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Bassermann-Jordan, Ernst von; Pannwitz, Walther von [Oth.]; Hugo Helbing [Contr.]
Die Sammlung von Pannwitz, München: Kunst und Kunstgewerbe des XV.-XVIII. Jahrhunderts; Auktion in München in der Galerie Helbing, Dienstag den 24. und Mittwoch den 25. Oktober 1905 — München: Helbing, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.56467#0041
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SKULPTUREN IN HOLZ.

19

106 Die Legende vom heiligen Eligius. Holzrelief mit reichlichen Spuren alter Polychromierung.
Ein Landsknecht in der malerischen Tracht des beginnenden XVI Jahrhunderts, das federngeschmückte Barett keck über den Rücken
geworfen, stützt den Stumpf des Vorderfußes eines Schimmels. Der verstörte Gesichtsausdruck des letzteren deutet an, daß das Tier
vom Teufel besessen ist. Die Hand des heiligen Eligius umfaßt den auf einen Ambos gelegten abgeschnittenen Fuß des Pferdes, an
welchen er ein neues Hufeisen schmiedet. Das nach Wiederansetzung des Gliedes zu erwartende Wunder des Exorzismus wird durch
den Landsknecht antizipiert. Sein Mund ist, den Ruhm des Heiligen der Welt verkündend, geöffnet, die Rechte begeistert erhoben. Das
seelenvolle, milde Antlitz des Heiligen ist von einem Barett beschattet, sein Leib mit dem Schurzfell umgürtet. Im Hintergrund Esse und
Blasebalg. — Das Relief ist in ein profiliertes Gehäuse gestellt, letzteres oben durch drei gotische, mit Maß- und Laubwerk angefüllte
Bogen geziert. Zahlreiche Spuren der alten Polychromierung an den Figuren, wie am Gehäuse. Die vollkommen im Originalzustand
befindliche Rückwand des letzteren mit antikem roten Samt ausgeschlagen. Hervorragende Skulptur von meisterhafter Modellierung
und ungemein inniger Auffassung. Besonders bemerkenswert durch die naive und geradezu genrehafte Behandlung, die wohl kaum
in einem zweiten Werk des Mittelalters in so ausgesprochener Weise zutage tritt. Schwäbisch. Um 1500.
Höhe 123 cm. Breite 98 cm.
Siehe Tafel XXXII.

Vergl. Zeitschrift des Münchener Alt ert ums - Vereins, Jahrgang 1898, Seite 23 und Titelbild.

Dr. Hirth, Formenschatz 1905, Nr. 53.

Ausgestellt: Retrospektive Ausstellung München 1901.

Nr. 107.


Nr. 10S.


107 u. 108 Zwei Altarflügel. Holz, geschnitten, polychromiert und vergoldet.
Auf dem ersten Relief das Christuskind von Engeln umgeben, angebetet von Maria und Joseph. Im Hintergrund Ochse
und Esel, sowie zwei Hirtenknaben in realistischer Tracht. In den Wolken ein singender Engel. — Auf dem zweiten Relief die
heiligen drei Könige, dem von Maria auf dem Schoß gehaltenen Kinde ihre Spenden darbringend. Im Hintergrund Joseph, in den
Wolken zwei Engel. Hintergrund, Fleischteile und Gewänder auf beiden Reliefs in alter Polychromierung und mit reicher, gut erhaltener
Vergoldung. Die gotisierenden Rahmen spätere Zutat. Tirol. Um 1500. Höhe Sy cm. Breite yS cm.
Siehe Textabbildung.
Ausgestellt: Retrospektive Ausstellung München 1901.

109 Gotische Figur, den heiligen Georg darstellend.
Den Schaller auf dem Haupt, in beiden Händen den (ergänzten) Speer haltend und auf dem Drachen stehend. Die Beine
sind nach gotischer Art in tänzelnder Weise vor einander gestellt, der Körper nach vorne gebeugt. »Wundervoll in der Auffassung,
der Bewegung und im ruhigen, siegesbewußten Ausdruck erscheint diese vollkommen runde Figur als ein hochbedeutendes Meisterwerk
schwäbischer Kunst und kann mit dem allerbesten dieser Art konkurrieren.« So Katalog Kuppelmayr, II. Teil, Seite 59. — In
Originalfassung. Die Figur war bei Auflösung der Sammlung Kuppelmayr grau angestrichen, und über diesen Anstrich noch braunrot
übermalt. Die sorgfältig vorgenommene Entfernung der Übermalung sowie des Anstrichs ließ glücklicherweise den alten gotischen
Bolus nahezu unversehrt hervortreten. Schwäbisch. XV. Jahrhundert. Höhe ioy cm.
Siehe Tafel XXXI.
Provenienz: Kollektion Rudolf Kuppelmayr, München.
 
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