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Mittwoch, den 21. Oktober 1931.
1. Iahrg. / Nr. 146
revotutionen, wo es nur noch Stalins unid Sta-
linchens geben wird, zeigt sich hier der wahre
machtpolitische Zustand, zeigen sich d»ie Grenzen
russischer Macht. Rußland kann in Europa
Theater spielen, in Japan kräht danach kein
Hahn, man weiß dort zu gut, daß Rußland gern
möchte, aber nicht kann, sonst stände Japan heute
nicht in der Mandschurei. Oder hofft Rußland
auch hier, daß bei der bolschewistischen Welken-
wende, wo alles in roter Aochkultur ersticken
soll, auch die Mandschurei als goldene Frucht
den Herren in den Schoß fallen wird?
NSMI. mi> MWikkl.
Durch verschiedene systemsreundliche
Blätter geht die gerade unerhörte Beschul-
digung, der Arm des Kalisyndikates reiche
auch in die Reihen der NSDAP, hinein.
Die NSDAP, hak es nicht nötig, einen sol-
chen Borwurf überhaupt ernst zu nehmen.
Jeder Landwirt weiß, daß die NSDAP, seit
Jahren mit unerhörter Schärfe gegen die
Kalimillionen gekämpft Hat, kämpft, und
daß zahlreiche nationalsozialistische Redner
dieserhalb mit hohen Gefängnisstrafen be-
legt wurden. Die NSDAP, wird selbst
dann ihren oppositionellen Standpunkt ge-
gen die Preispolitik des Kalisyndikats nicht
mindern, wenn der Syndikat angibl, durch
internationale Frachtsätze und Verträge
verhindert zu sein, die Preise für den
Kunstdünger zu senken. In diesem Fall
würden die Nationalsozialisten fürs erste die
frachtfreie Lieferung des Kunstdüngers for-
dern.
Jeder Kampf muß aber ein erfolgverspre-
chendes Ziel voraussehen, d. h.: Wer gegen
den Kalisyndikat kämpft, muß solche Waf-
fen dahei in den Kampf führen, die die Ge-
währ für eine tatsächliche Senkung der Ka-
lipreise bieten.
Dnersmr iinZM desUHmiW
Am 16. Oktober ist Frau Hauptmann
Goering, die Gattin des M.d.R. Pg. Goe-
ring, plötzlich in Stockholm verschieden.
Frau Goering war geborene Schwedin.
Wir trauern mit einem der mannhaf-
testen nationalsozialistischen Kämpfer nicht
nur in der Reichstagsfraktion selbst, sondern
in der Nationalsozialistischen Bewegung
überhaupt und fühlen den schweren Verlust
mit, den er durch den überraschenden Tod
seiner Lebensgefährtin erlitten.
WM ms MiMlWMen.
Berlin, 2g. Oktober. Am Montag Abend
gegen 22,30 Uhr wurde auf ein nationalsozialisti-
sches Verkehrslokal in der Schillingstraße im
Nordosten Berlins ein Feuerüberfall verübt. Ein
Mitglied der NSDAP, der 23jährige Emil Tho-
maschk wurde durch Arm- und Oberschenkel-
schüsse schwer verletzt. Er mußte ins Kranken-
haus gebracht werden. Zwei der vermutlich
kommunistischen Täter, die im Schutze der Dun-
kelheit zu entkommen suchten, konnten durch
eine zufällig vorbeikommende Polizeistreife fest-
genommen werden. Bei den Festgenommenen
wurden Pistolen gefunden.
KliMM Mitt ZMruMmWsl
Rote AmsMMte urrter dem KnM.
Bon unserem Mainzer Berichterstatter.
Als die Ortsgruppe Mainz anläßlich des
frühen Todes unseres Gauleiters Gernein-
der, M.dR. eine Trauerkundgebung in
der Stadthalle veranstaltete, verbot die Po-
lizei das vorgesehene Plakat, weil es als
Blickfang ein Christuskreuz zeigte. Man
„begründete" dieses Verbot damit, daß wir
Nationalsozialisten als Symbol das Haken-
kreuz hätten und das Christuskreuz als Her-
ausforderung gegenüber dem Zentrum an-
gesehen werden müßte. Die Polizei spielte
sich also in diesem Falle als Hüter und
Wahrer der religiösen Interessen und Ge-
fühle der Bevölkerung auf, ohne eigentlich
dazu ein Recht zu besitzen, denn tatsächlich
verhalten sich die Dinge doch so, daß das
Christuskreuz, auch wenn es von National-
sozialisten verwandt wird, keineswegs als
Herausforderung angesehen werden kann,
und es gehört schon eine recht große Portion
Unterstellung dazu, uns in dieser Weise zu
verdächtigen.
