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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (Januar-August)) — 1931

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Nr. 32 - Nr. 55 (1. Mai - 30. Mai)
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ahrg. / Nr. 4

Seite *


2



ner Brief eines nat. ſoz Studenten an
nen, noch von liberaliſtiſchen Ideen be-
fangenen Kommilikonen)

dehr geehrter Herr Herberk Wiedemann!

l Geſtatten Sie mirpdaß ich mich auf Ihren
nenigen Artikel in der „Neuen Badi-
äi)eü Landeszeitung“ unker dem 16. Mai be-
und dazu folgendes, jedoch nur Grund-
hliches bemerke.
8 Auf Ihre teilmeije äußerſt ſeichten An-
ütfe gegen die nationalfozialiſtiſche Soch-
Mibewegung näher einzugehen, werden Sie
* wohl nicht zumuken wollen. Ich glaube
** im Sinne hrer vielgeprießenen aka-
Mijchen Sachlichkeit zu handeln.
qQu Sie befrachten alſo die Hakenkreuzbewe-
<D“Q auf den deutſchen Hochſchulen als ein
olen. deulſcher Kulturpolitik! Sie haben
* Daß die nalionalſozialiſtiſche Skuden-
—— ein Barometer für den geiſtigen
Eeell des Liberalismus und der Demokra-
Ü, waͤgen Sie jedoch nicht zu ſagen.
Ee einzig mögliche Folgerung wagen Sie
* Ihren Erkenntniffen der Urſachen des
— — Anwachſens unſrer Bewegung
* den Hochſchulen nicht zu ziehen. Um das
verfchleiern, reden Sie von Denkfaulheit,
N geiftiger Unfruchkbarkeit in den Semi-
uff. verfuchen Sie der nakionalſoziali-
54 Hochſchulbewegung gewiffermaßen
%ue Aufgaͤben vorzufchreiben, nämlich die
be cOhführbarkeit der Idee wiſſenſchaftlich zu
88 Indem dies nichk geſchehe ſei da-
b der Beweis erbracht, daß der National-
Halismus an den Hochſchulen verſagk habe.
3 Dazu ift nur zu jagen, daß wir uns unſere
gee‘lfeßung ſelbſt beftimmen. Wir lehnen ja
* e jene Literatfur- und Intellekkuellen
%c‚bf“ng ab, weil wir erkannt haben, daß die
%ilfienicbaft allein kein Volk befreien kann.
* Wiffenſchaft hat verſagt, mußte verſagen,
ſie iſt unfrei; wo man ſie zu Rate ge-
dı Dat, {feht fie entweder im Dienfte
fpätfelpolifiid)er Zielſetzung oder es war zu
* f. ir Nalionalſozialiſten erkämpfen
— mif politijden Mitteln, wir Jind
Jebattierkiub. Daß eine Befreiung
4* Volkes aus ſeinet völkiſchen und ſo
da Nof durch die Wiſſenſchaft nicht er-
qfilrfef werden kann, ffeht doch heute außer
barl Zweifel; zuviele Viſſenſchefter haben
kteiff’ Gelegenheit gehabt, ihre Regierungs-
f 3u beweijen.
ie ewiqg „Sachlichen“ berufen ſich immer

Küt 3u gern auf die Wiſſenſchaft, ganz ver-

henn
ſondern daß es nür eine Geſchichke der

eniooten gibt. Politiſche Ideen und
jind nicht das Produkt wiffenſchaft.
SN *r Forfchung, ſondern entſpringen der
* des Volkes nach Beſſerung ſeiner
* ifchen und ſozialen Lage. Die Demo-

