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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1885

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No. 281 - No. 305 (1. Dezember - 31. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43927#1172
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terer kriegsgerichtlicher Behandlung harrt er in Niſch | Kirhhofe (Schweiz) nach Thalheim bei Tuttlingen, ] in Gaͤhrung zu bringen; durch die nun entſtanden



als Gefangener. wo der Dichter geboren iſt, überzufuͤhren. In | Duͤnſte ſcheint H., welcher ſich oben auf die Trepf n
Fraulreich. Tuttlingen und hier haben ſich Comite’8 gebildet, | gejeßt hatte, belaubi worden und die Treppe hinal * „
Paris, 1. Dezmor. General Pittié und Oberſt welche ſich angelegen ſein laſſen, für beſcheidene | geftärzt zu ſein, wo er ſich nicht mehr aufzurafiel da zum
Lichtenſtein werden den Praͤfidenten G:6vy bei der Be- { monumentale ErinnerungsSzeichen zur Ehre des Ver⸗ vermochte. Der herbeigerufene Arzt konnte nur deM *
grähnißfeier des Königs Alfonſo vertreten.— Die ſtorbenen zu ſorgen. Der hiefige Aufruf zu dieſem Erſtickungstod durch Einathmen ſchädlicher Gaſe * vaͤl
Linke und das linke Zentrum des Senats ſprachen Zwecke iſt von Deutſchen im In- und Auslande konſtatiren. aflen.
ſich in einer heutigen Sitzung gegen jedwede | unterzeichnet. —_-
Raͤumung Tonkins aus. — Der Minifterrath be⸗ * Gitorf, 1. Dez. Das Siegthal iſt ſeit einigen Vermiſchten. * 5
ſchloß in ſeiner heute Vormittag abgehaltenen Tagen vollſtändig überſchwemmt. Das Waſſer — Eine Reihe preußiſcher Eiſ enbahnd! —
Sitzung, ſich der Inbetrachtnahme des Vorſchlags wächſt fortwaͤhrend! der Sieghurger Pegel zeigt rektionen hat in einem Streitfalle erklärt, reit
über weitere Erhöhung der Zölle auf das aus- | neun Fuß. Bei Pirzenthal verurſaͤchte das Hoch- anſtändigen Reiſenden das Betreten der Wartefäl Boruffen

höherer Klaſſen, als die des benutzten Vaͤghon⸗ * Sı

nicht verwehrt werden könne. Mittag C

— [Ein wunderbares Verbrechenl wiP 87

ländiſche Getreide nicht zu widerſetzen, ſondern die
Prüfung dieſer Sache zuzuſagen. — Die Regierung
wird in der nächſten Zeit in der Lage ſein, den

waſſer heute Morgen einen Bergrutſch. Die Tele⸗
graphenleitung iſt zum Theil ausgeſpült und fort—⸗
geſchwemmt.

Aufſchlag der Pläne für die im Jahre 1889 beab⸗ Würzburg, 30. Nov. An hieſiger Univerſität aus London gemeldet: Der Eifendbahnbean —
fichtigte Ausſtellung vorzulegen. find nunmehr 1434 Studtrende immatrikulirt, Higgins kam in der Nacht vom 3. September unter die
Rußland. darunter allein faſt 800 Mediziner und 200 ſpaͤter Stunde ſehr ermüdet nach Hauſe und ſag mit *S

St. Petersburg, 1. Dez. Ein kaiſerlicher | Theologen. ſeiner neunzehnjährigen Frau Margaretha, er * —
Tagesbefehl vom 30. v. M. beſagt: Indem * München, 29. Nov. Eine Weibsperſon er- am Tage viel zu rechnen gehabt und Mit dem
der Kaiſer den Nachrichten vom Kriegsſchauplatze | wartete Samstag Vormittags an den Stufen der f dringend der Ruhe. Faſt in gleicher 7 Riemen
eine befondere Aufmerkfamtett gewidmet, Gbemerkte | St. Petersterraffe ein anfahrendes Brautpaar und f begınn ihr ſechzehnmonatliches Tochtẽrchen Joſeplhil gfä‘meub'
er mit Vergnügen die glänzenden Ergebniſſe der | ging unter den roheſten Schimpfworten auf die | bitterlih zu ſchreien und es gelang keinerlei A 8
ehrlichen und nüßlidjen Thäͤtigkeit der Offiziere, | Braͤut zu, indem fie eine mit Vitriol gefüllte Flaſche muͤhungen das Kind zu beſchwichtigen. Wuͤthel Bruch er
welchen die Formirung und Ausbildung der bulga- | entkorkte und deren Inhalt der Braut in das Ge- | rief der Gatte, ob der Lärm nicht bald Aufhoör zwa inn
riſchen und oſtrumeliſchen Truppen anvertraut war. ſicht zu ſchuͤtten verſuchte. Ein Mann, welcher ſo- werde, und auf die ſchuͤchterne Frage der Fra raiitr w
Tiefbetrubt durch den brudermorderiſchen Krieg | fort herbeiſprang und die Wüthende an beiden | was fie mit dem Kinde anfangen follte, meinte ( Ein *
findet der Kaiſer die Entſchloſſenheit, Selbſtverleug⸗ Armen feſthielt, vereitelte deren verbrecheriſches Vor⸗ ſchlaftrunken: „Wirf den Balg in's Wafjer“”! Z | Wwerk in
nung, Ausdauer und Ordnungsliebe der bulgariſchen haben, ſo daß das Brautpaar Zeit gewann, in das zögernden Schritten, das Kind im Arm, ging ] Defand f

