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Hampe, Karl [Oth.]
Nachlass Karl Hampe: Letztes Korrekturbogen-Exemplar von Kantorowicz mit meinen kritischen Bemerkungen (Manuskripttitel) — Heidelberg, 1926-12-28/​1927-1-29

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https://doi.org/10.11588/diglit.34052#0597
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Den Kaiser wußten sie in Turin.. König Enzio, zu dessen Bezirk Parma
gehörte, belagerte gerade eine Burg im Gebiet von Brescia., die ghibel-
linischen Ritter Parmas aber waren zu der Hochzeitsfeier eines der Ihren
versammelt und schon „des Weines und reichlicher Speisen voll“. Trotz-
dem sprangen die Ghibellinen sofort zu Pferde, als ihnen die nahenden
Guelfen gemeldet wurden. Geführt von dem kaiserlichen Podesta Arrigo
Testa von Arezzo, dem ritterlichen Dichter und Freunde des Kaisers,
stürmten sie den Guelfen entgegen, die sie noch außerhalb der Stadt er-
reichten. Doch gleich bei dem ersten blutigen Zusammenprall wurden
die Kaiserlichen geschlagen: „wie ein König“ streitend fiel Arrigo Testa
und mit ihm zahlreiche andre, so daß die Guelfen ungehindert in die
offen vor ihnen liegende Stadt einziehen konnten. Denn Friedrich II.
hatte die Befestigungen Parmas schleifen lassen., aus einer fein erklü-
gelten Vorsicht, da er voller Mißtrauen gegen Parma stets den Verrat
von innen her gefürchtet hatte, nie aber einen Angriff von außen. Infol-
gedessen vermochte sich auch die ziemlich starke deutsche Besatzung
nicht mehr zu halten und andern Widerstand fanden die Sieger nicht
vor: denn das Volk selbst blieb gleichgültig. Kaum war aber die Über-
rumplung geglückt, als Parma auch von allen Seiten, wie es verabredet
war, Hilfe erhielt: sowohl die andern guelfischen Städte wie die aus kai-
serlichen Städten verjagten Guelfenparteien eilten nach Parma und un-
ter Führung des päpstlichen Legaten Gregor von Montelongo nahte
gleich darauf aus Mailand ein starkes Hilfskorps, bei dem sich auch Or-
lando di Rossi befand. Allen Feinden des Kaisers, die lange genug zur
Untätigkeit verurteilt waren, bot sich jetzt Gelegenheit, an einem Punkt
die gesammelte Kraft einzusetzen: innerhalb kürzester Frist sollte das
Ringen um Parma zur Sache des gesamt-italischen Guelfentums werden.
Friedrich II. erkannte sofort die ganze Gefahr. Der Zug nach Lyon, die
Heerfahrt nach Deutschland wurde aufgegeben und in Eile der Rück-
marsch angetreten. Das kaiserliche Ansehen verlangte strengste Bestra-
fung der abtrünnigen Stadt, die überdies strategisch von höchster Be-
deutung war, weil sie die einzige Verbindung mit dem Süden beherrschte ..
und wichtiger als alles andere war dem Kaiser die Herrschaft über Ita-
lien: „Nur eine Sorge wohnt unserm Herzen inne: Italiens schwer er-
schütterten Staat wiederherzustellen.“ Zwei Wochen nach dem Abfall
erreichte der Kaiser Cremona, wo er sich mit Ezzelino, den er hier nebst
600 Rittern antraf, vereinigte. Zwei Tage später lag er vor Parma, wo ihn
schon König Enzio erwartete. Der hatte seinen unglückseligen Streif-
zug gegen Brescia abgebrochen, war nach Cremona geeilt und von dort
mit allen Waffenfähigen gegen Parma gezogen. Doch mit den wenigen

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