Afie will es ja doch, daß das Volk fein Los

8 beſtimme ſoweit dies durch den Stimm-
de e jüberhaupt möglich iſt. Warum, Ihr

G Okrafijchen Heuchler, gebt Ihr Eure
Nd[äHe preis, wenn das Volk von ſeinem
f gegen Euch Gebrauch macht? Warum
Ihr ſo gegen den Volkswillen? In
** Atenizug tuft ihr ſowohl die Wiſſen-
7 zu Silfe, als auch die Lüge und den
6* Oh Ihr armen „nüchternen Wirk-
mükelfämenfd)en!" Realpolitik kreibk Ihr,
freiben, „leider”! Und wir werden
“id)übet ſtolpern, daß ſich der Verſtand doch
8 t ganz ausjchalten läßt aus der Politik!
in wir Jind der Meinung, daß denjenigen
ÖQB bißchen Verſtand fehlt, zum mindejten,
8 diejenigen ein ſchlechtes Gedächknis
Ich ©h, die noch immer von den Errungen-
deylten der Revolukion reden. Ia, wir find
Dirkt einung, daß man ſeinen Verſtand
Ma lich nicht mehr ganz haben kann, wenn
tüi? heute noch an Bölkerverföhnung, Ab-
Friede Freiheit, Gerechligkeit,
hen und WMürde in diejer Republik,
aei?b?' Dazu gehörk natürlich der Wirklich-
mebgflnn der Gefättigten; wer ſatt iſt, hat
er Hunger nach neuer Nahrung, noch
Qoi neuen Kämpfen zur Beſſerung ſeines
2* Mit Phraſen und Verſprechungen,
4* wiſſenfchaͤfilichen Beweiſen und Mider-
fengen, macht man kein hungerndes Volk
Man prengt man keine Sklapenketten, bauf
Ir keine Volksgemeinſchaft. Und mögt
undertmal beweiſen, dieſes oder jenes
* Zielfehung fei nicht durchführhar, nie
des £ _ Shr den Glauben an die große Idee
afionalfozialismus, nie könnt ihr die

5 figung unſres Kampfes widerlegen!
ſcha er Nationaljozialismus iſt keine Wiſſen-
I, Ihr Serren, der Nationalfozialismus


iſt ein neuer Glaube, ein neues Lebensgefühl!
Ein Glaube, der bereiks Brücken geſchlagen
hat vom Bauer zum Stkädter, vom Beamken
zum Handwerker, vom Studenken zum Ar-
beiter! Das deutſche Volk feierk im Natio-
nalſozialismus ſeine Wiedergeburt als Volbk,
nachdem hr es zerriſſen habk in Klaſſen,
Parkeien und Inkereſſentenhaufen! Das iſt
ein neuer Geiſt, der in unſeren Herzen ſeinen
Einzug gehalten hat: wir haben Abſchied
genommen vom Individualismus, vom Inter-
nakionalismus, wir haben Abſchied genom-
men vom Proletariat, vom Bürgerkum, vom
Klaffen- und Konfeſſionskampf, wir haben
Standesdünkel und Parteibrille über Bord


annt. Während Ihr redet und Euch in ſog
wiſſenſchaftlichen Erörterungen den Kopf
zerbrecht über den Zerfall Eures Syſtems,
die Sterilität und den Niedergang Euxer
Geiſteswelt, ſind wir zutückgekehrt zum Le-
ben, haben wir gehandelt und ein neues
Volk gefchmiedet. hr habt Euch an Lehren,
Theorien und Begriffe gehängt, habt Euch

um Formen und Methoden geſtrikken, habt
über Sozialiſierung debattiert, über Reichs-
reform, über Abſchaffung der Todesſtrafe,
über Strafloſigkeit der Abtreibung uff., wir
aber haben ein neues Volk geſchaͤffen. Ihr
verſuchtet den Kranken mit Verſprechen und
ſchönen Kleidern zu heilen wir aber fingen
an, das Gift aus ſeinem Körper zu kreiben.
Ihr habt Euch um Regierungsſeſſel geküm-
mert und wir um die Seele des Volkes. Ihr
habt angeblich Realpolitik getrieben, Gegen-
warkspolikik, wir haben Zukunfkspolikik ge-
krieben. Ohne unſere Arbeit wäre das deut-
ſche Volk heuke aller Hoffnung bar und der
Verzweiflung ausgeliefert. Ihr habt zerſtörk
und das Chaos verſchuldet, während wir ein


einen neuen Skaaksgedaͤnken begeiſtert haben
und damit den Grundſtein zu einem neuen,
geſunden Staak gelegk haben.

