Freundlichkeit, welche den Meinungsaustauſch zwiſchen
dem engliſchen und ruſfiſchen Cabinete kennzeichnet
oder irgend einer neuen Forderung Englands oder
Rußlands zuzuſchreiben. Sie wird lediglich durch
den Umſtand veranlaßt, daß die Streitkraft in Zul⸗
ficar weſentlich vergrößert worden iſt und daß alle
Communicationen im Rucken der Baſis am Caſ—
piſchen Meere verſtärkt worden find.“ Der
„Standard“ hat Grund für die Annahme, daß,
obwohl Rußland ſo beharrlich in ſeiner Forderung
mit Bezug auf Zulficar iſt, das wirklich bekannte
Objekt Merutchak ſei. Es dürfte wahrſcheinlich der
Vorſchlag gemacht werden, die ruſſiſchen Forderungen
in Bezug auf Merutchak zuzuſtehen als Entgelt
für die Anerlennung der Rechte des Emirs in
Zulficar!
Rnßlaud.
Petersburg, 21. Juli. Die „Nordiſche Tele⸗
graphen⸗Agentur“ meldet: Die Saatenberichte aus
Livland und Kurland lauten uͤberwiegend un—
günftig. Das Winterkorn und die Sommerſaaten
litten faſt überall durch die im Juni herrſchende
Dürre. In den letzten Tagen iſt zwar Gewitter⸗
regen gefallen, aber gleichzeitig auch Hagel, der viel
Schaden anrichtet.
Egypten.
Kairo, 21. Juli. Eine Depeſche des Kapitäns
Charmfide meldet; Die Aufſtaͤndigen griffen am 15.
und 16. Juni mit großer Heeresmacht die Staͤdte
von Kaſſala an, wurden aber von der Garniſon
nach heftigem Kampfe zuruͤckgeſchlagen. Die Auf⸗
ſtändiſchen verloren 3000 Todte. Die Garniſon
erbeutete gegen 1000 Ochſen, eben ſo viele Schafe
und 700 Gewehre.
Aus Ya und Feru.
S Karlsruhe, 21. Juli. Das Gerucht, der
erſie Ringkämpfer der Welt, ſo darf man den
Athleten Abs aus Hamburg wohl bezeichnen, wäre bei
einem Kampfe mit einem herkuliſchen Neger geſtor⸗
ben, ging durch viele deutſche und auͤsländiſche
Blaͤtter, doch bewahrheitet fich dasſelbe gluͤcklicher—
weiſe nicht. Herr Karl Abs, welcher in Europa
und Amerika mit den anerkannt ſtärkſten Männern
der Welt ſich maß und jeweils Sieger blieb, lebt
und wird demnächſt in ſeiner Mutterſtadt Hamburg
ankommen, um ſich den wohlverdienten Lorbeer um
die Stirn winden zu laſſen. In Amerika hatte er
10 Gegner und zwar aus Japan, England und
Amerila (Wilh. Muldoon ein Amerikaner, welcher
ſeither als ſtaͤrkſter Mann der Welt galt wurde
mit Leichtigkeit von Abs) geworfen und außerdem
27 Gegner im heben von ſchweren Gewichten glän:
zend befiegt, ſo daß er am 19. Mat in Newyork
mit der Champion-Ringermedaille der Welt, welche
aus maſfivem Golde iſt und einen Werth von
1200 Mt. beträgt und der Nedaille für heben
ſchwerer Eiſengewichte ausgezeichnet wurde. Abs
iſt Inhaber eines Bierſalons in Hamburg, der ſich
der beſten Frequenz erfreut.
S Eberbach, 31. Juli. Letzten Sonntag
traten, nachdem eine Vorverſammlung ſich mit der
Sache früher ſchon befaßt hatte, die beiden hie—
ſigen Militärvereine, ſowie die von Neckargemünd,
fügte er hinzu, „ſo kann ich nie wiſſen, was mir
begegnet und muß daher jeden Tag auf Alles ge⸗
faßt ſein. Ich empfehle Dich und Marie des—
halb dem Schutz eines Freundes, er wird für
Euch ſorgen, falls mir ein Ungluͤck zuſtieße. In
jeder Noth oder Verlegenheit wendet Euch nur
an ihn!“
Er übergab Marie die Adreſſe des Dr. Syl⸗
vio, druͤckte ihr die Hand und neigte ſein Haupt,
um den Segen der alten Frau zu empfangen. Sie
breitete ſegnend die Hände über ihn äus und
ſchloß ihn in ihre Arme, wohl wiſſend, daß er, wenn
er es ihr auch nicht ſage, wieder Gefahren auf—
ſuche.
