Wr, 188
Auguſt 1934
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zöſiſchen Meldungen zufolge ſind Be—
ungen zwiſchen dem fraͤnzöſiſchen Reſi⸗
en Aufſtändiſchen⸗Führers Abdeel Krim
Marokko vorjehen.
, in Verbannung gelebt, acht Jahre hin—
ende Haft ertragen. Acht Jahre hat er
ein eigenes Leben und ſein Verhält—
Franzoſen und Spaniern nachzuden—
wieviel Eingaben des
en
täuſchungen mögen das ſchmale braune
Marſchall Lyautey, ſein Gegner,
ſo
ſo lange Verbannte, der wie es heißt,
franzöſiſchen Ziviliſation Frieden ge⸗
hHat“, einen „woͤhltuenden Einfluß“ auf
unterworfenen Gebietsteile Marolkos
Man iſt erſtaunt. Hat Frankreich
ſänftigenden Einfluß nötig? Vereiten
aroffo neue Volksempörungen vor? Und
War er nicht ein Gegner Frankreichs,
einen möchte. Der große Gegner der
aute den Ausländern er haßte die Spa—
ber die Franzoſen imponierten ihm
Noch bei ſeiner Kapitulation ver⸗
nem franzöſiſchen Journaliſten, daß
worden ſei. Seine Leute waren em—
r franzöſiſche Grenzverletzungen. Sie
ndern auch religiöſes Oberhaupt des
es war. Er ließ ſich von der Volks—
paniern ſchwere Verluſte beigebracht
Er ſchlug überraſchend auch gegen
*
Krim und die Spanier! Es iſt ein in—
en Stadt Melilla ein
Perſon, der auch den arabiſchen Teil der dort er⸗
ſcheinenden Zeitung „Telegrama de Rif“ redi⸗
gierte und gegen die ſpaniſche Herrſchaft ſeine
Landsleute aufzuwühlen ſuchte. Kein üngebilde—
ter Eingeborener!! Die Berber ſind der reinſte
Raſſenbeſtandteil Nordafritas, Nachkommen der
alten Rumider und Mauretanier, von Negerblut
kaum durchſehßt. Aber der Sohn des Häuptlings
der Beni Uriagel hatte auch europäiſche Bildung
kennen gelernt. Er hatte Spaniſch, Franzöſiſch
und Handelsfächer ſtudiert. Er ſoll ſogar an der
Pariſer Univerſität gehört haben. Dieſer Bil⸗
dungshorizont beſtimmte ihn zum Führer nicht
weniger als ſein Mut ſeine Verſchlagenheit, ſein
politiſcher Sinn. Der Haß gegen die Spaͤnier
wurde ſein Lebensinhalt. Als Kaufmann, deſſen
Familie auch Erzvorkommen beſaß, erwarb ſich
Abd el Krim ein Vermögen. Bei Ausbruch des
Weltkrieges ſoll er Benzin für deutſche Unter⸗
ſeeboote geſchmuggelt haben. Die Franzoſen be⸗
ſchwerten ſich. Grund genug für die Spanier, um
den ſchon lange Unbequemen ſofort zu verhaften.
Bis zum Ende des Weltkrieges lebte der adelige
Kabyle als Gefangener. In dieſer Zeit ſchwoͤr
er Rache. Nach ſeiner Entlaſſung aus dem Ge—
fängnis vergingen kaum drei Jahre und der
Aufſtand von 1921 brach wie ein Sturmwetter
über die Spanier hexein General Syleſtre, der
Kommandant einer Armee von 20 000 Spaniern
fiel. Von ſeinen Leuten kehrten nur 1500 aus
dem eiſernen Ring Abd el Krims zurück.
Und nun begann jener Riffkrieg, der den Na⸗
men der Kabylen und ihres Emirs in der ganzen
Welt bekannt machte. Mit allen Mitteln der
modernen Technit verteidigte Abd el Krim in
ihm jahrelang die Unabhängigkeit ſeines Volkes.
Von Tripolis bis Indien wurde für ſeinen heili—
gen Krieg geſammelt. Von allen Ecken floß Geld,
kamen Waffen, wurde der Aufſtand weiterge⸗
ſchürt und beraten. Mit höchſtens 50 000 Waf—
fenfähigen hat ſich Abd el Krim Armeen wider—
ſetzt, die bis zu 200000 Mann zählten. Erſt als
Frankreich ſich mit den Spaniern verſtändigte,
war das Schickſal der Aufſtändiſchen beſiegelt In
zäher Einkreiſung ſchnürten die Franzofen und
Spanier die Bewegungsfreiheit der Rifkabylen
immer enger. Bis kein Ausweg, kein Durch—
ſchlupf mehr geöffnet blieb und Abd el Krim vor
der Wahl ſtand, zu ſterben oder Gefangener
nicht der Spanier — „Niemals!“ ſagte er, ſon—
dern der Franzoſen zu werden.
