INNENDEKORA TION 211
selbst als Meister des Plans durchaus diskutierbar erscheinen.1 Schon Ewerbeck hat auf
die Verwandtschaft mit Details vom Dordrechter Gestühl Terwens aufmerksam gemacht;
doch waren diese damals schon Gemeingut. Noch deutlicher ist die Abhängigkeit des
Schalldeckels im Aufbau vom Kampener Kamin, der schon in Delft*Haag seine Wir*
kung geltend gemacht hatte. Der Kampener Kamin war eben das führende Werk der
Zeit. Eine überladene Fortbildung dieses Typus aus späterer Zeit besitzt Zwolle (1620,
Ys 1 C 23, nach E 27/28 Text Bl. 6 von Adam Straes aus Weilburg). Ein zierliches, ein*
fach*schönes Werk vom Ende des Jahrhunderts, vielleicht von Taillebert, findet sich in
Yperen (Ys 2 Ch 5). Auf Ausbildung von Treppen und Treppentüren legen die Nieder*
länder keinen so großen Wert wie die deutschen Kanzelbildner. Die Blütezeit der süd*
niederländischen Kanzelschnitzkunst des Barock auf dem Wege zum Rokoko fällt ins
XVIII. Jahrhundert (Ys 2 Ch 1-4, 6; 3 Ch 1).
Die Entwicklung des Sakramentshauses von der Gotik zur Renaissance kann man TABERNAKEL
unter der Formel betrachten: vom Turm zur Fassade. Der Gedanke, das Allerheiligste
Sakrament in einem Turm zu verschließen, ist ein altchristlicher. In der Spätgotik scheint
eine Kompositionsparallele zwischen Deckeltaufstein und Tabernakel zu bestehen; beide
zeigen einen Turm auf einem Fuß, später auf einer Säule, welche oft von Nebensäulen
begleitet ist. Ähnlich wie bei der Kanzel kommt auch ein Gehäuse als Tabernakel*
Unterstützung vor.
Ohne Vollständigkeit der erhaltenen Werke sei von gotischen Stücken zuerst Hal (1409,
Schule von Tournai nach Ys 2 Tab 5) genannt. St. Peter in Löwen (1450 nach Entwurf
des Math, de Layens, nach Even S. 199 Abb.) zeigt einen einfachen frühen Turmtypus,
Walcourt (Ys 3 Tab. 1) den Taufsteintypus auf profiliertem Fuß, Courtrai (Ys 2 Tab. 3,
Anfang XVI.) den mittelreichen Normaltypus mit Gehäuse als Fuß, während St. Jacob
von Löwen (Ys 2 Tab. 2, 1537—39 von Gabriel van den Bruynen, nach Even, Bull. C
R Art XVI393) als einziges Exemplar des reichen späten sechsseitigen Typus, getragen
von Mittelsäule und sechs Nebensäulen, geblieben ist. So muß man sich etwa das be*
rühmte, in der französischen Revolution zerstörte Tabernakel von Tongerloo (1536—47)
vorstellen, nur reicher und kostbarer, vielleicht schon mit arabesken Elementen in der De*
koration; Ph. Lammekens hat es entworfen, Conrat Meyt die Hauptfiguren, einige Stein*
hauer von Antwerpen das Stein werk und die Ornamente gefertigt.2 Mir unbekannt ist
Diest (1536 von Godevar de Roose, nach Raeymaekers im Messager de Gand 1857).
1 Es muß künftiger Forschung überlassen bleiben, ob Bloemaert der große führende Meister dieser
Kanzel ist, wie Galland S. 113, 132, 149 (Abb.) will, oder ob er ein guter Durchschnittsschnitzer ist, wie
viele andere. Ich glaube das letztere. Ist er der selbständige Meister der Kanzel, so zeigt er sich darin
als Schüler Terwens und Colyns.
2 Heylen, Historische Verhandeling over de Kempen, Turnhout 1837; W. van Spilbeek in Vlaamsche
School 1882 S. 22. Leider ist kein Stich erhalten. Das Werk wird 1536—39 gearbeitet sein; doch fand sich
auf einer Leiste die Zahl 1547. 1542 erhält Lammekens die Restbezahlung und wird Meyt für das Heilige
Grab bezahlt.
