Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
14

Schweizer Franken
152 — L. a. s. Dresden, 23. Nov. 47; 2 Seiten gr.-4°. An Ernst Kossak, Berlin. 220.—
Altmann 246. Schöner Jugendbrief des Meisters erst jetzt bin ich allmählich dazugekommen,
von allen üblen Berliner Eindrücken (Rienzi) mich so ziemlich frei zu machen . .“ Er schätzte sich
glücklich als Gewinn die Bekanntschaft des Adressaten gemacht zu haben und bittet ihn, ihm treu
zu bleiben. ,, . . von äußeren Erlebnissen werde ich wohl stets wenig zu berichten haben, das wird so
still hingehen wie meine Berühmtheit in der Mark Brandenburg. Mit meinem Berliner Ehrgeiz hat es
auch ein Ende genommen, u. was mich beruhigt ist, daß ich mir bewußt werde auch ohne diesen
Ehrgeiz mit mir weiter zu kommen .... Bester Freund, was ist all unser Hineinpredigen in das
Publikum? . . . Hier ist ein Damm zu durchbrechen u. das Mittel heißt: Revolution. Die positive
Basis muß gewonnen werden; was wir für gut und recht halten, das muß das Gegebene, Feste Unabän-
derliche werden, dann löst sich das jetzt Herrschende Schlechte von selbst zur albernen, leicht besieg-
baren Opposition auf. Ein einziger vernünftiger Entschluß des Königs von Preußen für sein Opern-
theater u. Alles ist mit einmal in Ordnung . . .“
Die Berliner Aufführung des „Rienzi“, zu deren persönlichen Leitung Wagner verheißungsvoll ein-
geladen worden war, war auf den 15. Oktober 1847, des Königs Geburtstag, angesetzt, jedoch erkrankte eine
Darstellerin und die Aufführung, die von Wagner sorgfältigst vorbereitet war, mußte verschoben werden,
was der Presse Veranlassung zu üblen Verleumdungen bot. Die Aufführung fand endlich am 24. Okt.
statt, allerdings ohne die Anwesenheit des Königs, auf dessen ausdrücklichen Befehl die Oper auf-
geführt wurde. Er hatte der 25. Aufführung des „Rienzi“ in Dresden beigewohnt und es blieb Wagner
völlig rätselhaft, warum er sich den Berliner Aufführungen fern hielt. Es war ein Erfolg, jedoch hielt
sie sich, wie es Wagner vorausgesehen hatte, nicht auf dem Repertoire. In Berlin gelang es Wagner
nicht, irgendwelche wichtigere Beziehungen anzuknüpfen, nur mit E. Kossat, dem Adressat dieses Briefes,
blieb er in freundschaftlichem Verkehr.
153 — L. a. s., Zürich, 22. Dez. 57. 4 volle Seiten klein-80. Mit eigenh. Kuvert. An Kam-
mersänger Tichatschek („Freund Tscheckel“). 250.—
Altmann 1060 (ohne nähere Inhaltsangabe). „Mein lieber Tscheikel (W. nannte seinen Freund meist
so) ... jetzt sorge nur, daß wir den Lohengrin zusammen aufführen . . wer weiß, wenn Deine guten
Andeutungen in Erfüllung gehen, reichen wir uns doch noch einmal über meinem Werke die Hand, und
dann wollen wir uns dann gehörig drücken, daß es einen Schrei der Freude geben soll . . Nun, da
schicke ich Dir denn auch, wie Du’s wünschest, noch den dritten Akt der Walküre: wenn Du mich
wirklich bald wieder besuchst, so bring’ mir dann das Manuskript wieder zurück. Noch zwei Akte vom
jungen Siegfried sind seitdem fertig geworden, doch habe ich mich seitdem unterbrochen, da
mir doch alle Hoffnung schwindet, dieses Werk auf meine Weise aufführen zu können . .“ Spricht von
einem neuen, in Arbeit befindlichen Werk (Parsifal) ,,. . so kommt auch wieder etwas Hübsches für Dich
heraus. O Du Mordskerl! . —■“ Klagt über seine Gesundheit „Meine Frau — die wahrscheinlich zum
Rienzi nach Dresden kommen wird (schreib’ doch wann?) — freut sich wie ein Gott und grüßt Euch
beide mit Herzenskraft . .“ Nachschrift „Das Wiesbadner Fest, an dem Du auch mitwirktest scheint
ganz eigene Folgen zu haben: in Paris rührt sich’s mit dem Tannhäuser!“
154 — L. a. s. (Wien ?) 20. März 1864, 1 S. 8°. (An Dr. Kellner, Advokat, mit dem Wagner
wegen seiner Schulden bei Ph. Haas und Söhne in Korrespondenz stand. Etwas zer-
knittert. 90.—
Fehlt bei Altmann. Da er vom Adressaten wider Erwarten gemahnt werde, müsse er bitten sich an
Herrn Landesgerichtsrat Dr. Liszt zu wenden, der den Auftrag habe, seine auf Wechsel kontrahierten
Schulden zur Erledigung zu bringen.
155 — L. a. s., 4 SS., Genf, Les Artichauts, 1. Febr. 66. An Herrn Mathieu, Tapezierer
in München. 160.—
Altmann unbekannt. — ,. .. Mein königlicher Herr und Freund will durchaus nicht, daß ich mein
Münchner Grundstück verlasse, und wünscht dagegen, daß ich baldmöglichst dahin zurückkehre. Es ist
mir unter solchen Umständen unmöglich geworden, an eine dauernde Niederlassung anderswo fest-
zuhalten . .“ Teilt seine Wünsche betreffend einiger Änderungen in seinem Münchner Haus mit. Ver-
spricht seinen Diener Franz und später auch Vreneli zu schicken. Das Ganze soll ohne jedes Aufsehen
gemacht werden Nun eine Bitte! Thun Sie mir den Gefallen, Niemand, aber auch Niemand hiervon
noch zu sprechen. Es liegt mir viel daran. Wegen der Veränderungen sagen Sie auch Frau von
Bülow nichts und verbieten Sie dies auch der Anna — dieses nur wegen eines Scherzes . . . Nach
München komme ich eigentlich wohl ungern zurück; doch habe ich hierbei wirklich kaum München
zu beachten, da es nur mein angenehmes Haus und die Nähe meines unerschütterlich liebevollen Freundes
betrifft. Doch will ich, daß nichts davon verlautet . . .“

