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Hugo Helbing [Hrsg.]; Galerie Baum [Hrsg.]
Ölgemälde, Aquarelle, Handzeichnungen und Graphik moderner Meister: 1. Teil - Galerie Baum, München; 2. Teil - aus dem Besitze eines mitteldeutschen Museums und aus anderem Besitze; Auktion in der Galerie Hugo Helbing, München, 15., 16. Dezember 1925 — München: Helbing, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.49421#0007
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jemand die Stätte seines Wirkens verläßt, so wird er unwillkürlich
einen Rückblick auf seine Tätigkeit werfen. Angenehme und unangenehme
Erinnerungen werden es sein, die an ihm vorüberziehen. Behält nun das
Angenehme die Vorhand, so lassen sich die Stunden des Mißgeschickes
leichter überwinden, die Sonne siegt über die nebelgrauen Wolken.
Auch die Galerie Baum wird, wenn sie diesen Rückblick hält, an sonnige und nebelige
Tage erinnert werden. Ein Vierteljahrhundert umfaßt die Zeit der Tätigkeit dieses Unters
nehmens, von kleinen Anfängen heraus entwickelte sich dasselbe. Daß sich da Freud und
Leid und in den Anfängen das Leßtere in vermehrtem Maße aneinander reihen, liegt in der
Natur der Sache und wohl dem, der sich durch erhöhte Tätigkeit zur Sonne durchzuringen
weiß. Der Weg von der Dienerstraße, wo die Gründung stattfand, bis zum Odeonsplaß, ist
räumlich kurz, doch war er dornenvoll; zähe Ausdauer und der Wille zum Wollen und Voll»
bringen ließen ihn im jahrlangen Marsche überwinden und das Ziel erreichen. Dieses Ziel
wurde nun auch das Ziel vieler Kunstfreunde, wohl wenige werden, wenn sie in die Nähe
des Odeonsplaßes kamen, versäumt haben, schnell einen Blick zu Baum zu werfen, boten
doch die Schaufenster der Galerie stets Neues, es kamen da alle Zeiten und Richtungen zu
Worte. Ein Spitzweg wechselte mit dem gährenden Talent der Modernsten, das Ausland
mit den bodenständigen Künstlern der deutschen Schule ab, es gab immer etwas zu schauen,
zu bewundern und zu kritisieren.
Die Galerie Baum verfolgte keine einseitigen Ziele, sie diente der Kunst im Allge*
meinen, es konnte jeder Geschmack seine Rechnung finden, insbesondere hatte sie sich aber
zur Aufgabe gestellt, jungen, befähigten Talenten den Weg zu ebnen. Im Schaufenster der
Galerie Baum stellte sich gar manches junge, gänzlich unbekannte Talent der Allgemeinheit
vor, tat den Sprung in die Oeffentlichkeit, Kritik positiv und negativ herausfordernd, um sehr
oft siegreich aus diesem Wagnis hervorzugehen. Diese jungen Werdenden hatten an der
Galerie Baum eine wohl schwer zu ersetzende Stütze.
Der Bestand der Galerie Baum umfaßt den ersten Teil des nachstehenden Kataloges
und bestätigt das in Vorstehendem Gesagte. Hier findet der Sammler gar manches ihm
Wohlbekannte und vielleicht sehnsüchtig begehrte Werk, dessen Erwerb ihm bisher aus ma-
teriellen Gründen versagt war. Der Umstand, daß der Gesamtbestand zur Veräußerung ge-
langt, gibt ihm vielleicht jeßt die Möglichkeit, mit den verfügbaren Mitteln den längst gehegten
Wunsch nun endlich erfüllen zu können. Es möge nun ein kurzer Ueberblick über den Inhalt
gegeben sein.
Die ältere Schule umfaßt die Namen Friß Baer mit drei „Landschaften“, Benno Becker
„Schaubuden“ und „Olivenhain“, G. v. Bechtolsheim „Waldwiese“ und „Abend im Moor“,
W. v. Diez „Kopf einer barmherzigen Schwester“, W. Geffken „Das Lied“, „Beim Souper“,
„Im Boudoir“, Hugo von Habermann das berühmte, tiefempfundene „Allerseelen“ —, welches
dem Beschauer die tiefsten Schmerzen der Menschheit offenbart —, verschiedene „Halbfiguren“
in Oel und Pastell in bekannter Rassigkeit und ferner interessante Zeichnungen des Weibes,
Karl Hartmann zwei Bilder mit „Pferdemarktszenen“, wohl zu den bedeutendsten Arbeiten
des Künstlers gehörend, Karl Haider „Brustbild eines Mannes“, H. von Hayeck mit einer
Anzahl hochinteressanter Arbeiten, Adolf Hengeler „Frühling“, „Idylle“, „Baumeister in Natur“
und „Der Maler“ — vier Arbeiten in gewohnter Art des Künstlers —, der Frankfurter Jakob
Hoff mit „Waldinneres“ — eine großzügige Komposition von Charles Hoguet „Nach dem
Fischfang“, F. Horodam diverse „Landschaftsstudien“, A. Jank „Hürdensprung“, „Fuchsjagd“,
 
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