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Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 3820,446
Lask, Emil
(Heid. Hs. 3820,446): Brief von Emil Lask an unbekannte Frau — o.O., 1908 Januar 6

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https://doi.org/10.11588/diglit.26775#0001
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6.1.08.

1-0-3

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Meine lietoe .! Heute war eii» sehr trü'ber Tag, ganz vvie

das Telegraram es schon angezeigt hat, ein Tag, der zum grossen Teil
in Mattheit und Zerstreutheit dahinging. Meinem Grundsatz, mich zu-
sammeazuraifen, bin ieh heute wieder untreu geworden. Aher grade weil
es der Tag des SichhKineinlehens war , ist es wiederum verzeihlich.

Und trotz der heutigen adgenhlicklichen Schlaffheit fühle ichpl mieh
zu neuer Arbeit mutig und habe Lust und Sehnsucht danach, endlieh mich
zu litterariseher Festiegung meiner erkenntnistheoretischert Aufsatze
zu sammeln. Die Vorlesung dieses Wintersy/ird mir allerdings noch man-
che Qual bereiten, da sie über den Bereich dessen, was ich naehher in

meiner Abhandlung behandelh will, hinausgehi?.riet gestern

immer noeh zu einer-allerdings ganz freien-Darstellung Kants, die sieh
n Einleitung in die Kritik der reinen Vernunft» nennen soll, wahrend
icg mehr zu einer wenn aueh noch so bescheidenen systematischen Arbeit
neige. Die Kritik der reinen Vernunft! Mein lieber kleiner Reelamband!
Den darf sich die schöne blonde,als »mythologische Person» verehrte
Frau (an jenem Abend, nach der ersten Teilnahme an den Übungen und dem
Zusammensein im »Ritter»j nicht umsonst haben schenken lassen! (tiiesem

Tag, an dem . mittags nicht abgereist ist, trotzdem Frank

und ich rait Sträussen an der Bahn standen, dem müssen unä werden wir
noch Ehren erweisen.) Das muss in Erfüllung gehen, dass wlr aus dem
Reclambändchen zusammen die Kritik der reinen Vernunft studieren.
Vielleicht schon in. den Osterferien. Ieh denke in diesen Tagen fort-
während# daran, dass wir uns spätestens Abfang März wiedersehen.
 
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