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Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 3716 III F 1199,5
Sternberg, Theodor; Radbruch, Gustav [Recp.]
Nachlass Gustav Radbruch. Korrespondenz Theodor Sternberg/Gustav Radbruch: Brief von Theodor Sternberg an Gustav Radbruch — Kanagawa, 22.7.1940

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DR.THEODOR STERNBERG
JUST)ZMiNtSTER!AL.RAT
AGESt-ATT??
g) w
KANAGAWA KEN
TSUJ)DO
HAMAM! YAMA
Ain sehr ausfuehrlichdr Brief an Sie liegt ]
seit lange unvollendet. Er enthielt zunaechst Angabe der entsetz-!
liehen nearals2^monatlichen Beiden, denen nein Sohn erlegen ist. ]
Des so u.eberaus gueti^e Interesse,das Sie ihn viele Jahre hindurch]
gewidmet hat, nachte es mir zur Pflicht, Sie auch um den traurigen!
Ausgang seiner mit soviel Sorge zur Bitte des Lebens und. Beginn ]
selbstaendi&en hinkens gebrachten Daseins mehr als nur obeflaech- [
lieh wissen zu lassen.
Noch hatte ich mich sehr ueber Ihre Wertung seiner
Dissertation .efreut, nachdem die sehr absprechende Beurteilung
seitens der Lausanner Facultaet ihn total entmutigt hatte/. Da er
sowieso von seinen Faehi^keiten zu gering dachte,undseine Leistung
stets mit unverhaeltnismaessigen Lueheaufwand angegriffen,darunter]
erheblich litt, war Ihr <..'rteil von besonderer dichtigxeit. Es ist
ganz Klar, dass jene Leute die Dingeieinfach nicht verstanden haben,
beberdies kleben sie von je an der Jinleitun., und niese war aller
dings, ie ich Robert auch vor der Drucklegung bemerkte, unmoeglic]
Er hat aber meine Ratscaiaege aus uebertrieoener ^ewissenhaftigkei
nicht jei'ol^t. Die Arbeit bringt ja sicher keinen sehr bedeutsa-
men neuen Bedangen; aber ein ausreichendes llaass an brauchbaren
Aufschluessen sicherlich. So auch die hiesigen Collegen. Kimura
(Jtaatsuniversitaet Sendai) hat sie in seiner Darstellung/des
Strafrechts in der grossen japanischen Rechtsencyklopaedie sogar
2mal citiert. Robert hat das aber nicht mehr erlebt. Doch sei es
Ihnen ein Beleg, dass uie uie gie ihm zugewandt, der
Frucht und Nachwirkung nicht bar ist.
Euer den Ausduck -Ihrer Teilnahme konnte ich noch
nicht danken.--<=*-
Und inzmA.cuhn erfahre ich durch einen Brief unseres
alten Freundes Hermann K. , dass auch Sie die gleiche furchtbare
Heimsuyichung getroffen hat. Jas ich selbst erleide Roberts
Ankunft hier war fuer mich sehr wesentlich was Freitags Ankunft
bei Robinson, ....um nur ein., zu sa^en , sa^t Ihnen mehr
als alles andre koennte, wie ic.i mit Ihrem Schicksal fuehle. Den-
ke ich docu oft mit Grauen auch an die vielen andern^mir per/^^-
soenlich niest nahestehenden und unbekannten Eltern, die im Krie-
ge, und jetzt hier nun schon seit 3 Jaaren, iure Kinder verlieren.
Pascal sagt, das traurigste, was einem Kenschen geschehen koenne,
sei der Verlust eines einzigen Kindes; aber er selbst hatte ja kei-
ne Kinder, und ich weiss sehr gut, dass Eltern jedes Kind ein ein-
ziges ist. Kenne wohl die Unersettlichkeitund weiss, dass der Tragt
an andern Kindern (wenn es ihn gibt) die traurige grausige Unwieder
Dringlichkeit nicht ausloescht. ^ei mir kommt Je keinen Ta. wei -
chende Anblick der unsinnig langen unnoetigen durch die falsche


Lieber Radbruch
 
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