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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1885

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No. 203 - No. 228 (1. September - 30. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43927#0880
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ftellt iſt. Die ſpaniſche Regierung hat an die


thuung in der wuͤrdigſten und vollſtändigſten Weife
geboten wird.

Ans Ya und Feru.

S Rohrbach, 14. Sept. Geſtern Abend, bald




der Schreckensruf „es brennt.“ Eine rothe Feuer⸗
hiefige Einwohner betraf.
der nebeneinander liegenden Wirthſchaften Schaaf
und Kaldtſchmitt war durch bis jetzt nicht zu er⸗
mittelnde Urſache Feuer ausgebrochen welches, da


rapid um ſich griff. In kurzer Zeit hatte ſich das
Feuer einer weiteren Scheuer, ſowie den Stallungen
mitgetheilt und wurden nicht nur die Scheuern und
Stallungen, ſondern auch die Hälfte des Schaaf ſchen
Wohnhauſes, ſowie der Tanzſaal Kaldtſchmitt's ein
Raub der Flammen. An Thieren ſollen einige
Schweine und mehrere Hühner verbrannt ſein,
welche man bei dem raſchen Umſichgreifen des
Feuers nicht mehr zu retten vermochte. Die hiefige,
ſowie Kirchheimer und Leimener Feuerwehr waren
alsbald am Platze und arbeiteten mit großer Um⸗
ficht, Raſchheit und Sicherheit, weshalb den wackeren
Männern die größte Anerkennung gebührt. Beide
Beſchaͤdigte ſollen verfichert ſein.

Kirchheim, 13. Sept. Geſtern Nachmittag
war der 13jährige Sohn des Schuhmachers Philipp

mit Tabakaufhängen b ſchäftigt. Nach Art der un⸗
überlegten Jugend verſuchte er an einem Rahmen⸗

das Unglüd von beträchtlicher Hohe herab auf den Kopf
zu fallen und fich derartige Verletzungen zuzuziehen,
daß an ſeinem Aufkommen gezweifelt wird.

*Maunheim, 12. Sept. Der Waſſerſtand
des Rheins und Neckars hat in Folge von Regen⸗
guſſen allmaͤlich wieder zugenommen, ſo daß jetzt
die Schiffahrt auf beiden Strömen wieder ihren
Dienſt ununterbrochen verſehen kann.
Zunahme des Waſſerſtandes ſteht in den nächſten
Tagen zu erwarten, da aus dem badiſchen und
wuͤrttembergiſchen Oberlande heftige Regenmaſſen
gemeldet werden, welche vorgeſtern an vielen Orten
niedergegangen find und gleichzeitig von ſtarkem
Stuxmwind begleitet waren

Walldorf, 10. Sept. Unſere Gopfenpfläde
iſt in vollem Gang. Wir haben uns aber mit
unſexer früheren Schägung gruͤndlich getäuſcht.

Ernte um ein Drittel reduziren wird. Daͤs Trock⸗


find ſchon verhältnißmäßig ziemlich viele Kaͤufe
abgeſchloſſen worden.
wartig Ml. 4 70.

— Dilsberg, 12. Sept. Das Geburtsfeſt Se.
K. H. wurde vom hiefigen Militaͤr⸗Verein feſtlich
begangen. Am Vorabend Feſtgelaute und Böller⸗
ſchießen. Am 8 Uhr fand ein Bankett in der

vergangen ſeit jenem Tage, an welchem das Mäd⸗
chen den Rubinenring in den Strudel verſenkt
batte — ſprach der Vater zu ihr: „Mein liebes
Kind, Du wirſt mir reckt geben, wenn ich Dir
ſage, daß ich und die Muttet alt werden. Nun
moͤchten wir Dich gern vor unſerem Hinſcheiden ver⸗
jorgt ſehen. Da iſt nun unſer Freund, der Georg
Werner, ein Mann nach dem Buche, ein Landwirth,
wie keiner auf zehn Meilen in der Runde. Der
alte Werner, ſein Vater, beabſichtigt, ſich zur Ruhe
zu ſeben und will ſeinem Sohn die gaͤnze Wirth⸗
chaft verſchreiben laſſen. Der Georg hat nun um
Dich angehalten, und ich hab' ihm verſprochen, die
Sache mit Dir in's Reine zu bringen. Wirſt zwar
den Fritz noch immer nicht vergeſfen haben, aber
Du mußt auch Deine Zukunft bedenken. Ich und
die Mutter gehen aus der Welt, dann iſt's nicht
gut, wenn Du allein ſtehſt. Gegen den Georg
liegnt nichts vor. Er iſt ein ſolider, rechtſchaffener
junger Mann. Nun, was meinſt Du? welche Ant—
wort kann ich ihm geben?“