Jowohl, aus Idealismus ſind wir zu Hitler
gegangen. Und wahrer 3dealismus iſt zu-
gleich die größte Realität, denn er ſchafft ja
erſt die Realität. Die Utopien von heute,
werden die Realikäten von morgen ſein! —

Mit ſtudentiſchem Gruß
Tell.


Da ſchreien ſie in ihren Gazetten, die Lehr-
freiheit an den deutſchen hochſchulen ſei ernſt-
lich gefährdet. Aber es iſt doch die Demokratie,
in der dieſer kingſtruf ertönt! Wann habt ihr
dieſe Klage denn früher gehört? Schlagt ihr


deſtſtellung?

Nun, nicht die Lehrfreiheit iſt an den deut-
ſchen Hochſchulen in Gefahr, aber die Freiheit
des Lernens hat man beſeitigt, und euer Ge-
ſchrei ſoll dieſe Catſache nur verdecken. Weit-
aus der größte Teil der Studierenden ſteht heute
auf dem Boden der nationalſozialiſtiſchen


ihrer Geſinnung ſind? Als man uns in Jena
den Prof. Günther gab, da hetztet ihr gegen
ihn und eure hetze führte zum Mordverſuch!
Einen Schultze Naumburg bewarft ihr mit
Schmutz, ob ihr nationales Beſitzbürgertum
waret oder euch geſinnungstüchtig in die rote
Coga gekleidet hattet. Hat man einem Gumbel,
Baumigarten, Andre die Dorleſungserlaubnis
entzogen oder ließen nicht die Remmele und
Grimme den Gummiknüppel ein wiſſenſchaft-
liches Werturteil fällen? Ganz abgeſehen
davon, daß die Joung Politik eurer Staats-
männer tauſenden von befähigten Abiturien-
ten einfach die wirtſchaftliche Möglichkeit zum
Studium genommen hat. Wo bleibt da die
Freiheit des Lernens? Ihr wißt, daß nicht die
Uberzeugungskraft eurer Idee mehr für euch
werben fann, ſondern müßt zur zwangsweiſen
Sütterung übergehen!

Aber ihr habt den Begriff der Sreiheit über-
haupt verfälſcht. Sür euch bedeutet Freiheit
Schrankenloſigkeit. Deutſchiand aber hat einen
anderen Sreiheitsbegriff, für uns gibt es nur
eine Sreiheit: uns ſelbſt Grenzen ſtecken zu
dürfen. Dieſe Grenze aber iſt das Dolf. Die
greiheit uns einzufuͤgen, uns unterzuordnen,
zu dienen, löſt uns von dem eigenen Ich und
iäßt uns aufgehen in der organiſchen Geſamt-
heit.

Don dieſer Freiheit ſprecht ihr auf den
Kathedern nur in ſpöttelnden Bemerkungen
und mit wegwerfenden handbewegungen Die
Wiſſenſchaft habt ihr durch das Geſchrei von
eurer Lehrfreiheit herausgenommen; haltlos
und kläglich hängt ſie im leeren Raum; fremd
und kalt geht die breite Maſſe an den Hoch-
ſchulen vorbei. Sie hat den Glauben verloren
und mit Recht.

Die Kechtswiſſenſchaft dient den Para-
graphenreitern. Ipitzfindig und kleinlich dis-
futiert ihr die Geſetzbücher Roms und Judas.
Die Gerechtigkeit aber geht vor die Hunde. —


Berbrecher her und tätſchelt ihn mit euren
ſchmutzigen Händen. Ihr ſeid groß in Kom-
plexen und euer ganzes Tun ſteht im Dienſte
der verherrlichung des Kranken, der Er-
hebung des Abnormen zur Norm. Aber von
der Seele des Dolkes verſteht ihr ſo wenig,
daß all eure Pfuchologie nicht zu der Einſicht
lariqt, daß zwaͤngsläufig, um ihrer Selbſt-
erhaltung willen, die Gefundheit einmal das

Kranke vernichten und die Byzantiner der
Krantfheit zum Teufel jagen muß. Oder
bleiben wir konkreter: Eure Sozialwiſſenſchaft
ſteht vor der Tatſache, daß der Boden für unſer
volk nicht ausreicht. Da geht ihr in eurer
Jämmerlichkeit hin zum Mediziner und klagt
euer Leid. Dieſer gibt zur Antwort, dann
müſſen wir das klnwachſen der Bevölkerung
verhindern, alſo treiben wir ab. Weil dem aber
die Geſetzbücher im Wege ſtehen, macht ihr
den Juriſten mobil und er wird den Dara-
graphen 218 beſeitigen Das Dolf? Was liegt
am Dolk!

