yrn-
zu konrmt noch eine Art Pa l a st r ev o l u t r o n
in der Redaktion des ..Vorw". Noch am Mittwoch
Vormittag hatte der Chefredakteur des Blat-
tes Friedrich Stampfer dsr zur Zert rn Wer-
mar weilt. die Mv.i'telnote zerpflückt und auch
den abgeänderten Vertrag als unannehmbar ab-
aewresen. Noch am Abend pläd erte er in erner
Wermarer Drahtung für ein glattes Nein. Ein
Leitaustatz aber in derselben NumniLr sprrcht srch
mit manchem Wenn und Aber doch schlietzlich zrem-
lich unumwunden für dre Untcrzeichnung aus.
Donnerstag Abend ptotestierte Stampfer rn einer
Erklärung gegen diesen Artikel. die Redaktion
aber. gezeichnet Erich Kuttner. setzte der Stam-
pferschen Erklärung eine andere gegenüber. rn der
sie ausführt: die gesamte politrsche Nedakkron
stünde hrnter denr von Herrn Stanrpfer abgelehn-
ten Austatz. sei eigentlich immer für die Unter-
zeichnung gewesen rmd hätte sich bislang nicht
ohne in ihrem Eewisien sich b.schwert zu fühlen.
dem Druck des Lhefs gefügt. Also wird man wohl
den „Vorwärts". der dazu schon in den lctzten
Tagen bedenkliche Anwandlungen zeigte, kunftrg-
hrn andere Bahnen wandeln sehen.

Auch die Deutsche demokratische Par-
tei ist aufs s.chwerste erschüttert. ^nner-
halb der Partei hat stch der Zwiespalt zwrschen den
Mitgliodern. die untcrzeichnen wollen und dre
nicht unterzeichnen wolley. stark vertieft. Es srnd
bereits 19 Mitglieder unter Fuhrung von
Payer. die sich für die Unterzeichnung ausspre-
chen. Nach dem ..Berl. Tagebl." wird mcht nur
von den beiden anderen Mehrhertsparteien. son-
dcrn auch vom Reichspräsidenten der starkste Druck
zum Nachgeben ausgeübt. In der entscheidenden
Abstimmung wurde mit bl gegen 13 Strmmen be-
schlosien, bei dem ..Ne!n" zu beharren. Die Frak-
tion ist jedoch nicht abgeneigt. sich an ernem be-
dingten „Ia" zu beteiligen. Inzwrschen Ist dto
Partel aus dom Regierungsblock vorlaufrg ausge-
troten.

Helst miser« 8efa>M»!

-rvenn ^rerttn errerchr yr. .

21. 3uni. Aus Genf wird dem V
gemeldet. day dem „Matin" zufolge die V.
setzung Verlrns im Falle der NichtunterzÄ''
nung Deutschlands m nächstcr Woche erwarA

Aus Ncwyork wird gemeldet: Wenn im Falle
der Nichtunterzeichnung die alliierten Truppen
Verlin erreicht haben. werden sie zuerst zur V e?
h a f t u n 9 aller rener Persönlichke i t e«
schreiten, die wahrend des Krieges eine iV;
tende Stellung innehatten. Die Alliierte«
uun.der Vertrag unterzeiK
wird oder nrcht alle dieienigcn vor ern Gericht u
stellen. welche den mternatlonalen Cesetzen
wider gehandelt haben. ^ o"'

Kreisen tauchte heute
geruchtwerse dre Nachrrcht auf. die Entente bvab
srchtrge die Auslrererung von nicht weniaer »r«
2200 deutscher Persönlichkeiten zu forde?n ^

Wrr wollen nrcht vergessen. datz dazu 'auäi
Hindenburg gehoren soll.

Englische „Kultur"

Arrstralmn Worker sftllt fest. daß auch nach Ein-
fübrung der engli'chen Verwaltung in Deutsch -
Euinea die Eingeborenen die Peitss-e
Sckomman und zwar in voltom Einverständnis mit
Ler Verwaltung.

D'ce Bcrner Tagwacht bemerkt biersu: Das isj
ja vortrestlich. Man hat Deutschland hinwcgge,
jast und die Peitsche eingesührt. erne Kui-
tur, vor der rnan Hauvt und Scham bsdecken nru'y.

Rücktrilt des italienischen
Kabinetts

Orlando verlangte eine Gehermsitzung
dcr Kammer zur Vesprechung der answär-
tigen Politik nnd stellte hierbei die Vcr-
trauensfrage. Die Kammcr lehnte den Vor-
scklag mit 259 gegen 70 Stimmen ab. Darauf
trat das italienische Kabinetr
zurü ck.