Vater, antwortete die Kathi, mir iſt Alles recht.
Der Fritz iſt todt und ſeine Liebe zu ihm auch;
von dem kann nicht mehr die Rede ſein. Wilift
Du, daß ich die Frau des Werner werden ſoll,
ſo verſteht es ſich von ſelbſt, daß ich gehorche.

„So iſt's nicht gemeint Kind!“ verſetzte der
Alte, „wenn Dir der Georg nicht gefaͤllt, oder


Andere.“

Lathi ſchuͤttelte den Kopf. „Mir gilt der Eine


ſo geſchiehts nur, damit Du und die Mutter mich



Wirthſchaft zum Adler ſtatt, wobei der Vorſtand
mit einer Rede auf S, KX. unſern Großherzog
toaſtirte Die zweite Rede hielt Herr Lehrer Brauß
der ebenfalls ein Hoch auf Se. H ausbrachte


ſchloß mit einem Hoch auf den neugewählten Vor⸗
ſtand. Am Geburtsfeſte ſelbſt morgens Reveille von



der Bürgermeiſter und mehrere Mitglieder des
Vereins betheiligten. Um S Uhr, feierlicher Zug
in die katholiſche Kirche in militaͤriſcher Ordnung.
Um 9 Uhr, Fruͤhſchoppen im Lamm, woſelbſt die
gemuͤthlichſte Stimmung herrſchte.

Waldwimmiersbach, 12. Sept. Als Curio⸗
ſum kann ich Ihnen mittheilen: Bierbrauer Zahn
hiex hat eine Weißruͤbe, die 43 Ctm. lang, 62 Ctm.
dick iſt und ein Gewicht von 10 Pfund hat.

5 Rippberg, 12. Sept. Der Geburtstag Se.
K. H. des 2— wurde hier in ſchöner Weiſe
gefeiert. Der erſt kuͤrzlich hier gegruͤndete Militaͤr⸗
Verein feierte am genannten Tage ſein erſtes Stif⸗
tungefeſt. Eingeleitet wurde dasſelbe am Vor—
abend durch Böllerſchüſſe und Zapfenſtreich am
Tage ſelbſt durch Tagreveille und Bollerſchüſſe.
Um halb 8 Uhr verſammelten ſich die Mitglieder
in dem feſtlich geſchmuͤcken Vereinslokale, marſchirten
unter Vorantritt der Mufil in ſtattlichem Zuge zur
Kirche um dem Feſtgottesdienſt beizuwohnen und



ſchoppen dieſelben noch einige Zeit vereinigt hielt.



auswaͤrts im Vereinslokal ein, um die eigentliche
Stiftungsfeier zu begehen. Der Vorſtand eröffnete
die Feierlichkeit, begrußte die Verſammlung und
toaſtirte auf unſern oberſten Kriegsherrn Se. Maj.
den Kaiſer Wilhelm. Die gediegene und ſchwung⸗
volle Feſtrede des Herrn Hauͤptlehrers Künzig ſchloß


Weitere Toaſte folgten z. B. auf das deutſche Heer.
Hierauf wechſelten komiſche Vorträge mit Muſik und
Geſang ab; den Schluß des Prograͤmms bildete eine
Tanzunterhaltung und es herrſchte bei derſelben
durch das Bemuͤhen der Vereinsmitglieder die muſter⸗
hafteſte Ordnung und Gemüthlichleit was von den
Geſichtern abzuleſen war. Nur zu raſch verſchwand
die Zeit und zu bald kam die Stunde der Trennung.


ſes ſchönen Tages erinnern, der uns zeigte was
Einigkeit zu leiſten vermag.