Nunmehr ereignete sich aber ein Fall, der
ganz klar zeigt, daß es der Polizei keines-
wegs darum zu tun war, die religiösen Ge-
fühle der Bevölkerung zu schützen, sondern
daß sie vielmehr dazu neigt, diese in einer
Weise verletzen zu lassen, die festgehalten
des „Roten Tages" in Mainz
wurden an einzelnen Stellen Sowjetfahnen
gehißt und rote Wimpeln herausgehängt.
Unter anderem auch unmittelbar oberhalb
eines Kruzifixes. Außerdem wurde ein
Transparent befestigt auf dem stand:
„Werdet Mitglied der Internationalen Ar-
beiter-Hilfe!" Nun ist bekannt, daß diese
Organisation einen rein kommunistischen
Charakter hak. Es steht außerdem zwei-
felsohne fest, daß das Transparent an die-
ser Stelle, oberhalb des Kreuzes befestigt,
ein öffentliches Aergernis bildete. Trotzdem
fand die Polizei keinen Grund, einzuschrei-
ten. Mir stellen das ausdrücklich fest, und
behalten uns vor, gelegentlich darauf näher
einzugehen.
Au spät!
Katholische Protestkundgebungen
in ganz Spanien.
Madrid, 20. Oktober 3n stanz Spanten finden
andauernd Zusammenstöße "zwischen religions-
feindlichen und katholischen Studenten statt.
Ueberall, besonders an den Universitäten, werden
katholische Protestkundgebungen abgehalten.
Kundgebungen größeren Ausmaßes wurden bis-
her veranstaltet" in Sevilla, Lalencia, Saragossa
und Barcelona.
Es wäre offensichtlich angebrachter gewesen,
der politische Katholizismus in Spanien hätte
gehört.
Anläßlich
rechtzeitig protestiert und Nicht erst jetzt, wo ab-
gebrannte Klöster und blutige Katholikenverfol-
gungen zeigen, daß es zu spät ist. Aber auch in
Deutschland scheint ja das Zentrum die Absicht zu
haben, zuerst bolschewistische Zustände herbei-
zuführen, mindestens aber das Aufkommen des
Kommunismus zu dulden, und auch erst hinterher
zu protestieren. Die deutschen Katholiken, die
heute noch das Verbrechen begehen, Zentrum zu
wählen, mögen sich die spanischen Zustände täg-
lich vergegenwärtigen, damit sie langsam auf-
wachen und merken, wohin ZentrumspoUkik im
Endeffekt führt.
Lügen-Breitscheid!
Der ewige Außenministerkandidak Genosse
Dr. Breitscheid hat in seiner Rede im
Reichstag folgendes gesagt:
„Wenn wir feskskellen, daß die Berg-
industrie von jeder geforderten Tonne
Kohle 50 Pfennig für politische Zwecke
ausgibt, daß diese 50 Pfennig nicht von
der Bergindustrie, sondern von den Ver-
brauchern getragen werden, die damit
einen Beitrag an die Kasse der Deutsch-
nationalen und Nationalsozialisten zah-
len, dann wird klar, warum die Kartell-
magnaten sich gegen staatliches Eingrei-
fen in ihre Preisgestaltung wehren."
Hierzu schreibt die „D.A.Z." u. a.:
Herr Dr. Breitscheid ist leider bei seiner
Kühnheit schwer hereingefallen. Jeder, der
irgendwie nachdenken kann, vermag sich
nach den Breitscheidschen Angaben auszu-
rechnen, daß allein aus dem rheinisch-west-
fälischen Steinkohlenbergbau im Jahre rund
50 Millionen Mark zusammenkämen.
Glaubt Herr Breitscheid, wnnn diese Sum-
me wirklich zur Verfügung stände, und zur
politischen Aufklärung verwendet würde —
das dann noch eine Sozialdemokratische
Partei in heutiger Stärke existieren würde?
Ferner: Aus dem Gutachten des Wirt-
schaftsministeriums über die wirtschaftliche
Lage der Zechen geht hervor, daß die ge-
samten Generalunkosten nur 42 Pfennige
auf die Tonne betragen. Wie kommt dann
der Rechenkünstler Breitscheid zu 50 Pfen-
nigen allein für die von ihm behaupteten
politischen Zwecke? Die Antwort ist sehr
einfach: Herr Dr. Breitscheid hat eben aar
nicht nachgerechnel, er hak einfach, da er so-
wohl der verhaßten Industrie wie der bösen
Rechksopposition eins auswischen wollte, da
er ein paar wirksame Agikationsphrasen
über die „Kartellmagnaten" dreschen mußte,
irgendeine Behauptung nachgebetet, die
wahrscheinlich in der Provinzagitation der
SPD. schon lange eine erhebliche Rolle
spielt. Man verläßt sich darauf, daß nie-
mand derartige Kunststücke nachprüfk, daß
vielmehr die geschickt erfundene Behaup-
tung kritiklos nachgedruckk wird, wie das
wahrhaftig bei der Linkspresse feskzustellen
ist, einschließlich der um ihren wirtschaft-
lichen Ruf sonst so sehr besorgten „Frank-
furter Zeitung". Alle Beteiligten teilen sich
somit auch in die Blamage."
