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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 1-26)

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Nr. 21 - Nr. 30 (25.Januar - 5. Februar)
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Veite S

Samstag, de« «. yammr 1SSS

S^tt

Ztalien in der -anfe
Von unserem römischen Mitarbeiter.

von den beiden wichtigen außenpolitischen
Ereignissen, die zu Beginn des neuen Jahres
eine neue Grundlegung europäischer Friedens-
ordnung erhoffen lassen, hat sich das e r st e auf
römischem Boden vollzogen. Mit der italienisch-
französischen Annäherung, die in den Vereinba-
rungen zwischen Mussolini und dem französischen
Außenminister Laval einen festen Ausdruck ge-
funden hat, sind alte Spannungen gelöst und
neue Voraussetzungen für eine aufbauende Frie-
densleistung sichtbar geworden. Mit dem glän-
zenden Ergebnis der Saarabstimmnng hat auch
Deutschland an der Wendung der Dinge seinen
vollen Anteil genommen. Auch an diesem zwei-
ten Ereignis ist Rom nicht unbeteiligt. Den
entscheidenden Durchbruch freilich haben dis
Deutschen ander Saar selbst vollzogen. Aber es
ist auch der römischen Diplomatie zu danken
wenn durch die kluge und loyale Vermittlung
des Barons Aloisi die Möglichkeiten, aus der
Bereinigung der Saarfrage den Anfang einer
deutsch-französischen Entspannung zu machen, er-
leichtert worden sind. Die positiven Elemente der
europäischen Lage, die sich in diesem Zusammen-
hang darbieten, sind in den außenpolitischen
Kundgebungen Adolf Hitlers nach der Saarab-
stimmung hell beleuchtet worden. Das dritte
Ereignis ist in der Vorbereitung. Es wird in
seiner Bedeutung zu erkennen sein, wenn das
Ereignis der Besprechungen vorliegt, die Ende
dieses und Anfang des nächsten Monats zwischen
den englischen und französischen Staatsmännern
in London geführt werden sollen. Es wird sich
dann zeigen müssen, ob es gelingt, in dem gro-
ßen Viereck Rom-Paris-London-Verlin die wich-
tigsten politischen Tendenzen in Uebereinstim-
mung zu bringen. Die Frage der deutschen
Gleichberechtigung, der Rüstungen, der Vertie-
fung der Friedensgarantien und der internatio-
nalen Zusammenarbeit stehen mitten in diesem
Spannungsfeld, das nicht zufällig in entscheiden-
der Stunde noch einmal den Grundriß des römi-
schen Viererpaktes erkennen läßt. Es sind die
alten Grundfragen der europäischen Nachkriegs-
geschichte, räumlich und sachlich durch neue Kom-
plexe erweitert und erschwert, die auf gelocker-
tem Boden neu zu überdenken und zu lillen sind.
Die Schwierigkeiten sind bedeutend, aber es
scheint, Latz sich auch die Aussichten für eine groß-
zügige und konstruktive Lösung verbessert haben,
vorerst ist lediglich festzustellen, daß Europa
wieder in Bewegung gekommen ist.
*
Die italienische Politik bleibt mit dieser Be-
wegung in dauerndek Berührung. Aber das
Schwergewicht der Entscheidungen liegt im
Augenblick nicht mehr in Rom. Die so entstan-
dene Pause ist benutzt worden, um die Ergebnisse
der römischen Vereinbarungen über Afrika zu
befestigen. Die italienische Regierung geht daber
von der Tatsache aus, daß nunmehr ihre kolonia-
len Ansprüche in Afrika, die sie aus dem Lon-
doner Pakt über die Bedingungen für die Be-
teiligung Italiens am Weltkrieg ableitete, be-
friedigt sind. Der entsprechende Artikel des
Londoner Paktes, so wurde dieser Tage öffent-
lich festgestellt, ist künftig nur noch unter histo -
irischen Gesichtspunkten zu erörtern.
Der koloniale Besitzstand Italiens in Afrika ist
nach a»ni Zuwachs aus den letzten römi'chsn Ver¬

