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Fahrig, Hermann [Bearb.]; Hugo Helbing [Mitarb.]
Sammlung von Ölgemälden moderner Meister: aus dem Besitze des Herrn Hermann Fahrig in Dresden; Auktion in München in der Galerie Helbing, 30. April, 1. Mai 1918 — München: Helbing, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.57446#0007
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/TFls mit dem Jahre 18/y die letzte der bisher in siebenjährigem Interoalle statt-
gehabten internationalen Kunstausstellungen der Münchner Künstlergenossenschaft
im Glaspalast ihre Pforten schloß, um sie nach nierjähriger Pause roieder zu öffnen,
knüpften sich große Hoffnungen an diese Neugestaltung und ihre Bedeutung für den
Münchner Kunstmarkt. Das Jahr T885 brachte denn auch keine Enttäuschung. Ein
geroaltig Schaffen hub an, die aus der Münchner- und insbesondere aus der Piloty-
schule heroorgegangenen Kräfte schufen in gegenseitigem und im Wettbewerb
mit den internationalen Kollegen Werke, deren Ruhm roeit über Deutschlands Grenzen
drang und so auch den amerikanischen Kunstfreund, der bisher Münchner Kunst in
England erwarb, in direkteren Verkehr mit München brachte.
Die nun folgenden Ausstellungen, die Gründung der Sezession, die dann ein-
setzenden Jahresausstellungen und nicht zuletzt der führende Kunsthandel erroeiterten
den internationalen Markt und sicherten ihm ein Ansehen auf fester Basis. Die Reich-
haltigkeit des Gebotenen ermöglichte es aber auch dem deutschen Sammler, seinen
bisher eingeengten Gesichtskreis zu erroeitern und die Erroerbsmöglichkeit auszu-
dehnen. Die achtziger Jahre dürfen daher als jene Zeit bezeichnet roerden, in der die
Prioatsammlungen, deren Schöpfer in der Kunst Erholung suchten und fanden, festere
Gestalt annahmen. Galt der größte Teil des Jahres ernstem Schaffen und uner-
müdlicher Tätigkeit in geschäftlichen Unternehmungen, so wurde im Sommer oder
Herbst eine kleine Pause eingeschaltet, die dem Besuche der Ausstellungen gewidmet
war, und nur derjenige, der es miterlebt hat, wie hoch befriedigt und neugestärkt
der Sammler rbieder zum Berufe zurückkehrte, sich des Erworbenen erfreuend und
an ihm genießend bis zur nächsten fahrt, nur der weiß, wie ernst es ihm mit der
Kunst mar.
Zu diesen Sammlern gehörte auch Herr Hermann fahrig, in eingehender liebe-
noller Beschäftigung mit der Kunst fand er Erholung, sdiöpfte er neue Kraft. Sein
Name ist mit der Kunst aufs engste nerknüpft, und es dürfte wohl kaum eine Ausstellung
non Bedeutung in Deutschland stattgefunden haben, die er nicht bis ins einzelnste
kannte. Mit feinem Verständnis und sicherem Gefühl für das bleibend Wertnolle in
der Kunst traf er seine Wahl. Herr fahrig sammelte nicht einseitig, seine Bewunderung
galt genau so Berlin wie Düsseldorf, Wien und München, nur hatte er das letztere
ganz besonders ins Herz geschlossen. Ein großer Genuß war es auch für ihn, mit
den Schöpfern der Werke, die er sein eigen nannte, bekannt zu werden. So nerdankt
beispielsweise das Gemälde non Defregger die „Begrüßung“ seine Entstehung dem
Beisammensein mit Meister Defregger auf dem Ederplan, auch gar mancher junge
Künstler weiß daoon zu erzählen, wie ihm durdi den Ankauf seiner Werke durch
Herrn fahrig Aufmunterung und Unterstützung zuteil wurde, und sie bewahrten ihm
auch Dankbarkeit selbst dann noch, als ihr Name bereits guten Klang in der Kunst-
welt besaß.
 
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