Wertheim, 8. Sepi. Durch die Frankfurter
Apfelweinerzeuger, welche im Mainthal ſchon vor
einigen Wochen Aepfelkaͤufe abgeſchloſſen, hat ſich
auch bei uns eine ſtarke Bewegung und Kaufluſt


deſſen in weiter Umgebung von unſerem Platze die
diesbezüglichen Ertraͤhniſſe aufgekauft worden. Der
Preis für den Zentner betraͤgt Mk. 50 Pf. bei
den meiſten Kaufabſchluͤſſen. Doch find manche zum
Theil auch mit 4 Mk. gehandelt worden.
haͤlt dabei die Möglichkeil für ausgeſchloſſen, daß

verſorgt wißt, und ruhig aus der Welt gehen
lönnt.“

Der Vater nickte und damit war die Sache ab⸗
gemacht.

Der Amtmannsſohn erhielt das Jawort und
der Hochzeitstag wurde feſtgeſetz. Das fiel
fiel auch Niemanden weiter auf, denn die Verbün:
deten waren in Paris eingerüct und der Friede
gefichert, und Alles athmete neu auf in dem Be⸗
wußtſein, daß es nun vorbei mit dem Kriege ſei.
An den Fritz Steinau dachte kein Menſch mehr,
und den Georg und die Kathi hatte man ſich im
Stillen laͤngſt für ein Paar gedacht.

Vier Wochen darauf fand die Trauung ſtatt.
Beinahe das ganze Dorf war in der Kirche ver—
ſammelt und auch ich habe die Muͤllerstochter in
ihrem Brautſchmuck geſehen. O, Herr, wie ſchön
das Maͤdchen war in dem ſchneeweißen Kleid, mit
dem gruͤnen Myrtenkranz in dem einfach geſcheitelten,
blonden Haar.

Und wie blaß ihr Geſicht war. In ihren Zügen
lag etwas wunderbar Ruhiges und Gefaͤßtes eine
Geduld und Ergebung, wie ich fie ſonſt in einem
Frauenantlitz nirgends wahrgenommen habe. Aber
ſo ſtill und ernſt blieb fie auch waͤhrend der ganzen
Feſtlichkeit. Keiner von den zahlreich verſammelten
Hochzeitsgaͤſten hat nur den Wiederſchein eines
Lächelns in dem ſtillen, bleichen Antlitz bemerkt.
Und während die Glaͤſer hell und fröhlich zuſammen⸗
klangen, ſaß ſie ſtarr und theilnahmlos, als ſei ihr
Geiſt mit ganz anderen Dingen beſchaͤftigt.

Ihr Braͤutigam, der Georg Werner, war an
jenem Abend ſehr unruhig. Es mußte ihn etwas
bedruͤcken, ſein unſtätes Auge ſtreifte nur hin und