Wir aber wiſſen daß das volk das Primäre
iſt, daß wiſſenſchaft Dienſt am Polke heißt,
und daß Lehrfreiheit ſich in den Grenzen des
Dolfes zu halten hat. wir verlangen, um im
Beiſpiel zu bleiben daß die Sozialwiſſenſchaft,
vor das Problem „Dolk ohne Raum geſtellt,
als erſtes die Geographie zu fragen hat: Wo
iſt Raum? Dann die Wehrwiſſenſchaft — vor
der ihr Angit habt, weil Kanonen ſchießen
wie die Gewinnung des Raumes möglich ſei.
Die Medizin diene dazu, den Dolkskoͤrper ſo
ſtark zu machen, daß der große Exiſtenzkampf
unſeres Dolfes ſiegreich beendet werden kann.
Die Jurisprudenz aber erziehe das Volt zu
Zucht und Oroͤnung.

Dank ſoll es der Wiſſenſchaft ſein,
daß ſie einmal von ſich ſagen kann, ſie habe ihre
Pfiicht dem Volke gegenuͤber getan. So faſſen
wir Nationalſozialiſten den Sinn unſerer Hoch-
ſchulen und wir verlangen die Sreiheit uns an
ihnen für unſere Miſſion in Deutſchland vorzu-
bereiten. Um dieſe Sreiheit werden wir kämp-
fen zäh und verbiſſen. Seite an Seite mit den
volksgenoſſen der anderen Stände. Freiheit
wird ſein auf den Univerſitäten für Lehrer und
Lernende, wenn Deutſchland frei iſt.

Studentendemonſtrationen
in München.


München, 18. Mai.

Die Studentenſchaften der Uniperſikäk und
der Techniſchen Hochſchule vereinigken *
heute zu einem gewaltigen, ſchier endloſen
Aufmarfch, an den ſich eine Erinnerungs- und
Proͤteſtkundgebung für Oberſchleſten
auf dem vom Braunen Haus und den Pro-
phläen flankierten Königsplatze anſchloh Be-
fonders umjubelt wurden die zwei Skürme
des Studentenbundes, die mit Standarke und
Fahnen aufmarſchierten. Anker dem Horſt
Weffel Lied erfolgte der Vorbeimarſch vor
dem Braunen Haus und der Einmarſch auf
den überfüllken Plag, wo die Münchener Po-
lizeikapeile nebſt den anderen Muſikkorps
ihre Aufſtellung genommen hatte.

Die Feſtrede ſelbſt, die von einem ebhe-
maligen Dberſchleſienkämpfer der Freikorps
gehalten wurden, behaͤndelte beſonders
die heute noch andauernden Leiden der deut-



ſchen Minderheiten in den geraubten Ge-
bieten. - } ;

Sie war zugleich eine ſchonungsloſe An-
klage gegen die erbärmliche Haltung der
damaligen deutſchen Behörden und Regie
rung und vor allem gegen die lächerliche Ein-
ſtellung des damaligen Reichskanzlers Jojef -
Wirtkh, wie er fie in einer Rede vor der
Handelskammer in Bremen glaubke entwik-
keln zu müſſen Sie übte aber genau ſo
ſchonungsloſe Kritik an der heutigen
Haltung unſerer „Staatsmänner“ in allen
Oſtfragen und verlangke endlich unbedingke
Unkerſtühung der verlaſſenen, um ihr Deutſch-
kum kämpfenden Brüder. Die Rede, die
ſchier unglaubliche Zuſtände in Erinnerung
braͤchte oder — was die heukige Haltung der
Behörden anbetrifft — neu aufdeckke, ent-

Kommilitonen! Kommititoninnen!

