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Hugo Helbing [Editor]; Adam, Julius [Oth.]
Ölgemälde moderner Meister: Nachlaß Professors Julius Adam , München und aus anderm Besitz; Auktion in München in der Galerie Helbing, 3. Oktober 1916 — München: Helbing, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.48799#0009
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Als Sohn seines gleichnamigen Vaters und Enkel Albrecht Adams entstammte Julius Adam einer
Künstlerfamilie, in der wie wohl selten die Gabe der hehren Kunst sich traditionell bis auf unsere Tage
vererbte.
Die Adams als Künstlergruppe zu schildern, diese Aufgabe hat die berufenere Feder Dr. Hyazinth
Hollands1) bereits geleistet. Es sei hier nur auf Julius Adams Werdegang noch einmal hingewiesen.
Begeistert von der Kunst, hat er schon früh unter der Leitung seines Vaters mit dem Zeichnen be-
gonnen, befaßte sich aber auch eifrig mit dem Studium der Photographie. Als an den Vierzehnjährigen die
Einladung zur Teilnahme an einer Forschungsreise nach Brasilien erging, betrachtete er diese Fügung als
Geschenk der Muse und folgte freudigen Herzens dem Rufe, die Schönheit eines reichen Tropenlandes mit
der Kamera festzuhalten. Auf die Dauer fand jedoch sein künstlerischer Schaffensdrang in dieser Tätigkeit
keine Befriedigung. Die Sehnsucht nach der Kunst und nach der Heimat ließ sich endlich nicht länger zurück-
drängen, und so kehrte er nach sechsjähriger Abwesenheit zurück, um die Kamera mit dem Stifte zu ver-
tauschen.
Mit großem Eifer oblag er dem Studium unter Michael Echters, Leonhard Raabs, Alexander von
Wagners und nicht zuletzt unter Wilhelm von Diez’ Leitung. Er hatte auf seine Fahne Pilotys „Zeichnen
und wieder Zeichnen ist die Grundlage zu einem rechten Können“ geschrieben, und bald war in ihm bei
gutem technischem Können der Geist seines Kompositionslehrers Wilhelm von Diez rege; er schuf Kompo-
sitionen mittelalterlicher Motive, wie den „Maienreigen“, aber auch seine Studienköpfe und Akte zeigten
den Einfluß des Lehrers.
„Wer den Menschen liebt, liebt auch die Tiere.“ Das bestätigte sich bei Julius Adam in besonderem
Maße. Als Haustier hatte er sich die Katze erkoren, die die unschuldige Ursache der entscheidenden Wen-
dung in seiner künstlerischen Tätigkeit wurde. Als er einst einen seiner Lieblinge auf der Leinwand por-
trätierte, traf er das Individuelle der Katzennatur so sicher und verständnisvoll, daß ihn Kater Schnurrbein
und seine Familie nun immer mehr fesselten und schließlich den größten Teil seiner schöpferischen Kraft
für sich in Anspruch nahmen.
Was er auf diesem Gebiete leistete, davon wissen seine in staatlichen und privaten Sammlungen
hängenden Werke und sein alle seine Entwicklungstufen illustrierender, reicher Nachlaß zu erzählen. Dazu
diene dieser Katalog als Führer.
Im Verkehr mit den Mitschülern der Diez-Schule ergab sich natürlich ein reger Gedankenaustausch
über die Kunst und ihre Probleme. Und wie vor etwa 15 Jahren die deutsche Kunst sich erst bewußt wurde,
was sie an Wilhelm Leibi besaß, wie dann ihm und seinem Freundes- und Kollegenkreise immer lebhafter
sich das Interesse zuwandte, um sich im Laufe der Jahre zu einem wahren Wettrennen um seine Werke zu
steigern, so lernt man jetzt auch Wilhelm von Diez und seinen Kreis immer mehr würdigen. Die Nachlaß-
Ausstellungen Diez und Zimmermann haben es zur Genüge bewiesen.
Im Laufe der Jahre wurde der Wunsch des Sammlers, den Diez-Kreis möglichst lückenlos zu gestalten,
immer fühlbarer, und manches bis dahin nicht bekannte Talent fand einen Platz in den Sammlungen.
Julius Adam blieb bis zu seinem Ende Künstler nicht nur um des Erwerbs, sondern um seiner
selbst willen, und daß er trotz einem immer fühlbarer werdenden Leiden den Pinsel mit ungebrochener Kraft
zu führen wußte, beweist sein unter Nr. 35 aufgeführtes letztes Werk. Die Freunde seiner Kunst haben
nun Gelegenheit, aus dem Nachlaß ihre Wünsche zu befriedigen. Er enthält Arbeiten aus der Zeit der Diez-
Schule, ist reich an vorzüglichen Katzenbildern und bringt eine Reihe anderer wenig bekannter Natur- und
Landschaftstudien ans Licht der Öffentlichkeit.
J) Die Kunst dem Volke, Nr. 23/24, Schlachtenmaler Albrecht Adam und seine Familie, von Dr. Hyazinth
Holland, mit 108 Abbildungen, herausgegeben von der Allgemeinen Vereinigung für christliche Kunst.
 
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