bei der Ernte nur der letztere Preis erreicht *
In einigen Landgemeinden follen aber au 5 D
für den gentner bedungen werden 4
* Borthal a./M., 12. Sept. Al8 erfreuli®
Hortjchritt ift es gewiß zu begrüßen, daß in um v
ſonſt ſo ſtillen Thale man in dieſen Jahre am 2
burtsfeſte S. K. H. des Großherzogs einen lebhoft
Patriotigmus zeigte. Gleiches iſt auch zum &9
von unſerm Nachbarorte Mondfeld zu berichtes
Hier in Boxthal wurde die Feier des Tage®
einer wohlgelungenen Abendunterhaltung des jung
hieſigen Geſangdereins begangen. Nachdem in *
geiſterter, ſchneidiger Rede der Vereinsvorſtand H Ö
Hack die Bedeutung des Tag:8 — ä
gaben in gleicher Vegeiſterung die Feſtthenn!
in ſchallendem „Hoch“ ihrer Feſtesfreude Ausdiul®
Vachtigen Eindruck machte auf alle Theilnehmer 20
mit Mufikbegleitung vorgetragene bekannte *
unſerm Großherzog“. Nach eniſprechendem 77
deſſen Hauptbeftandtheil wir unfern Zeereh
Spachmann und Grein zu verdanken hatten, *
die weitere Feier progranimmaͤßig, abwechſelnd uN *
Vortragen der hiefigen Mukfik, des Gejangveret
ſehr guten Vortragen komiſcher Art und einem
Schluß bildenden Tanzkraͤnzchen. Teuherſt befriedt®
verließ man in ſpaͤter reſy früher Stunde die %,
genehmen Raͤume des Gaſthauſes zur Roſe.
es uns vergoͤnnt ſein, diefen Tag, den wir *
erſten Male im Vereine in ſo würdiger Weiſe 4
feiert, noch oft mit unſerm edlen Fuͤrſtenhauſe *
ſeinen treuen Unterthanen begehen zu können. 4
auf dieſem Wege nochmals Allen, die zur Feier
Tages beigetragen, den deften Dank, befonder8 C
ehrenwerthen, auch in weiteren Kreiſen belar!
und allbeliebten Geſellſchafter im Silberhaar, H*
Altbuͤrgermeiſter Spachmann.
Freiburg, 9. Sept Am Samſtag und 54
tag fand hier die 3. Hauptverſammlung der *
geordneten des badiſchen Saͤngerbundes ftatt, WE
Bundesangelegenheiten und das naͤchſtjaͤhrige 4
geſangfeſt beſprach. Der Bund zaͤhlt jegt in “
Vereinen 2300 Saͤnger und beſttzt ein ven
von rund 20,000 M, den Werth des —
inbegriffen. Zu dem Sangerfeft an Pfingjten ®
den 2C00 Sänger erwartei, ſo daß die —
Sangerhalle ſich zu klein etweiſen dürfte, wes *
das Podium aus dem Saalraum verlegt WD
ſoll. Die Vorſchriften über Zulaſſung zu den *
geſängen wurden feſtgeſtellt und beſchloſſen, daß
einem etwaigen Abmaͤngel aus der Bundeslaſſẽ *
Betrag nach dem Maßitabe von 20 Pf. für 1,
Sänger der Bundes⸗Vereine zur Vergütung g
langen ſoll. be⸗
Heilbronn, 12 Sept. Nachſten —
ginnen in der Gegend von Boͤnnigheim die Diyt *
Mandver unter Leitung des Cenerallieul
Pergler v. Perglas. Dit Truppen, welche die *
Divifion bilden beſtehen aus der 51. und 52 4,
fanteriebrigade, der 26. Lavalleriebrigade, dem 7
artillerie⸗Regiment Nr. 29 und der 1. und 4 5*
nterfompagnie. Den Nebungen iſt folgende IIC M
Grunde gelegt: „Ein Rheincorps {it, von RA
fommenbd, mit ſeinen Spißen in der Linte Vaihll
a. €. — Gaͤglingen, ein von Bamberg —
Mainlorps mit ſeinen Spitzen in der Linie —

ß
wieder verſtohlen das Antlitz ſeiner Braut, 4
wolle er ihr etwas ſagen und wiſſe doch
recht, wie er's anfangen ſolle. s

Deßhalb wollte denn auch die rechte, froh lı



Stimmung in der Verſammlung nicht auftomi
aber man unterhielt ſich, ſo gut es eben ging, u
nur Wenigen fiel es auf, daͤß die Braut hlna
gerufen wurde. ‚ 10

Eine gute halbe Stunde verging, Katdl *
nicht wieder und immer unrzubiger zücte der @ 9
auf ſeinem Stuhle hin und der und wurdt 4
weiß wie der Kalk an der Wand. Plöglid %.
wurde es draußen lebendig unter den guſchaut
die zum Fenſter hereinſahen. und

Ein wildes Hin-⸗ und Herrennen entſtand/ *
ehe ſich's die Hochzeitsgaͤſte verſahen, drang W 4
Blig das Gericht in die Stube, die Braut 10 %G
dem See gerannt, habe den Kahn — {n
hinein gefprungen und flink wie ein jungeS R®
die Waſſeröde hinausgerudert mmen
In einem Augenblick war Alles auf den 4
Der alte Herzel ſtarzte wie ein Trunkener na en
Seeufer, gefolgt von dem zitternden Georg/ waͤ 8
die Mutter ohnmaͤchtig unter den Haͤnden ein ve
mitleidiger Fraͤuen zurüchliebh. An der Stelle, wa
der Muͤhlbach fich in den See ergießt, unDd * 4
weiter hinauf ftanden die Leute in der heflil 2
Aufregung und ſchrien nach Kaͤhnen und 7
liefen auch wohl wie finnlos auf und ab. K |
wußte Rath.

(Fortjegung folgt.)




 
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