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1. Jahrg. Ar. 102
Ein
Eine Reihe dentſcher atholifen, deren Namen
innerhalb des deutſchen liatbolgismus Klang und
Bedeutung fgben, haben an den Herrn Erzbiſchof von
Paderborn, Dr. Mlein, ein Schreiben gerichtet, deffen
Inhalt wir nadg[tebenö im Auszug neröäentli&)en.
In dem Schreiben, das eingehend die Auffajfung
ı Öiefer katholiſchen Perfönlichkeiten zur gegenwärtigen
Tage des katholiſchen Dolisteils darlegt, hHeißt es,
nachdem der Weg, den die ſchwarzrote Regierungs-
ührung „in Reich und Preußen ſeit 12 Jahren mit
em Todfeind chriftlicher Kultur, mit dem vom Iuden-
tum und der Sreimaurerei beherrſchten Marzismus“
geht, eindeutig gefennzeichnet iſt:
. S0 ſtehen wir heute unmittelbar vor der Kata-
rophe, unmittelbar vor dem vollſtändigen morali-
chen und finanziellen Bankerott der gejamten Politit
der letzten 12 Jahre. Wir müffen nun mit Trauer und
Zorge feſtſtellen. daß für dieſe gelamte Politik und für
ihren reſtloſen Bankerott die als vertretung ange-
ſehene Zentrumspartei die volle Mitverantwortung
traͤgt, weil ſie dieſe Politit 12 Jahre hindurch maß-
geblich mitgeführt hat. Die Zentrumspartei kann die
don ihr mitverſchuldeten ungeheuren Sehler dieſer
Politit᷑ nicht auf andere ſchieben ſie wird daher auch
die moraliſchen und politiſchen Ronſeguenzen für den
Zuſammenhruch dieſer 12jährigen Politit auf ſich
nehmen müſſen Die ungeheuͤre Gefahr der nächſten
2 die uns und ſehr viele politiſch urteilsfähige
Katholifen mit — wachſender Sorge erfüllt, ijt
die, daß die katholiſche Kirdhe in Deutſchland die
ſchwere Schuld werde abbüßen müjfen, welche das
Zentrum in diefen Jahren auf ſich geladen hat. Wir
müſſen mit Sorge und Bedauern feitjtellen, daß auch
von firchliqhh Iatholijcher Seite in den letzten Jahren
manches geſchehen ijt, was die Schuld der politiſchen
interkonfefſioneilen Zentrumspartei als Schuld des
Katholizismus in Deutſchland äußerlich erſcheinen
läßt. Die Trennungslinie zwiſchen katholiſcher Kirdhe
einerjeits und politijcher Zentrumspartei andererſeits
iſt leider auch von der Kirchlidhen Seite her nur ſelten
und ö 44 unſeres wiſſens nie mit der erforder-
— Tichen Deutlichteit gezogen worden Die von derKirche
ttets vertretene Au fai‘iung: „Es gibt keine Partei, die
_ Sdas Recht hätte, ſich als Partei der katholiſchen Kirche
; bezeichnen die katholiſche Kirche empfiehlt keine
der beſtehenden Parteien, es ſteht jedem Katholiken
frei im Rahmen der allgemeinen firchlichen Regeln
der Partei anzugehören, der er will“, wird den deut-
ſchen Katholiken von der zentrumspartei einfach nicht
‚ugebilligt; ein autoritatives Wort aus biſchöflichem
unde würde hier manchen Konflitt befeitigen und
auch nach außen Klarheit ſchaffen. Im —
hierzu hat es die Zentrumsparteipre[fe immer wieder
; nerztanaen, die oberhirtlichen Kundgebungen der
lebten Jahre in ihrem Sinne parteipolitiſch auszu-
ſchlachten ohne dabei widerſpruch zu erfahren. Dar-
uͤber hinaus war die Parteipreſſe des Zentrums ſogar
Velegentlich öfter in der Lage, widerſpruchslos auf
ſpezielle, wenn auch nicht Erchenamtliche Empfeh-
lungen ſeitens des einen oder anderen Oherhirten
_ Öffentlich hinzuweifen. Auf die vielfachen mißbrauche
von Kirchen und Kanzel durch Mitglieder des niederen
XKlerus zum Zwede gewöhnlichjter Parteipropaganda
Jei nur nebenher hingewiejen. Daß tatholiſche Geijt-
liche ſich in der Zentrumspartei betätigen und dort in
allen Graden Sührerjtellen befleiden, gilt als voll-
Tommen lelbſtvexſtandlich; betätigt [ich aber einmal
ein katholiſcher Heiſtlicher in einer anderen Partei, [o
fommt er von einer Schwierigkeit in die andere. Daß
viele ſatzungsgemäßz fathol. “Dereinigungen (Dolis-
nahme für das Zentrum mißbrauchen, daß die ſog.
katholiſche Preſfe z3u 99 Prozent Parteipreſſe des
Zentrums ijt, das alles wird widerſpruchslos von den
katholilchen kirchlichen Stellen hingenommen, obwohl
katholiſche Einrichtungen für alle Katholifen da ſein
— Jollten, ob fie ſich nun politiſch zum Zentrum orien-
tiert haben oder nicht. Und dies alles, obwohl das
Zentrum die Interkonfejfionalität — wenn man es
noch ſo nennen kann — ſo weit treibt, daß es bei den
letzten Reichstagswahlen auf der Berliner Kandidaten-
liſte den ungetauften zioniſtiſchen Juden Kareski auf-
geſtellt hatte! wenn dieſer Einſatz kirchlicher Perfön-
lichkeiten und fath. kirchlicher Einrichtungen und Der-
eine ganz einſeitig für die Parteizwecke des Zentrums
eit vielen Jahren ahne die geringſte Beanſtandung
von ſeiten der kirchlichen Oberen erfolgte, Iann man
ſich dann wundern, wenn die Meinung entjteht, die
Zentrumspartei ſei die Partei der kathoͤliſchen Kirche
in deutſchiand/ die katholiſche Kirche ſtehe hinter allem,
was das Zentrum tue, ſie trage alſo auch die volle
Mitverantwortung für den bevorſtehenden zuſammen-
bruch der vom Zentrum gemachten Politit?
