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Hugo Helbing <München> [Editor]; Kunstsalon Paul Cassirer <Berlin> [Editor]
Graphik alter Meister: Sammlung Eduard Aumüller ; mit einigen Beiträgen aus anderem süddeutschen Besitz ; Ausstellung 16. - 18. Juni 1917 ; Versteigerung 19. Juni 1917 und folgende Tage — Berlin, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.15507#0012
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Vi

Elsässer, dem geborenen Graphiker, stehen Meister Zwolle, Meckenem
und Zasinger, aus deren Werk vor allem die Grazie des spätgotischen
Lebens und die Phantasie der deutschen Ornamentik zu uns spricht.
Zeitlich noch über Schongauer 'zurück greifen zwei Nacharbeiten
Meckenems nach Meister E. S.: Der Schmerzensmann mit den Engeln,
wo die Formensprache des Vorbildes streng übernommen ist und die
Maria mit dem Kinde, ein Unikum, dessen Vorbild ebenfalls nur in
einem Exemplar des Berliner Kupferstichkabinetts bekannt ist. Eines
der entschlossensten Werke Meckenems ist das äußerst seltene Selbst-
porträt, ein würdiger Vorläufer des deutschen und niederländischen
Bildnisstichs.

Das Werk Dürers kennzeichnet sich durch Fülle und Vielseitigkeit.
Nicht nur der weite Umkreis dessen, was darstellbar ist, nicht nur die
Bereicherung der Themata, sondern auch die Neuheit der Mittel geben
dem künstlerischen Schaflen weitere Ziele und höhere Geltung. Die
vorliegende Sammlung enthält die stattliche Anzahl von etwa 130
Dürerschen Werken. Die volle Ausbreitung über die Stoffe läßt sich
verfolgen. Religiöses und Profanes, Legende und Mythe, Porträt und
Ornament ziehen vorüber; Holzschnitte, Kupferstiche, Radierungen. In
der Reihe der Stiche fehlt kaum eines der Hauptblätter. Die große
Fortuna und der hl. Eustachius leiten die Entwicklung ein, die in den
Meisterstichen ihren Höhepunkt erreicht: Die Melancholie, Ritter, Tod
und Teufel und der hk Hieronymus in der Zelle erscheinen in der
reinen, schimmernden Pracht von Dürers reifster Stichelführung, die
dem deutschen Volke seine populärsten Werke geschenkt und für Jahr-
hunderte ausgesprochen hat, wie germanischer Künstlergeist das bunte
Leben erfassen und deuten wifl. Kaum möglich, sich eine Steigerung
zu denken, wohl aber eine Abklärung — nach ungefähr zwölf Jahren
erscheint das Erasmus-Porträt, in welchem der alternde Dürer nochmals
eine ganz neue und unerhörte Bild-Idee zu gestalten weiß. — Die
Sammlung der Holzschnitte gipfelt in zwei Folgen: Dem Marienleben,
das in Probedrucken von seltenster Schönheit einen Begriff von dem zu
geben vermag, wie diese Holzschnittwerke in der Absicht des Künstlers
zu wirken hatten, und dem Triumphwagen Kaiser Maximilians I. Das
letztere Werk ist vom Standpunkt des Sammlers noch ungewöhnlicher,
da es in einem Exemplar der ersten, nur in wenigen Exemplaren ge-
druckten Ausgabe von 1322 mit deutschem Text vorliegt. Schließlich
haben einige Seltenheiten aus dem Appendix Dürers den Sammlersinn
Aumüllers gereizt und werden auch jetzt wieder manchem Suchenden
ein willkommener Fund sein.

Die Namen der Deutschen Kleinmeister erscheinen vollzählig und
mit Drucken von meist glücklicher Auswahl. Aumüller hat bekanntlich
auf diesem Gebiete Spezialstudien angestellt und veröffentlicht, und
kaum jemand konnte geeigneter sein als er, die Seltenheiten zu er-
kennen, die Zustände zu beurteilen und das glücklich Aufgefundene in
 
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