einbarungen mit Frankreich eine gegebene
Größe, und es kommt jetzt darauf an, ihn mög-
lichst vorteilhaft zu verwalten und wirtschaftlich
zu entwickeln. Unter diesem Gesichtspunkt sind
schon vor längerer Zeit die nordafrikanischen
Kolonien Tripolis und Zyrenaika zu der einheit-
lich verwalteten Kolonie Lybien vereinigt
worden. Mit ähnlicher Zielsetzung hat der ita-
lienische Ministerrat in der vorigen Woche eine
Verordnung verabschiedet, mit der für die beiden
Kolonien an der afrikanisch m Ostküste, Erythräa
und Somali, ein gemein'ames Hochkommissar-ar
eingerichtet wird. Erythräa und Somali sind
räumlich durch den französi'ch-m und britischen
Anteil der Somalikiiste voneinander getrennt
Wenn sie trotzdem jetzt durch eine gemeinsame
Oberverwaltung zusammengsfaßr werden. w
entspringt das zweifellos dem Bedürfnis, die 'm
Wesentlichen gleichartigen Probleme der kolo-
nialen Erschließung einheitlich zu lösen. Aber
die italienische Presse hat nicht versäumt, nach
auf eine andere Gemeinsamkeit der beiden Kolo-
nien sehr deutlich hinznweisen: sie grenzen beide
an Abessinien. Dies ist offenbar der wich-
tigste Hinweis. Italien macht sich, wie man
weiß, Hoffnungen auf führende Beteiligung an
der wirtschaftlichen Entwicklung des äthiopischm
Kaiserreiches. Bei dem römischen Besuche La-
vals sind diese Hoffnungen bestärkt worden. Viel-
leicht ist hier sogur die tiefere Erklärung oasür
zu suchen, daß Italien sich in den afrikanischen
Gebietsfragen mit so verhältnismäßig kleinen
Konzessionen Frankreichs zufrieden gab. Jeden-
falls legt die italienische Regierung jetzt großen
Wert darauf, ihr Verhältnis zu Abessinien grund-
sätzlich zu klären. Die Erenzzwischenfälle der

Auf einem wichtigen Gebiet unserer Wirt-
schaft geht z. Zt. ein Prozeß vor sich, wie wir
ihn selten jemals in der Wirtichastsgesch-chte
erlebt Haden. In einer großangelegten Offen-
sive sollen alle Kräfte des deutschen Bauern-
standes zur höchstmöglichen Produktionsstei-
gerung eingesetzt werden, um Deutschland
einerseits van der Eirttuhr ausländischer Le-
bensmittel und Rohstvfe frei zu machen, an-
dererseits aber die Kaufkraft des Bauern zu
stärken. An die Stelle des ausländischen Kun-
den soll in Zukunft in erhöhtem Maße der in-
ländische treten.
Wie nun diese Erzeugunasschlacht organisiert
wird und wie die verschiedenen Gliederungen
des Reichsnährstandes ineinandevgreifen, um
diesen gewaltigen Umstellungsprozsß durchzu-
führen, ist so interessant und so richtungweisend
für den künftigen Au'bau unserer Wirtschaft,
daß es an einem Beispiel aus dem Aufgaben-
gebiet der ländlichen Kreditgenossenschaften
dargestellt werden soll. Es zeigt sich wie sinn-
voll und lückenlos der Aufbau des Reichsnähr-
standes iü

