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Hugo Helbing [Mitarb.]; Herbst, Adolph [Bearb.]; Ostini, Fritz von [Bearb.]
Sammlung von Ölgemälden moderner Meister: aus dem Besitze des verewigten Herrn Kommerzienrat Adolph Herbst, Triebes (Reuss) — München: Hugo Helbing, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.57428#0019
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sehen, Wasser, Himmel — als farbige Note ein paar bunte Fahnen — und doch eine
Welt! Bekanntlich hat das Motiv in seiner Einfachheit für den Künstler eine solche
Anziehungskraft, daß er es immer aufs neue anpackt. Meisterwerke als Skizzen —
wenn man will »Meisterwerke der Beschränkung« — sind auch der Frauenkopf und
die nähende alte Holländerin von Jozef Israels f — auf keiner der beiden Tafeln
dürfte ein entbehrlicher Pinselstrich nachzuweisen sein — ebensowenig aber ein fehlen-
der ! Israels’ berühmten Landsmann H. W. M e s d a g vertritt ein Seesturm von
1891, ungewöhnlich sorgfältig ausgeführt. Von großen, nichtdeutschen Malern sind
dann noch zu nennen Constantin M e u n i e r s f, dessen »Verlassenes Bergwerk« in
eigenartig trockener und sachlicher Pastelltechnik gemalt, trotz des Mangels an
jeder Staffage tief und wehmütig anspricht und Gustav Courbet f. Der Typus
der kraftvollen, romantischen Felslandschaft Courbets ist bekannt — überraschend
und merkwürdig dagegen ist das Bild eines Pferdes im Stall, ein koloristisches Kunst-
werk besonderer Art, eine Symphonie in Braun. Das glatte Fell des Pferdes mit seinen
Spiegeln wirkt prächtig wie feiner Seidensamt — man sieht, was für ein Könner der
Maler Courbet auf allen Gebieten war! Und immer wieder muß es auffallen, wie
Courbet aller besseren deutschen Malerei einer gewissen Zeit überhaupt nahe steht,
wie er als ein Teil von ihr in solcher Sammlung berührt! Nicht umsonst ist das
Interesse für ihn seit einem Jahrzehnt in Deutschland reger, denn in seiner eigenen
Heimat!
Von deutschen und ausländischen Tiermalern enthält die Kollektion manches
beachtenswerte Stück und einige sehr wertvolle Gemälde. So ist Ludwig Hart-
manns f »Ländlicher Pferdemarkt« ein durch die treffliche Zeichnung und Be-
obachtung der Tiere hervorragendes Werk älterer Schule, die jungen Kätzchen Julius
Adams, deren Begegnung mit einem Igel mit so viel Drolerie geschildert ist, werden
viele Freunde haben, das Bild »Jungvieh« von Anton Braith f, die Schafe am
Bach von O. Gebier, J. C. Kröners »Röhrender Brunfthirsch« und A. v. W i e -
rusz-Kowalskis galoppierende Schlittenpferde repräsentieren die Besonder-
heiten der betreffenden Maler in deutlicher Weise. Sowohl landschaftlich, als was
Form und Kennzeichnung des Viehs angeht, ist die intim gemalte holländische Weide
mit Rindern im Sonnenschein von J. H. L. de H a a s f recht hoch zu stellen und als
etwas Selbstverständliches muß man das Gleiche den vier Bildern Heinrich v. Z ü g e 1 s
nachrühmen. Es sind vier Rinderbilder und auf jedem sind je zwei Ochsen darge-
stellt — hier im stillen, goldigen Licht, von einem Jungen ins Wasser getrieben,
zweimal im Halbschatten, von Sonnenflecken überstreut, dort arbeitsmüde auf einer
Straße heimschreitend. Und doch: wieviel malerische Abwechslung bietet der in
jedem Pinselstrich interessante Künstler, trotz dieser Gleichartigkeit des Vorwurfs
in den vier Bildern, die übrigens fast drei Jahrzehnte seines Schaffens, seiner Ent-
wicklung umfassen!
Ein Bild, das etwas isoliert in der Sammlung dasteht, ist die Schlacht bei Groß-
beeren von Georg Bleibtreu f — wohl eines der früheren Werke des preußischen
Schlachtenmalers — ein gleiches befand sich bis 1877 in der Galerie Fallou zu Berlin.
Nennen wir noch Franz Skarbinas Szene aus einem Hotelkorridor von 1892,
ein vorzüglich gesehenes Interieur, die Kleinmalereien, Lagerszene und Pferdemarkt
von Wilhelm Velten, das an virtuosen Bravourstückchen reiche Stilleben von
H. G. K r i c h e 1 d o r f , so ist von den wichtigeren Einzelbildern wohl nichts ver-

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