IH Gemälde des nachstehenden Kataloges umfassen den zweiten Teil jenes
Bestandes, dessen erster Teil Anfang Juni zur Versteigerung gelangte.
Technische Gründe und auch der Umstand, nicht mit einer zu großen
Anzahl von Bildern vor die Oeffentlichkeit zu treten, bedingten die Teilung.
Die Juni*Auktion hat den Beweis erbracht, daß troß der geldknappen Zeiten für Qualitäten
seitens der Kunstfreunde immer noch Interesse vorhanden und das Bestreben, die Samm*
lungen weiter auszubauen, nicht erloschen ist.
In dem vorliegenden Katalog ist das Ausland mit wenigen Künstlern vertreten, von
denen das Brüderpaar Juan Pablo und Antonio Salinas, der erstere mit dem „Markus*
plaß in Venedig“ und der leßtere mit „Wäscherinnen am Brunnen“ besonders erwähnt
seien; von Pierre Camus le Duval, dem äußerst selten vorkommenden Künstler ist ein
„Mädchenbildnis“ — wohl um 1830 entstanden —vorhanden; Andre Lambert, noch wohl*
bekannt ob seiner Mitarbeit im Simplizissimus, ist lange nicht mehr an die Oeffentlichkeit
getreten und dürfte wohl seine Tätigkeit ganz nach Paris verlegt haben, seine beiden
Gouachen „Huldigung“ und „Esther“ sind vornehme Repräsentationen seiner Zeichenkunst
und Gouachetechnik; Niels Pedersen Mols „Kuhstall“ ist noch in Erinnerung von den
internationalen Ausstellungen im Glaspalast, wo er in der dänischen Abteilung großes
Ansehen genoß, ferner noch eine Zeichnung von Theophile Steinlen „Weibliche Akte“.
Uebergehend zur deutschen Schule, möchte ich eines Mannes gedenken, Ignatius
Taschner, der Bildhauer, Graphiker und Maler. Der liebenswürdige, stillheitere Mann barg
in seinem Innern eine Seele, so rein und edel, wie sie eben nur als Gottesgabe dem
Menschen verliehen werden kann. Aus kleinen Anfängen und entbehrungsreichen Wander*
Jahren hob diese Seele die menschliche Hülle empor zu jenem Können, dessen Auswirkung
ein Abglanz dieser Seele ist. Ignatius Taschner lebte mit Vorliebe unter dem boden*
ständigen Bauernvolk, er wußte dessen Eigenart zu deuten und in seinen Schöpfungen
wiederzugeben. Im gleichen Maße lebte er auch dem Mittelalter. Der Künstler ist
eigentlich einige Jahrhunderte zu spät geboren, er hätte wohl in der Zeit eines Teniers,
Ostade, aber audi Albrecht Dürers leben müssen, hier wäre sein Platz gewesen, oder
gibt es doch eine Seelenwanderung? und wurde uns in Taschner ein Geschenk aus jener
Zeit beschieden? Nur zu kurz war die Zeit in der der Künstler unter uns weilte, die
drängende Seele sprengte die Hülle und so schied Taschner allzufrüh aus seinem uner*
müdlichem Schaffen. Seine Schöpfungen und sein Künstlerheim in Mitterndorf bei Dachau,
in dem der Geist des Künstlers aus dem kleinsten selbstgeschaffenen Gegenstände spricht,
bilden ein Denkmal für alle Zeiten.
Der im Katalog enthaltene „Strauchdieb“, vom Künstler eigenhändig in Holz ge*
schnißt und selbst gefaßt, verseßt uns in die Zeit, in welche des Künstlers Gedanken*
gänge eindrangen und gibt uns einen Begriff von jener Soldateska, die deutsche Lande
im 17. Jahrhundert durchzog, jener fürchterlichen Zeit, die uns auch Meister Diez so vor*
trefflich zu schildern wußte. Die Aquarelle und Zeichnungen Taschners führen wieder
zum Leben und den Sitten des Landvolkes zurück und liefern in ihrer Einfachheit den
Beweis, daß das Dargestellte miterlebt wurde.