Um die katholiſche Kirche von dieſer ihr zuge-
—44 — Mitverantwortung offen und vor aller
elt zu entlaſten iſt es nach unjerer guffaſſung un-
bedingt erforderlidh, daß die Kirche ſich offiziell von
der Zentrumspartei jtärfer dijtanziert, als es bisher
gejchehen ijt; nur wenn wirklich öffentlich und vor-
Fehrnlich immer wieder von den maßgebenden kirch
lichen Stellen erflärt wird, die Zentrumspartei wird
don der Kirhe nicht vorzugsweije empfohlen, dem
Katholifen ſteht die Wahl jeiner Partei frei, erſt dann
wird man allmählich wieder zwiſchen Kirche und Partei
unterſcheiden lernen. zu diefer diſtanzierung gehört
auch eine lebr ſtarke Einſchräntung wenn nicht über-
haupt ein Derbot der parteipolitijchen Betätigung für
die Geijtlichfeit, einerlei bei welcher Partei. Wir
wollen gewiß nicht einer verweiſung der Geiſtlichkeit
in die Sakriſtei das Wort reden, im Gegenteil gehört
guch nach unjerer Meinung der Klerus in den täg-
lichen Kampf für Chriftentum und chriftliche Kultur
binein. Wir glauben aber, daß ſein Kampffeld nicht
das Gebiet der Parteipolitik, ſondern das weite Seld
der Seellorge und der außerparteilichen Arbeit in
'Stadt und Land fein follte. Hinzu Iommt noch, daß
durch die parteipoͤlitiſche Betätigung des Klerus jeine
leelfoͤrgerifche Arbeit pofitiv gefährdet und gefchaͤdiat
wird. Wir, die wir in jahrelanger Beobachtung in der
näheren und weiteren Umgebung alle diele Dinge
fortgefeßt erlebt haben, öu‚fi%fi es offen aus|prechen:
Ein Geiftlidher, der ſich öffenttlich ſtärker paxteipolitiſch
betätigt, iſt für die Seelſorge ſo gut wie erledigt, denn
einmal parteipolitijd) anders orientiert haben, feel-
ſorglich innerlich nicht mehr heran Zu welch befla-
{übrt, kann man überall dort feſtſtellen, wo ein Geift-
icher ſich ſtark parteipolitiſch betätigt. Und nicht um-
ſonſt hat die Kurie in vielen Ländern rückfichtslos die
Konfequenz gezogen, den Geiſtlichen jede partei-
politiſche Betätigung, gleichgültig in welcher Partei,
zu unterfagen. . Es erſcheint uns dies heute, nachdem
katholiſchen Dolfsteils ſo weit fortgeſchritten iſt und
weiter foͤrtſchreitet, die einzig mögliche Löſung, wenn
die Intereſſen der Seeljorge gewahrt bleiben ſollen.
— JIn den letzten Monaten ſind in den einzelnen
Kirchenprovinzen von den hochwürdigſten Diozeſan-
mit der Srage des Nationalſozialismus befaſſen. —
Wir möchten nicht verhehlen, daß einzelne Erlaſſe uns
mit der Sorge wegen der kommenden Entwicklung
erfüllt haben. Dabei möchten wir von vorneherein
dem Berdacht hegegnen, als gehörten wir zu den-
jenigen welche den Biſchöfen das Recht beſtreiten, zu
poliliſch weltanſchaulichen Bewegungen Stellung zu
nehmen, in denen ſie Gefahren für katholifches
Hlaubensgut und katholiſche Sitte ſehen. Dieſe Ge-
fahren werden beim — wie es ja
in den einzelnen Erlaſſen auch ausgeführt iſt, mehr
in der Betätigungsart der Partei und in manchen
Äußerungen von Perſönlichkeiten, die in der Partei
matijcdhen Derlautbarungen der Partei. Die einzige
umfangreiche, als parteioffiziell geltende Darſtellung
des nalionalſozialiſtiſchen Gedankengutes iſt das Buch
hitlers „Mein Kampf“. Gegen dieſes Werk iſt in
keinem der biſchöflichen Erlaſfe ausdrücklich Stellung
genommen. klußer dieſem Werk gilt unſeres wiſſens
als parteioffiziell nur noch das im Jahre 1920 in
25 Punkten formulierte Parteiprogramm. Aus dieſem
Programm wird in mehreren oberhirtlichen Erlaſſen
der Punkt 24 beanſtandet und als mit der katholiſchen
Lehre unvereinbar bezeichnet. Dieſer Punkt 24 lautet
in ſeinem entſcheidenden Teil:
wir fordern die Freiheit aller religiö-
ſen Bekenntniſſe im Staat, ſoweit ſie nicht
deſſen Beſtand gefährden oder gegen das
Sittlichkeits- und Moralgefühl der germa-
niſchen Raſſe verſtoßen Die Partei als ſolche
vertritt den Standpunkt eines poſitiven
Thriſtentums ohne ſich —— an ein
beſtimmtes Befenntnis zu binden Man kann
dem erſten Satz wenn man ihn ohne Derbindung mit
dem zweiten zitiert wie es leider häufig geſchieht,
zweifellos eine Deutung geben, die ihn unvereinbar
mit chriſtlichen Grundſätzen macht, und man kann
weiter zugeben daß die Faſſung des zweiten Satzes
eine theologiſch unkoͤrrekte Sormulierung ijt. Aber bei
umfangreicher Prüfung fann man ebenjo zu dem
Ergebnis Iommen, daß gerade der aus der Derbin-
dung des erſten mit dem zweiten Sag ſich klar ergibt,
daß der erſte Sag ſich auf das Chriftentum in den
hiſtoriſch gewordenen Sormen des kaͤtholiſchen und
evangeliſchen Bekenntnifſes gar nicht beziehen ſoll und
auch ſchen deshalb gar nicht beziehen kann, weil ja
gerade das Chrijtentum in deutſchland ſeit weit über
1000 Jahren Staatsxeligion iſt und weder den Beſtand
des Staates gefährdet noch gegen das Moral- und
Sittengefühl der germaniſchen Raſſe verſtoßen hat.
Wir meinen im Gegenteil, daß eine unbefangene
Würdigung dieſes im Jahre 1920 ohne theologiſche
2444 formulierten Programmpunktes zu dem
rgebnis führen müßte, daß der Nationalſozidlismus
grundſätzlich ſich zux bewußten Pflege der chriſtlichen
Kultur in ihren hiſtoriſch gewordenen Sormen be-
kennen will, wie es übrigens Hitler ſelbſt in ſeinem
Werk „Mein Kampf“ wie auch in ſeinen Reden bis
auf den heutigen Tag immer wieder betont.