Wir Nationalsozialisten haben dem nichts
hinzuzufügen. Lügen haben kurze Beine,
erst recht, wenn sie von einem Manne, wie
Dr. Breitscheid verbreitet werden.
Japanische Bedingungen für die
Räumung der Mandschurei.
London, 20. Okt. Wie von gut unterrich-
teter Seite verlautet, hat die japanische Re-
gierung dem Völkerbund und der ameri-
kanischen Regierung folgende Bedingungen
für die Räumung der Mandschurei be-
kanntgegeben:
1. Die chinesische und die japanische Re-
gierung geben das Versprechen ab, auf ge-
genseitige Angriffe und Gebietsverletzungen
zu verzichten.
2. Die japanfeindliche Bewegung in
China wird für alle Zukunft aufgehoben.
3. Die chinesische Regierung gewährt
ausreichenden Schuh für japanisches Leben
und Eigentum.
4. Die von japanischer Seite angelegten
Gelder für die neugebaute Eisenbahn wer-
den von der chinesischen Regierung zurück-
erstattet. Die Eisenbahnbauabkommen in
der Mandschurei werden von China aner-
kannt.
5. Die chinesische Regierung erkennt
sämtliche Vertragsrechke an, einschließlich
des Rechts japanischer Bürger in der
Mandschurei Land zu pachten.
*
Norwegen plant Einfuhrverbote.
Kopenhagen, 20. Oktober. Wie aus Oslo
gemeldet wird, rechnet man mit dem Erlaß ver-
schiedener norwegischer Einfuhrverbote, vor
allem für Luxuswaren, aber auch für Gemüse.
Diese Verbote werden sich im wesentlichen gegen
die Einfuhr aus Dänemark, aber auch gegen
Waren richten, die über Dänemark nach Nor-
wegen gelangen.
And Deutschland — ? In Deutschland träumt
man von „Weltwirtschaft" und inter-
nationaler Solidarität."
Ortsgruppe Naumburg tritt aus der
Wirtschafkspartei aus.
Naumburg, 20. Oktober. Der Vorstand der
Wirkschaftsparkei, Ortsgruppe Naumburg, hak
die Haltung der Relchstagsfrakion gegenüber dem
Kabinett Brüning scharf verurteilt und einstim-
mig beschlossen, aus der Wirtschaftsparkei auszu-
treten und die Naumburger Ortsgruppe aufzu-
lösen. Die Fraktion der Wirtschafkspartei im
Sadkverordnekenkollegium hat beschlossen, sich der
deukschnakionalen Fraktion anzuschließen.
Die Thüringer Wahikreiskonferenz, die diese
Woche staktfindek, will die Frage entscheiden, ob
der Wahlkreis Thüringen geschlossen aus der
Wirtschafkspartei ausscheiden soll.
«cd« Me LMswL «eiter!
Copyright by Hanseatische Verlagsanstalk.
Hamburg 38.
23. Fortsetzung.
Er ging mit festen Schritten zur Tür
hinaus. Dem Hohlöfner aber hatten des
Sohnes männliche Morte die Sprache
verschlagen. Fremd sah er sich in der
Stube um, fremd blickte er auf sein Weib.
Die setzte sich neben ihn, und die Hellen
Tränen liefen ihr über die Wangen:
„Vater!"
Der Bauer erwachte. „Mutter, war
denn das unser Junge?"
„Ja, Vater, das war unser Zunge, so
ehrlich und so gut wie er ist. — Und nun,
Vater, tu mir die Liebe und rede dich aus.
Was ist gewesen?"
„Was soll gewesen sein? — Nix ist
gewesen." Und langsam wieder der alte
werdend: „Soll ich mir Vorschriften ma-
chen lassen? Nehme ich den Hof mit?
Ist es zuviel verlangt, daß die künftige
Hohlöfnerin fünftausend Taler mitbrin-
gen soll?"
„Vater, warum hast du mich gehei-
ratet? Soll ich jetzt, nach stebenundzwan-
zig Zähren, hören, daß du mich bloß ge-
nommen hast, weil ich Geld hatte?"
„Mutter, red kein dummes Zeug."
„Ich laß nit nach, Vater, ich will wis-
sen, warum du mich gefreit hast. Hättest
du mich auch genommen, wenn ich so arm
gewesen wäre wie das Mariele?"
