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Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 3820,435
Lask, Emil; Kroner, Richard [Adr.]
(Heid. Hs. 3820,435): Brief von Emil Lask an Richard Kroner — Heidelberg, 1912 November 20

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https://doi.org/10.11588/diglit.27960#0002
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- 89 -
(Fortsetzung des Briefes vorn 20.11:1912)
Nackte doch mit dem epitheton wie Mannigfaltigkeit usw.versehen wird.
Allein das kommt doch nur daher, weil sich das logisch Nackte nur »er-
leben», nicht aber formulieren lässt. Wenn wir das logisch Nackte als
ein gewisses Mannigfaltiges bezeichnen, so täuschen wir uns doch darü-
ber nicht, dass es freilich in seiner logischen Nacktheit nicht als/
ein »Mannigfaltiges» erlebt wird. Wir sagen also; jenes logisch "Sackte,
welches man, sofern man es bereits kategorial betreffen vor sich hat,
als ein »Mannigfaltiges» erfasst, dem die Kategorie »Mannigfaltigkeit»
»gebührt», das das bedeutungsbestimmende Moment für »Mannigfaltigkeit»
in sich enthält.
Auch das man vom Inhalt die völlige Bestimmungslosigkeit behaup-
ten (221 unt.) ihn wie Natorp zu einem an Unbestimmtheit
machen müsse, kann ich nicht zugeben. N^cht »bestimmtheits-», sondern
kategoriementblosst ist der blosse Inhalt. Was man aber "»Bestimmtheiten
nennt, sind nicht etwa Kategorien, sondern kategorial betroffene Inhal-
te. Die»Bestimmtheiten» warm und kalt, grün und rot habe ich garkeinen
Grund, dem Inhalt abzusprechen. Absprechen muss ich ihm nur das, wenn
wir so sprechen, freilich stets mit-investierterf kategoriale Moment,
das allerdings gerade das ist, um dessentwillen wir überhaupt von »Be-
stimmtheiten» reden. Also fehlen muss dem blossen Inhalt die (katego-
riale ) »Bestimmtheit» jm den »Bestimmtheiten» als kategoriales Moment.
Nur aus diesem Grunde darf ich wiederum das Formnackte nicht als »ein
Bestimmtes» bezeichnen. Aber wiederum meinen wir damit doch das Be-
deutungsfremde, bei de» wir Jedoch zugleich darauf hinschiäen, dass es,
sofern kategorial betroffen, in der Kategorie Bestimmtheit steht.
Füe heute nur soviel. Ich habe ja gesagt, dass ich auf das eigent-
liche Problem nicht eingehen kann. Weiteres hoffentlich später in münd-
licher Unterredung.
Mit Freude höre ich/ von Ihren grossen Kollegerfolgen. Alles in
allem, Sie stehen in einer glücklichen und vielversprechenden Entwick-
lung.
Mit heriiehen Grüssen auch an Ihre Frau
Ihr
Emil Lask.
 
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