Es iſt leider weithin der Eindruck entſtanden, als
perfolgten die gegen den Stahlhelm früher und gegen
den Nationalſozialismus neuerdings gerichteten Er-
laſſe unſerer * weſentlich den Zwed, der politi-
ſchen Partei des Zentrums gegen die berechtigten
Ungriffe aus dem Lager der nationalen Bewegung
mit dem Schilde der Religion Sd)u%‘ßu gewähren. In
den weiteſten kath. Kreijen wird über dieſe dinge mit
großer Offenheit geſprochen und das ijt, wie wir aus
vielfacher Beobachtung wiſſen, der klutorität der
Biſchöfe nicht gerade dienlich geweſen. Da wir nicht
wiſſen inwieweit Ew. Erzb. Gnaden über dieſe Dinge
informiert werden, halten wir uns für verpflichtet, es
vorzutragen. Wir betonen dabei, daß unſere Biſchöfe
ſelbſt nicht aus irgendwelchen parteipolitiſchen Mo⸗—
tiven heraus geſprochen haben, dürfen wir aber auch
ebenſo feſt überzeugt ſein daß alle diejenigen welche
unſere Oberhirlen bei der vorbereitung undAbfajfung
dieſer Erlaſſe informiert und beraten haben, voll-
ſtändig frei waren von parteipolitiſchen Neben-
abſichken? Praktiſch ſtehen wir heute, wie wir glau-
ben, in folgender Situation: Auf der einen Seite ſteht,
in grundſätzlicher unverſöhnlicher Todfeindſchaft zur
katholiſchen Kirche und zu jedem Chriſtentum, von
Judentum und Loge gefuͤhrt, der innerlich gott⸗ und
ſittenloſe Narxismus hinter dem NBolſchewismus und
Satanismus zum Sprunge bereit liegen; die unver-
hohlene Sreude, mit der in der deutſchen Linkspreſſe
die Kirchen⸗ und Kloſterbrände begrüßt wurden, kenn-
zeichnet die Geſinnung. Auf der anderen Seite ſteht,
fich grundſätzlich zum Ehriſtentum bekennend in chriſt-
licher Kultur wurzelnd und im Kampf gegen Gott-
loſigkeit und Sittenverderbnis das nationale Deutſch-
land und ſein äußerfter Slügel, der Rationalſozialis-
mus. Dazwiſchen der katholiſche olksteil/ mit erheb-
lichen Slügeln ſchon in dem einen oder anderen Lager.
Da 14 wir die ſorgenvolle Srage aufwerfen:
Kann ſich überhaupt der latholiſche voltsteil, der doch
nur eine Minderheit darſtellt, dieſen fortgeſetzten
Hebieten nicht die einfachſten Geſetze der Strategie,
daß der katholiſche Dolisteil ſich für ein Bekenntnis
nach einer Seite endgültig entſcheidet? Und Iann
überhaupt ein zweifel beſtehen mit welcher Seite ſich
der katholiſche Volksteil verbündet? Zu verbünden hat
bei aller Anerfennung und gegenſeitiger hochachtung
der auf religiöſem Gebiet liegende Unterſchied. Ein
alter Sinn Spruch ſagt: „Der Seind meines Seindes
iſt mein Sreund“. Daß der Marxismus aller Schat-
tierungen der Todfeind der katholiſchen Kirche iſt und
bleibt, iſt unbeſtritten. Deſſen unverſöhnlicher Seind
iſt aber das geſamte nationale Deutſchland; hier ſteht
alſo der geborene verbündete und Sreund Was ſoll
werden, wenn es ſich dieſe einzige Maͤchtgruppe als
Bundesgenoſſen unmöglich macht? Euer Erzbiſchöf-
liche Gnaden betonen in dem Schlußabſatz Ihres hoch-
geneigten Schreibens vom 16. April 1931, daß es
erwünſcht ſei eine geſchloſſene Phalanx des gejamten
kath. Boltes herzuſtellen Wir dürfen wohl die Der-
ſicherung geben, daß wir mit Begeiſterung an der
Bildung einer ſolchen wirklich katholiſchen außerhalb
aller parteipolitiſchen Opportunitätserwägungen
ſtehenden Phalanx mitzuhelfen bereit ſind, müſſen
aber auch ſagen, daß bisher die Bildung einer ſolchen
außerparteilichen kath. Phalanx ſtets dadurch unmög-
lich gemacht wurde, daß die durch die Politik der
letzten 12 Jahre nun einmal ſtark kompromittierte
Zentrumspartei, wenn nicht ein Monopol, ſo doch
einen maßgebenden Sührungsanſpruch in einer ſolchen
Phalanx beanſprucht hat. —
wir haben in vorſtehenden Ausführungen ein-
gehend unſerem Biſchof unſere ſchweren Sorgen vor-
zetragen, die wir als Iath. Männer für die zukunft
des kaͤth Deutſchland haben und wir hoffen, daß Euer
Erzbiſchöfl. Gnaden unſeren Bedenken Würdigung
und väterliches erſtändnis entgegenbringen werden.
Man hat ſchoͤn vor dem Kriege und viel ſchärfer nach-
her den Dorwurf erhoben, daß ſich keiner gefunden
hätte, der S. M. den Kaiſer rechtzeitig auf die in der
Entwicklung liegende Gefahr und auf manches Bedenk-
liche ſeiner Regierungshandlungen aufmerkſam ge-
maͤcht hätte. Wir haben uns als kath. Männer für
verpflichtet gehalten, Ew. Gnaden die Gefahren, die
wir in der gegenwärtigen Entwicklung ſehen, aufzu-
zeigen und die Bedenken zur Sprache zu bringen, die
wir in einzelnen Maßnahmen unſerer Oberhirten zu
ſehen glauben. wir haben das getan, um ſpäter den
Dorwurf zu erſparen nicht gewarnt zu haben. Wolle
Gott verhüten, daß die Warnungen erſt dann als
berechtigt erkannt werden, wenn es zu ſpät iſt.“
Weder Krieg noch Inflation konnten Srankreichs
Wohlſtand ernſtlich erſchüttern. Weil er in dieſem
£and des konſervativſten Kapitalismus ſo gut fundiert
iſt daß auch heute noch das Wort heinrich IV. gilt:
Le veux que le dimanche chaque paysan ait sa
poule au pot — ich wünſche, daß Sonntags jeder
Bauer ſein huhn im Topfe hat.
Unmittelbar nach dem Krieg las mans anders!
zür den „Srieden von Derfailles“ {tellte der politiſche
Regiffeur Clemenceau die Kulliſſen ſo, daß ſich aus
ihnen das Bild eines finanziell ſchwer mitgenom-
menen, verwüſteten verarmten Frankreich ergab.
