Heidelberg, Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 3820,199 Rickert, Heinrich; Lask, Emil [Adr.]: Nachlass Emil Lask (Heid. Hs. 3820,199): Brief von Heinrich Rickert an Emil Lask (Freiburg, 1912 November 15)

nur ein guter Dozent, sondern er neigt auoh nach Allerg was ich ge-
hört habe, in hohem Maße zur Phrase. Daß er es verstehen würde, jun-
ge Männer zum systematischen Arbeiten in der Philosophie anzuregen,
scheint mir ganz außerordentlich zweifelhaft zu sein. Da wäre mir
denn doch die Phänomenologie noch lieher, denn so /ff-*>*ns6 diese
Leute im Grunde genommen sein mögen, so arbeiten sie doch ernst-
haft an systematischen Problemen und wollen vorwärts kommen. Trotz-
dem sollte man versuchen^K. für Heidelberg zu gewinnen, wenn man
einen glänzenden Dozenten haben will, aber man sollte ihm nicht
die philosophische Professur geben, sondern eine Professur für Lit-
teraturgeschichte. wobei er zugleich philosophische Vorlesungen
halten kann. Das wäre das Richtige. und wenn die Heidelberger Fa-
kultät den Hut und die Energie hättd,das durchzusetzen, so würde
sie damit der Universität meiner Ansicht nach einen großen -i-ienst
leisten. Einen besseren litterarhistoriker kann sie gar nicht be-
kommen, und es ist doch eigentlich ein Skandal, daß diese für die
Studenten so wichtige Wissenschaft an der Universität überhaupt
nicht durch einen etatmäßigen Professor vertreten wird. Sie sehen
also, ich stimme Jhnen in mancher Hinsicht vollständig zu. Hur der
Gedanke, daß es '^indelbands Nachfolger sein soll, der doch im We-
sentlichen litterarhistoriker ist, das will mir nicht recht in den
Kopf. Dazu wäre doch Simmel viel geeigneter, und

wenn er überhaupt für Heidelberg zu haben sein sollte, was mich
ganz außerordentlich freuen würde, dann könnte man ihn doch gleich
auf den dsrdentlichen Lehrstuhl setzen.

Daß Sie sich zur Arbeit nichts/wirklich frisch fühlen,
tut mir sehr leid. Jhre Bemerkungen, daß Sie von der Systematik
der Marburger nichts capieren.und daß Sie Hegeldumm sind, brauche