letzten Monate find auf der Tagung des Völker»
bundsrates nicht behandelt worden. Sie sollen
zunächst durch direkte Verhandlungen bereinigt
werden. In diesen Verhandlungen wird Italien
bestrebt sein, über die unmittelbaren Konflikts-
fälle (die jetzt noch durch einen blutigen Zwi-
schenfall an der französischen Somaligrenze ver-
mehrt worden sind) hinaus die Grundlage des
italienisch-abessinischen Freundschaftsvertrages
ats Voraussetzung für seine wirtschaftlichen Aus-
dehnungspläne wiederherzustellen. Bei der enge-
ren wie bei der weiteren Zielsetzung aber dürste
ch die einheitliche Zusammenfassung der italie-
nischen Interessen an der abessionischen Grenze
als vorteilhaft erweisen.
Mit der Verwaltung des neuen Hochkommis-
sariccks siir Erythräa und Somali ist der bishe-
rige itcckienstchs Kownicckminister General D e
Bono betraut worden. Mit dieser Ernennung
wird die politische V-deutung der kolonialen V"r-
waltun^srftorm noch unterstrichen. General De
Bona ist nicht nur ein alter Kolonialsachmann
— bevor er sechs Jahre lang in Rom das Ko-
lonialrsfsort innehatte, war er Gouverneur 'n
Tripolis —, sondern er aehört auch zu den Qua-
drumvirn der fa'chffti'chcu Revolution, jenen
vier Männern, die seiner Zeit den Marsch auf
Nom geleitet haben. Einer von ihnen, Bianchi,
ist inzwischen gestorben. Der zweite, Graf De
Vecchi, ist heute italienischer Botschafter beim
Vatikan und war früher Gouverneur von So-
mali. Der dritte, Marschall Valbo, residiert ats
Generalgouvsrneur in Lybien. Und nun ver-
tauscht der vierte das Kolonialministerium mit
dem neuen Hochkommissariat. Mussolini selbst
hat die Leitung des freigewordenen Ministeri-
ums übernommen. Ganz deutlich die Absicht
-die Zuverlässigsten und Tüchtigsten unter der
Führung des Duce auf die Posten zu stellen, auf
denen Italien seine wichtigsten Interessen ver-
teidigt. Und ein neuer Beweis dafür, daß Ita-
lien sein Gesicht und seine Zukunft auf die Rand-
gebiete des östlichen Mittelmeeres richtet.
H. Sch.

Die Erzeugungsschlacht stellt an den deut-
schen Bauern austergswölmttche Aniiorderungen
und zwar sowohl an seine Arbeitsleistung, wie
auch an feine finanziellen Kräfte; denn wer
ernten will, muß auch säen. Die schwachen
Kräfte des einzelnen Bauern reichen nicht aus
und hier ist nun den ländlichen Genossenschaf-
ten die große Aufgabe zugefallen, alle Kräfte
und Reserven für die Zwecke der Erzeugungs-
schlacht zu mobilisieren. Um dieser Aufgabe
gerecht zu werden, werden alle Standesgenos-
sen ermahnt, ihre flüssigen Mittel restlos ihrer
Dvrfkasse zur Verfügung zu stellen; denn nur
die geballte Kraft des gewmten Bauernstandes
vermag die gestellte Aufgabe zu meistern. Wie
in Kriegsze'ten alle Waffen mobil gemacht
werden müssen, so muß für die Erzeugungs-
fchlacht die letzte Mark des letzten Dovfgenos-
sen mob'lisiert werden. Die enge Vsrbuuden-
b-sit der Organe der Gm-osseusckaften mit al-
len Dov'-aenossen, die Vertrautheit mit den
örtlichen Wirttchaftsverbättniffen und die Sach-
kenntnis in der Beurteilung der betriebswirt-
schaftlichen Erfordernisse bieten die Gewähr,

Die genossenschaftlichen Dorflassen
in der ErzengnugMachl

M.