Das war es in Wirklichkeit nicht, oder doch nur zu
einem ganz kleinen Teil. Es kokettiexte nur vor der
Welt damit, drapierte den Mantel des Elends um
opfer, nur um die 14 Punkte des pferdeköpfigen
Wilſon zu Sall zu bringen, an deren Stelle durch
Diktat 444 Milliardentributzahlungen von
746 and zu erpreſſen.
ieſes geſchickte Szenenbild wirkte ebenſo ſinn-
verwirrend auf die damals ſiegberauſchten Bundes-
enoſſen, wie die Ruinen weiter franzöſiſchex Land-
ſchaften ſpäter auf die neugierigen Begaffer der
Schlachtfelder, deren Unterſtände, Drahtverbaue,
Gejqhüß-, Uniform- und Waffenreſte auf granatdurch-
pflügtem Kampfgelände man mit STejß und Eifer
Ionfervierte, um Sehenswürdigkeiten daraus zu
machen, weſche das wüjte Treiben, die hunniſche Zer-
ſtörungswut der Boches dokumentieren, ‚gIetcEßet.ttg
auch als kinziehungspunkte für ausländiſche Reife-
Lefellſchaften und damit zur Hebung eines Iufrativen
Sremdenverkehrs dienen follten, durch den jährlich
Millionen und Abermillionen nach Srankreich flieken
Nachdem die Sranzojen endlih merkten. daß
durch diefe Armeleute-Komödie Ausländern kein Geld
meht aus den Tajchen zu locken war, nahmen ſie auf
ihrer politiſchen Drehbühne einen Senenwechſel vor,
räfentierten ‚‚la belle France‘“ in ihrer vollen natür-
äd)en Schönheit und im Glanz ihres Reichtums, ließen
deffen Macht nach allen Seiten ſpielen
Mit einer eleganten Geſte fiel jetzt der Mantel
des Elends. Doch man protzte nicht etwa als Neu-
reicher, ſondern ſtand vor dem Beſchauer in der Ge-
wandung ſolideſten hodenſtändigſten und immens
konfervaliv organiſierten Reichtums, deſſen finan-
zielle Anlangen allein in England auf 25 Milliarden
Sranfen geſchätzt werden bei einem Notenumlauf der
Bant von Frankreich von 79 Milliarden Sranken,
einem Goldvorrat von 50 Milliarden Mark, mit einem
der Beyölferung und keiner irgendwie nennenswerten
(Dgl. deutſchland mit einem Geld-
umlauf von Maͤrk auf den Kopf der Bevölkerung
Seite 7
England mit einem Geldumlauf von 190 Mark auf
den Kopf der Bevölferung und einer ſtationären
Arbeitslo[igfeit von 2 Millionen Menſchenh
Woher fommt diefer Reichtum des gegenwärtigen
Frankreich?
Er hat ſein Sundament in einem Beſtand alten
Reichtums, denn der Sranzoje ijt immer fleißig,
genügjam, |parjam geweſen risfiert nie ſein Geld
aus eigener ſpekulativer Erwägung; vorſichtig wartet
er melit.aug eine Parole der Regierung. Dann aber
gehen die Beſitzenden hals über Kopf in das Ge-
ſchaͤft! getrieben von politiſchen Sentiments, die zu
allen Zeiten die Motore großzügiget 4
Aftionen Frankreichs waren und noch find Der Srank
ijt der biſtoriſch gewordene Stoßtruppier des Quai
ö’Orjay, die Dorhut der Armee. Er avanciert und
retiriert auf Kommando der jeweiligen Regierung
mit der Präziſion einer Elitetruppe. Darum bleibt
der gewollte Erfolg der Bewegung nur in ganz [eltenen
Fällen aus. Man erinnere fich der letzlen Sranken-
manöver gegen Oſtexxeich, Deutjchland und England.
Schlagartig folgten ſie einander, und ihre Wirkung
war in den beiden erſtgenannten Ländern nahezu
Wunden bei.
Srankreichs Reichtum reſultiert weiter aus einer
ungemein geſunden wirtſchaftlichen Struktur, deren
ſicherſte Bafis heute noch die Landwirtſchaft/ Gewerbe
und Kleinhandel [ind, auf welchen der Koloſſalbau
der Induſtrie ziemlich ficher ſteht, weil ihm neben dem
Inlandsmarkt von 545000 Quadratkilometern noch
die Beſerve der etwa 5 Millionen Qudratkilometet
der Kolonien als clbſatzgebiete zur Derfügung ſind.
Gewiß die franzöſiche Wirtſchaft im allgemeinen
Hinaus mit der Judenpreſſe!
In jedes
deutſche
Haus
gehört der
leilelbergerkeobachter
mag altmodiſcher ſein als die deutſche/ fie iſt auch nicht
ſo oͤurchrationaliſtert wie die unſrige kann deshalb
aber auch mehr hände beſchaftigen als wir, gleicht die
Mehrlöhne dadurch wieder aus, daß ſie die Arbeits-
tarife niedrig hält. Außerdem fommen ihr bei der
Weltmarktkonkurrenz in der Preishaltung die Gold-
ſtröme deutſcher Tributlaſten in jeglidHer Art und
weiſe auf den verſchiedenſten Wegen zu Hilfe. ;
Schließlich bleibt für die Ernährung weit mehr
Geld — aiſo Derdienjt — im Lande hängen als bei
uns, denn der Sranzofe bezieht S0 vom 100 der Reis-
einfuhr, 66 vom 100 der Weineinfuhr, 80 vom 100
der Kolonialprodukte aus ſeinen eigenen Kolonien.
Hanz gegen ſeinen eigenen Geſchmack — denn
er reiſt im allgemeinen nur ungern vor allem nicht
über die Grenze ſeines Landes — pflegt der Sranzofe
den Fremdenderkehr mit Sleiß, Eifer und großem
verſtaͤndnis! Iſt höflich gefällig gegen jeden Zu-
gereiſten, duldet in ſeinen Reftaurants keine Nepperei,
* bei den Unterhaltungsſtätten! Cheatern, Der-
ehrsmitteln auf entſprechend mäßige Preiſe, ſodaß
der Sremdenverkehr bei ſeiner aktiden Handelsbilanz
eine große Rolle ſpielt.
Alle dieje Momente erklären aber noch nicht
erſchöpfend den Reichtum Srankreichs, weil er auch
an Geld und Heldeswert hängt und zwar namenttich
in ſeiner greifbaren Ausdrudsform. Deshalb vermag
ſich im breiten Publikum namentlich in der Provinz
öraußen der bargeldloſe Deriehr nur ſchwer durch-
zuſetzen. Der Bauer, der kleine Mann läuft auch nicht
gerne mit ſeinem Erſparten auf Depofitenbanfen und
Sparfajjen. Der Strumpf gilt ihm für ficherer und
deshalb beſſer. Schon von wegen der Steuer, die er
haßt und fürchtet. Lieber verzichtet er auf Zinjen und
jucht ſie dadurch einzuholen, daß er ſich und feiner
Samilie dies und das verfagt, was wir Nachkriegs-
deutſche nicht miſſen zu können vermeinen.
Man ſehe ſich 3. B. den Sonn- und Feiertag und
den damit verbundenen Ausgabeetat einer franzöz
ſiſchen Bürger⸗ und klrbeiterfamilie an, vergleiche ihn
mit demjenigen einer deutſchen und man wird ſtaunen
über die Genlügjamfeit jener und die Anfprüche dieſer
Obgleich es eigentlich umgefehrt ſein müßte. Denn
das franzöſiſchẽ Dolk iſt reich im reichen Srankreich-
das deutſche aber arm im armen Deutſchland.
Auch von ſeinen bitterſten Seinden kann und ſoll
man lernen.