„Himmel, Herrgott!"
„Laß das Fluchen! Ich kenn dich
besser, wie du denkst. Mir machst du nix
vor. Ich werde auch noch hinter das kom-
men, was dich heute kopfscheu macht. —
Also du hast das Geld geheiratet, nit
mich?"
Der Bauer sprang auf, rannte hin
und her, tobte, fluchte, wütete gegen sich
selber, bis es ihm herausfuhr: „Der
Hund! Das will ich ihm gedenken!"
Minna Korn nickte, lächelte ein ganz
klein wenig bitter, aber sie blieb beharr-
lich. „Keine Antwort ist auch eine Ant-
wort." Und, auch ein wenig schauspie-
lernd: „Ist bitter, das nach beinahe drei-
ßig Jahren zu hören, wo ich doch so . . ."
„Hör auf, Mutter! Siehst du denn
nit, daß ich nit anders kann? Ich sitze
doch fest wie der Fuchs im Eisen. Ich
kann nit anders! Fünftausend Taler!
Das Marielee . . ." Er knallte die Tür
hinter sich zu, nach dem Garten zu gehen,
traf im Hausflur den Sohn, der, zum
Ausgehen gerüstet, die Treppe herab-
kam.
„Wohin willst du jetzt?"
„Ich geh zum Mariele?'
„Willst du dich und mich dem ganzen
Dorfe zum Spott machen?"
Rudolf zuckte die Achseln. „Ich
glaube nit, daß einer darüber spottet."
„Heiliges Kreuz! Bist du denn ganz
begriffsstutzig? Der Ender spottet dar-
über!"
„Was frage ich nach dem Ender!"
„Du nit, aber ich."
„Tut mir leid, Vater, und war sonst
nit deine Art. Ich — geh zum Mariele!"
„Und ich leid's nit!"
Wieder zuckte Rudolf die Achseln.
„Ich kann nit anders!"
Da stürmte der Bauer an dem Sohne
vorüber und verschwand hinter der Scheu-
nenmauer im Garten.
Rudolf kehrte noch auf einen Augen-
blick in die Stube zurück.
„Mutter, es tut mir leid, aber ich
kann nit anders."
„Zeit lassen, Rudolf, nit gleich oben
hinaus. Und nit vergessen, daß er dein
Vater und daß er ein guter Vater ist."
„Habe ich zuviel gesagt?"
„Wäre manches nit nötig gewesen."
„Dann will ich's ihm abbitten."
„Gesagt ist gesagt."
Rudolf nahm der Mutter Hand.
„Mutter, kannst du dir denn gar nit
denken . . ."
„Alles kann ich mir denken. Daß
du aber jetzt zum Mariele laufen mußt,
das ist nix weiter als Trotz."
„Nein, Mutter, ich hab's versprochen.
Was meinst du, wie lange sie schon auf
mich wartet. Sie hat doch niemand.
Ihre Mutter kann nit mit. Und nun
ist sie ganz allein . . . und weiß doch, daß
es nit gut ausgelaufen ist, denn sonst wäre
ich eher gekommen."
Da nickte die Mutter. „Ihr jungen
Leute! Immer gleich, als müßte der Him-
mel einstürzen. Bleib nit zu lange."
Als Rudolf draußen eben aus dem
Tore trat, lief ihm der Ender in die
Hände, der zum Vater wollte.
„Ist der Vater daheim?" fragte er.
„Ja, aber triffst's nit gut."
„Warum nit?"
Rudolf sah ihm fest in die Augen.
„Grade vorhin hat er von dir geredet. —
Was hast du gegen das Mariele?"
„Ich? Nit soviel." Der Mann
schnippte mit dem Finger. „Was kann
ich dafür, daß dein Vater fünftausend
Taler verlangt?"
„Hat er das verlangt? Wann denn?"
„Frage ihn selber. Was geht's mich
an. Ich habe mit mir zu tun. Und jetzt
gehst du zum Mariele?"
„Wenn du's wißen willst, ja."
Er trat dicht vor ihn hin. „Ender, du
hast Menschen, die dir nichts getan ha-
ben, bittre Not gemacht. Wärst du nit
ein alter Mann, dann wollt ich dir's heim-
zahlen. So . . . Es kommt dir von sel-
ber heim."
Hinaus war der Bursche. Der Bauer
aber verzog hämisch den Mund.
Minna Korn sah am Fenster, die
Hände im Schoße, sinnend. Da trat En-
der ein. „Tag."
„Tag, Ender. — Du kommst mir wie
gerufen. Gerade dich brauche ich. Da
kann ich mir den Weg zum Wirte er-
sparen."
„Was willst du beim Wirte?"
(Fortsetzung fvlgy.