Nach Berlin zuruͤckgekehrt ſchrieb Max folgenden
Brief an Dr. Sylvio:
„Ich verreiſe. Das Werk, dem ich mein Leben
gewidmet habe, geht ſeiner Löſung entgegen. —
Ich werde das Vermögen finden oder dabei zu
Grunde gehen.
„Ihnen, dem Alles bewußt iſt, brauche ich
nicht zu ſagen, wohin ich gehe. Ich will Sie
aber auch nicht zu meiner Hülfe entbieten. —
Allein muß ich kämpfen, allein ſiegen oder unter⸗
gehen. So treu Sie es mit mir meinen, ſo
hoch ich Sie verehre, ſcheint es mir doch un—
männlich, mich unter Ihre ſchützenden Fittige zu
verſtecken, Sie für mich vollführen zu laſſen, was
meine Aufgabe iſt und wovon ich ja den Ge—
winn habe.
„Kehre ich nicht zuruͤck, ſo bin ich todt. Sie
kennen alsdann meine Mörder und werden mich
zu rächen wiſſen. Ich lege Ihnen aber noch
mehr an das Herz. Sorgen Sie für meine
Schönbrunn, und Wagenſchwend-Balsbach hier zu⸗
ſammen zur Gruͤndung eines „Neckargau⸗Militaͤr⸗
Verband“. Das Praͤfidium des badiſchen Militär⸗
verbands ließ ſich durch Herrn Regiſtrator Krauth
aus Karlsruhe vertreten und begtüßte der erſte
Vorſtand des Veteranenvereins Eberbach Herr Sorgen⸗
fren die zahlreiche Verſammlung. Letzterer, Lieutenant
a. D. wurde dann einſtimmig zum Gaupraͤfidenten er⸗
nannt, und fand ſich in richtiger Erkenntniß der
edlen Sache ſofort bereit, dieſe Stelle anzunehmen.
Begeiſterte Reden wurden noch gehalten von den
Herren C. Frey, Vorſtand des Kriegervereins Eber⸗
bach, Knab, zweiter Vorſtand des Veteranenvereins
hier, Knecht und Krauth aus Karlsruhe. Nach Er⸗
ledigung des geſchäftlichen Theils fand ein Bankett
in der „Itterburg“ ſtait, bei dem die Wogen der
Feſtſtimmung hoch gingen, zumal die hieſige Feuer⸗
wehrmufik ihr Moglichſtes gethan hatte, den Tag
durch gediegene Vorträge zu verherrlichen.
Tauberbiſchofsheim, 20. Juli. Das Reſul⸗
tat der Reifeprufung welche am hiefigen Gymnaſium
unter Leitung des Herrn Geh. Hofrath Dr. Wachs⸗
muth von Heidelberg den 17 und 18. d. M. ſtatt⸗
fand, war wie im Vorjahr ein durchaus günſtiges;
ſämmtliche 16 Abiturienten erhielten das Zeugniß
der Reife.
*Dallau. 19. Juli. Auch in unſerm Orte
hat das Waſſer ein recht ſchmerzliches Opfer ge—
fordert. Heute Mittag zwei Uhr begab ſich der 11
Jahre alte Sohn des Schloſſers Diefenbacher von
hier mit andern Knaben in die Elzbach, um zu
baden. Derſelbe kam dem bei der Kaufmann ſchen
Muͤhle befindlichen tieferen Weiher zu nahe und
ertrank.
* Mainz, 19. Juli. Herr Polizeirath Travers
veroͤffentlicht in den hiefigen Lokalbläitern von geſtern
Abend folgende Zuſchrift: „Es iſt mir am 13. d.