— — — — c
eaſ A
2 4 * liſliſiſ 8 ? i 66 2 { *
1. Jahrg. Ar. 102
Ein
Eine Reihe dentſcher atholifen, deren Namen
innerhalb des deutſchen liatbolgismus Klang und
Bedeutung fgben, haben an den Herrn Erzbiſchof von
Paderborn, Dr. Mlein, ein Schreiben gerichtet, deffen
Inhalt wir nadg[tebenö im Auszug neröäentli&)en.
In dem Schreiben, das eingehend die Auffajfung
ı Öiefer katholiſchen Perfönlichkeiten zur gegenwärtigen
Tage des katholiſchen Dolisteils darlegt, hHeißt es,
nachdem der Weg, den die ſchwarzrote Regierungs-
ührung „in Reich und Preußen ſeit 12 Jahren mit
em Todfeind chriftlicher Kultur, mit dem vom Iuden-
tum und der Sreimaurerei beherrſchten Marzismus“
geht, eindeutig gefennzeichnet iſt:
. S0 ſtehen wir heute unmittelbar vor der Kata-
rophe, unmittelbar vor dem vollſtändigen morali-
chen und finanziellen Bankerott der gejamten Politit
der letzten 12 Jahre. Wir müffen nun mit Trauer und
Zorge feſtſtellen. daß für dieſe gelamte Politik und für
ihren reſtloſen Bankerott die als vertretung ange-
ſehene Zentrumspartei die volle Mitverantwortung
traͤgt, weil ſie dieſe Politit 12 Jahre hindurch maß-
geblich mitgeführt hat. Die Zentrumspartei kann die
don ihr mitverſchuldeten ungeheuren Sehler dieſer
Politit᷑ nicht auf andere ſchieben ſie wird daher auch
die moraliſchen und politiſchen Ronſeguenzen für den
Zuſammenhruch dieſer 12jährigen Politit auf ſich
nehmen müſſen Die ungeheuͤre Gefahr der nächſten
2 die uns und ſehr viele politiſch urteilsfähige
Katholifen mit — wachſender Sorge erfüllt, ijt
die, daß die katholiſche Kirdhe in Deutſchland die
ſchwere Schuld werde abbüßen müjfen, welche das
Zentrum in diefen Jahren auf ſich geladen hat. Wir
müſſen mit Sorge und Bedauern feitjtellen, daß auch
von firchliqhh Iatholijcher Seite in den letzten Jahren
manches geſchehen ijt, was die Schuld der politiſchen
interkonfefſioneilen Zentrumspartei als Schuld des
Katholizismus in Deutſchland äußerlich erſcheinen
läßt. Die Trennungslinie zwiſchen katholiſcher Kirdhe
einerjeits und politijcher Zentrumspartei andererſeits
iſt leider auch von der Kirchlidhen Seite her nur ſelten
und ö 44 unſeres wiſſens nie mit der erforder-
— Tichen Deutlichteit gezogen worden Die von derKirche
ttets vertretene Au fai‘iung: „Es gibt keine Partei, die
_ Sdas Recht hätte, ſich als Partei der katholiſchen Kirche
; bezeichnen die katholiſche Kirche empfiehlt keine
der beſtehenden Parteien, es ſteht jedem Katholiken
frei im Rahmen der allgemeinen firchlichen Regeln
der Partei anzugehören, der er will“, wird den deut-
ſchen Katholiken von der zentrumspartei einfach nicht
‚ugebilligt; ein autoritatives Wort aus biſchöflichem
unde würde hier manchen Konflitt befeitigen und
auch nach außen Klarheit ſchaffen. Im —
hierzu hat es die Zentrumsparteipre[fe immer wieder
; nerztanaen, die oberhirtlichen Kundgebungen der
lebten Jahre in ihrem Sinne parteipolitiſch auszu-
ſchlachten ohne dabei widerſpruch zu erfahren. Dar-
uͤber hinaus war die Parteipreſſe des Zentrums ſogar
Velegentlich öfter in der Lage, widerſpruchslos auf
ſpezielle, wenn auch nicht Erchenamtliche Empfeh-
lungen ſeitens des einen oder anderen Oherhirten
_ Öffentlich hinzuweifen. Auf die vielfachen mißbrauche
von Kirchen und Kanzel durch Mitglieder des niederen
XKlerus zum Zwede gewöhnlichjter Parteipropaganda
Jei nur nebenher hingewiejen. Daß tatholiſche Geijt-
liche ſich in der Zentrumspartei betätigen und dort in
allen Graden Sührerjtellen befleiden, gilt als voll-
Tommen lelbſtvexſtandlich; betätigt [ich aber einmal
ein katholiſcher Heiſtlicher in einer anderen Partei, [o
fommt er von einer Schwierigkeit in die andere. Daß
viele ſatzungsgemäßz fathol. “Dereinigungen (Dolis-
nahme für das Zentrum mißbrauchen, daß die ſog.
katholiſche Preſfe z3u 99 Prozent Parteipreſſe des
Zentrums ijt, das alles wird widerſpruchslos von den
katholilchen kirchlichen Stellen hingenommen, obwohl
katholiſche Einrichtungen für alle Katholifen da ſein
— Jollten, ob fie ſich nun politiſch zum Zentrum orien-
tiert haben oder nicht. Und dies alles, obwohl das
Zentrum die Interkonfejfionalität — wenn man es
noch ſo nennen kann — ſo weit treibt, daß es bei den
letzten Reichstagswahlen auf der Berliner Kandidaten-
liſte den ungetauften zioniſtiſchen Juden Kareski auf-
geſtellt hatte! wenn dieſer Einſatz kirchlicher Perfön-
lichkeiten und fath. kirchlicher Einrichtungen und Der-
eine ganz einſeitig für die Parteizwecke des Zentrums
eit vielen Jahren ahne die geringſte Beanſtandung
von ſeiten der kirchlichen Oberen erfolgte, Iann man
ſich dann wundern, wenn die Meinung entjteht, die
Zentrumspartei ſei die Partei der kathoͤliſchen Kirche
in deutſchiand/ die katholiſche Kirche ſtehe hinter allem,
was das Zentrum tue, ſie trage alſo auch die volle
Mitverantwortung für den bevorſtehenden zuſammen-
bruch der vom Zentrum gemachten Politit?
