„Hoheitsakte“ sich schon einer anderen Sprache als der der Caesaren zu
bedienen, die seine Kanzlei so wunderbar meisterte. Denn zum Sagen
des Ewigen kam das noch wenig monumentale Volgare nicht in Betracht,
wie ja selbst Dante unterscheidet zwischen dem ewigen und unveränder-
lichen Latein als dem Herrn und dem unbeständigen, veränderlichen
Volgare, dem Diener. Die kaiserlichen Sakralien aber galten für die Ewig-
keit. Dennoch waren auch in Italien schon Ansätze vorhanden, dem Vol-
gare selbst eine Weihe zu geben, wenn auch erst Dantes „poema sacro“
das Endgültige schuf. Denn fast gleichzeitig mit den ersten Liedern
Friedrichs II. hatte der „Spielmann des Herrn“, hatte Franz von Assisi
gesungen. Seine Sprache war noch ein rohes und stark lateinhaltiges
Volgare, aber ein Sagenmüssen, eine „Seele“ brach hier hervor, die
Friedrich und den Siziliern fehlte. Für Friedrich II. war das Volgare
nicht die Sprache, in der Tiefe und Größe und Feier zu künden war, son-
dern ihm galt es als die leichte lebendige Sprache höfisch-weltlicher
Festlichkeit. Nicht mehr sind diese Lieder und wollen auch nicht mehr
sein, als der Ausdruck weltlicher Festfreude und des heiteren ritterlich-
höfischen Lebens, das die Gegenwart will und dem Augenblick dient.
Darum kommt es gar nicht darauf an, daß im Vergleich zu den Proven-
zalen in den sizilischen Sängen kaum ein neues Denken und Fühlen ent-
halten ist: ihr Sinn war nur der, beim Fest schön zu sein, und wich-
tig war, nicht was hier gesungen wurde, sondern daß man über-
haupt sang und zwar in der Sprache des Volks und der Menschen,
unter denen man lebte. Doch nicht nur Versmaß und Gedankengut hat
der sizilische Hof, hat Friedrich II. selbst den Sängern der Auvergne Li-
mousin und Provence entlehnt, sondern was nicht minder wesentlich
war: deren Lebensfreude und Lebensstimmung ihr heitrer festlicher
Glanz wurde erwidert von dem Hofe, dem Kaiser und seinem ganzen Ge-
schlecht.
Weniges hebt den Staufer Friedrich aus der Reihe großer Herrscher
so eigenartig heraus, als die durch alle Schrecknisse bewahrte gleichge-
wichtige Heiterkeit., jene durchgeistete Heiterkeit des Allüberlegenen,
der auf Erden aus göttlichen Höhen die ganze Welt überschaut und dazu
noch sein eignes Sein: von Jupiter her darum „jovialitas“ geheißen oder
„serenitas“ im kaiseramtlichen Sinne. Nicht nur an den großen fürst-
lichen Geist, auch an eine bestimmte Weltreife ist diese Heiterkeit gebun-
den, an eine überschaubare, fertige und gefestigte Welt, und darum ist
sie beim Herrscher so selten: unter Monarchen dieses Maßes ähnlich
wohl nur noch bei Caesar zu finden. Nach Friedrich II. blieb diese Hei-
terkeit; verbunden mit den entsprechenden Weiten Höhen und Tiefen,
bedienen, die seine Kanzlei so wunderbar meisterte. Denn zum Sagen
des Ewigen kam das noch wenig monumentale Volgare nicht in Betracht,
wie ja selbst Dante unterscheidet zwischen dem ewigen und unveränder-
lichen Latein als dem Herrn und dem unbeständigen, veränderlichen
Volgare, dem Diener. Die kaiserlichen Sakralien aber galten für die Ewig-
keit. Dennoch waren auch in Italien schon Ansätze vorhanden, dem Vol-
gare selbst eine Weihe zu geben, wenn auch erst Dantes „poema sacro“
das Endgültige schuf. Denn fast gleichzeitig mit den ersten Liedern
Friedrichs II. hatte der „Spielmann des Herrn“, hatte Franz von Assisi
gesungen. Seine Sprache war noch ein rohes und stark lateinhaltiges
Volgare, aber ein Sagenmüssen, eine „Seele“ brach hier hervor, die
Friedrich und den Siziliern fehlte. Für Friedrich II. war das Volgare
nicht die Sprache, in der Tiefe und Größe und Feier zu künden war, son-
dern ihm galt es als die leichte lebendige Sprache höfisch-weltlicher
Festlichkeit. Nicht mehr sind diese Lieder und wollen auch nicht mehr
sein, als der Ausdruck weltlicher Festfreude und des heiteren ritterlich-
höfischen Lebens, das die Gegenwart will und dem Augenblick dient.
Darum kommt es gar nicht darauf an, daß im Vergleich zu den Proven-
zalen in den sizilischen Sängen kaum ein neues Denken und Fühlen ent-
halten ist: ihr Sinn war nur der, beim Fest schön zu sein, und wich-
tig war, nicht was hier gesungen wurde, sondern daß man über-
haupt sang und zwar in der Sprache des Volks und der Menschen,
unter denen man lebte. Doch nicht nur Versmaß und Gedankengut hat
der sizilische Hof, hat Friedrich II. selbst den Sängern der Auvergne Li-
mousin und Provence entlehnt, sondern was nicht minder wesentlich
war: deren Lebensfreude und Lebensstimmung ihr heitrer festlicher
Glanz wurde erwidert von dem Hofe, dem Kaiser und seinem ganzen Ge-
schlecht.
Weniges hebt den Staufer Friedrich aus der Reihe großer Herrscher
so eigenartig heraus, als die durch alle Schrecknisse bewahrte gleichge-
wichtige Heiterkeit., jene durchgeistete Heiterkeit des Allüberlegenen,
der auf Erden aus göttlichen Höhen die ganze Welt überschaut und dazu
noch sein eignes Sein: von Jupiter her darum „jovialitas“ geheißen oder
„serenitas“ im kaiseramtlichen Sinne. Nicht nur an den großen fürst-
lichen Geist, auch an eine bestimmte Weltreife ist diese Heiterkeit gebun-
den, an eine überschaubare, fertige und gefestigte Welt, und darum ist
sie beim Herrscher so selten: unter Monarchen dieses Maßes ähnlich
wohl nur noch bei Caesar zu finden. Nach Friedrich II. blieb diese Hei-
terkeit; verbunden mit den entsprechenden Weiten Höhen und Tiefen,