Dieſen Mann will Frankreich heute nach Ma—
rokko zurückſchicken. Zu welchem Zweck? Noch
weiß man es nicht. Aber Abd el Krim hat
dieſe Rückkehr prophezeit. Er hat für ſie gearbei—
tet, vom Tage ſeiner Gefangennahme an. In
ſeinen Lebenserinnerungen, die 1927 veröffent⸗
licht wurden, findet ſich der Satz: „Ich zähle auf
Frankreich und würde glücklich und ſtolz ſein, mit
Frankreich zum Beſten meines Landes zuſammen
zu arbeiten.“ Wenn die Meldungen nicht trü—
gen, ſteht der Löwe des Rifs, der Gegner Spa⸗
niens und der Gefangene und Freund des fraͤn—
zöſiſchen Volkes, vor der Erfüllung dieſes alten
Wunſches.
Nom, im Auguſt.
Den Zirkus Maximus, den größten Zirkus der
antiken Welt, kennt man mindeſtens dem Namen
nach von der Schule her. Im heutigen Rom hat
man eine Laſt, ihn zu finden. Er liegt in dem
Tale der Murcia, das ſich zwiſchen den Hüget—
rücken des Palatin und des Aventin von Süds
oſten nach Nordweſten in einem ſpitzen Winkel
zum Lauf des Tibers hinzieht. Die innere Ring⸗
linie der Straßenbahn faͤhrt hindurch aber man
ſieht von dieſer ſchmalen und ſtaubigen Straße
aus weder die Murcia noch den Zirkus. Zur
Rechten erheben ſich in grünem Gebüſch und
unter hohen Pinien die ſteilen Ruinen der pa—
latiniſchen Kaiſerpaläſte, zur Linken verſperten
Bretterwände und häßliche Fabrikbuden und
allerlei baufälliges Gerümpel. den Ausblick.
Etwas weiter dahinter auf halber Höhe des
Aventin, ſteht Strich neben Strich eine Doppel-
reihe dunkler Zypreſſen unter denen die Gräber
des jüdiſchen Friedhofes liegen. Soͤnſt iſt nichts
zu ſehen, bevor man den weiten Platz am Tiber⸗
ufer erreicht der mit einem baroden Spring—
brunnen, einem antiken Rundtempel mit zier—
einheimiſcher
ght by „Schleftidhe Volkszeitung“
Breslau.
Nachdruck verboten)
leſo es kam, daß Truſen die junge
e einnahnt, und obgleich er nie ge—
e, daß ſie ihn hier auffuchen würde,
Tpuſen ja der Adjutant Bülows
ichte ſie war.
Lon, der zwiſchen dem Manne und
chen herrſchte, ſein Herz ſchlug ſchnel—
in ſeine gelblichen Wangen ſchlich
Öte, als er einmal bemerkte, wie
Dame den Offizier anlächelte und
ihren Blick irgendwie verſtändnis—
iderte.
taſtete er mit der geſunden Hand
ie
beiden ſo ruhig und korrekt, als
zählte ihm, daß infolge des Vor—
9 Hoffe, der laͤhmende Druck der
n Einquartierung würde künftig—
ger unangenehm fuͤhlbar ſein.
luchte Ammerndorf mit blaffen Lip—
erzen
Augen ruhten unabläſſig auf Bar⸗
Ichien ihın wieder jehr jdhön. Warum
fute hierher zu ihın gelommen? Um
andspflicht zu genügen . , . oder
Telle an jeiner Berjon?
Sie irgendeinen Wunſch,“ fragte
Umzugehen; das hatte bei ihr da—
lichen korinthiſchen Säulen und dem ſchlanken
Santa Maria in Cosmedin die Ausſicht auf das
jenſeitige Ufer des Tiber eröffnet Steigt man
dann links den Weg hinauf, der zwiſchen dicken
und hohen Nauern auf den Aventin führt, muß
man plötzlich durch dicke Staubwolken hindurch.
