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Hugo Helbing [Editor]; Watter, Joseph [Oth.]
Ölgemälde moderner Meister: Nachlass Kunstmaler Jos. Watter, München, sowie aus dem Besitz J. S., München und aus anderem Privatbesitz ; Auktion in München in der Galerie Helbing, Montag, den 15. Dezember 1913 — München: Helbing, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.48793#0007
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JOSEF WATTER war eine jener markanten Persönlichkeiten, die in persönlicher wie
auch künstlerischer Beziehung in unseren Tagen immer seltener werden.
Im Jahre 1838 zu Regensburg geboren, kam er 1856 auf die hiesige Akademie und
gehörte jener Epoche der Münchener Künstlerschaft an, deren Arbeiten sich heute wieder
steigender Beliebtheit erfreuen und die durch ihre grosse Geselligkeit und frohen Feste noch
lange im Angedenken der späteren Generation fortleben werden.
Der Verstorbene, der der Rambergschule entstammte, war ein vorzüglicher Illustrator,
wesshalb er seine Hand zu mancher Einladungskarte der Künstlerschaft lieh, ferner legen die
vielen Illustrationen in den bekanntesten Zeitschriften Zeugnis von dieser Gabe ab. Aber auch
mit der vaterländischen Geschichte und jener der französischen Könige Louis XIV. und XVI.
war Watter gar wohl vertraut, welcher Umstand auch dazu beitrug, dass er von König Ludwig II.
dazu berufen wurde, für die Schlösser des Königs verschiedene Gemälde, deren Motive jener
Zeit entnommen waren, auszuführen.
Watter’s sonstige Arbeiten legen durchwegs Zeugnis ab von der Liebe und Hingebung,
mit der der Künstler seiner Muse diente, es sei hier einiger der im Nachlasse enthaltenen
Werke Erwähnung getan, wie: „Unbekannte Sendung“, „Taufe des Dauphin“, „Wichtige Mit-
teilung", „Lustige Fahrt“, „Frühling“, „Die Deutschen Kaiser am Reichstag zu Regensburg“,
„Weiblicher Akt“, „In der Klosterküche“, „Der Bücherwurm“, „Willkommen“, „Vortrag Westen-
rieders zu München 1777“ u. a. m.
Im Anschlüsse hieran sei auch der Zeitgenossen Watters und anderer in dieser Kol-
lektion vertretenen Künstler gedacht, befindet sich doch mancher klangvolle Name darunter.
Hans von Bartels, der leider zu früh dahingegangene Schilderer der „Waterkant“
erfreut uns mit einem seiner warmtönigen Interieurs. Die „Schiffsreiter“ von Heinrich Bürkel
zeigen uns aufs neue, wie sehr dieser Künstler das landschaftliche und figürliche Motiv be-
herrschte; Wilhelm von Diez’s „Lager aus dem dreissigjährigen Krieg“ legt Zeugnis ab
von dem grossen zeichnerischen Können dieses Künstlers. F. von Defregger’s al prima
heruntergemaltes „Tiroler Bauernmädchen“ zeichnet sich bei grosser Einfachheit durch seine
Natürlichkeit aus. Der „Ernsten Frage“ von Walter Firle sei ob ihrer vorzüglichen Kom-
position und Behandlung des Interieurs besonders gedacht. Der Hamburger Hermann
Kauffmann ist mit seinem „Botenfuhrwerk im Winter“ vollwertig vertreten. Die beiden
flotten Entwürfe Hermann Kaulbach’s „Hamlet“ und „Bettelkinder“ werden sicher
Interesse erregen. Die „Häusliche Arbeit“ von Gotthard Kühl gehört jener Epoche des
Künstlers an, in der auch seine im Jahre 1911 in der Münchener Secession ausgestellt ge-
wesene „Nähschule“ entstanden ist und verdient seiner pastosen Technik wegen ganz besondere
Beachtung. L. Adam Kunz und dessen Freund und Gönner F. von Lenbach sind mit
Arbeiten vertreten, die beim Kunstfreunde gerne Aufnahme finden werden. Heinrich
Lossow’s rassige „Bacchantin“ und Gabriel von Max’s anmutiges „Mädchenbildnis“
zeigen alle Vorzüge dieser genialen Künstler. Mit J o h. G. Meyer, genannt Meyer von Bremen,
sei eines Künstlers Erwähnung getan, dessen Name und Arbeiten wohl Manchem der heutigen
Generation nicht geläufig sein werden, kommen doch dessen Arbeiten äusserst selten auf den
Markt, da sie sich durchwegs in ersten Galerien oder in nicht geringer Anzahl in Amerika
befinden. In den 70iger und 80iger Jahren gehörte Meyer von Bremen wohl zu den meist-
 
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