niemals für die Öffentlichkeit bestimmt war. Aber dies
letztere — so könnte man einwenden — gilt sicherlich
ebenso für die meisten Handzeichnungen Rembrandts,
mögen sich darunter auch etliche Blätter befinden, deren
Zweck sich in ihnen selbst erfüllt — aber als einer Art
von privatester Äußerung künstlerischen Selbstgesprächs
oder menschlicher Tagebuchnotiz. Für uns sind sie die
kostbarsten Zeugnisse des Rembrandtschen Genies ge-
worden. Auch von dieser Gattung von Handzeichnungen
findet sich bei Paula Modersohn so gut wie nichts. Mag
sie in ihren geschriebenen Tagebuchaufzeichnungen vor
allem der Frühzeit uns noch so viel von ihren persön-
lichen Empfindungen und Gefühlen vermitteln, und mag
in ihre Kunst noch so viel von ihrem Jungmädchen-
schwärmen und ihrem Frauenwesen eingegangen sein,
mag ihr ganzes Werk Selbstbekenntnis sein, für das die
Fülle der gemalten Selbstdarstellungen nur symbolisch
ist, alles dies ist auch und gerade in den Handzeichnun-
gen durch das Sieb ihres künstlerischen Bewußtseins ge-
gangen, um erst als geläuterte künstlerische Form nach
außen zu treten. Und künstlerische Form, Stufen künst-
lerischer Form und künstlerischer Formwerdung, sind
alle die Hunderte von Aktstudien und landschaftlichen
Naturaufnahmen, die Figuren-, Kopf- und Handstudien,
die Kompositionsskizzen und ausführlicheren Komposi-
tionsvorzeichnungen, die wir uns für jedes größere aus-
geführte Bild zu denken haben in zusammenhängender
Folge planmäßiger Vorbereitung. Es ging ihr darum,
alles Zufällige und Improvisierte aus ihrer Kunst aus-
zuscheiden zugunsten einer stetig gesteigerten Verein-
fachung von Form und Aussage. Alles Abgekürzte und
scheinbar Summarische in Bild und Handzeichnung ist
bei ihr nicht Niederschlag eines spontanen impressioni-
stischen Eindrucks, sondern das wirklich erarbeitete Er-
gebnis von eindringlichsten Anschauungen und Durch-
schauungen der Dinge. Mag sie im Croquis noch so leicht
und flüssig die Rundungen eines Aktes umschreiben, im-
mer ist darin die plastische Fülle bewahrt, die diese
Blätter an Bildhauerzeichnungen erinnern läßt, eine
plastische Fülle, die sich nur aus dem prüfenden und
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letztere — so könnte man einwenden — gilt sicherlich
ebenso für die meisten Handzeichnungen Rembrandts,
mögen sich darunter auch etliche Blätter befinden, deren
Zweck sich in ihnen selbst erfüllt — aber als einer Art
von privatester Äußerung künstlerischen Selbstgesprächs
oder menschlicher Tagebuchnotiz. Für uns sind sie die
kostbarsten Zeugnisse des Rembrandtschen Genies ge-
worden. Auch von dieser Gattung von Handzeichnungen
findet sich bei Paula Modersohn so gut wie nichts. Mag
sie in ihren geschriebenen Tagebuchaufzeichnungen vor
allem der Frühzeit uns noch so viel von ihren persön-
lichen Empfindungen und Gefühlen vermitteln, und mag
in ihre Kunst noch so viel von ihrem Jungmädchen-
schwärmen und ihrem Frauenwesen eingegangen sein,
mag ihr ganzes Werk Selbstbekenntnis sein, für das die
Fülle der gemalten Selbstdarstellungen nur symbolisch
ist, alles dies ist auch und gerade in den Handzeichnun-
gen durch das Sieb ihres künstlerischen Bewußtseins ge-
gangen, um erst als geläuterte künstlerische Form nach
außen zu treten. Und künstlerische Form, Stufen künst-
lerischer Form und künstlerischer Formwerdung, sind
alle die Hunderte von Aktstudien und landschaftlichen
Naturaufnahmen, die Figuren-, Kopf- und Handstudien,
die Kompositionsskizzen und ausführlicheren Komposi-
tionsvorzeichnungen, die wir uns für jedes größere aus-
geführte Bild zu denken haben in zusammenhängender
Folge planmäßiger Vorbereitung. Es ging ihr darum,
alles Zufällige und Improvisierte aus ihrer Kunst aus-
zuscheiden zugunsten einer stetig gesteigerten Verein-
fachung von Form und Aussage. Alles Abgekürzte und
scheinbar Summarische in Bild und Handzeichnung ist
bei ihr nicht Niederschlag eines spontanen impressioni-
stischen Eindrucks, sondern das wirklich erarbeitete Er-
gebnis von eindringlichsten Anschauungen und Durch-
schauungen der Dinge. Mag sie im Croquis noch so leicht
und flüssig die Rundungen eines Aktes umschreiben, im-
mer ist darin die plastische Fülle bewahrt, die diese
Blätter an Bildhauerzeichnungen erinnern läßt, eine
plastische Fülle, die sich nur aus dem prüfenden und
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