Hier wird in ſengender Hitze gearbeitet. Man
iſt gerade dabei, einen Teil der Mauern abzurei—
zen und über die Trümmer hinweg ſieht man
linfs wieder auf die Zypreſſen des jüdiſchen
Friedhofs. Seit Wochen ſchon werden die Grab—
ſteine und Gebeine auf einen anderen Friedhof
gebracht. Denn hier wird auf der halben Höhe
des Apentin und parallel mit dem Abhang des
Valatin, eine neue Straße angelegt, die am 28.
Otktober, dem Jahrestag des faſchiftiſchen Mar—
ſches auf Rom, fertig ſein joll. Gleichzeitig wer⸗
den die erſt im neunzehnten Jahrhundert hier re-
gellos angebauten Schuppen und Fabrithäuſer
entfernt. Von der neuen Straße wird man
dann nicht nur in die hohen ſchmaͤlen Bogen der
Ruinen des Palatin hineinfehen, ſondern auch
einen breiten Ueberblick über das Tal gewinnen,
das die Grundfläche des alten Zirkus Maximus
umſchließt. Syſtematiſche Ausgrabungen ſollen
dann die Reſte des Zirkus freilegen und das rie⸗
Dex Verwundete aber ſah ſie dankbar für
ihre Frage an.
„Wenn Sie mir ein paar Bücher
wollten.“
Aber gern”, ſagte ſie ſofort, was wünſchen
Sie zu lefen?“
Etwas von Herrn von Goethe vielleicht,“
ſagte er mat‘; er fuͤhlte, wie das Fieber wie—
der anſtieg.
Die Leiden des jungen Werther“ vielleicht,
Herr Kamerad,“ ſpöttelte Truſen; denn er
fannte Barbaras Abneigung gegen alles
Weichliche und Sentimentale.
„Damit könnte ich leider nich? dienen!,
ſagte Barbara raſch, „aber die Kriegsgeſänge
von Theodor Körner und die Lieder von
Arndt, die können Sie von mir haben.“
Wieder lächelte Truſen.
Ammerndorf aber rief ſogleich begeiſtert:
„Das iſt herxlich; ich glauhte nur nicht, daß
Mademoiſelle derartige Bücher ihr etgen
nennt. Sie werden mich in dieſen häßlichen
und langweiligen Tagen aufrichten!“‘ —
Noch lange, nachdem die beiden gegangen
waren, Iag der Kranke beglückt und in geho—
bener Stimmung auf ſeinem Lager. Das Fie⸗
ber ſtieg beſtändig aber er fühlte die Schmer⸗
zen kaum in dem bleſſierten Arm.
Sie würde wiederkommen, Hatte ſte geſagt,
und ſie würde ihm Bücher bringen! Bücher,
die ihr Eigentum waren, Stüce ihres eige⸗
nen Lebenst Sr würde ſie in der Hand Hal-
ten, und während er darin las, ihre Nähe
fühlen.
Rote Kugeln tanzten vor ſeinen Augen
war das das impektinente Geſich des Leut⸗
nants Grosdemange oder der Kopf des Arztes,
der mit Meſſern und Sonden in ſeiner Wunde
gewühlt hatte?
Und wer kam dort zur Tür Herein? ,
Die ſtille junge Pflegerin die ſeit ein paar
Tagen kaum von jeinem Bette gewichen war?
Oder war ſie e3 .. ., die ſchöne Dunkel⸗
haarige, mi dem feinen Geſicht und den lo—
dernden Augen? Würde fie wieder ihre tühle
Hand auf die ſeine legen?
Mademoiſelle Barbata hatte der andere ſie
Wie hieß er doch gleih ... er
konnte ſich nicht mehr auf feinen Namen be—
finnen, die Gedanken flogen auseinander wie
wilde Vögel, die, vom Sturme getriehen nicht
leihen
durch Truſens
Die Pflegerin kam jetzt in der Tat herein.
Sie erſchrak, denn ſie fand den Kranken
von AMefer Ohnmacht umfangen und lief ge—
ſchwind, den Arzt zu holen.
Am nächſten Morgen eröffnete man dem
Premierleutnant von Ammerndorf, daß man
ihm, wollte er mit dem Leben davonkommen,
unbedingt den Arm bis zur Hälfte amputieren
müſſe.
7, Kapitel.
Friederite war endlich in Königsberg bei
ihren Verwandten eingetroffen.
Eine zierliche ſchlanke Perſon, in ihren
ſchwarzen ſchlichen Kleidern neben der gro—
ßen ſtättlichen Schweſter faſt dürftig zu nen—
nen, aber mit einem ſüßen Jungniädchenge—
ſicht, das nach der Mode der Zeit ganz von
langen blonden Locken umrahmt war, mit
unſchuldigen blauen Kinderaugen, die nen—
gierig und ein wenig ängſtlich in die Welt
ſchauten.
