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Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 3820,189
Rickert, Heinrich; Lask, Emil [Adr.]
(Heid. Hs. 3820,189): Brief von Heinrich Rickert an Emil Lask — Freiburg i. Br., 1912 Januar 29

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https://doi.org/10.11588/diglit.27584#0001
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lno(
eiburg, den 23.Januar,1912.

(Wh)

lie'ber Lask,

Vielen Dank füt ihren interessanten
Brief. Da die wünschen, daß ich Jhnen meine Ansicht über Jhre Mitteilungen
sagen soll, so will ich sie ihnen natürlich nicht vorenthalten. Aber im Grün
de genormen habe ich nicht sehr viel darüber zu sagen. Vorläufig kann man ja
noch gi r nicht sehen, nie die Dinge sich gestalten v;erden, und' gerade das
ist mir recht angenehm, daß Sie in ihrer jetzigen Stimmung nicht zu einer
Entscheidung genötigt werden. Joh selbst wünsche für Sie ein festes Amt so
bald wie möglich, denn ich bin der Ueberzeugung, daß das auch für Sie in je-
der Hinsicht das Beste ist. Sie überschätzen das Maß ah unangenehmen Ver-
pflichtungen, die ihnen dadurch auferlegt werden würden,und Sie unterschät-
zen vielleicht noch mehr die große Freude, die ihnen sine festes Amt berei-
ten könnte. Sollten Sie in irgend einer vorübergehenden stInnung ein derar-
tiges Anerbieten ablehnen, so würden Sie das ganz gewiß nach kurzer Zeit be-
reuen. Außerdem haben Sie meiner Ansicht nach zu einer solchen Ablehnung
gar kein Recht. Es gibt hen/e so wenige Universitätsdosonten, die sich wirk-
lich ernsthaft mit philosophischen Problemen beschäftigen, daß Sie verpflich-
tet sind, jede Stellung anzunehmen, die sich ihnen bietet, wenn Sie hoffen
dürfen,durch ihre Lehrtätigkeit damit der Philosophie nützen zu können. Sie
können das als festangestellter Dozent doch in viel höherem luaße als bei Jh-
rer Jetzigen f Freiheit; und ich glaube gar nicht,daß Sie deshalb aufgeben
müßtenjsolche Vorlesungen zu halten, wie sie Jhnen jetzt so große Freude ma-
chen. Sie würden auch bei der üotigung ein umfassenderes Golleg zu lesen,
sehr viel lernen, ja,es würde Jhnen das vielleicht sogar noch mehr für die
Ausbildung; Jhrer Ansichten nützlich sein. Augenblicklich überschätzen Sie
wahrscheinlich die griechische Philosophie sehr. Das werden Sie mir selbst-
 
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