Um die katholiſche Kirche von dieſer ihr zuge-
—44 — Mitverantwortung offen und vor aller
elt zu entlaſten iſt es nach unjerer guffaſſung un-
bedingt erforderlidh, daß die Kirche ſich offiziell von
der Zentrumspartei jtärfer dijtanziert, als es bisher
gejchehen ijt; nur wenn wirklich öffentlich und vor-
Fehrnlich immer wieder von den maßgebenden kirch
lichen Stellen erflärt wird, die Zentrumspartei wird
don der Kirhe nicht vorzugsweije empfohlen, dem
Katholifen ſteht die Wahl jeiner Partei frei, erſt dann
wird man allmählich wieder zwiſchen Kirche und Partei
unterſcheiden lernen. zu diefer diſtanzierung gehört
auch eine lebr ſtarke Einſchräntung wenn nicht über-
haupt ein Derbot der parteipolitijchen Betätigung für
die Geijtlichfeit, einerlei bei welcher Partei. Wir
wollen gewiß nicht einer verweiſung der Geiſtlichkeit
in die Sakriſtei das Wort reden, im Gegenteil gehört
guch nach unjerer Meinung der Klerus in den täg-
lichen Kampf für Chriftentum und chriftliche Kultur
binein. Wir glauben aber, daß ſein Kampffeld nicht
das Gebiet der Parteipolitik, ſondern das weite Seld
der Seellorge und der außerparteilichen Arbeit in
'Stadt und Land fein follte. Hinzu Iommt noch, daß
durch die parteipoͤlitiſche Betätigung des Klerus jeine
leelfoͤrgerifche Arbeit pofitiv gefährdet und gefchaͤdiat
wird. Wir, die wir in jahrelanger Beobachtung in der
näheren und weiteren Umgebung alle diele Dinge
fortgefeßt erlebt haben, öu‚fi%fi es offen aus|prechen:
Ein Geiftlidher, der ſich öffenttlich ſtärker paxteipolitiſch
betätigt, iſt für die Seelſorge ſo gut wie erledigt, denn
einmal parteipolitijd) anders orientiert haben, feel-
ſorglich innerlich nicht mehr heran Zu welch befla-
{übrt, kann man überall dort feſtſtellen, wo ein Geift-
icher ſich ſtark parteipolitiſch betätigt. Und nicht um-
ſonſt hat die Kurie in vielen Ländern rückfichtslos die
Konfequenz gezogen, den Geiſtlichen jede partei-
politiſche Betätigung, gleichgültig in welcher Partei,
zu unterfagen. . Es erſcheint uns dies heute, nachdem
katholiſchen Dolfsteils ſo weit fortgeſchritten iſt und
weiter foͤrtſchreitet, die einzig mögliche Löſung, wenn
die Intereſſen der Seeljorge gewahrt bleiben ſollen.
— JIn den letzten Monaten ſind in den einzelnen
Kirchenprovinzen von den hochwürdigſten Diozeſan-
mit der Srage des Nationalſozialismus befaſſen. —
Wir möchten nicht verhehlen, daß einzelne Erlaſſe uns
mit der Sorge wegen der kommenden Entwicklung
erfüllt haben. Dabei möchten wir von vorneherein
dem Berdacht hegegnen, als gehörten wir zu den-
jenigen welche den Biſchöfen das Recht beſtreiten, zu
poliliſch weltanſchaulichen Bewegungen Stellung zu
nehmen, in denen ſie Gefahren für katholifches
Hlaubensgut und katholiſche Sitte ſehen. Dieſe Ge-
fahren werden beim — wie es ja
in den einzelnen Erlaſſen auch ausgeführt iſt, mehr
in der Betätigungsart der Partei und in manchen
Äußerungen von Perſönlichkeiten, die in der Partei
matijcdhen Derlautbarungen der Partei. Die einzige
umfangreiche, als parteioffiziell geltende Darſtellung
des nalionalſozialiſtiſchen Gedankengutes iſt das Buch
hitlers „Mein Kampf“. Gegen dieſes Werk iſt in
keinem der biſchöflichen Erlaſfe ausdrücklich Stellung
genommen. klußer dieſem Werk gilt unſeres wiſſens
als parteioffiziell nur noch das im Jahre 1920 in
25 Punkten formulierte Parteiprogramm. Aus dieſem
Programm wird in mehreren oberhirtlichen Erlaſſen
der Punkt 24 beanſtandet und als mit der katholiſchen
Lehre unvereinbar bezeichnet. Dieſer Punkt 24 lautet
in ſeinem entſcheidenden Teil:
wir fordern die Freiheit aller religiö-
ſen Bekenntniſſe im Staat, ſoweit ſie nicht
deſſen Beſtand gefährden oder gegen das
Sittlichkeits- und Moralgefühl der germa-
niſchen Raſſe verſtoßen Die Partei als ſolche
vertritt den Standpunkt eines poſitiven
Thriſtentums ohne ſich —— an ein
beſtimmtes Befenntnis zu binden Man kann
dem erſten Satz wenn man ihn ohne Derbindung mit
dem zweiten zitiert wie es leider häufig geſchieht,
zweifellos eine Deutung geben, die ihn unvereinbar
mit chriſtlichen Grundſätzen macht, und man kann
weiter zugeben daß die Faſſung des zweiten Satzes
eine theologiſch unkoͤrrekte Sormulierung ijt. Aber bei
umfangreicher Prüfung fann man ebenjo zu dem
Ergebnis Iommen, daß gerade der aus der Derbin-
dung des erſten mit dem zweiten Sag ſich klar ergibt,
daß der erſte Sag ſich auf das Chriftentum in den
hiſtoriſch gewordenen Sormen des kaͤtholiſchen und
evangeliſchen Bekenntnifſes gar nicht beziehen ſoll und
auch ſchen deshalb gar nicht beziehen kann, weil ja
gerade das Chrijtentum in deutſchland ſeit weit über
1000 Jahren Staatsxeligion iſt und weder den Beſtand
des Staates gefährdet noch gegen das Moral- und
Sittengefühl der germaniſchen Raſſe verſtoßen hat.
Wir meinen im Gegenteil, daß eine unbefangene
Würdigung dieſes im Jahre 1920 ohne theologiſche
2444 formulierten Programmpunktes zu dem
rgebnis führen müßte, daß der Nationalſozidlismus
grundſätzlich ſich zux bewußten Pflege der chriſtlichen
Kultur in ihren hiſtoriſch gewordenen Sormen be-
kennen will, wie es übrigens Hitler ſelbſt in ſeinem
Werk „Mein Kampf“ wie auch in ſeinen Reden bis
auf den heutigen Tag immer wieder betont.
