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Hugo Helbing <München> [Hrsg.]
Sammlung von Ölgemälden moderner Meister: aus dem Besitze des verewigten Herrn Kommerzienrat Adolph Herbst, Triebes (Reuss) — München, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.15238#0009
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Die Gemäldesammlung Adolf Herbst.

Am 30. April kommt im Auktionshause von H. Helbing die Gemäldesamm-
lung des Fabrikbesitzers Adolf Herbst unter den Hammer, eines begeisterten Kunst-
freundes, der sich seiner Schätze als Lebender wohl nie entäußert hätte. Aber ein
früher Tod riß ihn gegen Ende des vorigen Jahres aus der Mitte der Seinigen. Er
starb in Triebes bei Gera (Reuß), wo die Stätte seines Wirkens war, und wo der Genuß
seiner Gemälde, wie man erzählt, für ihn die einzige geliebte Erholung in einem
arbeitsreichen Leben bildete. Wer Einblick in die Entstehungsgeschichte seiner Galerie
von anderthalb hundert Bildern besitzt, erkennt auch, daß hierin eine erfreuliche
Entwicklung liegt, daß mit der Lust und Liebe zur Sache auch das Verständnis des
Sammlers wuchs, das Bedürfnis, wirklich gute Stücke zu erwerben, für die dem
Verstorbenen kein Opfer zu groß war. So ist die an Zahl ja nicht allzugroße Sammlung
verhältnismäßig ungewöhnlich reich geworden an Gemälden von Rang, es sind unsere
besten Namen nicht nur vertreten, um eben als Namen vertreten zu sein, was ja bei
manchem vermöglichem Sammler die Hauptsache ist, sondern viele dieser Bilder
sind hervorragend charakteristisch oder doch ungewöhnlich interessant für ihren
Schöpfer. Fehlt auch nicht ältere Kunst und solche von jener gangbaren Art, mit
der die überwiegende Mehrzahl der Amateure ihre Sammelarbeit beginnt, so ent-
zücken auf der anderen Seite zahlreiche Bilder von einem Werte, dem wohl über alle
Zeitströmungen hinaus dauernde Geltung gesichert ist. Namen wie Böcklin, Leibl,
Uhde, Schuch, Courbet, Trübner, W. v. Diez, Munkacsy, Israels usw. sagen wohl
deutlich genug, wie das zu verstehen ist.

Wie so viele Sammlungskataloge, beginnt auch der der Kollektion A. Herbst
mit Andreas und Oswald Achenbach. Von ersterem enthält jene ein etwa
halbmeterbreites, wohl späteres Bild einer pittoresken Mühle, sehr ausführlich und
sorgsam gearbeitet und reich an Inhalt, mit waschenden und Linnen bleichenden
Frauen staffiert; von letzterem ein größeres Werk »Ischia«, das wohl aus des Malers
bester Zeit stammt, durch seine heitere, kräftige und saftige Farbe und den leichten
Strich auffällt, mit dem dies reizvolle Stück Süden geschildert ist. Man darf dies

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