M. mit Poſtſtempel „Mainz“ ein anonymer Droh—
brief folgenden Inhalts zugegangen: „Rumpff iſt
bei Seite jetzt kominen Sie dran! D. B. (oder L.)“.
Indem ich auf dieſem Wege dem unbekannten Brief⸗
ſchreiber den Empfang desſelben zu beſtätigen und
ihm gleichzeitig für die mir erwiefene Aufmerkſam—
keit, durch welche er mich in Stand geſetzt hat,
meine Vorſichtsmaßregeln zu treffen, zu danken ver—
ſuche, bemerke ich noch, daß ich mich durch dieſe
Drohung in meinem bisher geubten loyalen Handeln
nicht beirren und der Zukunft getroſt entgegenſehen
werde, weil ich des Schutzes der geſammten Mainzer
Burgerſchaft ficher bin.“ Man iſt hier allgemein
der Anſicht, daß Herr Travers einen ſchlechten
Streich, den ihm Jemand geſpielt hat, allzu ernſt
auffaßte und dem anonymen Schreiber eine unver—
diente Würdigung zu Theil werden läßt.
* Aus Baden, 19. Juli. Am Wohnhaus des
Waldhuͤters Jal. Neckermann in Dittigheim, A.
Tauberbiſchofsheim, ſind bereits reife Trauben vor⸗
handen. — In Schopfheim geriethen nahe der
Wohnung des Schuhmacher Walter junge Leute in
Streit, wobei u. a der 22 Jahre alte Glaſergeſelle
Roller den 25 Jahre
Maler aus Doſſenbach ſo ſchwer mit einem Meſſer
verwundete, daß der Getroffene ſchwerlich am Leben
bleiben wird. — Der Meßner in Klein-Laufen—
burg, A. Säckingen, ſtürzte im Kirchthurm von
letzungen.
geſtifteten Verbandsabzeichens legitimicen, Behu
ein
angeſagten großen Parade vor dem Kaiſer
Fahrterleichterung in der Weiſe bewilligt, daß
facher Billet vollzogen werden darf.
Bermiſchte⸗.
er uber angebliche Mißflande ſeines Regiments ®
denuncirender Weiſe vorgegangen, von der nawa
heit ſeiner Auglaſſungen ſiberzeugt wurde, hat heul
eine Feſtungsſtrafe von 5 Jahren erhalten.
— Nailand, 18. Juli.
dem „N. W. Tgbl.“: In dem Orte San
mehreren Monaten Kinder auf unerklaͤrliche Wel
und gab an, die verſchwundenen Kinder weg
Vangels anderer Nahrung gefreſſen zu haben.
Morder iſt Tyroler von Geburt. In den 8
gebracht, wurde er von einem Tobſuchtdanfa
erfaßt.
— Napoleon Lund ſeine Schweſterl!
Wenige große Maͤnner haben eine jolde Ruckficht®
gelegt wie Napoleon I. „Das Frauenregiment
waren ſeine Worte, „hat unter den franzbfiſ
Königen zu nichts Gutem geführt. Ich werde
vor dem Schaden behuͤten, ſo lange ich lebe.“ DE
er weibliche Schriftſtellerinnen zweiten
„Wenn die Genlis von Tugend ſpricht,“ Jagte *”
„ſo ſollt man meinen, fie haͤbe die Tugend erfül
leiden, ſobald der Zorn ſich ſeiner bemeiſterte. M
ſchlimmer waren ſeine Schweſtern daran.
Kaiſerkrönung z. B. ſollten Charlotte Murat
Pauline Borgheſe die Schleppe ſeiner Gema
tragen.
dungen gemacht; aber Lapoleon hatte ihnen
mächtige8: „Ich will es“ entgegengeſetzt. Sol
hatten ſich die Schweſtern gefügt; aber in
Kirche ließen Sie die Schleßpe fallen. In D
Momente ſchleuderte ihnen Napoleon einen wi
Fluch zu, dann ſtampfte er mit dem Fuße.
die anweſend waren, erſchracken; die beiden Schwe
G
auf. Murriſch blickten ſie freilich darein; aber
wagte ſofort den Dienſt zu verſagen.