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selbst als Meister des Plans durchaus diskutierbar erscheinen.1 Schon Ewerbeck hat auf
die Verwandtschaft mit Details vom Dordrechter Gestühl Terwens aufmerksam gemacht;
doch waren diese damals schon Gemeingut. Noch deutlicher ist die Abhängigkeit des
Schalldeckels im Aufbau vom Kampener Kamin, der schon in Delft*Haag seine Wir*
kung geltend gemacht hatte. Der Kampener Kamin war eben das führende Werk der
Zeit. Eine überladene Fortbildung dieses Typus aus späterer Zeit besitzt Zwolle (1620,
Ys 1 C 23, nach E 27/28 Text Bl. 6 von Adam Straes aus Weilburg). Ein zierliches, ein*
fach*schönes Werk vom Ende des Jahrhunderts, vielleicht von Taillebert, findet sich in
Yperen (Ys 2 Ch 5). Auf Ausbildung von Treppen und Treppentüren legen die Nieder*
länder keinen so großen Wert wie die deutschen Kanzelbildner. Die Blütezeit der süd*
niederländischen Kanzelschnitzkunst des Barock auf dem Wege zum Rokoko fällt ins
XVIII. Jahrhundert (Ys 2 Ch 1-4, 6; 3 Ch 1).
Die Entwicklung des Sakramentshauses von der Gotik zur Renaissance kann man TABERNAKEL
unter der Formel betrachten: vom Turm zur Fassade. Der Gedanke, das Allerheiligste
Sakrament in einem Turm zu verschließen, ist ein altchristlicher. In der Spätgotik scheint
eine Kompositionsparallele zwischen Deckeltaufstein und Tabernakel zu bestehen; beide
zeigen einen Turm auf einem Fuß, später auf einer Säule, welche oft von Nebensäulen
begleitet ist. Ähnlich wie bei der Kanzel kommt auch ein Gehäuse als Tabernakel*
Unterstützung vor.
Ohne Vollständigkeit der erhaltenen Werke sei von gotischen Stücken zuerst Hal (1409,
Schule von Tournai nach Ys 2 Tab 5) genannt. St. Peter in Löwen (1450 nach Entwurf
des Math, de Layens, nach Even S. 199 Abb.) zeigt einen einfachen frühen Turmtypus,
Walcourt (Ys 3 Tab. 1) den Taufsteintypus auf profiliertem Fuß, Courtrai (Ys 2 Tab. 3,
Anfang XVI.) den mittelreichen Normaltypus mit Gehäuse als Fuß, während St. Jacob
von Löwen (Ys 2 Tab. 2, 1537—39 von Gabriel van den Bruynen, nach Even, Bull. C
R Art XVI393) als einziges Exemplar des reichen späten sechsseitigen Typus, getragen
von Mittelsäule und sechs Nebensäulen, geblieben ist. So muß man sich etwa das be*
rühmte, in der französischen Revolution zerstörte Tabernakel von Tongerloo (1536—47)
vorstellen, nur reicher und kostbarer, vielleicht schon mit arabesken Elementen in der De*
koration; Ph. Lammekens hat es entworfen, Conrat Meyt die Hauptfiguren, einige Stein*
hauer von Antwerpen das Stein werk und die Ornamente gefertigt.2 Mir unbekannt ist
Diest (1536 von Godevar de Roose, nach Raeymaekers im Messager de Gand 1857).
1 Es muß künftiger Forschung überlassen bleiben, ob Bloemaert der große führende Meister dieser
Kanzel ist, wie Galland S. 113, 132, 149 (Abb.) will, oder ob er ein guter Durchschnittsschnitzer ist, wie
viele andere. Ich glaube das letztere. Ist er der selbständige Meister der Kanzel, so zeigt er sich darin
als Schüler Terwens und Colyns.
2 Heylen, Historische Verhandeling over de Kempen, Turnhout 1837; W. van Spilbeek in Vlaamsche
School 1882 S. 22. Leider ist kein Stich erhalten. Das Werk wird 1536—39 gearbeitet sein; doch fand sich
auf einer Leiste die Zahl 1547. 1542 erhält Lammekens die Restbezahlung und wird Meyt für das Heilige
Grab bezahlt.
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