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Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 3820,278
Lask,Emil; Rickert,Heinrich [Adr.]
(Heid. Hs. 3820,278): Brief von Emil Lask an Heinrich Rickert — o.O., 1899 Oktober 17

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https://doi.org/10.11588/diglit.26849#0002
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(Fortsetzuag ten Briefes vo® 17.10.99)

sehen, also natarwisseaschaftlich volllcoaaenen Begriffen operierende
Theorie prinzipiell nicht eingehenole Best.Dureh diesen Uastand wird
der zweite Fehler, die Ungielchheitlin der Behandlung des Physischen
und des Psychischen historisch und 'psychologisch verstSndlich. Aus dea
Physischen lSsst sich sc gut und leicht eine naturwissensehaftliche
Begriffswelt herausdestiilieren, aus dea Psychischen so eut wie gar
nicht. Die Destlllierarheit wirdialso wesentliehes Merkaal

nur des Physischen, das destilliert werden und so auch das Ergebnis
des Destillationsprozesses etwas ganz ait dea.Wesen des Physischen
Verwachsenes, seine zweite Natur. Der allzeit rJßehendige »realistiseh»-
rationalistische Trieb der abendiandischen Vernunft aacht aus dieser
z^eitea Natur die erste und eigentliche Natur, dle wahre Wirkliehkeit.
Voa kritisehen Standpunkt aus lasst sich der unkritische also voll-
standig durchschauen.

Es wurde aich freuen, wenn aus diesen Beaerkungen hervorgeht,dass
ich Ihrea Brief folgen konnte. Hoffentlich hringen Sie ia dritten Teil
des Aufsatzes nicht zu viel aus dea zweiten Bani der » Grenzen». Eine
solche Vorwegnahae wurde zwar nichts schaden, aber sicher^nicht so
viel nützen wie bei dea Vortrag üher Kulturwissenschaft. Zudea werden
die beiden anderen Teile sehr sehwer und lang genug sein, aach für sich
ein wohl abgerundetes Ganzes bilden . Sie werden doch auch aehreres aus
dea zweiten Kapitel der »Grenzen» rekapitulleren aüssen. Denn so leicht
vertreiben Sie nicht den naturwissenach&ftlichen Realisaus, der heute
schon ia gesunden Menschenverstand so tief eingewurzelt ist. Auch hierin
werden Sie langs&a, sicher und vollstandig durchdringen.

Für die bibliographischen Mitteiiungen Ihres Briefes bin ich Ihnen
ebenfalls zu Dank verpfliehtet. Auf Windelbands Plato bin ich sekr
neugierig. Bei Ihrea Fichte auss men noch Geduld haben. Denn den zwei-
ten Band werden Sie doch unbedingt erst aachen. Ihr Fichte wird nachher
sehr sehnell gehen. Je weniger literarhistorische Studien Sie zu iha
aaehen, desto besser wirdl-erw werden, besonders für Froaann. Sie be-
herrschen Ja gerade das Ewige an Fichte so vollstSndig, dess Sie alles
aus einea Guss aachen k5nnen und aüssen. Für die Zeit bis 1798 benützen
Sie (neben Fichte) Ihren »Gegenstand der Erkenntnis», für tie Zeit bis
1800 sind Sie ganz auf der Hohe, für die spätere Zeit koaaen hauptsach-
lich die »Grundzüge» und die »Beden» in Betracht, in denen Sie auch
ganz ieben. Es bleibt nur noch äie spätere Beligionsphilosophie übrig.
Nieaand kann Fichte so lebendig aaehen wie Sie. Gerade eine solehe Dar-
stellung hat iaaer gefehlt. Kuno Fiseher ist doeh zu lsng und zu sehr -
wenn auch vorzügliche-Paraphrase.Etwas langere Zeit erfordern werden
hochstens noch die Schriften von 1794 und 1795. Nach Erseheinen des
Buches entsteht eine so grosse Begeisterung für Fichte, dass sogar von
aeiner Doktorarbeit ednr paar Exemplere mehr gekauft werden._-_.. - - >
 
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