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Hugo Helbing <München> [Editor]
Sammlung De Ridder †, Frankfurt a. M.: Keramik, Glas, Edelmetall ; Versteigerung in München in der Galerie Helbing, 9. Dezember 1919 — München, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.22328#0008
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Das Glas meist in der Gruppe der fadengläser manches gute Stück auf$ so schroer es
ist, hier die oenezianische und die deutsche ProDenienz scharf zu scheiden, so schroer ist die feste
Lokalisierung mancher der emaillierten Glaser, die in der Sammlung Dorzüglich Dertreten sind.
Weniger durch Schönheit als durch historischen Wert zeichnet sich das Stangenglas mit dem
Wappen der Grafen-fugger-Kirchberg und Ortenburg Don 155U aus (Nr. ut). An seinem rein-
deutschen Ursprung ist nicht zu zroeifeln, roir haben es also hiermit dem frühest datierten, bis-
her bekannt geroordenen deutschen Emailglas zu tun, das noch zroei Jahre Dor dem bisher ältesten
Exemplar des Münchener Nationalmuseums (mit dem Wappen Ortenburg-Spaur) entstanden
ist. Neben den frühen böhmischen Krügen (Nr. ut,—ab) ist für die Geschichte des Kunst-
geroerbes roichtig der späte Humpen Nr. 5S mit seiner lustigen färbereidarstellung. Wir haben
roenig Anhaltspunkte dafür, roie die böhmische Emailmalerei im T8. Jahrhundert ausgesehen
hat, dieser Humpen, dessen böhmische Prooenienz durch seine Inschrift gesichert ist, läßt uns
einen Typus dieser Spätlinge erkennen. Auf franken meist die Bemalung des Humpens Don
U&z (Nr. 5^), der als ein Unikum dastehen dürfte, mit seiner zroar ungeschickten, aber leben-
digen Bergroerksdarstellung. Dagegen roird der große Willkomm Don f^tf mit den Wappen
Don Anhalt und Pfalz-Bayern und der langatmigen Trinkpoesie (Nr. uj) in Mitteldeutschland zu
Hause sein, fürst Johann Georg Don Anhalt-Dessau (t f^fs) hat ihn malen lassen. Endlich
sei der kleine, Dermutlich hessische Deckelbecher ermähnt mit seinen resignierten und doch
hoffnungsDollen Versen, die roie ein Gegenstück zu heutigen politisch-dynastischen Ver-
hältnissen klingen (Nr. 5T). — Durch besonders hohe Qualität zeichnen sich unter den ge-
schnittenen Gläsern aus der böhmische Pokal (Nr. £7) mit seinem schroungDolIen Laub- und
Bandelroerk und den eingestreuten GrotteskmotiDen, der sehr gut geschnittene Pokal mit Portrait
Karls VI. (Nr. 70), der schlesische Tiefschnittpokal mit Amoretten (Nr. 85) und die beiden Pots-
damer prachtDOÜ Dergoldetan Pokale (Nr. 84 und 85), Don denen der erste durch seine Mono-
gramme auf die Zeit zroischen ijbb und 54 festgelegt ist. (Vgl. die Ausführungen im Katalog).
Von den böhmischen Zroischengoldgläsern sind roohl die interessantesten: der Pokal mit den
spazierenden Paaren und dem Rossebändiger (Nr. 10z) — eine seltene Darstellung! — und
der Pokal mit den geschnittenen, ausgegoldeten und bunt lasierten Callotfiguren. (Nr. 106).

Von höchster Seltenheit sind die drei Goldemailfigürchen. Die beiden Statuetten des
Neptun und der Venus (Nr. us), DÖllig emailliert, stehen auf Postamenten mit Renaissance-
ornamenten, die am ehesten dem französischen Kunstkreis um T^oo zuzuroeisen sind, und auch
das dritte figürchen, der kniende Page (Nr. u?), der ursprünglich jedenfalls das Mittelstück eines
größeren Anhängers geroesen sein dürfte, roird der gleichen Zeit und auch einer französischen
Werkstatt angehören. Hier anzuschließen ist der kleine Kristalleimer mit seinem goldenen Sirenen-
bügel (Nr. T88), den ich einem italienischen Goldschmied des Jahrhunderts zuroeisen möchte.
Der Bronzekasten mit den farbenprächtigen Limogesplatten (Nr. u&) — Jahre hindurch bekannt
als Leihgabe im frankfurter Kunstgeroerbemuseum — ist in seiner tadellosen Erhaltung ein be-
sonderes Prunkstück der Sammlung,

Die Reihe der Silberpokale gibt einen Dorzüglichen Überblick über die deutsche Gold-
schmiedekunst des 17. Jahrhunderts. Die in Nürnberg als Meisterarbeit oorgeschriebene form des
Akleybechers ist mehrfach Dertreten, so in den zroei großen Stücken des Meisters Heinrich Straub
(Nr. \~fii und 175), die Traubenpokale sind bis ins 18. Jahrhundert hinein zu Derfolgen, Herzbecher
und Becher in Apfel- und Bimform schließen sich an. Kurz Dor der Wende des Jahrhunderts
ist der schöne Deckelpokal Nr. f8f entstanden, eine Straßburger Arbeit Don reinstem Renaissance-

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