156 — L. a. s., Luzern, 8. III. 1867. 3 SS. 8°. An einen Operndirektor. 170.—
Fehlt bei Altmann. „ . . es hat mir auch Spaß gemacht, zu entnehmen, daß Sie nur mit Mühe
sich über meinen jetzigen Aufenthalt unterrichten konnten, da ich daraus zu entnehmen habe, daß es
mir doch endlich gelingen wird, von meiner hochgeehrten musikalischen Mitwelt vollständig vergessen
zu werden, — das Liebste, was sie mir erweisen kann . . .“ Bedankt sich für zugesandtes Honorar,
bittet jedoch, in Zukunft das Honorar beim Empfang der Partitur zu überweisen ,und nicht nach
gelegentlicher Aufführung, von der er eventuell gar nichts erfahren kann. Datiert: Luzern, 8. März 1867,
Landhaus Triebschen (ganz richtig).“

157 — L. a. s., Luzern, 17 July 1871, 4 SS. 8°, an Justizrat Dr. Karl Gille. Leicht fleckig.
220.—
Altmann 2274. Hat die an ihn ergangene Einladung zum Beitritt in den in Gründung begriffenen drama-
tischen Autoren- und Komponistenverein erst mit Schweigen übergangen, sieht sich aber doch genötigt,
seine Gründe darzutun: „Außer Ihnen, Herrn Prof. Riedel und meinem Schwager O. Marbach,
ersehe ich — alles Übrige zur Seite gesetzt — in der Liste der Vereinsmitglieder nicht einen Namen, mit
dessen Träger ich irgend etwas gemein haben könnte. Diese Herren, alle zusammengenommen, sind
gerade diejenigen, die ich zuerst aus dem deutschen Theater hinausweisen müßte,
 
Annotationen