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Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 3820,261
Lask, Emil; Deutsche Literaturzeitung [Hrsg.]
(Heid. Hs. 3820,261): Rezension zu Christoph Sigwart, Logik — o.O., 1913 Juni 21

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https://doi.org/10.11588/diglit.27635#0001
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1557 21. Juni. DEUTSCHE LITERATURZEITUNG 1913. Nr. 25. 1558

vor allem Justin, dessen GedankengäDge er sorg-
fältig darlegt. Das Verhältnis des Angelernten
und des Durchdachten, seine den neuen Glauben
und die Philosophie zugleich umfassende Liebe,
die Gefühlstöne und die praktischen Tendenzen,
die aus den ersten nicht widerspruchslosen Ver-
suchen der Systematisierung wie aus der Aus-
einandersetzung mit dem Judentume herauszuhören
sind, die originellen Ansätze zu einer Entwick-
lung des göttlichen Planes der Menschheits-
geschichte, die liebenswerten und anziehenden
Züge des Menschen werden mit feinem Nach-
empfinden dem Leser nahe gebracht.
Aut Einzelheiten geht Geffcken in der Theolog.
Lit.-Z. 1912, Sp. 745 ff., ein. Die einzelnen Leh-
ren der Autoren hätten in den geschichtlichen Zu-
sammenhang oft noch fester eingefügt werden
können durch Parallelen aus der verwandten
Literatur und terminologische Untersuchungen;
Schwartz hat dazu einen beachtenswerten An-
fang in seinen Registern gemacht. Auf die
beiden Exkurse über Zcyo? und nvevfia sei aus-
drücklich hingewiesen. — Das Werk ist reich
an beachtenswerten Ausführungen, beispielsweise
über die durch den besonderen Zweck bedingte
Einschränkung der christlichen Lehrentwicklung,
über das Verhältnis der Apologeten zur Bildung
ihrer Zeit; in der ovyxqiaig (z. B. Justin und
Tatian) i-t der Autor besonders eindrucksvoll.
Göttingen. P. Wendland.

Notizen und Mitteilungen.
Neu erschienene Werke.
D. Völter, Wer war Mose? Leiden, E. J. Brill. M. 1.
Ambrosii Opera. P. V: Expositio Psalmi CXV11I.
Reo. M. Petschenig. [Corp. script. ecclest. latin. 62.]
Wien, F. Tempsky. M. 16.
M. Peisker, Die Geschichtlichkeit Jesu Christi und
der christliche Glaube. [Sammlung gemeinverst. Vor-
träge.] Tübingen, Mohr (Siebeck). M. 1,20.
P. Fiebig, Die synoptischen Evangelien bearbeitet.
Ebda. M. 0,90.
W. Lüttge, Religion und Dogma. [Ztschr. f. Theol.
u. Kirche. Erg.-H. 1913.] Ebda. M. 2,80.
E. Troeltsch, Gesammelte Schriften. II. Bd.: Zur
religiösen Lage, Religionsphilosophie und Ethik. Ebda.
M. 20.
H. Fab er, Das Wesen der Religionspsychologie und
ihre Bedeutung für die Dogmatik. Ebda. M. 5.
C. Mirbt, Geschichte der katholischen Kirche von
der Mitte des 18. Jahrh.s bis zum Vatikanischen Konzil.
[Sammlung Göschen. 700.] Berlin und Leipzig, G. J.
Göschen. Geb. M. 0,90.
F. G. Peabody. Sonntagsgedanken. Predigten.
Übs. von Cornelia Bruns. Giefsen, Alfred Töpelmann.
M. 2,80.
Zeitschriften.
Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie. 55, 2.
H.Lietzmann, Zur altchristlichen Verfassungsgeschichte.
— J. Böhmer, Absolutheit des Christentums und Ab-
solutheit Jesu. — Fr. Spitta, Zu dem Aufsatz: »Das
Verbot von Schuhen und Stöcken für die Sendboten
Jesu«.

Neue kirchliche Zeitschrift. XXIV, 6. Lueder,
Zur Geschichte des religiösen Lebens vor 100 Jahren.
— W. Rüdel, Sacrificium intellectus. — J. Dräseke,
Eustathios und Michael Akominatos. — J. Lehmann,
Die Theologie an der norwegischen Universität Kristiania
seit deren Bestehen bis zur Gegenwart. 1811—1911
(Forts.).
Zeitschrift für katholische Theologie. 1913, 2. J.
Stiglmayr, Zur Priorität des »Octavius« des Minucius
Felix gegenüber dem »Apologeticum« Tertullians, — B.
Poschmann, Zur Bufsfrage in der cyprianischen Zeit.
— F. Ehrle, Der Kampf um die Lehre des hl. Thomas
von Aquin in den ersten 50 Jahren nach seinem Tode.


Philosophie und Erziehungswissenschaft.
Referate.
Christoph Sigwart, Logik. 4., durchgeseh. Aufl.
besorgt von Heinrich Maier [ord. Prof. f. Philos.
an der Univ. Göttingen]. 1. Bd.: Die Lehre vom
Urteil, vom Begriff und vom Schlufs. 2. Bd.:
Die Methodenlehre. Tübingen, J. C. B. Mohr (Paul
Siebeck), 1911. XXIV u. 506; VIII u. 812 S. 8°.
M. 27.
Sigwarts Werk, das in den letzten Jahrzehn-
ten eioe führende Stellung eingenommen hat, liegt
jetzt in 4., von Heinrich Maier besorgter Auflage
vor. Der Herausgeber hat in pietätvoller Zurück-
haltung den Text ganz unverändert gelassen und
lediglich eine Reihe auch äufserlich von denen
des Verf. unterschiedener, sehr nützlicher An-
merkungen und Literaturhinweise hinzugefügt. .
Einer kurzen Würdigung des S.sehen Buches
stehen grofse Schwierigkeiten entgegen. Denn
seine ganze Stellung in der Entwicklung der
neueren Logik beruht auf einzelnen bedeutenden
Leistungen sowie auf dem Reichtum feiner Einzel-
bemerkungen, nicht aber auf der systematischen
Grundlegung und prinzipiellen Orientierung. Ge-
rade wegen der zeitgeschichtlichen Bedeutung
des Buches ist darum die Besprechung zu dem
unliebsamen Verfahren gezwungen, sich zunächst
von dem Rechenschaft zu geben, worin die gegen-
wärtige logische Forschung sich nicht mehr bei
ihm beruhigen darf. Nur so kann das gerettet
werden, was S. trotzdem zu bieten vermocht hat.
Während Lotze, dessen Logik neben der
S.sehen einen beherrschenden Einflufs ausgeübt
hat, seit den Anfängen seines Philosophierens
— die Tradition des deutschen Idealismus und
Herbarts fortsetzend — die Diskrepanz logischer
und psychologischer Forschungsrichtung auf das
schärfste erkannte, entrichtete S. seinem psycho-
logischen — jetzt hinter uns liegenden — Zeit-
alter den Tribut und vermochte so auch beispiels-
weise die gerade auf diesen Punkt gerichtete
Reinigungsarbeit Husserls nicht zu würdigen (vgl.
Bd. I, S. 24 f.). Noch charakteristischer aber
für die empiristische Epoche des deutschen Den-

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