Wims Md EiKsnöorff.
Auf sternbestickter Wiese, weitab in einem
Schmollwinkel des Himmels lagern Friedrich
von Schlegel, Novalis und Tieck um Eichen-
dorfs, ihm die Herzlichkeit von Hand und
Wort zu bringen wie alle Sonntage.
Joseph wendet den ins blauende Weltall
verlorenen Vlick den Freunden wie erwa-
chend zu, als Schlegel aus dem bislang ruhig
plätschernden Gespräch heraus die Frage hin-
wirft:
„Erkläre uns doch ein Rätsel, Joseph, —
wie nur konntest du unser leidenschaftliches
Lebenswerk, unsere heiß erstrittene früh-
romantische Weltanschauung von der allum-
fassenden Kunst derart verflachen zu deinen
leichtgeflügelten Liedchen und nachtwandeln-
den Taugenichts-Geschichten?"
Der so hart Angegriffene ist erschrocken:
„Aber, Friedrich, ich sollte mithin euern
hohen Gedanken verfälscht haben? Vertän-
delt als Zauberwort, aus dem die Welt zu
singen anhebt, trifft man es recht? Ernied-
rigt das Lied, das in allen Dingen schläft?
Ich, den man — verzeiht, daß ich selbst es er-
wähne — den letzten Ritter der Romantik
heißt, ich wäre der Bänkelsänger der Ro-
mantik?"
Novalis begütigt: „So meinst du's doch
nicht, Friedrich, — zugegeben, daß unser
Joseph allzu weitab aus der leibhaftigen
Menschsnerde ins Traumreich stapfte — aber
sagen wir: romantische Nachtigall — schon
im Gedenken an dein mir liebstes Gedicht:
Möcht wissen, was sie schlagen
So schön bei der Nacht,
's ist in der Welt ia doch niemand,
Der mit ihnen wacht.
Und die Welken, die reisen.
Und das Land ist so blaß,
Und die Nacht wandert leise
Durch den Wald übers Gras»

Nacht, Wolken, wohin sie gehen,
Ich weiß es recht gut.
Liegt ein Grund hinter den Höhen,
Wo meine Liebste jetzt ruht.
Zieht der Einsiedel sein Glöcklein,
Sie hören es nicht,
Es fallen ihr die Löcklein
Uebers ganze Gesicht.
Und daß sie niemand erschreckte.
Der liebe Gott hat sie hier
Ganz mit Mondschein bedecket,
Da träumt sie von mir."
Tieck fällt snöttisch überlegen und breit
ein: „Nachtigall? Kaum, meine Guten, —
unser E'chendgrsf, köniallch preußischer katho-
lischer Kirchen- und Schulrat im Kultus-
ministerium, lebenslänglich ein pflichtge-
treuer Beamter, eine Nachtigall? Ein Zaun-
könig!"
„Ich stimme für Heidelberger Dachtraufen-
Svatz", ereifert sich Schlegel aufs neue, „ist
nicht dein ganoes Werk eine leicht benebelte
Heidelberger Idylle? Mondschein, Giebel-
dächer und Katzenserenaden! Knabenhaftes
Wunderhorn! Bist doch mitgeritten in
Lützows Schar und kamst nimmer an den
Feind, so auch hast du mitgerufen: Krieg
den Philistern! und lebtest geruhsam aus
ihren Krinven. Ich bin mir gewiß: verweht
ist deine Stimme im Vaterland, Spreu im
Sturm der Zeit —"
Grad als Eichendorfs, traurig abgewendet,
entgegnen will, daß er sein ehrlich Teil aus
ehrlichen Kräften gewollt und getan habe
jederzeit dort, wohin ihn das Geschick gestellt,
da wandelt Petrus gemächlich herzu: „Nun,
Bruder Eichendorff, hast du's bedacht? Ein
Wunsch steht dir bei mir noch frei —" Da
leuchtet er auf: „Ja. sei's darum, einmal
— ein klein Weilchen nur möcht ich wohl
wieder hören den deutschen Wald im herbst-
lichen Wind, das Jagdhorn, Ruf der Zug-
vögel -- Lieder der Lebendigen —"

