Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 3820,298
Lask, Emil; Rickert, Heinrich [Adr.]
(Heid. Hs. 3820,298): Brief von Emil Lask an Heinrich Rickert (Auszug) — Falkenberg, 1903 Oktober 9

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27646#0002
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Jf

(Fortsetzung des Briefes vom 9.10.1903)

stützt. Dass das nicht notig ist, kommt S.52 Mitte in de» Zu-
satz zu» Ausdruck: » ... oder wenigstens mich seihst so "betrachte, als
wäre ich auch als erkennendes Subjekt ein Objekt, und zwar ein von
den Gegenständen der Erkenntnis räunlich getrennter Körper.» Ist es
denn etwas so Entlegenes, dass ich»»leh selbst» so betrachte ? Kei-
neswegs ! Der ganze erste Gegensatz von Subjekt und Objekt beruht
ja auf dieser Annahae. Bei den Erörterungen über ihn würde doch stets
von »»eine» Körper nebst »einer Seele» etc. gesprochen. Aber euch ab-
gesehen von dieser Ineonsequenz innerhalb des Buches halte ich es auch
garnieht für prinziiiell von Belang, dass die Beobachtungen an
fremden Menschen ge»acht werden. Und das kom»t in dem an den vorher
citierten sich anschliessenden Satz S 5ß auch durchaus angemessen zum
verräterischen Ausdruck: » Wenn ich den Erkenntnisbegriff auf Beobach-
tungen gegründet hätte, die sich nur auf mein eigenes Erkennen be-
ziehen, und dabei (!) daran gedacht hätte, dass nicht nur die frem-
den Leiber, sondern auch der »eine Objekt ist . » .
In de» »und dabei» ist doch erst der Grund angegeben, auf den es
ankommt.
Ich komae zu noch Unwichtigeren. Die Inmerkung von S.54 gefällt
»ir nicht. Nach meiner Ansicht können Sie Rünsterberg garnieht recht
geben, wenn er die Erkenntnistheorie wie die gesamte Philosophie als ,
die vo» Subjekt ausgehende Wissenschaft den objektiv^ Wissenschaften^^*
entgegenstellt. Ganz einfach deshalb nicht, weil Ihr und Münsterbergs
Subjekttvbegriffe nicht »iteinander vergleichbar sind. Münsterberg
hat ganz recht, die Geschieht© den subjektivierenden Wissenschaften
zuzurechnen, nämlich von seine» Subjektsbegriff aus. Gibt es einen
grosseren und in alle Verzweigungen des erkenntnistheoretischen Spe-
kulierens und Empfindens »ehr hineinreiehenden Unterschied als den
zwischen Ihrem uni Münsterbergs Subjektsbegriff ? Diesen Unterschied
verwischen Sie, u» eine Uebereinstimmung in Worten als erfreuliches
Ergebnis festzustellen. UÄd dabei ist dieses Wort das Wort »Subjekt» und
daber^^eirt diese Anmerkung im »Gegenstand der Erkenntnis». -
Z^a' Kapitel »Subjekt» mochte ich noch kurz auf Folgendes hinwei-
sea. Das erkenntnistheoretische, das oberste Subjekt kann niemals Ob-
jekt werden. Aber für den Philosophierenden wird es doch z.B. Objekt.
Freilich in eine» anderen Sinne, aber in welchem anderen Sinne ? Steckt
vielleicht in de» formalen Subjekt-Objekt-Schema noch manchas Problem ?

dass
es
also
er
Aeusser-
naeh-
für

Ferner: Zugegeben dass Urteilen mehr als Vorstellen ist und
das yt* genügend dargetan wird, ist es »veraussetzungslos» genug
unbegründet zu lassen, dass Erkennen stets mehr als Vorstellen,
dass Erkennen gleich Urteilen sein muss ? Dieser Vorwurf, falls
überhaupt Gründe hat, kennte natürlich nur ganz formalistisch-^-
lichkeiten der Komposition betreffen. Denn in der Sache wird ja
her überall gezeigt, dass man mit de» blossen Vorstellungsbegriff
das Erkennen nicht auskommt: Von eine» rein formalistischen Standpunkt
aus könnte jedoch vielleicht jemand sagen, bei Ihnen stehe geschrieben:
mit dem Vorstellen ist es nicht gegangen, wir wollen es einmal mit dem
Urteilen versuchen. - Ich sage das alles nur, um der Vollständigkeit
halber nichts zu verschweigen. -
Zu dfem S.82 ganz 'bunten an den Fand geschriebenen ist vielleicht
zu sagen, dass mit dem »neuen Begriff des Erkenntnisaktes» doch immer-
hin auch schon ein neuer Begriff von Gegenstand (* Sollen ) gewonnen
ist; allerdings kein »wirklich brauchbarer» d.h. kein transscendenter.
Das Wort »teleologisch» (S.63 oben), das in der Schrift wohl nur ein-
mal vorkommt, möchte ich Sie bitten, obgleich es die Zeilen vorher
implicite erläutert ist, doch noch durch einen weiteren Zusatz noch ein
mal zu erläutern. Wenn 100 Leute 100 Jahre^das Wort »teleologisch»
 
Annotationen