Mittwoch, den 21. Oktober 1931.
1. Iahrg. / Nr. 146
revotutionen, wo es nur noch Stalins unid Sta-
linchens geben wird, zeigt sich hier der wahre
machtpolitische Zustand, zeigen sich d»ie Grenzen
russischer Macht. Rußland kann in Europa
Theater spielen, in Japan kräht danach kein
Hahn, man weiß dort zu gut, daß Rußland gern
möchte, aber nicht kann, sonst stände Japan heute
nicht in der Mandschurei. Oder hofft Rußland
auch hier, daß bei der bolschewistischen Welken-
wende, wo alles in roter Aochkultur ersticken
soll, auch die Mandschurei als goldene Frucht
den Herren in den Schoß fallen wird?
NSMI. mi> MWikkl.
Durch verschiedene systemsreundliche
Blätter geht die gerade unerhörte Beschul-
digung, der Arm des Kalisyndikates reiche
auch in die Reihen der NSDAP, hinein.
Die NSDAP, hak es nicht nötig, einen sol-
chen Borwurf überhaupt ernst zu nehmen.
Jeder Landwirt weiß, daß die NSDAP, seit
Jahren mit unerhörter Schärfe gegen die
Kalimillionen gekämpft Hat, kämpft, und
daß zahlreiche nationalsozialistische Redner
dieserhalb mit hohen Gefängnisstrafen be-
legt wurden. Die NSDAP, wird selbst
dann ihren oppositionellen Standpunkt ge-
gen die Preispolitik des Kalisyndikats nicht
mindern, wenn der Syndikat angibl, durch
internationale Frachtsätze und Verträge
verhindert zu sein, die Preise für den
Kunstdünger zu senken. In diesem Fall
würden die Nationalsozialisten fürs erste die
frachtfreie Lieferung des Kunstdüngers for-
dern.
Jeder Kampf muß aber ein erfolgverspre-
chendes Ziel voraussehen, d. h.: Wer gegen
den Kalisyndikat kämpft, muß solche Waf-
fen dahei in den Kampf führen, die die Ge-
währ für eine tatsächliche Senkung der Ka-
lipreise bieten.
Dnersmr iinZM desUHmiW
Am 16. Oktober ist Frau Hauptmann
Goering, die Gattin des M.d.R. Pg. Goe-
ring, plötzlich in Stockholm verschieden.
Frau Goering war geborene Schwedin.
Wir trauern mit einem der mannhaf-
testen nationalsozialistischen Kämpfer nicht
nur in der Reichstagsfraktion selbst, sondern
in der Nationalsozialistischen Bewegung
überhaupt und fühlen den schweren Verlust
mit, den er durch den überraschenden Tod
seiner Lebensgefährtin erlitten.
WM ms MiMlWMen.
Berlin, 2g. Oktober. Am Montag Abend
gegen 22,30 Uhr wurde auf ein nationalsozialisti-
sches Verkehrslokal in der Schillingstraße im
Nordosten Berlins ein Feuerüberfall verübt. Ein
Mitglied der NSDAP, der 23jährige Emil Tho-
maschk wurde durch Arm- und Oberschenkel-
schüsse schwer verletzt. Er mußte ins Kranken-
haus gebracht werden. Zwei der vermutlich
kommunistischen Täter, die im Schutze der Dun-
kelheit zu entkommen suchten, konnten durch
eine zufällig vorbeikommende Polizeistreife fest-
genommen werden. Bei den Festgenommenen
wurden Pistolen gefunden.
KliMM Mitt ZMruMmWsl
Rote AmsMMte urrter dem KnM.
Bon unserem Mainzer Berichterstatter.
Als die Ortsgruppe Mainz anläßlich des
frühen Todes unseres Gauleiters Gernein-
der, M.dR. eine Trauerkundgebung in
der Stadthalle veranstaltete, verbot die Po-
lizei das vorgesehene Plakat, weil es als
Blickfang ein Christuskreuz zeigte. Man
„begründete" dieses Verbot damit, daß wir
Nationalsozialisten als Symbol das Haken-
kreuz hätten und das Christuskreuz als Her-
ausforderung gegenüber dem Zentrum an-
gesehen werden müßte. Die Polizei spielte
sich also in diesem Falle als Hüter und
Wahrer der religiösen Interessen und Ge-
fühle der Bevölkerung auf, ohne eigentlich
dazu ein Recht zu besitzen, denn tatsächlich
verhalten sich die Dinge doch so, daß das
Christuskreuz, auch wenn es von National-
sozialisten verwandt wird, keineswegs als
Herausforderung angesehen werden kann,
und es gehört schon eine recht große Portion
Unterstellung dazu, uns in dieser Weise zu
verdächtigen.