Auf einen Wink des Himmelpförtners
türmt sich eine Wolke zu gewaltigem Flüster-
gewölbe hoch. Die Freunde schweigen, lau-
schen erstarrt.
Verworren erst, dann näher, näher braust
ein ungeheures Lärmen, Gebrüll der Häfen,
der Städte, — es verhuscht wie ein Spuk, als
' Engel die Wand südlich drehen —- nun
- wuscht ein Strom, sckwn hört man den Schrei
Reifer, nun die Schalmei der Amseln —
Der Dichter steht jäh auf, junge Stim-
men werden laut, sie singen! Singen sein
Lied: O Täler weit, o Höhen" und lassen
gleich darauf folgen: „Wer hat dich, du schö-
ner Wald . .
Bebend, die Fäuste zur Brust gestemmt,
die Lippen dürstend geöffnet, steht Joseph
da, — weiter dreht das Wolkengewölbe;
Quellen tropfen silbern, einen Lehrer hört er
traktieren der wandernden Schülerherde:
„Wem Gott will rechte Gunst erweisen. .
weiter, wefter — atemlos. — Studenten sind
das: „Nach Süden nun sich lenken die Vög-
lein allmwal . . .
Stürmt da nicht der Föhn in den fränki-
schen Borgen. Gewiß kehren nun am abend-
lichen Neckar die Wimer heim, der verklärte
Dichter stimmt ein in ihre, seine Weise: „In
einem kühlen Grunde, da geht ein Mühlen-
rad —"
Väterlich beschämt haben sich die Freunde
«erschlichen; Eichendorff sinkt wie getroffen
in die Knie, stammelt:: Mein Heidelberg —,
aus der grenzenlosen Unendlichkeit klingen
dunkle Stimmen auf, sich umrankend, Lie-
bende:
Schweigt der Menschen laute Lust:
Rauscht die Erde wie in Träumen,
Wunderbar mit allen Bäumen,
Was dem Herzen kaum bewußt,
Alte Zeiten, linde Trauer,
Und es schweifen leise Schauer
Wetterleuchtend durch die Brust —'.
Die Engel, um den Dichter geschart, fallen
jubilierend Lin, K rrrt B y A

daß die Mittel in gerechter WeHe nach
triebsgröße und Kreditfähigkeit an die Dor^»
genossen verteilt werden. Auch die Erfahrun-
gen in der Finanzierung der landwirtschaftli-
chen Erzeugung kommen den Dorfkaffen vor-
trefflich zu statten. Wie selten jemals, zeigt
sich an dem Beispiel der Erzeugungsschlacht
die ganze Bedeutung einer unter der Verwal-
tung des Bauernstandes stehenden GsMnsti-
tution, zeigt sich aber auch der ganze tiefe Sinn
einer berufsständischen Wirtschaftsordnung, die
alle Glieder und alle Mittel eines Wirtschafts-
zweiges zur höchsten Kraftenfaltung für eine
bestimmte Ausgabe, für ein gemeinsames Ziel
einspannen kann.
Niemals wäre im libevaliftrschen System eine
solche Konzentration der Kräfte möglich gewe-
sen. Der Liberalismus hat aus dem.Wertmes-
ser Geld eine Ware gemacht, mit der man ge-
nau so Geschäfte machte, wie mit Kattun, Le-
der oder Kautschuk. Es stand im freien Belie-
ben der libeoalistischcn Bankherren, die ange-
sammslten Kapitalien dort einzuisetzen, wo die
größten Gewinne im konjunkturellen Getriebe
der Weltwirtschaft winkten. Staatspolitische
Gesichtspunkte spielten hierbei keine Rolle.
Ganz anders liegen die Dinge in einer durch
das sittliche Vsrantwortungsbewußtsein aller
Standesgenoissen gebundenen Wirtschaftsord-
nung. Hie werden die Wirtschaftskräfte nur
unter dem Gesichtspunkt, des völkischen Ge-
meinwohl eingefpannt.
Es ist kein Zufall, daß gerade der Bauern-
stand als erster berufen ist, uns diese neu«
Wirtschaftsgesinnung und Gestaltung vorzu-
leben. Im Bauer haben sich die rassischen Werte
unseres Volkes am reinsten erhalten und hier
protestierte auch zuerst die Stimme des Bluts?
gegen eine artfremde Wirtschaftsgebarung. In
der ständisch-genossenschaftlichen Betriebsform
des Reichsnährstandes erleben wir die organi-
satorische Formulierung unseres fanatischen
Willens nach Freiheit und Unabhängigkeit.
In der vom Führer befohlenen ErzeugungS-
schlacht wird der deutsche Bauer beweisen, 'daß
man ohne Einfuhr ausländischer Lebensmittel
und ohne ausländische Anleihen auf der
Grundlage ständisch genossenschaftlicher Selbst-
hilfe ein gesundes Staatswesen schaffen kann.
Dr. Gabriel.


