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Hugo Helbing <München> [Hrsg.]
Sammlung De Ridder †, Frankfurt a. M.: Keramik, Glas, Edelmetall ; Versteigerung in München in der Galerie Helbing, 9. Dezember 1919 — München, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.22328#0007
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VORWORT

enn Don der Sammlung de Ridder die Rede ist, so denkt man naturgemäß an die
kostbare Gemäldesammlung, die durch den Katalog Wilhelm Don Bodes ihre roissen-
schaftliche Beroertung gefunden hat und allen interessierten Kreisen bekannt geroorden ist.
Daneben aber beherbergte das schöne Haus an der Mainzer Landstraße zu prankfurt a. M.
noch einen kleinen Schatj kunstgeroerblicher Arbeiten, der gleichsam als das ergänzende Er-
gebnis der Sammelfreude ihres Besi^ers anzusprechen ist und Zeugnis ablegt Don dem feinen
künstlerischen Sinn, der hier geroaltet hat. Die Zahl der Stücke ist keine große und auch die
Gattungen der Kunstroerke sind auf roenige beschränkt, aber die Qualität der Gegenstände
hält sich auf einem so hohen NiDeau, daß auch ein sehr Derroöhnter Geschmack seine preude
daran haben muß.

Wenn hier auf das eine und andere Stück besonders hingeroiesen roird, so geschieht das
nicht, um den Versuch zu machen, gleichsam Baedekersterne auszuteilen und dadurch den
Wert der Sammlung zu erhöhen, sondern um auf den besonderen roissenschaftlichen oder
künstlerischen Vorzug einzelner Arbeiten oder Gruppen aufmerksam zu machen, roas der Natur
der Sache nach in dem rein beschreibenden Verzeichnis des Katalogs selbst nicht möglich ist.

Drei Gruppen überroiegen in dem Bestand der Sammlung: Die Keramik, das Glas und
das Edelmetall.

Unter den Werken der Keramik ist besonders herDorzuheben die schöne Palissyschüssel
mit der Befreiung der Andromeda (Nr. z), die ein Gegenstück in der Collect. Gaillard, früher
Soltykoff, besitzt und die sich durch Schärfe des Reliefs roie durch die kühle Harmonie der
lichten Glasurtöne Don den meisten anderen Werken des pranzosen auszeichnet, die ge-
rüöhnlich sehr Diel kräftigere farbenkontraste besitzen. Die kleine Majolikasammlung meist
einige recht gute Urbinoteller auf, roeit über dem Durchschnitt steht die große, in der pontana-
roerkstatt um T55o gemalte Schüssel mit der Traumdeutung Pharaos (Nr. großen dekora-
tiDen Wert besi^t die gebuckelte paentiner Schüssel (Nr. &), und der frühe Gubbioteller mit dem
heil. Sebastian (Nr. b) zeigt den Dollen Glanz des impressionistisch hingeroorfenen Lüsterdekors.
Unter den deutschen payencen begegnen unszroei Stücke Don besonderem Interesse: Der Hanauer
Birnkrug mit der bunten Anbetung der Könige im Rosenkranz, signiert Dom Monogrammisten
WR (Nr. ib) und der Nürnberger Enghalskrug (Nr. u). Der Meister WR ist uns dem Namen
nach bisher nicht bekannt geroorden, Don seinen Werken kennen roir mehrere in bunter und in
Sepiamalerei, er gehört der Richtung des Abraham Helmhack an und ist Dielleicht als dessen
Schüler anzusprechen. Der Enghalskrug mit den bunten Blumen und Vögeln dürfte sicher
Nürnberger pabrikat sein, die Arbeiten dieses Malers roerden jedoch meist Diel zu früh datiert, sie
dürften kaum Dor der Mitte des ts. Jahrhunderts entstanden sein. Immerhin bleibt dies Nach-
leben der Barockblumen sehr interessant.
 
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