Nunmehr ereignete sich aber ein Fall, der
ganz klar zeigt, daß es der Polizei keines-
wegs darum zu tun war, die religiösen Ge-
fühle der Bevölkerung zu schützen, sondern
daß sie vielmehr dazu neigt, diese in einer
Weise verletzen zu lassen, die festgehalten
des „Roten Tages" in Mainz
wurden an einzelnen Stellen Sowjetfahnen
gehißt und rote Wimpeln herausgehängt.
Unter anderem auch unmittelbar oberhalb
eines Kruzifixes. Außerdem wurde ein
Transparent befestigt auf dem stand:
„Werdet Mitglied der Internationalen Ar-
beiter-Hilfe!" Nun ist bekannt, daß diese
Organisation einen rein kommunistischen
Charakter hak. Es steht außerdem zwei-
felsohne fest, daß das Transparent an die-
ser Stelle, oberhalb des Kreuzes befestigt,
ein öffentliches Aergernis bildete. Trotzdem
fand die Polizei keinen Grund, einzuschrei-
ten. Mir stellen das ausdrücklich fest, und
behalten uns vor, gelegentlich darauf näher
einzugehen.
Au spät!
Katholische Protestkundgebungen
in ganz Spanien.
Madrid, 20. Oktober 3n stanz Spanten finden
andauernd Zusammenstöße "zwischen religions-
feindlichen und katholischen Studenten statt.
Ueberall, besonders an den Universitäten, werden
katholische Protestkundgebungen abgehalten.
Kundgebungen größeren Ausmaßes wurden bis-
her veranstaltet" in Sevilla, Lalencia, Saragossa
und Barcelona.
Es wäre offensichtlich angebrachter gewesen,
der politische Katholizismus in Spanien hätte
gehört.
Anläßlich
rechtzeitig protestiert und Nicht erst jetzt, wo ab-
gebrannte Klöster und blutige Katholikenverfol-
gungen zeigen, daß es zu spät ist. Aber auch in
Deutschland scheint ja das Zentrum die Absicht zu
haben, zuerst bolschewistische Zustände herbei-
zuführen, mindestens aber das Aufkommen des
Kommunismus zu dulden, und auch erst hinterher
zu protestieren. Die deutschen Katholiken, die
heute noch das Verbrechen begehen, Zentrum zu
wählen, mögen sich die spanischen Zustände täg-
lich vergegenwärtigen, damit sie langsam auf-
wachen und merken, wohin ZentrumspoUkik im
Endeffekt führt.
Lügen-Breitscheid!
Der ewige Außenministerkandidak Genosse
Dr. Breitscheid hat in seiner Rede im
Reichstag folgendes gesagt:
„Wenn wir feskskellen, daß die Berg-
industrie von jeder geforderten Tonne
Kohle 50 Pfennig für politische Zwecke
ausgibt, daß diese 50 Pfennig nicht von
der Bergindustrie, sondern von den Ver-
brauchern getragen werden, die damit
einen Beitrag an die Kasse der Deutsch-
nationalen und Nationalsozialisten zah-
len, dann wird klar, warum die Kartell-
magnaten sich gegen staatliches Eingrei-
fen in ihre Preisgestaltung wehren."
Hierzu schreibt die „D.A.Z." u. a.:
Herr Dr. Breitscheid ist leider bei seiner
Kühnheit schwer hereingefallen. Jeder, der
irgendwie nachdenken kann, vermag sich
nach den Breitscheidschen Angaben auszu-
rechnen, daß allein aus dem rheinisch-west-
fälischen Steinkohlenbergbau im Jahre rund
50 Millionen Mark zusammenkämen.
Glaubt Herr Breitscheid, wnnn diese Sum-
me wirklich zur Verfügung stände, und zur
politischen Aufklärung verwendet würde —
das dann noch eine Sozialdemokratische
Partei in heutiger Stärke existieren würde?
Ferner: Aus dem Gutachten des Wirt-
schaftsministeriums über die wirtschaftliche
Lage der Zechen geht hervor, daß die ge-
samten Generalunkosten nur 42 Pfennige
auf die Tonne betragen. Wie kommt dann
der Rechenkünstler Breitscheid zu 50 Pfen-
nigen allein für die von ihm behaupteten
politischen Zwecke? Die Antwort ist sehr
einfach: Herr Dr. Breitscheid hat eben aar
nicht nachgerechnel, er hak einfach, da er so-
wohl der verhaßten Industrie wie der bösen
Rechksopposition eins auswischen wollte, da
er ein paar wirksame Agikationsphrasen
über die „Kartellmagnaten" dreschen mußte,
irgendeine Behauptung nachgebetet, die
wahrscheinlich in der Provinzagitation der
SPD. schon lange eine erhebliche Rolle
spielt. Man verläßt sich darauf, daß nie-
mand derartige Kunststücke nachprüfk, daß
vielmehr die geschickt erfundene Behaup-
tung kritiklos nachgedruckk wird, wie das
wahrhaftig bei der Linkspresse feskzustellen
ist, einschließlich der um ihren wirtschaft-
lichen Ruf sonst so sehr besorgten „Frank-
furter Zeitung". Alle Beteiligten teilen sich
somit auch in die Blamage."