In der Bibliothek der Akademie der Ge-
schichte ist der Archivar Justus Garcia So-
riano bei seiner Katalogisierungsarbeit auf
eine bisher unbekannte Handschrift des 9.
Iahrhnnerts gestoßen Aus paläographischen
Beobachtungen zu schließen, ist der Kode;
zwischen 860 und 870 geschrieben. Erhalten
sind 151 Blätter in gutem Zustand. Am un-
teren Rande der letzten Seite eines jeden
Faszikels bezeichnet eine römische Ziffer die
Zahl der Faszikel. Es fehlen der Handschrift
die ersten. 7 Faszikel ganz und vom achten
die ersten 8 Seiten. Auch am Ende sind einige
Blätter herausgeschnitten.
Die vordere Einbanddecke ist verschwunden.
Die Hintere ist erhalten, sie ist mit Leder be-
zogen, stark gedunkelt. Der Einband der Hand-
schrift ist der älteste Einband, der sich über-
haupt auf spanischem Boden findet.
Der Text stammt von der Hand eines ein-
zigen Schreibers. Es handelt sich um Minia-
turschrist aus der ersten Periode der westgo-
tischen Schrift. Die Verstümmelungen der
Seiten rühren aus einer Zeit, da der Man-
gel an Pergament die Klöster zwang, die un-
beschriebenen Ränder abzuschneiden.
Die späte Auffindung wird verständlich
durch die Geschichte seiner Wanderungen. Im
Jahre 1840 wurde auf Betreiben des Abge«
mÄneten Gallardo in der Kammer eine Bi-
bliothek errichtet. In diese gingen die hand-
schriftlichen Bestände der alten Bibliothek deZ
Vereins der Adeligen ein. Die Bibliothek der
Adeligen verwahrte die Werke, die die Je-
suitsnbibliotbsksn zur Zeit der Vertreibung
der Jesuiten durch Karl III. aus Spanien ent-
hielten. Die Bibliothek der spanischen Kam-
mer bestand aber nur zehn Jahre. 1850 wan-
derten ihrs Bestände in die Bibliothek der
Akademie für Geschichte. Hier wurde die.alte
Handschrif von dem Archivar Garcia Soriano
schon vor einigen Jahren für eine Sonder-
untersuchung bereitgestellt, dis aber erst jetzt
ansgefühvt wurd. Die Augustinerpatres deS
Escorial arbeiten an einer genauen Unter-
suchung der Handschrift.
Aus einem Brief.
Dein Leben ist eine Reihe von Tagen. Viele
Alltage sind es, wenige Sonntage. Alle müssen
dir werden eine Stiege auf der Leiter, die hin-
aufführt zur Ewigkeit. Jedes noch so kleine
Geschehen, sei es Freude oder Schmerz, muß die-
sem Ziel dienen. Und aus jedem Tag mutzt
du wenigstens eine gute Tat mitnehmen.

— Wie alt ist die Zigarre? Die Zigarre
wird in der „Geschichte von Nikaragua" des
spanischen Historikers Goncolo Fernandez de
Oviedo y Valdez im Jahre 1555 zum ersten
Mal urkundlich erwähnt. Nach Deutschland
kam sie im und durch den dreißigjährigen
Krieg Die Landsknechte rauchten die Ta-
bakblätter zu gewaltigen Nollen zusammen-
gedreht, die oft von solchem Ausmaß waren,
daß sie mit beiden Händen gehalten wsv»
Leu mMen.
 
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