Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Hugo Helbing <München> [Hrsg.]
Ölgemälde moderner Meister: Nachlass Georg Nicklas, Berlin ; Auktion in München in der Galerie Helbing, 8. Juli 1919 — München, 1919

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23031#0008
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
nicht gewachsen, er brach zusammen zu einer Zeit, wo Squindo unbewußt die Höhe des erstrebten
Könnens bereits zweifellos erreicht hatte. Im gebührt unbedingt em Ehrenplatz in der Kunst
der 80 er Jahre. O. Hierl-Deronco, ebenfalls Diez-Schüler und bekannt durch seine großzügigen
Kompositionen sowie die weltbekannten Schöpfungen der Bildnisse Papst Pius X. und seiner
Kardinale, kann in seinen früheren Arbeiten den Einfluß seines Lehrers Diez ebenfalls nicht
verleugnen. Seine große Komposition »Die Gefangennahme Ludwig XVI. von Frankreich«, deren
erste Fassung aus dem Jahre 1879 bei Nicklas vertreten ist, sowie die Studienköpfe aus den
70 er und 80 er Jahren legen hievon Zeugnis ab.

Auch Fritz Wahle, der bekannte Illustrator und berufene Schilderer des modernen Lebens,
dokumentiert mit seinen Studienköpfen und einem Akte ebenfalls seine Zugehörigkeit zu Diez.
Julius Adam, F. Diehl, F. v. Puteani, Rob. Schleich, J. Schlehdon, F. Burmeister, W. Hasselbach,
letzter wohl auch von Leibi beeinflußt, und W. Velten beweisen, daß sie bis in die Jetztzeit
herein das von Meister Diez erworbene Gut treu bewahrten. Wilhelm von Diez selbst ist mit
naturwahren Pferdestudien und naturalistisch wiedergegebenen Architekturausschnitten aus Burg-
hausen vertreten.

Aus der Piloty-Schule entstammend muß hier Franz von Defregger mit seinem »Mädchen
am Fenster« aus dem Jahre 76, Otto Gebier und J. B. Hofner mit ihren Schilderungen aus der
Tierwelt, L. v. Langenmantel mit figürlichen, architektonischen und landschaftlichen Schöpfungen,
deren erstere teilweise Böcklinschen Einfluß vermuten lassen, sowie die allzeit schaffensfrohen
und liebenswürdigen Schilderer der humoristischen Seite von Mensch und Tier Adolf Oberländer
und Ed. Harburger gedacht werden, deren meisterliche Beherrschung des Stiftes in ihren male-
rischen Schöpfungen ganz besonders zur Geltung kommt.

Von Landschaftern wären an erster Stelle die jüngst verstorbenen Toni Stadler und Jos.
Wenglein, zwei verschiedene Richtungen vertretende, in der wahrheitsgetreuen Wiedergabe der
Natur sich aber wieder vereinende Künstler zu nennen. Auch A. Stäbli möchte hier ebenfalls
genannt werden. Ihnen schließt sich C. Th. Meyer-Basel, der durch seine Radierungen vielbekannte
Schweizer Künstler an, seine fein gestimmten Landschaften beweisen, daß er den Pinsel nicht
minder wie den Radierstift zu meistern weiß, als Beweis hierfür möge nur auf die Herbstlandschaft
(Nr. 182) hingewiesen sein. B. Buttersack gehört ebenfalls zu jenen Künstlern, die den größten
Teil ihrer Arbeiten der breiteren Öffentlichkeit entzogen; auch bei ihm war es Nciklas Vorbehalten,
dessen Werke der verschiedensten Epochen der Allgemeinheit zugängig zu machen. Paul Webers
»Sommerlicher Wald mit Tierstaffage« zählt wohl zu den bevorzugtesten Werken dieses ebenfalls
verstorbenen Künstlers; mit der an Format kleineren Waldlandschaft ist dessen Zeitgenosse
C. Ebert ebenfalls gut vertreten. Nicht vergessen werden dürfen auch der Frankfurter P. Burnitz
und der Amerikaner Sion L. Weban, ferner Guila Beda, der, obwohl der jüngeren Generation
angehörend, in seinen Arbeiten eine Reife zeigt, die, sein »Mitterndorf bei Dachau« beweist dieses,
berechtigt sind, sich neben klangvolle Namen zu stellen.

Arnold Böcklins Triton, bereits bekannt aus dem Generalkonsul Weinbergschen Besitze, ver-
eint im Malerischen und in der Darstellung der schemenhaften Wesen das ganze Können des
Meisters in sich; die Wellen in ihren verschiedenen Abstufungen des Blau, der weiße Gischt der
Wogenkämme und die Bronzefarbe des Tritonen haben eine Symphonie geschaffen, die nur auf
Böcklinscher Palette geboren werden konnte.

Der Einfluß des Meisters auf seine Schüler tritt besonders bei S. Landsinger zutage, dessen
Wiedergaben römischer Schönheiten Beweis hierfür sind. Bei dem Bilde »Liebespaar unter
blühendem Hollerbusch« (Nr. 139) dürfte Landsinger wohl Böcklins »Böcklin und seine Frau«
Rom 1863/64 vorgeschwebt haben, spricht doch aus dem Bilde Landsingers soviel Wesen-
verwandtes mit des Meisters Schöpfung, wie es eben nur durch ein zwischen Lehrer und Schüler
bestehendes inniges Verhältnis geschaffen werden kann. Albert von Keller und Hugo Habermann,
zwei führende Mitglieder der Münchener Sezession, machen uns mit Arbeiten vertraut, die wohl
 
Annotationen