VO RWORT
L>ie Zeit der großen, alle Gebiete des Kunstgewerbes umfassenden Sammlungen scheint vorbei
zu sein, der Sammlertypus der Spitzer und Lanna gehört fast ganz der Vergangenheit an.
Der neue Typus, der im letzten Vierteljahrhundert zur Herrschaft gekommen ist, ist der des
Spezialsammlers, der unter Verzicht auf das Vielerlei sein Interesse nur auf einige wenige,
oder gar nur auf ein einziges Sondergebiet konzentriert. Er hat dabei, wenn er Blick und
Begabung besitzt, den Vorteil, dieses sein Spezialgebiet bis ins Kleinste kennen lernen zu können,
es zu beherrschen und systematisch auszubauen. Wo Tauben sind, da fliegen Tauben zu.
Um ein solches Spezialgebiet handelt es sich bei der vorliegenden Sammlung. Mit
leidenschaftlicher Konsequenz hat sich ihr Besitzer lediglich mit einer einzigen Materie befaßt,
die systematisch wohl noch nie in solch überraschend reichem Maße gesammelt worden, die
im Gegenteil von der Wissenschaft wie von den Liebhabern bisher recht stiefmütterlich
behandelt worden ist.
Herr EDGAR BOLZ, der bekannte ehemalige Schauspieler und Spielleiter, der von
seiner langjährigen Tätigkeit am Schauspielhaus zu Frankfurt allen kunstliebenden Frank-
furtern noch in lebhafter Erinnerung ist, hat neben diesem künstlerischen Hauptberuf das
Sammeln aller der Kunstgegenstände sich zur Lebensarbeit erkoren, die entweder ganz aus
dem schimmernden Material des Perlmutter bestehen, oder in irgend einer Weise mit ihm
zusammenhängen. Der vorliegende Katalog beweist, daß er dies Gebiet mit feinstem Verständ-
nis umfaßte und mit erlesenem Geschmack auszubauen verstand. Er empfand den Reiz des
Materials mit seiner weichen, zart lüstrierenden Oberfläche, er erkannte die delikaten Wir-
kungen, die es in Verbindung mit anderem Material, in den verschiedensten Montierungs-
möglichkeiten auszuüben imstande ist. Und er beschränkte sich dabei nicht auf eine besondere
Zeit, sondern wendete gleich liebevolles Interesse den Erzeugnissen fast eines halben Jahr-
tausends zu, von der Spätgotik an bis zum Ende des verflossenen Säkulums.
So ist hier eine Sammlung von größter Vielseitigkeit in den selbstgezogenen Schranken
stofflicher Gebundenheit entstanden, die wohl nicht ihres gleichen haben dürfte. Gewiß, für
den oberflächlichen Betrachter leidet sie vielleicht an einer gewissen Eintönigkeit, wie alle
derartigen Spezialsammlungen; aber sobald man sich hinein versenkt, wird man staunend gewahr,
in welche Mannigfaltigkeit — technisch und künstlerisch — durch die geschickte Hand des
Schnitzers, Graveurs und Intarsiators dies eine Material hineingezwungen ist, welch köstliche
Wirkungen aus ihm herausgezaubert worden sind. Nicht umsonst war das Perlmutter eines
der Lieblingsmateriale des auf delikate Oberflächenwirkungen so überaus fein reagierenden
18. Jahrhunderts. Die Arbeiten aus dieser Periode virtuosester Kunstfertigkeit und sichersten
Geschmacks überwiegen daher auch mit Recht in der Sammlung Edgar Bolz.
Es ist unmöglich, aus der großen Menge der verzeichneten Arbeiten alle besonders
interessanten Kunstwerke hier aufzuzählen; es sei gestattet, einige Gruppen und Einzelstücke
L>ie Zeit der großen, alle Gebiete des Kunstgewerbes umfassenden Sammlungen scheint vorbei
zu sein, der Sammlertypus der Spitzer und Lanna gehört fast ganz der Vergangenheit an.
Der neue Typus, der im letzten Vierteljahrhundert zur Herrschaft gekommen ist, ist der des
Spezialsammlers, der unter Verzicht auf das Vielerlei sein Interesse nur auf einige wenige,
oder gar nur auf ein einziges Sondergebiet konzentriert. Er hat dabei, wenn er Blick und
Begabung besitzt, den Vorteil, dieses sein Spezialgebiet bis ins Kleinste kennen lernen zu können,
es zu beherrschen und systematisch auszubauen. Wo Tauben sind, da fliegen Tauben zu.
Um ein solches Spezialgebiet handelt es sich bei der vorliegenden Sammlung. Mit
leidenschaftlicher Konsequenz hat sich ihr Besitzer lediglich mit einer einzigen Materie befaßt,
die systematisch wohl noch nie in solch überraschend reichem Maße gesammelt worden, die
im Gegenteil von der Wissenschaft wie von den Liebhabern bisher recht stiefmütterlich
behandelt worden ist.
Herr EDGAR BOLZ, der bekannte ehemalige Schauspieler und Spielleiter, der von
seiner langjährigen Tätigkeit am Schauspielhaus zu Frankfurt allen kunstliebenden Frank-
furtern noch in lebhafter Erinnerung ist, hat neben diesem künstlerischen Hauptberuf das
Sammeln aller der Kunstgegenstände sich zur Lebensarbeit erkoren, die entweder ganz aus
dem schimmernden Material des Perlmutter bestehen, oder in irgend einer Weise mit ihm
zusammenhängen. Der vorliegende Katalog beweist, daß er dies Gebiet mit feinstem Verständ-
nis umfaßte und mit erlesenem Geschmack auszubauen verstand. Er empfand den Reiz des
Materials mit seiner weichen, zart lüstrierenden Oberfläche, er erkannte die delikaten Wir-
kungen, die es in Verbindung mit anderem Material, in den verschiedensten Montierungs-
möglichkeiten auszuüben imstande ist. Und er beschränkte sich dabei nicht auf eine besondere
Zeit, sondern wendete gleich liebevolles Interesse den Erzeugnissen fast eines halben Jahr-
tausends zu, von der Spätgotik an bis zum Ende des verflossenen Säkulums.
So ist hier eine Sammlung von größter Vielseitigkeit in den selbstgezogenen Schranken
stofflicher Gebundenheit entstanden, die wohl nicht ihres gleichen haben dürfte. Gewiß, für
den oberflächlichen Betrachter leidet sie vielleicht an einer gewissen Eintönigkeit, wie alle
derartigen Spezialsammlungen; aber sobald man sich hinein versenkt, wird man staunend gewahr,
in welche Mannigfaltigkeit — technisch und künstlerisch — durch die geschickte Hand des
Schnitzers, Graveurs und Intarsiators dies eine Material hineingezwungen ist, welch köstliche
Wirkungen aus ihm herausgezaubert worden sind. Nicht umsonst war das Perlmutter eines
der Lieblingsmateriale des auf delikate Oberflächenwirkungen so überaus fein reagierenden
18. Jahrhunderts. Die Arbeiten aus dieser Periode virtuosester Kunstfertigkeit und sichersten
Geschmacks überwiegen daher auch mit Recht in der Sammlung Edgar Bolz.
Es ist unmöglich, aus der großen Menge der verzeichneten Arbeiten alle besonders
interessanten Kunstwerke hier aufzuzählen; es sei gestattet, einige Gruppen und Einzelstücke