— Ein blutiges Ehedrama.]
| jährige Färber Hermann D. in Berlin lebte
Vutter! Sorgen Sie für Marie, das junge
Mädchen, das ſich in ihrer Obhut befindet; be⸗
freien Sie mein Kind aus Verbrecherhänden und
werden Sie Bertha von Benkendorf Freund und
Schutzgeiſt. Ich fordere viel, aber ich weiß auch,
an wen ich mich mit meinen Bitten wende.“
Er unterzeichnete den Brief nicht mit ſeinem
Namen, ſondern mit einer Chiffre und ſchickte ihn
an Dr. Sylvio.
Frau von Liebermann hatte um die Mitte des
Oktober ihre proviſoriſche Wohnung in Charlotten—
burg verlaſſen und war in das neu eingerichtete
Haus in Berlin gezogen. Wäre auch nicht der
Spaͤtherbſt mit feiren Stürmen und Regenguſſen
hereingebrochen, ſo wuͤrde ihr der Aufenthalt in der
Villa in Charlottenburg doch gründlich verleidet
geweſen ſein.
Ihre dort ſtattgehabte Entführung hatte ſie eine
unuͤberwindliche Abneigung gegen den Ort faſſen
laſſen. Das Bündniß das fie, halb der Gewalt
weichend, halb der eigenen Habgier nachgebend,
mit den Räubern geſchlöſſen hatte, drückte ſie wie
eine ſchwere Bürde und doch hatte ſie weder den
Muth, noch den ernſten Willen, ſich davon frei zu
machen.
So lange ſie noch in Charlottenburg gewohnt
hatte, war fie einige Male durch Anfoͤrderungen
verſchiedener Art an die Gemeinſchaft erinnert wor—
den, in welche fie ſich begeben hatte; während der
erſten Wochen ihres Aufenthaltes in Berlin blieb
fie aber ganz unbehelligt. Schon athmete ſie auf
und gab ſich der Hoffnung hin, ſie werde an
——
feiner jungen Frau in keineswegs glüclicher
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leicht erſt wieder aufgeſucht werden, wenn
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Hebung des Schatzes naͤhe bevorſtehe, da wurde! 4
über die Eitelfeit diefer Erwartungen belehtt. , Ten —
belehrt daraber/ daß derjenige, weldher Verbredh® *
nur ein Mal den Meinen Finger zum gemeinfanl®
— gereicht hat, ihnen auch rettungslos ve 8 r der
fallen iſt.
Eines Abends hatte ſich Frau von riabern 44 34
ſoeben ankleiden laſſen, um in die Oper zu jaht — **
als ihr der Diener ein Billet überbrachte mit *
Bemerlen, es ſei ſoeben von einem Boten abgeg“ * 2 un
worbden, der gefagt habe, er werde in einer Biert O Y
ſtunde wiederkommen, um die Antwort darauf —
zuholen. j glgheähere X
Das Aeußere des Billets war von 7 ® @eäe-%ä
Eleganz. Feines geglaͤttetes Papier von nattye dai
Farbe bildete den zierlich gefalteten Umſchlag 2 2*
geſchmackvol geſchnittenes Petichaft war im —
rothen Lack abgedrüct und diente dem Brief in
ebenſo ſehr zur Zierde wie zum Verſchluß, 2 Rır *
ſchöne ausgeſchriebene Hand haͤlte die Adreſſ⸗ * 8
macht, kurz das Billet trug ein echt ariſtokratt N eim LO
Gepräge. bal * —8
Dennoch erbebte Frau von Liebermann, 19 ui
ſie es erblickte. Sie hatte die Handſchrift m S
fannt und wußte, daß ihr von ihren furtb@lr 2
Bundesgenoffen wieder ein Lebenszeichen zugeſen ———
ward. ʒeu } ]Sg Leid
Nur mit Muͤhe faßte ſie ſich ſo weit, um 4
Diener mit anſcheinendem Gleichmuth das y I 58*
aus der Hand nehmen und ihin bedeulen zu konn f An ig
fie werde den Brief leſen und klingeln, —
Beſcheid darauf zu geben habe. (Fortf. folgt