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100. Kunstauktions-Katalog von Hugo Helbing der vorzüglichen Sammlungen Hofrat Dr. G. J. von R. in K., Gustav Bader, Mülhausen i. E. etc.: wertvolle Porzellane - hervorragende Arbeiten in Silber, Bronze, Kupfer, Zinn ...; Versteigerung in München unter Leitung des Kunsthändlers Hugo Helbing, Montag den 28. bis Mittwoch den 30. April 1902 — München: Helbing, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.59108#0007
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Vorwort.

IVlulta paucis, Vieles mit Wenigem, das ist wohl die bezeichnendste Signatur für die in dem vor-
liegenden Katalog beschriebenen Sammlungen. Die Bedeutung der letzteren liegt nicht in der Quantität,
sondern sie liegt beschlossen in der Qualität der einzelnen Objekte. Non multum sed multa wird jeder Kenner
zugeben, der die Ausstellung der zur Versteigerung gelangenden Gegenstände während der Tage, die der
Vorbesichtigung bestimmt sind, besucht hat, wie auch jeder, der den Illustrations-Apparat der grossen Ausgabe
des vorliegenden Katalogs eingehender examiniert.
Die zahlreichen Abbildungen, die zum allergrössten Teile einen hinreichenden Begriff von der
Schönheit und dem Werte der Objekte vermitteln, entheben mich aller näheren Hinweise auf den besonderen
Reiz, die eigentümliche Feinheit, die seltene Modellierung, bemerkenswerte Technik einzelner Stücke. Aus dem
gleichen Grunde habe ich auch im Allgemeinen darauf verzichtet, der Beschreibung der Objekte besondere
Lobpreisungen betr. Schönheit und sonstiger Vorzüge beizufügen. Nur in denjenigen Fällen, da die Reproduktion
nur eine mangelhafte Idee von der Herrlichkeit des Originals zulässt, habe ich die Beschreibung durch entsprechende
Hinweise ergänzt. Der Umstand, dass dem Katalog nicht eine einheitlich geschlossene Sammlung, sondern (wie
schon der Titel angibt) mehrere Collectionen zu Grunde liegen, hat ein systematisches Arrangement, einen
harmonischen Aufbau der Anordnung des Verzeichnisses ausgeschlossen, vielmehr ein gewisses Nebeneinander
der verschiedenen Richtungen der Kunstthätigkeit bedingt. Lediglich darum möchte ich an dieser Stelle eine
zusammenfassende Übersicht des Inhalts geben, wenn auch nur in der Form eines resume rapide.
Der Anordnung der entsprechenden Hauptabteilungen im Allgemeinen folgend, erwähne ich zuerst
die Porzellane. Sie sind zum grössten Teile in Bezug auf Manufaktur, Epoche, Modellierung, Decor von
einer Qualität, wie sie im Handel immer seltener vorkommen. Unter den Arbeiten in Silber befinden sich
viele von hervorragender Qualität, bedeutsame Werke der deutschen Silberschmiedekunst. In der Abteilung
der Teppiche und anderen Textilien begegnen wir Stücken allerersten Ranges; zeichnen sich die einen
durch die Vorzüglichkeit der Technik und die Anmut der Darstellung aus, so fesseln andere nicht minder
durch den Reichtum der Ornamentation und eine grosse malerische Gesamtwirkung. Bei den Perser-
teppichen und polnischen Gürteln, unter denen ganz hervorragende Seltenheiten mit Signaturen, wird auch
das verwöhnteste Auge, der durchgebildetste Geschmack durch eine ganz eigenartige Farbenpracht
überrascht. Ebenso findeAwir unter den Arbeiten in Bronze, Kupfer, Zinn viele Stücke, die sich durch eine
eigene charakteristische Schönheit auszeichnen. Unter den chinesischen und japanischen Gegenständen befinden
sich Seltenheiten ersten Ranges. Wollte ich der Bedeutung der Waffen gerecht werden, müsste ich eigentlich
fast jedes Stück besonders hervorheben, das eine als Meisterwerk der Waffenschmiedekunst, das andere wegen
seiner seltenen Form, ein drittes wegen seiner herrlichen ornamentalen oder figürlichen Aetzung, wieder ein
anderes als provenance celebre, etc. Diese Hervorhebung wäre umsomehr geboten, als die Abbildungen kein
genügendes Bild der ganzen Schönheit der Aetzung und Inkrustierung dieser Objekte zu geben vermögen.
Erwähnt sei noch, dass die hier vorkommenden Waffen fast sämtlich zur ehemaligen Sammlung R. Zschille
gehörten und detaillierte Abbildungen der einzelnen Stücke in dem grossen Tafel-Werke über diese Sammlung
zu finden sind.
Gegen den Schluss hin der einen Sammlung (G. Bader) findet sich ein kleines, Antoine Watteau
zugeschriebenes Gemälde. Ich bin weit entfernt, dieses Bild als eine piece de resistance zu bezeichnen, aber
es ist sicher ein kleines, ganz prächtiges Werk voll charakteristischer, für Watteau sprechender Züge, z. B.
die schöne harmonische Farbengebung, die reizvolle graziöse Behandlung der Figuren, die poesievolle Auffassung
der Landschaft etc. etc.
 
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