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Heddäus, Dominik Gottlieb; Matthäus; Cotta, Christoph Friedrich [Bearb.]
Das Evangelium des heiligen Matthäus (1): welcher die zwölf ersten Kapitel dieses Evangeliums enthält — Stuttgart: gedruckt und verlegt bey Christoph Friedrich Cotta, Hof- und Canzleybuchdrucker, 1792 [VD18 90778308]

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https://doi.org/10.11588/diglit.48948#0084
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72 Matth. ll. 2Z.
der Messias ein Zweig, der aus der Wurzel des
Jsn Hervorfproffen sollte, genennt werde, Jes. n, i.
Ezech. 17, 22. von welchem Worte auch die Stadt
Nazaret selbst ihren Namen bekommen habe. Andere
wollen, Matthäus beziele hier diejenigen Stellen, wor-
in von den Nasiräern gehandelt wird, insbesondere
Richt. iZ, 7. wo von dem GimsON, den man gewöhn-
lich für ein Vorbild Christi ausgiebt, gesagt wird: er
soll ein Nasiräer Gottes seyn. Allein beydes ge-
höret hier nicht zur Sache; denn Matthäus giebt hier
offenbar von diesem Namen Christi den Grund an, weil
er Zu Nazareth, wo seine Eltern sich häuslich nieder-
gelassen hatten, erzogen worden sey. Mir scheint daher
unter allen den verschiedenen Meynungen von dieser An-
führung des Evangelisten Matthäus diejenige die wahr-
scheinlichste zu seyn, nach welcher der Evangelist hier auf
alle diejenigen Stellen der Propheten zielen soll, worin
der niedrige und verachtete Instand Jesu Christi vorher-
gesagt wird, besonders auf Jes. 52. und zz. Die Ju-
den pflegten nehmlich alle Galiläer, und insbesondere
die Einwohner der Stadt Nazareth zu verachten, und
sich des Ausdrucks ein Nazareth an er statt
seines Schimpfnamen zu bedienen. Da nun die Pro-
pheten des A. T. in mehreren Stellen vorher gesagt hat-
ten, daß der Messias arm, niedrig und verachtet seyn
würde, so hatten sie nach dieser Bedeutung des Ausdrucks
in der Thal vorher gesagt, daß er ein Nazaräer oder
Nazarethaner werde geheissen werden. Der Evan-
gelist rechnet also mit Recht den Aufenthalt, oder die Er-
ziehung Christi zu Nazareth unter diejenigen Dinge,
wodurch jene Weissagungen der Propheten erfüllt wor-
den sind; denn wir finden in der evangelischen Geschichte,
daß ihm während seines öffentlichen Lehramts von den
Juden mehrmals zum Schimpf der Vorwurf gemacht
worden ist, daß er aus Galiläa, woher noch niemals
ein Prophet gekommen sey, herkomme, und in dem klei-
nen
 
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