Frau auf die Straße, dort ſpazierte fie bis 7
Uhr Nachts gleich einer Irren umher, dann

und oſtrumeliſchen Truppen hohen Lobes werth. —
4
fie plötzlich zur Brücke und ſchleuderte das 4 Fr

Nachdem der Kaiſer mit Vergnügen von der ver⸗
nünftigen, ſelbſtverleugnenden Thaͤtigkeit der ruſſi⸗

Standesamtsgebäude zu flüchten. Ein herbeigeholter
Gensdarm verhaftete die Attenthäterin. Dieſelbe
hat mehrere außereheliche Kinder von dem genannten



2 ſchen Offiziere fich überzeugt, welche den jungen Bräutigam und wurde von ſelbem ſitzen gelaſſen. ins Waſſer. Ihr Gatte dem fie am Morgen f
Truppen die entſprechenden milttaͤriſchen Eigenſchaften * Maikammer, 1. Dez. Eln ſchweres Unglück } müthig erzählte, was fie gethan, überlieferte für ʒie
und den heldenmuͤthigen Kriegsgeiſt beizubringen ereignete ſich am Sonntag gegen 12 Uhr Mittags von Abſcheu erfüllt, ſelbſt dem Gerichte. Bei 22
verſtanden, ſpricht er ſeinen Dank dem früheren | in der Nähe von hier. Der Fuhrmann Nikolaus Schlußverhandlung am 7. d. ward Naxga ff 2
bulgariſchen Kriegsminiſter Kantakuzen und ſein Heinz aus Kirrweiler fuhr mit ſeinem Wagen zwei Higgins von den Geſchworenen einſtimmig . geft.
Wohlwollen ſämmtlichen Generalen und Stabs⸗ leere Halbſtuͤckfaͤſſer auf dem Wege zum Bahnhof. geſprochen, vom Richter zum Tode — uuer,
Oberofficleren, welche in dem bulgariſchen und oſt⸗ In der Nähe der Landſtraße ſcheute das Pferd; Als dieſer die ſchwarze Kappe aufſetzte, fiel ule,
rumeliſchen Heere gedient, aus. der Fuhrmann wollte vom Wagen ſpringen, blieb Higgins, in furchterlichen Krämpfen ſich winn kitrona
aber dabei ungluͤcklicherweiſe mit dem Fuße an | zu Boden: ihr Zuſtand verſchlimmerte ſich de oni

Aus Ya uun Sern, demſelben hängen und wurde ungefähr 50 Meter | daß ein Arzt in ihre Zelle gerufen werden 8 2
Eberbach, 2. Dez. Heute früh 7 Uhr weit fortgeſchlelft. Schließlich gerieth der Ungluͤck⸗ — Ein überraſchendes — rauz
wurden die hiefigen Einwohner durch Feuerlärm liche mit dem Kopf unter die Räder und erhielt | fand am Donnerſtag Abend in Berlin ſtatt. lem. 6
geweckt. Es brannte in dein Viehſtall der Vieh⸗ | eine Wunde von etwa 5 Centimeter Länge und 3 kleines ärmlich gekleidetes Nädchen ſaß auf tit. zu
händler Gebruder Seligmann, wobei 5 Stüc Centimeter Breite, wodurch das Blut in daß Ge- Stufen eines Hauſes am Monbijouplatz und 44 dor
Rinder durch Etſtickung den Tod fanden. Das hirn eindrang und den ſofortigen Tod herbelführte. den Voruͤbergehenden Schäſchen und Knarren ; —

Kaufe an. Da trat eine ältere wohlgekleidete *

Feuer entſtand in der über dem Stalle gelegenen
an fie heran und, als ſie den Namen der Kl gl ?