Bestandes, dessen erster Teil Anfang Juni zur Versteigerung gelangte.
Technische Gründe und auch der Umstand, nicht mit einer zu großen
Anzahl von Bildern vor die Oeffentlichkeit zu treten, bedingten die Teilung.
Die Juni*Auktion hat den Beweis erbracht, daß troß der geldknappen Zeiten für Qualitäten
seitens der Kunstfreunde immer noch Interesse vorhanden und das Bestreben, die Samm*
lungen weiter auszubauen, nicht erloschen ist.
In dem vorliegenden Katalog ist das Ausland mit wenigen Künstlern vertreten, von
denen das Brüderpaar Juan Pablo und Antonio Salinas, der erstere mit dem „Markus*
plaß in Venedig“ und der leßtere mit „Wäscherinnen am Brunnen“ besonders erwähnt
seien; von Pierre Camus le Duval, dem äußerst selten vorkommenden Künstler ist ein
„Mädchenbildnis“ — wohl um 1830 entstanden —vorhanden; Andre Lambert, noch wohl*
bekannt ob seiner Mitarbeit im Simplizissimus, ist lange nicht mehr an die Oeffentlichkeit
getreten und dürfte wohl seine Tätigkeit ganz nach Paris verlegt haben, seine beiden
Gouachen „Huldigung“ und „Esther“ sind vornehme Repräsentationen seiner Zeichenkunst
und Gouachetechnik; Niels Pedersen Mols „Kuhstall“ ist noch in Erinnerung von den
internationalen Ausstellungen im Glaspalast, wo er in der dänischen Abteilung großes
Ansehen genoß, ferner noch eine Zeichnung von Theophile Steinlen „Weibliche Akte“.
Uebergehend zur deutschen Schule, möchte ich eines Mannes gedenken, Ignatius
Taschner, der Bildhauer, Graphiker und Maler. Der liebenswürdige, stillheitere Mann barg
in seinem Innern eine Seele, so rein und edel, wie sie eben nur als Gottesgabe dem
Menschen verliehen werden kann. Aus kleinen Anfängen und entbehrungsreichen Wander*
Jahren hob diese Seele die menschliche Hülle empor zu jenem Können, dessen Auswirkung
ein Abglanz dieser Seele ist. Ignatius Taschner lebte mit Vorliebe unter dem boden*
ständigen Bauernvolk, er wußte dessen Eigenart zu deuten und in seinen Schöpfungen
wiederzugeben. Im gleichen Maße lebte er auch dem Mittelalter. Der Künstler ist
eigentlich einige Jahrhunderte zu spät geboren, er hätte wohl in der Zeit eines Teniers,
Ostade, aber audi Albrecht Dürers leben müssen, hier wäre sein Platz gewesen, oder
gibt es doch eine Seelenwanderung? und wurde uns in Taschner ein Geschenk aus jener
Zeit beschieden? Nur zu kurz war die Zeit in der der Künstler unter uns weilte, die
drängende Seele sprengte die Hülle und so schied Taschner allzufrüh aus seinem uner*
müdlichem Schaffen. Seine Schöpfungen und sein Künstlerheim in Mitterndorf bei Dachau,
in dem der Geist des Künstlers aus dem kleinsten selbstgeschaffenen Gegenstände spricht,
bilden ein Denkmal für alle Zeiten.
Der im Katalog enthaltene „Strauchdieb“, vom Künstler eigenhändig in Holz ge*
schnißt und selbst gefaßt, verseßt uns in die Zeit, in welche des Künstlers Gedanken*
gänge eindrangen und gibt uns einen Begriff von jener Soldateska, die deutsche Lande
im 17. Jahrhundert durchzog, jener fürchterlichen Zeit, die uns auch Meister Diez so vor*
trefflich zu schildern wußte. Die Aquarelle und Zeichnungen Taschners führen wieder
zum Leben und den Sitten des Landvolkes zurück und liefern in ihrer Einfachheit den
Beweis, daß das Dargestellte miterlebt wurde.