Metadaten

Hugo Helbing [Hrsg.]
Ölgemälde moderner Meister: die Sammlung eines mitteldeutschen Kunstfreundes; [Auktion in der Galerie Hugo Helbing, München, 1. Dezember 1925] — München: Helbing, 1925

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.53567#0006
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Dieser Umstand kommt nun den Bildern bei der Auflösung der
Sammlung zugute, die Werte können sich auf die gegenwärtige Zeit
einstellen. Wenn eine Sammlung von 55 Gemälden die Zeit von Spitz-
weg bis zu Liebermann und Zügel umfaßt, so ist es wohl selbst verstände
lieh, daß bei dieser geringen Anzahl von Bildern nicht alle bedeutenderen
Künstler dieser Zeit vertreten sein können. Der Sammler wußte aber
so zu wägen, daß er zu dem Bau seiner Sammlung die markantesten
Künstler ihrer Zeit wählte, sei es nun, daß es sich um bereits auf der
Höhe des Könnens stehende Künstler oder um jene handelte, welche den
steinigen Weg bereits begonnen und inzwischen den Gipfel erreicht haben.
Carl Spißweg müßte mit der vorliegenden Arbeit „Abendfrieden“
den Romantikern zugezählt werden, einesteils der in diesem Bilde ange«
wandten Technik wegen, andernteils aber auch der Wahl des Motives
wegen; welch’ ein Friede ist dem beschaulichen Alten eigen, wohl übers
tragen aus dem vom Alltag sich zur Ruhe begebenden Städtchen, zu
Füßen des Berges und dies alles behütet von dem sich im Abendrot
weitenten, die kleine Welt beschirmenden Abendhimmel.
Spißwegs Zeit* und Weggenosse Ed. Schleich d. Ae. zeigt uns
ein Motiv „der flanderischen Küste“, wohl ein Ergebnis der mit Spißweg,
Langko und einigen anderen Kollegen unternommenen Studienreise
nach Frankreich und Belgien. Diese Arbeiten im Verein mit Mondscheins
landschaften gehören zu den seltenen Arbeiten des Künstlers und finden
als Epochenbilder ganz besondere Beachtung.
Der um 27 Jahre jüngere Sohn des Schwarzwaldes Hans Thoma
kam 4 Jahre vor dem Tode Schleichs nach München, er ist mit Schleich
insofern verbunden, als beiden der Pionier der deutschen Landschaft
Johann Wilhelm Schirmer zum Vorbilde und als Lehrer diente. Neigt
sich Schleich den Babizonern und auch teilweise dem Impressionismus
zu, so bleibt Thoma der Romantiker und Erzähler. Er schildert die
Welt der Ruhe und des Friedens, eine Welt, in der fern vom Weitem
trubel zu leben, das Leben verlängern heißt, den Beweis lieferte der Alt«
meister an sich selbst. Sein „Abendfrieden“ - in dämmerigem Abend sißt ein
Fischer am Ufer — könnte ein Ausschnitt aus dem Paradiese sein, die
das Wasser belebenden Schwäne vervollkommnen die Idylle. Bei diesem
Bilde tritt die seelische Gemeinschaft mit Spißwegs „Abendfrieden“
 
Annotationen