Es iſt leider weithin der Eindruck entſtanden, als
perfolgten die gegen den Stahlhelm früher und gegen
den Nationalſozialismus neuerdings gerichteten Er-
laſſe unſerer * weſentlich den Zwed, der politi-
ſchen Partei des Zentrums gegen die berechtigten
Ungriffe aus dem Lager der nationalen Bewegung
mit dem Schilde der Religion Sd)u%‘ßu gewähren. In
den weiteſten kath. Kreijen wird über dieſe dinge mit
großer Offenheit geſprochen und das ijt, wie wir aus
vielfacher Beobachtung wiſſen, der klutorität der
Biſchöfe nicht gerade dienlich geweſen. Da wir nicht
wiſſen inwieweit Ew. Erzb. Gnaden über dieſe Dinge
informiert werden, halten wir uns für verpflichtet, es
vorzutragen. Wir betonen dabei, daß unſere Biſchöfe
ſelbſt nicht aus irgendwelchen parteipolitiſchen Mo⸗—
tiven heraus geſprochen haben, dürfen wir aber auch
ebenſo feſt überzeugt ſein daß alle diejenigen welche
unſere Oberhirlen bei der vorbereitung undAbfajfung
dieſer Erlaſſe informiert und beraten haben, voll-
ſtändig frei waren von parteipolitiſchen Neben-
abſichken? Praktiſch ſtehen wir heute, wie wir glau-
ben, in folgender Situation: Auf der einen Seite ſteht,
in grundſätzlicher unverſöhnlicher Todfeindſchaft zur
katholiſchen Kirche und zu jedem Chriſtentum, von
Judentum und Loge gefuͤhrt, der innerlich gott⸗ und
ſittenloſe Narxismus hinter dem NBolſchewismus und
Satanismus zum Sprunge bereit liegen; die unver-
hohlene Sreude, mit der in der deutſchen Linkspreſſe
die Kirchen⸗ und Kloſterbrände begrüßt wurden, kenn-
zeichnet die Geſinnung. Auf der anderen Seite ſteht,
fich grundſätzlich zum Ehriſtentum bekennend in chriſt-
licher Kultur wurzelnd und im Kampf gegen Gott-
loſigkeit und Sittenverderbnis das nationale Deutſch-
land und ſein äußerfter Slügel, der Rationalſozialis-
mus. Dazwiſchen der katholiſche olksteil/ mit erheb-
lichen Slügeln ſchon in dem einen oder anderen Lager.
Da 14 wir die ſorgenvolle Srage aufwerfen:
Kann ſich überhaupt der latholiſche voltsteil, der doch
nur eine Minderheit darſtellt, dieſen fortgeſetzten
Hebieten nicht die einfachſten Geſetze der Strategie,
daß der katholiſche Dolisteil ſich für ein Bekenntnis
nach einer Seite endgültig entſcheidet? Und Iann
überhaupt ein zweifel beſtehen mit welcher Seite ſich
der katholiſche Volksteil verbündet? Zu verbünden hat
bei aller Anerfennung und gegenſeitiger hochachtung
der auf religiöſem Gebiet liegende Unterſchied. Ein
alter Sinn Spruch ſagt: „Der Seind meines Seindes
iſt mein Sreund“. Daß der Marxismus aller Schat-
tierungen der Todfeind der katholiſchen Kirche iſt und
bleibt, iſt unbeſtritten. Deſſen unverſöhnlicher Seind
iſt aber das geſamte nationale Deutſchland; hier ſteht
alſo der geborene verbündete und Sreund Was ſoll
werden, wenn es ſich dieſe einzige Maͤchtgruppe als
Bundesgenoſſen unmöglich macht? Euer Erzbiſchöf-
liche Gnaden betonen in dem Schlußabſatz Ihres hoch-
geneigten Schreibens vom 16. April 1931, daß es
erwünſcht ſei eine geſchloſſene Phalanx des gejamten
kath. Boltes herzuſtellen Wir dürfen wohl die Der-
ſicherung geben, daß wir mit Begeiſterung an der
Bildung einer ſolchen wirklich katholiſchen außerhalb
aller parteipolitiſchen Opportunitätserwägungen
ſtehenden Phalanx mitzuhelfen bereit ſind, müſſen
aber auch ſagen, daß bisher die Bildung einer ſolchen
außerparteilichen kath. Phalanx ſtets dadurch unmög-
lich gemacht wurde, daß die durch die Politik der
letzten 12 Jahre nun einmal ſtark kompromittierte
Zentrumspartei, wenn nicht ein Monopol, ſo doch
einen maßgebenden Sührungsanſpruch in einer ſolchen
Phalanx beanſprucht hat. —
wir haben in vorſtehenden Ausführungen ein-
gehend unſerem Biſchof unſere ſchweren Sorgen vor-
zetragen, die wir als Iath. Männer für die zukunft
des kaͤth Deutſchland haben und wir hoffen, daß Euer
Erzbiſchöfl. Gnaden unſeren Bedenken Würdigung
und väterliches erſtändnis entgegenbringen werden.
Man hat ſchoͤn vor dem Kriege und viel ſchärfer nach-
her den Dorwurf erhoben, daß ſich keiner gefunden
hätte, der S. M. den Kaiſer rechtzeitig auf die in der
Entwicklung liegende Gefahr und auf manches Bedenk-
liche ſeiner Regierungshandlungen aufmerkſam ge-
maͤcht hätte. Wir haben uns als kath. Männer für
verpflichtet gehalten, Ew. Gnaden die Gefahren, die
wir in der gegenwärtigen Entwicklung ſehen, aufzu-
zeigen und die Bedenken zur Sprache zu bringen, die
wir in einzelnen Maßnahmen unſerer Oberhirten zu
ſehen glauben. wir haben das getan, um ſpäter den
Dorwurf zu erſparen nicht gewarnt zu haben. Wolle
Gott verhüten, daß die Warnungen erſt dann als
berechtigt erkannt werden, wenn es zu ſpät iſt.“
Weder Krieg noch Inflation konnten Srankreichs
Wohlſtand ernſtlich erſchüttern. Weil er in dieſem
£and des konſervativſten Kapitalismus ſo gut fundiert
iſt daß auch heute noch das Wort heinrich IV. gilt:
Le veux que le dimanche chaque paysan ait sa
poule au pot — ich wünſche, daß Sonntags jeder
Bauer ſein huhn im Topfe hat.
Unmittelbar nach dem Krieg las mans anders!
zür den „Srieden von Derfailles“ {tellte der politiſche
Regiffeur Clemenceau die Kulliſſen ſo, daß ſich aus
ihnen das Bild eines finanziell ſchwer mitgenom-
menen, verwüſteten verarmten Frankreich ergab.
