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Hugo Helbing <München> [Hrsg.]
Ölgemälde moderner Meister: künstlerische Nachlässe Ludwig Hofelich, Kunstmaler †, München, F. Freiherr v. Puteani, Kunstmaler †, München, Dr. Julius Fuchs, prakt. Arzt †, München ; sowie Beiträge aus vorwiegend Münchener Privatbesitz ; Auktion in München in der Galerie Helbing, 1. Dezember 1917 — München, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.20731#0005
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Von »Nacht zum Licht« müOte der Werdegang Ludwig Hofelichs bezeichnet werden, war
es doch ein im wahrsten Sinne Sichdurchringen durch eigene Kraft und nicht zuletzt auf
Kosten der Gesundheit. Geboren im jähre 1842 zu Leipzig als Sohn einfacher Eltern, die nicht
in der Lage waren, ihrem Sohn die Mittel zur Erfüllung des Herzenswunsches, Maler zu werden,
zur Verfügung zu stellen, verließ Hofelich unter Preisgebung aller der jugend vorbehaltenen
Vergnügen und sorgenfreien Zeiten früh das Elternhaus, um fem von demselben unter fremden
Leuten jenen Erwerb zu suchen, der zunächst einen Teil seiner künstlerischen Träume durch
die Erlernung der Kunst des Holzschnittes verwirklichte. Er darbte und sparte und kannte nur
das eine Ziel, mit seinen Ersparnissen die Akademie besuchen zu können. Im jähre 1865 hatte
er endlich den ersten dornenvollen Weg hinter sich, freudigen Herzens und kunsttrunkenen
Auges trat er in die Akademie zu Leipzig ein, wo er vorerst das Figürliche studierte und sich
dann mit monumentalen Entwürfen zu mythologischen und historischen Motiven beschäftigte.
Feuriger Most was es, der im Künstler gärte, ihn rief das Licht, die goldene Freiheit der Natur,
kaltes Atelierlicht konnte ihn nicht befriedigen, in seinem Innern wurden die schlummernden
Erinnerungen an die großen Meister der Landschaftsmalerei Calame und Schirmer wach, jener
Meister, deren Werke er in seiner jugend bewunderte, und deren Tätigkeit als Bahnbrecher
und Vorbilder bis in unsere Zeit hereinreicht. Ihnen nachzueifern, erkannte er als seine Lebens-
aufgabe. Im jähre 1868 übersiedelte er nach München, dessen engere und weitere Umgebung
ihn anzog, bot sie ihm doch Gelegenheit, die unverfälschte Natur sich als Modell zu küren
und sie in den wechselreichsten Stimmungen wiederzugeben.

Herbe und heitere Züge der Natur wurden auf die Leinwand gezaubert, aber bei allem
ein stetes Ringen mit sich selbst, eine strenge Selbstkritik; ein immer mehr nach Vervollkommnung
ringendes Genie schlug sich selbst Herzenswunden, die ein Frohwerden am Erfolg in den
Hintergrund drängten und nur ein Vorwärts kannten.

Wäre Stäbli zeitlich vor Hofelich gewesen, müßte unbedingt der Gedanke der Beeinflussung
Hofelichs durch Stäbli auftauchen; so war es aber eine durch gleiches Sehen und Fühlen geschaffene
künstlerische Verwandtschaft, die beide miteinander verband, sie lebten nur ihrer Kunst und
gingen sozusagen von hinnen, ohne von der großen Masse gesehen zu werden. Erst als Stäbli
starb, begriff man, was die Kunst an ihm verlor; bei Hofelich blieb es einer späteren Zeit vor-
behalten zu erkennen, was und wie er geschaffen, und es mag jenen Kunstfreunden, die Werke
von ihm besitzen, eine innere Befriedigung sein, mit sehendem Auge seinen Wert erkannt zu
haben. Die Gebiete der Tätigkeit Hofelichs waren die verschiedensten und verteilen sich auf
1868 mit Isartal und Tirol, 1870—72 Grubnitz, Havelgegend und bayerisches Gebirge, 1875 dlJf
Venedig, 1876—86 Weßlinger-, Starnberger- und Tegernsee, 1887—89 Bruck, 1890—96 Emme-
ring, 1899—1905 den unteren Teil der Isar, Ismaning, Freising etc. Aus allen diesen Epochen
weist der Katalog Arbeiten Hofelichs auf. Das dem Katalog beigegebene Selbstporträt des
Künstlers zeigt uns einen Mann von ernstem Denken, wohl mit Spuren schwerer Zeiten, dem
Auge aber entströmt ein Glanz, der keine Müdigkeit kennt und vermuten läßt, daß er sich
noch lange nicht satt gesehen an Gottes Schöpfungen, und wäre wohl, wenn dem Künstler
im jähre 1905 nicht der Tod den Pinsel aus der Hand genommen hätte, noch vieles Schöne durch
 
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