Der Aufbruch an den deulſchen Hoch-
ſchulen hal begonnen. Die akademiſche
Zugend iſt gewillt, den Ungeiſt des
Liberalismus und Matkerialismus, der
ſie dem Volk enlfremdel, zu überwin-
den. Die nalionalſozialiſtiſche Welt-
anſchauung wird das neue Lebensgeſeh
des Volkes und die Trägerin der neuen
Zeitepoche ſein.

der nationalſozialiſtiſche deutſche
Studentenbund ruft Euch!
Werdel Mitglieder der Heidelber-
ger Hochſchulgruppe.

— — —

faͤchte die gewaltige Zuhörerſchaft zu ſpon-
kanen Aeußerungen und unterſtrich ſo die
Mahnung, daß die Jugend nichk mehr gewillt
jei, der Troftierei und dem gegenwärkigen
Kurs noch lange zuzuſehen Zum Schluß wurde
eine Entſchließung angenommen, die an den
Reichspräfidenten, die Regierung gerichtet iſt
damit — wenn man ſich vielleicht auch nichts
davon verſpricht — dieſer Ausdruck des Wil-
lens der Zugend einmal Beachtung findek im
Reiche
Der Kundgebung wohnten zahlreiche Pro-
feſſoren und an ihrer Spite S. Magnifizenz
Rektor der Techniſchen Hoͤchſchule, Geheim
rat Ofana bei. — Und in
-uck,

Zim Studium der evann. Theoloaie.

Der Zugang immer größer. Die Ausfichten auf
Anſtellung geringer.

Auf Anfragen nach den gegenwärtigen Aus-
ſichten eines evangelijchen Theologieſtudierenden
ibt der von Kirchenrat Hindenlang redigierte
arlsruher Evang. Gemeindebole folgende Aus-
kunft, die auch weitere Kreiſe inkereſſieren wird.

In den leßten Jahren iſt der Zugang zum
Studium der evaͤngeliſchen Theologie ſtelig ge-
waͤchfen Die Tatfache, daß in den heutigen Zei-

©

egen
Evangelium und Kirche immer mehr junge Leute
ſich zum Theologieftudium entſchließen, um her-
nach in den Dienſt der Kirche zu kreten, könnte
von der Kirche aus als ein überaus erfreuliches
Zeichen der Zeit angeſehen werden. Es darf aber
nicht vergeſfen werden, daß der größere Zugang
zum Skudium der Theologie * eine äußere
Urfache hat, nämlich in der Ueberfüllung der
anderen Berufe, die eine akademiſche Vorbil-
dung erfordern; und wenn äußere Gründe mik-
wirken, iſt die Befürchtung nicht grundlos, es
möchten ſich zum heologieftudium auch ſolche
Leute melden, denen dann die Eignung zu dem
ſchweren Amte eines Geiſtlichen nicht gegeben
i

6,
! Etwa 70 badiſche Abiturienten haben ſich
zum GStudium der epangelſchen Iheologie
ent{chlojfen. Der alljährliche Bedarf an jungen
Geiſtlichen befrägt in der hadiſchen Landeskirche
noch nicht einmal die Hälfte dieſer Zahl. Alſo
iſt auch bier {chon eine Ueberfüllung vorhanden.
Menn die erwähnten Verhältniſſe in den ande-
ren Berufen andauern, und ſi die Zahl der
Theologieftudietenden guch in den nächjten Jah-
ren ſteigert, dann werden 5 zwangsläufig auch
die Ausfichten auf Anſtellung im Kirchendienſt
noch mehr verſchlechtern Es werden der Anftel- .
lung längere Wartezeiten vorausgehen müjfen.
Auch wird die Oberkirchenbehörde Maßnahmen
erwägen müjfen, um den Zugang zum Iheolo-
gieffudium 3u befchränken, ekwa durch Aufhe
bung der Erleichterungen, die den Abiturientfen
der Realanftalten hinfichtlid der Borbildung in
den. alten Sprachen gewährt worden find.
Bor der irrigen Meinung „daß das Studium
der evangeliſchen Theologie 4* noch das aus
te Studium fjei, foll durch dieſe öffent-
iche Darlegung der wirklichen Verhäͤltniſſe ge-
warnf werden )
 
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