Das war es in Wirklichkeit nicht, oder doch nur zu
einem ganz kleinen Teil. Es kokettiexte nur vor der
Welt damit, drapierte den Mantel des Elends um
opfer, nur um die 14 Punkte des pferdeköpfigen
Wilſon zu Sall zu bringen, an deren Stelle durch
Diktat 444 Milliardentributzahlungen von
746 and zu erpreſſen.
ieſes geſchickte Szenenbild wirkte ebenſo ſinn-
verwirrend auf die damals ſiegberauſchten Bundes-
enoſſen, wie die Ruinen weiter franzöſiſchex Land-
ſchaften ſpäter auf die neugierigen Begaffer der
Schlachtfelder, deren Unterſtände, Drahtverbaue,
Gejqhüß-, Uniform- und Waffenreſte auf granatdurch-
pflügtem Kampfgelände man mit STejß und Eifer
Ionfervierte, um Sehenswürdigkeiten daraus zu
machen, weſche das wüjte Treiben, die hunniſche Zer-
ſtörungswut der Boches dokumentieren, ‚gIetcEßet.ttg
auch als kinziehungspunkte für ausländiſche Reife-
Lefellſchaften und damit zur Hebung eines Iufrativen
Sremdenverkehrs dienen follten, durch den jährlich
Millionen und Abermillionen nach Srankreich flieken
Nachdem die Sranzojen endlih merkten. daß
durch diefe Armeleute-Komödie Ausländern kein Geld
meht aus den Tajchen zu locken war, nahmen ſie auf
ihrer politiſchen Drehbühne einen Senenwechſel vor,
räfentierten ‚‚la belle France‘“ in ihrer vollen natür-
äd)en Schönheit und im Glanz ihres Reichtums, ließen
deffen Macht nach allen Seiten ſpielen
Mit einer eleganten Geſte fiel jetzt der Mantel
des Elends. Doch man protzte nicht etwa als Neu-
reicher, ſondern ſtand vor dem Beſchauer in der Ge-
wandung ſolideſten hodenſtändigſten und immens
konfervaliv organiſierten Reichtums, deſſen finan-
zielle Anlangen allein in England auf 25 Milliarden
Sranfen geſchätzt werden bei einem Notenumlauf der
Bant von Frankreich von 79 Milliarden Sranken,
einem Goldvorrat von 50 Milliarden Mark, mit einem
der Beyölferung und keiner irgendwie nennenswerten
(Dgl. deutſchland mit einem Geld-
umlauf von Maͤrk auf den Kopf der Bevölkerung
Seite 7
England mit einem Geldumlauf von 190 Mark auf
den Kopf der Bevölferung und einer ſtationären
Arbeitslo[igfeit von 2 Millionen Menſchenh
Woher fommt diefer Reichtum des gegenwärtigen
Frankreich?
Er hat ſein Sundament in einem Beſtand alten
Reichtums, denn der Sranzoje ijt immer fleißig,
genügjam, |parjam geweſen risfiert nie ſein Geld
aus eigener ſpekulativer Erwägung; vorſichtig wartet
er melit.aug eine Parole der Regierung. Dann aber
gehen die Beſitzenden hals über Kopf in das Ge-
ſchaͤft! getrieben von politiſchen Sentiments, die zu
allen Zeiten die Motore großzügiget 4
Aftionen Frankreichs waren und noch find Der Srank
ijt der biſtoriſch gewordene Stoßtruppier des Quai
ö’Orjay, die Dorhut der Armee. Er avanciert und
retiriert auf Kommando der jeweiligen Regierung
mit der Präziſion einer Elitetruppe. Darum bleibt
der gewollte Erfolg der Bewegung nur in ganz [eltenen
Fällen aus. Man erinnere fich der letzlen Sranken-
manöver gegen Oſtexxeich, Deutjchland und England.
Schlagartig folgten ſie einander, und ihre Wirkung
war in den beiden erſtgenannten Ländern nahezu
Wunden bei.
Srankreichs Reichtum reſultiert weiter aus einer
ungemein geſunden wirtſchaftlichen Struktur, deren
ſicherſte Bafis heute noch die Landwirtſchaft/ Gewerbe
und Kleinhandel [ind, auf welchen der Koloſſalbau
der Induſtrie ziemlich ficher ſteht, weil ihm neben dem
Inlandsmarkt von 545000 Quadratkilometern noch
die Beſerve der etwa 5 Millionen Qudratkilometet
der Kolonien als clbſatzgebiete zur Derfügung ſind.
Gewiß die franzöſiche Wirtſchaft im allgemeinen
Hinaus mit der Judenpreſſe!
In jedes
deutſche
Haus
gehört der
leilelbergerkeobachter
mag altmodiſcher ſein als die deutſche/ fie iſt auch nicht
ſo oͤurchrationaliſtert wie die unſrige kann deshalb
aber auch mehr hände beſchaftigen als wir, gleicht die
Mehrlöhne dadurch wieder aus, daß ſie die Arbeits-
tarife niedrig hält. Außerdem fommen ihr bei der
Weltmarktkonkurrenz in der Preishaltung die Gold-
ſtröme deutſcher Tributlaſten in jeglidHer Art und
weiſe auf den verſchiedenſten Wegen zu Hilfe. ;
Schließlich bleibt für die Ernährung weit mehr
Geld — aiſo Derdienjt — im Lande hängen als bei
uns, denn der Sranzofe bezieht S0 vom 100 der Reis-
einfuhr, 66 vom 100 der Weineinfuhr, 80 vom 100
der Kolonialprodukte aus ſeinen eigenen Kolonien.
Hanz gegen ſeinen eigenen Geſchmack — denn
er reiſt im allgemeinen nur ungern vor allem nicht
über die Grenze ſeines Landes — pflegt der Sranzofe
den Fremdenderkehr mit Sleiß, Eifer und großem
verſtaͤndnis! Iſt höflich gefällig gegen jeden Zu-
gereiſten, duldet in ſeinen Reftaurants keine Nepperei,
* bei den Unterhaltungsſtätten! Cheatern, Der-
ehrsmitteln auf entſprechend mäßige Preiſe, ſodaß
der Sremdenverkehr bei ſeiner aktiden Handelsbilanz
eine große Rolle ſpielt.
Alle dieje Momente erklären aber noch nicht
erſchöpfend den Reichtum Srankreichs, weil er auch
an Geld und Heldeswert hängt und zwar namenttich
in ſeiner greifbaren Ausdrudsform. Deshalb vermag
ſich im breiten Publikum namentlich in der Provinz
öraußen der bargeldloſe Deriehr nur ſchwer durch-
zuſetzen. Der Bauer, der kleine Mann läuft auch nicht
gerne mit ſeinem Erſparten auf Depofitenbanfen und
Sparfajjen. Der Strumpf gilt ihm für ficherer und
deshalb beſſer. Schon von wegen der Steuer, die er
haßt und fürchtet. Lieber verzichtet er auf Zinjen und
jucht ſie dadurch einzuholen, daß er ſich und feiner
Samilie dies und das verfagt, was wir Nachkriegs-
deutſche nicht miſſen zu können vermeinen.
Man ſehe ſich 3. B. den Sonn- und Feiertag und
den damit verbundenen Ausgabeetat einer franzöz
ſiſchen Bürger⸗ und klrbeiterfamilie an, vergleiche ihn
mit demjenigen einer deutſchen und man wird ſtaunen
über die Genlügjamfeit jener und die Anfprüche dieſer
Obgleich es eigentlich umgefehrt ſein müßte. Denn
das franzöſiſchẽ Dolk iſt reich im reichen Srankreich-
das deutſche aber arm im armen Deutſchland.
Auch von ſeinen bitterſten Seinden kann und ſoll
man lernen.
— — — — c
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