Das war Friederike, in ihrer ganzen Er—
ſcheinung und Art mehr eine Butenop als eine
Bülow, aber mi* dem Zauber der Jugend und
holden Weiblichkeit begabt, mit der die junge
Provinzſchauſpielerin Laura damals Wbam
Dietrich betört und dann lebenslang an ſich
gekettet hatte.
Ihr glich die fMeine Friederite. Vielleicht
war ſie noch hübſcher als ihre Murter es zu
jener Zeit geweſen war, denn in ihren Adern
floß ja auch das Blut der Buͤlows die ſämt—
lich ſchöne und ſtattliche Menſchen waren.
Friederile war weder heſonders flug noch
geiſtreich noch zeichnete ſie ich ſonſt durch
lrgendwelche Gaben aus. Sie mar einfach
ein liebes herziges Ding, das jeder gern ha⸗
ben mußte.
Auch im Hauſe des Generals gefiel ſie ſo—
gleich ganz außerordentlich; ſie war weit we⸗
niger kompliziert als Barbara und entſchieden
eine bequemere Lausgenoffin; denn ſeit der
Affare mir den Franzoſen haͤtte man dort,
obgleich ja alles noch verhältnismäßig gut
abgelaufen war, doch ein gewiſſes ablehnen-
des Gefühl Barbara gegenüber beibehalten.
Sehr glüclich war dleſe ſelbſt, daß ſie nun
die kleinẽ Schweſter wieder bei ſich hatte; mit
ihr konnte ſie von den Eltern, den gemein—
ſamen Belannten, vor allem von der ver⸗
vom Forum über das Koloſſeum bis zu den Ther⸗
men des Caracalla hinzieht, um einen bisher
tern.
Die Hiſtoriker verlegen die erſten Anfänge des
Zirkus Maximus in die ſagenhafte Zeit der zöm
miſchen Könige. Zu den Wettkämpfen, die im
Tale der Murcia ſchon aus den älteſten Tagen
der Stadt bezeugt ſind, wurden die Bildwerke
der Götter in einem Prundkwagen vom Kapitol
herabgeholt. Die ſpätere Anlage geht zwar auf
griechiſche Vorbilder zurück, ſie wurde aber aus
der Landſchaft und den Maſſenbedürfniſſen der
antiken Großſtadt zu einem eigenen römiſchen
Typ entwickelt, der dann immer wieder, auch in
Rom ſelbſt, nachgeahmt worden iſt. Das langge⸗
ſtreckte Tal der Murcia gab von ſelbſt die Form
der Arena, die Stufenreihen der Zuſchauer wur⸗
den an der Längsſeite an den Hängen des Pa⸗
latin und Aventin hinaufgebaut. Bis zur Zeit
des Kaiſers Neo war die Arena durch einen Waſ⸗
ſergraben von dem Zuſchauerraum getrennt.
Nero ließ die Gräben zuſchütten, um den Platz
für die Zuſchauer zu vergrößern. An der Schmal⸗
ſeite nach dem Tiber zu waren die Gelaſſe für die
Rennwagen. Am gegenüberliegenden Ende, da,
wo heute der große Straßendurchbruch nach Oſtia
vorbeiführt, ſtand der Triumphbogen, durch den
die ſiegreichen Feldherren einzogen und ſich mit
ihrer Beute und ihren Gefangenen prunkhaft
dem Volke zeigten. Längs durch die 200 Meter
lange Arena zog ſich die „Ipina“, eine breite mit
Standbildern und Altären geſchmückte Mauer,
um die im Wettrennen die Wagen herumfahren
mußten. Sie ſtand etwas ſchif zur Längsachſe
und ließ ſo an der Schmalſeite nach dem Tiber
zu einen breiteren Platz entſtehen, auf dem die
Wagen gleichzeitig nebeneinander ſtarten konn⸗
ten. Auf dieſer Mauer ſtanden auch drei große
Obelisken die einſt ihren Platz vor dem Tempel
des ägyptiſchen Sonnengottes in Heliopolis hat⸗
ten und als Beute über das Mittelmeer nach
Rom geſchleppt wurden. In der päpſtlichen Zeit
wurden dieſe Obelisken vor den Lateran, auf der
Piazza del Popolo hinter dem nördlichen Tor