Wir Nationalsozialisten haben dem nichts
hinzuzufügen. Lügen haben kurze Beine,
erst recht, wenn sie von einem Manne, wie
Dr. Breitscheid verbreitet werden.
Japanische Bedingungen für die
Räumung der Mandschurei.
London, 20. Okt. Wie von gut unterrich-
teter Seite verlautet, hat die japanische Re-
gierung dem Völkerbund und der ameri-
kanischen Regierung folgende Bedingungen
für die Räumung der Mandschurei be-
kanntgegeben:
1. Die chinesische und die japanische Re-
gierung geben das Versprechen ab, auf ge-
genseitige Angriffe und Gebietsverletzungen
zu verzichten.
2. Die japanfeindliche Bewegung in
China wird für alle Zukunft aufgehoben.
3. Die chinesische Regierung gewährt
ausreichenden Schuh für japanisches Leben
und Eigentum.
4. Die von japanischer Seite angelegten
Gelder für die neugebaute Eisenbahn wer-
den von der chinesischen Regierung zurück-
erstattet. Die Eisenbahnbauabkommen in
der Mandschurei werden von China aner-
kannt.
5. Die chinesische Regierung erkennt
sämtliche Vertragsrechke an, einschließlich
des Rechts japanischer Bürger in der
Mandschurei Land zu pachten.
*
Norwegen plant Einfuhrverbote.
Kopenhagen, 20. Oktober. Wie aus Oslo
gemeldet wird, rechnet man mit dem Erlaß ver-
schiedener norwegischer Einfuhrverbote, vor
allem für Luxuswaren, aber auch für Gemüse.
Diese Verbote werden sich im wesentlichen gegen
die Einfuhr aus Dänemark, aber auch gegen
Waren richten, die über Dänemark nach Nor-
wegen gelangen.
And Deutschland — ? In Deutschland träumt
man von „Weltwirtschaft" und inter-
nationaler Solidarität."
Ortsgruppe Naumburg tritt aus der
Wirtschafkspartei aus.
Naumburg, 20. Oktober. Der Vorstand der
Wirkschaftsparkei, Ortsgruppe Naumburg, hak
die Haltung der Relchstagsfrakion gegenüber dem
Kabinett Brüning scharf verurteilt und einstim-
mig beschlossen, aus der Wirtschaftsparkei auszu-
treten und die Naumburger Ortsgruppe aufzu-
lösen. Die Fraktion der Wirtschafkspartei im
Sadkverordnekenkollegium hat beschlossen, sich der
deukschnakionalen Fraktion anzuschließen.
Die Thüringer Wahikreiskonferenz, die diese
Woche staktfindek, will die Frage entscheiden, ob
der Wahlkreis Thüringen geschlossen aus der
Wirtschafkspartei ausscheiden soll.
«cd« Me LMswL «eiter!
Copyright by Hanseatische Verlagsanstalk.
Hamburg 38.
23. Fortsetzung.
Er ging mit festen Schritten zur Tür
hinaus. Dem Hohlöfner aber hatten des
Sohnes männliche Morte die Sprache
verschlagen. Fremd sah er sich in der
Stube um, fremd blickte er auf sein Weib.
Die setzte sich neben ihn, und die Hellen
Tränen liefen ihr über die Wangen:
„Vater!"
Der Bauer erwachte. „Mutter, war
denn das unser Junge?"
„Ja, Vater, das war unser Zunge, so
ehrlich und so gut wie er ist. — Und nun,
Vater, tu mir die Liebe und rede dich aus.
Was ist gewesen?"
„Was soll gewesen sein? — Nix ist
gewesen." Und langsam wieder der alte
werdend: „Soll ich mir Vorschriften ma-
chen lassen? Nehme ich den Hof mit?
Ist es zuviel verlangt, daß die künftige
Hohlöfnerin fünftausend Taler mitbrin-
gen soll?"
„Vater, warum hast du mich gehei-
ratet? Soll ich jetzt, nach stebenundzwan-
zig Zähren, hören, daß du mich bloß ge-
nommen hast, weil ich Geld hatte?"
„Mutter, red kein dummes Zeug."
„Ich laß nit nach, Vater, ich will wis-
sen, warum du mich gefreit hast. Hättest
du mich auch genommen, wenn ich so arm
gewesen wäre wie das Mariele?"