Dcx Rücktritt des rtalrenischen Kabinetts kam
nach den Ereig,irrsien der letzten Zcit mcht unerwar-
tet. Dce Demisiion dürfte auf autzen- und mner,
politifchs SchrSr'errgkeiten zurllckzuführen ftin. Die
Fiume-Frage hat in der Parrser Konfeveirs eine un-
bcfr'iedigemde Löfuug gcfrmden, eberrfo simd andere
Hostnuwgen auf Vergrötzerung Italiens Leim Füe-
densschlutz nicht erfüllt rvordcn. Die MMmmung
des Kabinetts wrrrde ferner gesteigert d-urch dre
unerquicklrche wirtschafiliche und soziale Lage >m
Inirern, die sich in verfchiedenen Stveiks und Un-
rrchsn der lctzten Zeit geüutzert hat. Die Dcmis-
ston des Kaib'inetts, das seit dem 30. Oktöb-er IHI^
im Amt war. kennseichnet die große Enttäuschung
üöer den Kriegsausgang. Dre Gründe für d n
schnellen Gesinnrrngswechel in der italienischcn
Kammer liogen in dem Unrschwung der
Dolksmernung. Die fcanzösischen Blätter er-
inn rn jetzt daran, datz Volk und Kammer in Jta-
lien gegen den Krieg gcw-ese-n seien, dcr sür Italren
nur Nroderlagen gebracht babe und dann ernen
von niemandcm mehr envarteftn Sieg.

Unruhen in Rom

Aus Rom wird gemeldet: Nach dem Bekannt-
werden der Demisiion des Kabrnetts Orlando fa.r-
den rn den Stratzen Noms Unru-Hen statt. Die D'-
monstvanten trrrgen Austchriften mit den Wosteir
„Nre-der m-itGwlrtti und Nitti! Es l e be d as
italienische Fiume^!" Es kam su Zuscrm-
mensMoN! mit Trnppen.

Deutfches Reich

* Geheimrat Wilhelm Kahls 70. Esburtstag

An dein 17. Iuni, an denr uns Graf Brockdorfs-
Rantzau das Friedensultimatum der Entente von
Versailles überbrachte. hat Geheimrat Wilhelm
Kahl, Dr. theol. fur. et med., Professor der Nechte
an der Universität Berlin, sein 70. Lebensiahr
vollendet. Eeheimrat Kahl stand an der Wiege
der Deutschen Volkspartei. Als sich dic Geister m
dor alten Nationaüiberalen Partei schieden. gmg
Kahl unbeirrt d^ien voran. die an den alten
Idealen festhalten wollten. Er stellte sich der
Deutschen Volkspartei als ihr Vorkämpfev zur <)sr-
fügrrng und eroberte im Wahlkampf. den er unter
Einsatz seiner ganzon persönlichen Kraft durchqe-
fochten har. das Berliner Mandat. Er zog ais
Mitglied der Nationalversammlung zum erstsn
Male am Ende seines 6. Lebensiahrzehnts in das
Parlameirt ein. Die Deutsche Nolksparter daim
ihm für alles. was er seitdem für sis getan IM.
Kahl ist in wenigen Monaten zu einem ihrer M-
vorragendsten Parlamentarier gewordsn. ^
Fraktionen der Deutsck. Volksparter rn der
N a t i o n a l o e rs a m m l u n g und in der P r e
tzischen Landesversanrmlung.haben -n-
Kahl telegraphisch die hcrzliÄsten Gluckwunsa^
zum 70. Geburtstage ausgesprochsn. Namens o-^
Zcntralvorstandes der Partei hat ")M
Stresemann die herzlichsten Glückwünfche uver-
mittelt. .

» Verfassnng und Siotetat. Die N,atlona>o.r>
sammluug dürfte noch länsere'Zeit in W>mma
zustrmmenblerben. um u- a. nock die -o e r s l > -
s u u g sowie den Nvtetat oon 6 Mrlliarden Z
erlevigen. _

Turnen, SporL und Spiel

* Die Karlsruher vereinigt.'n Nasensporti'cr'
eine haben eine Cntschlretzung gefatzt, m der >
gegn die Erheb'UNg einer Lustbarkettssteaer
sportlichen Vorfllhrunsen Protsst einlegen nnd .
Erwartung Llusdruck geben. datz die Erhobuna. '
ner Reichslustbarkertssteuer sür Futzo.ulwettip
verhindert wird. . . mc.nnir-

" Rasensport. Das verflossene Spicl Äho z
Ne>u>enheim 1. und 2. Manirschaften gGgen ^on ^
dra-Karl.ruihe 1. und 2. endete 1. IsF. 2 o- - . «j
Phöiiir-Friedrichsfeld 3. 1:3. Am Samstag ip^g
Phoinx im Eesellschaftsspiel oeacn
Maunheim 1. und 2. die 3. von Phonix sp'^-.^,
gen 3. EdinVen sämtliche Sprele auf dem -l
vorlande.

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