Küche, wobei der Boden nach dem Stalle zu durch—

Der Verunglückte war verheirathet und Vater von
5 Kindern.

brannte. Hätte das Feuer mehr Luft gehabt, ſo *Kuſel, 29. Nov. Heute Morgen 5 Uhr brach erfahren, zog ſie dieſelbe liebkoſend an ſich.
wäre ein ganz gewaltiger Brand entſtanden, da | in der großen Strumpfwaarenfabrik von Daniel Mutter hatte ihr Kind wieder gefunden, vell L
ringsum angefuͤllte Scheuͤern ſtehen. Dem raſchen Zöllner dahier ein Schadenfeuer aus, welches in | ihr vor laͤnger als Jahresfriſt in einem 7
Eintreffen der Feuerwehr und ganz beſongers dem einigen Stunden die ſtattlichen Fabrikgebaͤude trotz dungsprozeſſe gerichtlich abgeſprochen worden *
kräftigen Eingreifen der Eigenthuͤmer und deren | der furchtbaren Anſtrengung der Feuerwehr total | Ihr Gatte hatte nach der Scheidung ſein

durch Spekulation verloren und war immer
geſunken, bis er ſchließlich dahin kam, durch
Kind ſich Geld erbeiteln zu laſſen. Die get
Gattin und Mutter wird, da ſie in guten Verh Win

Nachbarn iſt zu verdanken, daß größerer Schaden
verhütet blieb.

Heilbrann, 2. Dez. Geſtern früh entgleiſte
auf dem Bahnhof in Oſterburken beim Rangiren

in Aſche legte. Der Schaden iſt ſchwer zu ſchätzen
jedenfalls kommt er, da ſehr wenig gerettet werden
konnte, auf über 200000 Mk. zu ſtehen. Leider
wurden dabei auch zwet Feuerwehrleute durch her⸗





eine Maſchine, wodurch das Geleiſe auf der Bahn abfallende Balken ſehr ſchwer verletzt. Der Fabri= niſſen lebt, jetzt für Beide ſorgen.

nach Adelsheim zerſtört wurde. Infolge der dadurch kant ſoll nicht genuͤgend verfichert haben. — [Ein Milderungsgrund.] Aus 7

eingetretenen Verkehroͤſtörung traf der Nachts 11 Mainz, 35 Nov. Ein junger Rafermelſter | ſchreibt man: Polizeiagenten verhafteten vor Cfl“rgfl {

Uhr fälige Zug erſt heute Morgen 2 Uhr hier ein. Namens H. wurde am Samſtag gegen Abend in Tagen die Bettlerin Louiſe Martin, die al f ebet
Stuttgart, 1. Dez. Es iſt nunmehr im ſeinem Keller liegend erſtickt aufgefunden. Derſelbe Stuͤfen der Notre-Dame⸗Kirche hockte . und 4 ger. mu

Gange, die Gebeine des Dichters der „Wacht am ; Hatte ein Coaksfeuer im Keller angezuͤndet, um Zettel mit den Worten umgehaͤngt hatte: 5ch

Rhein“, M. Schneckenburger, von dem Burgdorfer hdurch deſſen Wärme den aufgeſtapelten Moſt leichter

Du ſollteſt doch

*
weder Heimath noch Eſſen und bin — Fi

i
Treppe traf er mit ſeinem Schwager zuſammen 24*

ihn bereits ungeduldig erwartete.

„Sie haben Dir wohl eine Noralpredig billigſt!
den Weg gegeben?“ ſpoitete Menzel, als M .
Villa verlaſſen hatten. 1

der Stadtrath blieb ſtehen, um den IO
Paletot, der große Aehnlichkeit mit einem Schl
hatte, zuzulnopfen und ein ſeidenes Tuch un
Hals zu binden, denn es war bitter kalt.