„Himmel, Herrgott!"
„Laß das Fluchen! Ich kenn dich
besser, wie du denkst. Mir machst du nix
vor. Ich werde auch noch hinter das kom-
men, was dich heute kopfscheu macht. —
Also du hast das Geld geheiratet, nit
mich?"
Der Bauer sprang auf, rannte hin
und her, tobte, fluchte, wütete gegen sich
selber, bis es ihm herausfuhr: „Der
Hund! Das will ich ihm gedenken!"
Minna Korn nickte, lächelte ein ganz
klein wenig bitter, aber sie blieb beharr-
lich. „Keine Antwort ist auch eine Ant-
wort." Und, auch ein wenig schauspie-
lernd: „Ist bitter, das nach beinahe drei-
ßig Jahren zu hören, wo ich doch so . . ."
„Hör auf, Mutter! Siehst du denn
nit, daß ich nit anders kann? Ich sitze
doch fest wie der Fuchs im Eisen. Ich
kann nit anders! Fünftausend Taler!
Das Marielee . . ." Er knallte die Tür
hinter sich zu, nach dem Garten zu gehen,
traf im Hausflur den Sohn, der, zum
Ausgehen gerüstet, die Treppe herab-
kam.
„Wohin willst du jetzt?"
„Ich geh zum Mariele?'
„Willst du dich und mich dem ganzen
Dorfe zum Spott machen?"
Rudolf zuckte die Achseln. „Ich
glaube nit, daß einer darüber spottet."
„Heiliges Kreuz! Bist du denn ganz
begriffsstutzig? Der Ender spottet dar-
über!"
„Was frage ich nach dem Ender!"
„Du nit, aber ich."
„Tut mir leid, Vater, und war sonst
nit deine Art. Ich — geh zum Mariele!"
„Und ich leid's nit!"
Wieder zuckte Rudolf die Achseln.
„Ich kann nit anders!"
Da stürmte der Bauer an dem Sohne
vorüber und verschwand hinter der Scheu-
nenmauer im Garten.
Rudolf kehrte noch auf einen Augen-
blick in die Stube zurück.
„Mutter, es tut mir leid, aber ich
kann nit anders."
„Zeit lassen, Rudolf, nit gleich oben
hinaus. Und nit vergessen, daß er dein
Vater und daß er ein guter Vater ist."
„Habe ich zuviel gesagt?"
„Wäre manches nit nötig gewesen."
„Dann will ich's ihm abbitten."
„Gesagt ist gesagt."
Rudolf nahm der Mutter Hand.
„Mutter, kannst du dir denn gar nit
denken . . ."
„Alles kann ich mir denken. Daß
du aber jetzt zum Mariele laufen mußt,
das ist nix weiter als Trotz."
„Nein, Mutter, ich hab's versprochen.
Was meinst du, wie lange sie schon auf
mich wartet. Sie hat doch niemand.
Ihre Mutter kann nit mit. Und nun
ist sie ganz allein . . . und weiß doch, daß
es nit gut ausgelaufen ist, denn sonst wäre
ich eher gekommen."
Da nickte die Mutter. „Ihr jungen
Leute! Immer gleich, als müßte der Him-
mel einstürzen. Bleib nit zu lange."
Als Rudolf draußen eben aus dem
Tore trat, lief ihm der Ender in die
Hände, der zum Vater wollte.
„Ist der Vater daheim?" fragte er.
„Ja, aber triffst's nit gut."
„Warum nit?"
Rudolf sah ihm fest in die Augen.
„Grade vorhin hat er von dir geredet. —
Was hast du gegen das Mariele?"
„Ich? Nit soviel." Der Mann
schnippte mit dem Finger. „Was kann
ich dafür, daß dein Vater fünftausend
Taler verlangt?"
„Hat er das verlangt? Wann denn?"
„Frage ihn selber. Was geht's mich
an. Ich habe mit mir zu tun. Und jetzt
gehst du zum Mariele?"
„Wenn du's wißen willst, ja."
Er trat dicht vor ihn hin. „Ender, du
hast Menschen, die dir nichts getan ha-
ben, bittre Not gemacht. Wärst du nit
ein alter Mann, dann wollt ich dir's heim-
zahlen. So . . . Es kommt dir von sel-
ber heim."
Hinaus war der Bursche. Der Bauer
aber verzog hämisch den Mund.
Minna Korn sah am Fenster, die
Hände im Schoße, sinnend. Da trat En-
der ein. „Tag."
„Tag, Ender. — Du kommst mir wie
gerufen. Gerade dich brauche ich. Da
kann ich mir den Weg zum Wirte er-
sparen."
„Was willst du beim Wirte?"
(Fortsetzung fvlgy.