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Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 3820,448
Lask, Emil
(Heid. Hs. 3820,448): Brief von Emil Lask an unbekannte Frau — o.O., 1908 Januar 17

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https://doi.org/10.11588/diglit.26777#0001
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H20 tfi^g

d^rf. 17. 1. 08.

Meiae liebe ....S Du hast mir so viel ua-d—so u

vi-et uad so lieb preschrieben, und ieh aatworte Dir immer nur mit
den kurzen Füllfederbriefen eines aüden Logikers.*|Llso morgens um <

4 hast Du noeh dea Brief herunter getragen,Du Liebet Aber es war
gut,ieh habe ihn sehon sehr sehnsüehtig erwartet,fast besorgt.^
Weisst Du denn,worüber besorgt? Klar habe ieh es selbst nieht ge-
wusst.Es gibt aber nur zwei Hauptbesorgnisse:Dgcss Du Sehweres er-
duldest und dass Du nieht so sehreibst,dass man Dir auf den Grund
der Seele sehen kann.Bisher konnte ieh aoeh auf dem Grunde Deiner
Seele lesea,aueh in den letzten beiden Briefen. Eiaew besehäftigt
mieh jetzt: .

...Du hast ga mit Heeht immer betont,dass Dir die

Dauer kein Masjrfstab für die Stärke eines Gefühls ist.Gefühle
könaen Ja stark ftufleuehten und sehnell vergeh»n,und edn be-
denkliehes Flaekern,von dem sie sish augenblieklieh zwar noeh er-
holen,ist ein Zeiehea des baldigen üntergangs.Aber naeh all dem
will ieh Jetzt gar nieht fragen.Soadera nur,ob es möglieher-
weise ein davo» Unabhägiges giebt. Für mieh gibt es einige wenige
Menschen,die ieh immer mir nahe glauben möehte,um dem Gefühl der
Verlassenheit zu entfeehen,einige,voa denen Wirkungen auf mieh aus-
gegangen sind,die unvergessen sind uad die zu dem oben angedeute-
ten »Unabhängige*» gehören. Soleh Uaverlierbares finde ieh fü* mieh
in Dir.Du darfst es nieht wunderlieh oder verdäehtig finden,Dass
ich sojweit über das Jetztfige hinaus bis in eine mögliehe NegatioMn

des Jetzigen blicke. ..

.... So habe ieh aueh über die Gegenwart

Dir nur Günstiges und Sehönes zu berichten.Denn aueh das einzige
Traurige ist niehts Hoffnungslosesjes ist das starke Einsamkeits-
geföhl,das mieh jetzt oft befällt und aüs der Sehnsucht nach Dir
stammt.Doch ganz automatiseh,dureh unaufhaltsam andrängende Gewoha-
heit,betäube ieh A1 1 e s,oder vielmehr es betäubt sieh in mir

Alles durch Arbeit. .....

. Aus manchen Deiner Briefe,ganz viel-

leieht erst aus ihnen,habe ich Dich für aljte Zeit erkonnt.Siehst
Du,was R und die ganze Welt über Dieh denken würde,

kommt garnieht in Betraeht,ist nieht das geringste P^r o b 1 e m.
Wie Du bist,ist für mieh das Sieherste von der Welt .*flur einmal
noeh mit Dir zusammen sein! Komm bestimmt naeh Heidelberg.Aber
g e n ü"g e n kann das natürlieh nieht,wir müsKen eine Zeit ganz
für uns haben £

d. 20.

f'

: Mein lieb^e^xf/: : : : : ! Ieh wipDNkir heute nur^ttfc Deine Brief«

dahken, aur^dr^it Du einen Gruss fiibäest, fall^TJu mdrgen zur Po'st

rehstiW^« Du ge's^hrieben hast,hat mirNunenddieh wohüj

sNlls^aunh immer^wissenlwie sehr ieh a^Jres verstehe, die/unab-

weJ^rbarenNVerwiekelh^gen und Schwieriglte'Nten der ganz^nNLage .Nimm

»ch ^immer-^n a lß eim\ an,dass was/Du au*h denken/ünd besehliessen

'mögest/ich es nachfühleb mnd 1 i e^ "d e n wefcde. Du/musst es\in

vielem sehoni ^pfu vhde_n habern >swie/^ehr ich an Dloh^glaube . In ut^serer

ganzen Besp^hung warst JDu dlexFiihrends, ich mei'n^dch in dem Siune,

dass Du ßcv unbedingte l^asjtab und die Leite'rin meines Erlebens

und Be^ähens tf&rst.Das g c^n i>:£h,?_« igäQf£b£ft rin
hast Du mich for’bgerissiTn, zur fre'üdigen Aneritennung^
 
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