„Das nicht,“ ſagte er, aber es war 5
eine ſchwule Temperatur, und ich habe die O
nur vorgeſchuitzt, um mich aus dem Stau”
machen. Weiß Gott, Julius ich würde w
Thränen weinen, wenn die Schwiegermam* u
London abfegelte, ich gönne ſie uͤnfekem Sch



weißt ja, ſeit der dummen Geſchichte will ſie von von dem, was wir wünſchen.
uns nichts mehr wiſſen, und ich bin kein Freund ihren Widerſpruchsgeiſt kennen!“
von ſpitzen Bemerkungen.“ „Gewiß kenne ich ihn, aber ſie muß doch auch
„Es wäre mir lieb, wenn Du ſie wieder ein- wiſſen, wie ihre Familie über dieſe Angelegenheit
mal beſuchen wollteſt.“ | denkt, und Du kannſt ihr das am beſten ſagen.
„Ich hatte mir das ſchon für heute vorge- Mag ſie im erſten Augenblick auffahren, ſie wird
nommen.“ doch daruͤber nachdenken, und dann wohl auch ein⸗
„So führe Deinen Vorſatz aus. Du weißt, ſehen, daß wir nur ihr Beſtes wollen. Sonnenberg
welches Verfprechen ich unſerem Freunde Sonnen: hat ſich bei mir beklagt, daß er keinen Schritt vor-
berg gegeben habe, es muß eingeioſt werden und wärts Komme, und ich felbit habe keinen Einfluß
zwaͤr noͤch vor unſerer Abreiſe.“ ; auf Deine Schweſter, alſo ſei ſo gut und ſorge,
Der Stadtrath fuhr mit der Hand tiber ſein DAB_ mein Beriprechen erfült wird. Gegen die

Perſon Sonnenberg's lannſt Du ja nichts einwenden,
— und zeigte eine bverlegene, hals Arger er wird den Adel ſeiner Vorfahren zurückerhalten

und vielleicht binnen Kurzem ſchon ein großes Ver⸗







S















„Immer dieſer Sonnenberg,“ ſagte er. „Ich — bon ganzem Herzen. F
yabe michi3 für fün. Qbrig, DMama, und: zwingen ] g„‘mit Sicherheit weiß man das auch noch nicht.“ ! „Und ich wollte ſofort einen Korb c»:bamvcfi%@
kann ich Dora nicht. Nan, muß dieſe Geſchichte Zoch Geintich,“ jagte der Banfkier, „man weiß | zum Beſten geben, wenn fie, heute noch * V
ihren Gang gehen laffen — | baß ganz genau. Ig habe mich in Schlefien er= } erwiderte Menzel. Das Maaß {ft heute 90CH

Nein, man muß ihr ein Ende machen,“ unter: tundigt, der reiche Hutsbeſizer exiftirt, und es iſt Ueberlaufen geworden, den Frieden in meinemt Cf —
brach fie ihn ſcharf und aus den grauen Augen Thaifiche daß er keine direkten Nachkommen Gefigt. | und meiner Ehe wil ich mir Aberhaupt nicht! Uahän,
traf ihn ein zürnender, gebieteriſcher Blick. „Man | Da, fann alſo kein Zweifel mehr obwalten, und laſſen.“ —
ſpricht in der Stadt fhon darüber, man wartet mit dem Adel wird es auch ſeine Richtigleit haben. „Ich wollte nur, meine Frau dächte 19 —
auf bie öffentlich; Verlobung, nachem man Wenn Du aug auf dieſen Punkt Deine Schweſter { nünfiig wie Deine?“ ſeufzte der Stadtrath. 1 Ei⸗
die Beiden fo oft im Theater und im Concertjaal | aufmerfjam maͤchen wollteft, fo würde fie vielleiht | . „Hätteft Dich von Anfang an nicht ? f
beijammen gefehen hat. Du wirſt Dora darguf eher zu einem Entjchluß konmen.“ laſſen ſollen!“ ‚ —
aufmerfjam madjen, daß fie ihrer eigenen Ehre diefe ! „Nun, ich will mit ihr reden,“ erwiderte der „Du lieber Gott, ich that es auch PW 2—
Verlobung ſchuldig iſt, und daß auch ihre Familie Stadtrath. „Wie geſagt, ich habe für den Mann ! halb um den Frieden zu erbalien, in F Bithe
ſie erwarket. Dadurch wird auch dem fatalen Ge⸗ nicht viel ſibrig, Dora muß ja wiſſen, ob ſie glüd- | Haufe.“ — Z
ſchwas uͤber Dornherg ein Ende gemacht, was ſchon lich mit ihm werden kann.“ | . „Wo man die Schwiegermama dreinredel
längſt haͤtte geſchehen ſollen.“ Da ſeine Schwiegermutter nichts auf dieſe Be- da iſt an Frieden nicht zu denlen. 2 ſucht ftl

„Nun ja, ich gebe das Alles zu,“ erwidexte der merkung erwiderte und ſeine Frau ihm jetzt durch | „Du Haft ihr Heute etwas derb Deine / 4

{

Stadtraty gedankenvoll, „aber wenn ich ihr das
ſage, dann geſchieht möglicherweiſe das Gegentheil



(Fertfegung folat.)


 
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