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Hugo Helbing <München> [Hrsg.]
Handzeichnungen und Aquarelle moderner Meister: aus Nachlässen Münchner Künstler: Professor Julius Adam, Professor Karl Albert von Baur, Professor Christof Roth, Kunstmaler Josef Watter u. A. ; dabei Werke von: Jul. Adam, Th. Alt ... J. Wopfner etc. ; Auktion in München in der Galerie Helbing, Donnerstag, den 5. und Freitag, den 6. März 1914 — München, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.20119#0007
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ie alten Meister legten besonders Wert auf genaue Zeichnung, galt ihnen
doch die Zeichnung als Seele des Bildes, ohne gute Zeichnung kein gutes Bild;
eine Tatsache, die unumstösslich feststeht für alle Zeiten und nicht umsonst erfreut sich
das Auge des Kunstfreundes an den Zeichnungen eines Tiepolo, Michel Angelo,
Leonardo da Vinci, P P. Rubens, Albrecht Dürer usw., legen sie doch Zeugnis ab
von dem gewaltigen Wollen und Können dieser Meister, sie wirkten aneifernd auf
die späteren Generationen und wurden zu Vorbildern für alle jene, die es ernst mit
der Kunst meinten.

Eines ganz besonderen Verfechters der Zeichnung sei hier Erwähnung ge-
tan, nämlich Karl von Piloty's. Als Lehrer sowohl wie auch als Direktor der
Kgl. Akademie der bildenden Künste in München machte er es sich zur Aufgabe,
die Leistungen seiner Schüler durch Anhalten zum Zeichnen noch immer mehr zu
heben und zu vervollkommnen. „Nur Zeichnen und wieder Zeichnen" war sein
Wahlspruch. Karl von Piloty's Prinzip war, jedem Schüler seine Individualität zu
lassen, dabei jedoch auf korrektes Zeichnen zu sehen und so kam es, dass aus seiner
Schule die bedeutendsten Kräfte hervorgingen, die dann, als sie selbst dem Rufe
als Lehrer folgten, im Sinne des Meisters wirkten und so ebenfalls tüchtige Kräfte
heranbildeten.

Anlässlich der Nachlass-Ausstellung des leider zu früh dahingegangenen
Professors Karl Albert von Baur im Münchener Kunstverein, nannte die Presse
diesen Künstler einen der feinsten Landschaftszeichner, den wir je besassen und hob
seine Liebe und Sorgfalt hervor, mit der der Verewigte die Natur beobachtete und
wiedergab. Und mit Recht, denn Karl Albert von Baur, der aus den Schulen
W. von Diez und L. von Löfftz hervorgegangen war, nahm es mit der Kunst ernst.
Sie war ihm alles; sie war seine Erholung, wenn er während seiner angestrengten
und aufopfernden Tätigkeit im Präsidium der Münchener Künstlergenossenschaft
und der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft einige Musestunden fand.
Karl Albert von Baur schloss sich auch Ludwig Wiliroider, dem heute so ge-
schätzten Landschafter, an. Das freundschaftliche Verhältnis, das beide Künstler
verband, blieb auch nicht ohne Einfluss auf die künstlerische Tätigkeit Karl Albert
von Baur's.

Freudigen Herzens zogen die beiden hinaus in Gottes schöne Natur, wett-
eifernd in dieselbe einzudringen und sie möglichst getreu wiederzugeben, und
davon, dass ihnen dieses glückte, legen die in dem Nachlass enthaltenen Arbeiten
beider Künstler Zeugnis ab.

Professor Julius Adam, der ebenfalls aus der Schule W. von Diez hervor-
ging, war einer jener Künstler alten Schlages, die sozusagen das Herz auf der
 
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