der Stadt, und auf dem Montecitorio vor dem
Palaſt, der heute das italieniſche Parlament be⸗
herbergt, aufgeſtellt. In den Glanzzeiten Roms
ſoll der Zirkus Maximus, in dem außer Wagen⸗
rennen auch Wettläufe, Fauſt⸗ und Ringkämpfe
veranſtaltet wurden, 385 000 Menſchen gefaßt ha⸗
ben. Kritiſche Köpfe haben dieſe Ziffern in
Zweifel gezogen, laſſen aber eine Höchſtzahl von
250000 gelten. Es war immer noch der größte
Zirkus der Welt. Der Oſtgotenkönig Totila hat
hier im Jahre 549 das letzte Wagenrennen ver⸗
anſtaltet. Aber ſeine blonden germaniſchen
Krieger konnten längſt die Plätze des Zirlus
nicht mehr füllen. Die Stadt hatte zur Zeit der
3..‚ermManderung nur noch knapp ein Zwanzig⸗
ſtel der Einwohner, die ſie zur Zeit der römiſchen
Kaiſer bevölkerten. Der Zirkus verfiel, das Tal
verſumpfte, die Malaria 30g ein. Auf einem
Stich aus dem ſechzehnten Jahrhundert iſt die
Anlage in ihren Amriſſen noch deutlich zu er⸗
kennen. Heute müſſen 800 000 Kubitmeter Erde
bewegt werden, um die Ruinen freizulegen. Die
nördlichen Sitzreihen ſtecken unter der Straße,
auf der die Geleiſe der Straßenbahn liegen
Verwandten zu tun immer eine ſcheue Emp⸗
findung zurückhielt.
Vielleicht würde ſie es ſogar über ſich ge⸗
winnen, der Schweſter von ihrer Liebe 3zu
Truſen zu ſprechen. Sie hatte das bisher noch
keinem Menſchen gegenüber getan, nicht ein—
mal Linchen v. Bülow gegenüber, mit der ſie
doch ſo vertraut und befreundet geworden
war.
Jetzt würde es ihr gu“ tun, ſich einmal auss
zuſprechen. Denn mögen Menſchen noch ſe
verſchloſſen ſein, ſo gibt es doch Stunden bet
ihnen, wo ſie ſich alles Glück oder alles Herze⸗
leid von der Seele reden müſſen, zumal wenn
ſe jung ſind; und die immer ſtärker werdende
Neigung Barbaras zu Truſen drohte ihr jetzt
oft das Herz zu ſprengen.
Schon am erſten Abend fühlte ſie ſich ver⸗
ſucht, mit der Schweſter vertraulich über ihre
Liebe zu ſprechen, aber Riekchen begann ploͤtz⸗
lich von einem kleinen Abenteuer zu erzählen,
Das ihr auf der Reiſe begegnet war, von einem
Sturdenten, der ein Stuͤck Weges die gleiche
Poſt mit ihr benutzt und ihr dann ein ſchwär⸗
meriſches Gedichtin ihre Hutſchachtel ge⸗
ſchmuggelt hatte. Sie zeigte der Schweſter
die Verje, in denen viel von Sonne, Lih“,
Vergikmeinnicht, Herz und Trennungsſchmerz
vorkam.
Riekchen lachte herzlich daruber und ſagte,
ſie wolle das Gedicht in ihr Stammbuch HNes
ben.
Barbara ſah ſie ein wenig zerſtreut am, Die
Anweſenheit ihrer kleinen Schweſter, ihr
harmloſes Geſchwätz taten ihr ungemein wohl,
aͤber ſie fand mit einem Male, daß ſie noch
ein Kind jei, und daß ſie von den großen het
ligen Empfindungen, die ſie zu dem Manne
ihrer Wahl hingezogen, auch zu Wr nicht
wuͤrde reden können.
Gin wenig ſeufzend kuͤßte ſie die Schweſter
und riet ihr dann, zu Bette zu gehen; fle
müſſe wohl von der Reife erſchöpft jein .
wie eine Mutter etwa ihr müde geſpiel
Kind zur Ruhe ſchickt.
Und Friederite, von Jugend an den Ges
horſam gemöhnt, tat ſogleich, wie die Schwe
fier ſie geheißen; ſie kufchelte ſich in ihr wei⸗
ches Bet‘, daz man ihr in der neuen Heimat
gegeben, zufvieden und glüclich, eine Stelle
. w
tei
ſtorbenen Mutter ſprechen, was hier bei den
hefunden zu haben, wo — — nun
2 Bleibens ſein wuͤrde. Gort lolci)