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Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 3820,320
Lask, Emil; Rickert, Heinrich [Adr.]
(Heid. Hs. 3820,320): Brief von Emil Lask an Heinrich Rickert (Abschrift) — Falkenberg, 1907 September 21

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https://doi.org/10.11588/diglit.26648#0001
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Falkenberg» den 21.9.19C7. 3>tfl3,3lO

In Falkenberg halDe ich alle Romantik wieder auf oich beruhen las-
sen und mich dem Transscendentalgrauen zugewandt. Ich bin die Kritik
der reinen Vernunft wieder ein Stück durchgegangen, ub zu sehen, was
sieh aus ihr machen lässt, ob Zeitschriftenaufsätze oder ein Buch. Es
ist eine ganz missliche Sache. Ich bin Jetzt sc weit, dass mlch aus-
schliesslich die allein wiehtige Frage, was richtig ist, interessiert.
Jede Darstellung von Kant ist unter diesem Gesichtspunkt etwas Sekun-
däres, Totes, Hemmendes, eine Verwendung von Scharfsinn und Arbeits-
kraft, die dem rein Sachlichen, Systematischen gewidmet, mich weiter
gebracht hatte. Eine Darstellung Kants ware ein grobes und ungründO“
liches Anschneiden vcn allen mögiichen Problemen. Hedes davcn kcnnte
selbständig eine sehwierige Einzeluntersuehung sein z.B. die Transseen-
dentalpsychologie (Apperzeption etc.). Der ünterschied von analytisch
und synthetisch, von solehen Dingen wie »fcrmale Logik» oder Ketego-
rienlehre ganz zu schweigen. Eine Kant&arstellung würde vcn ^edem ein
bisschen und ein bisschen Undurchdachtes bringen. Schliesslich könnte
man auch fragent warum denn immer Kant, wenn es doch dem Verfasser aufs
Systematische ankommt. Das ist für mich jetzt die schwere Frage: ist
das ganze Hineinbringen von Kant nicht eine unnötige Belastung, eine
Verzogerung eigener Erforschung des Richtigen, eine Vergeudung kost-
barer Arbeitskraft ? Auf der anderen Seite verkenne ich nicht die Vor-
teiler es lässt sich in der Tat das, was mich interessiert, an Kant
anknüpfen, wodurch eine sehr freie Darstellung allerdings von Kant ent-
stehen würde, viel Reflexionen^uber Kant; Kant als Beippiel. aber aller-
dings als berechtigtes Beisniel. denn er ist in all diesen Punkten ja
 
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